Liebenstadt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Liebenstadt
Stadt Heideck
Koordinaten: 49° 8′ N, 11° 5′ OKoordinaten: 49° 7′ 59″ N, 11° 5′ 23″ O
Höhe: 445 m ü. NHN
Einwohner: 228 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1971
Postleitzahl: 91180
Vorwahl: 09177
Ortsansicht Liebenstadt
Ortsansicht Liebenstadt

Liebenstadt ist ein Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Pfarrdorf liegt westlich der Stadt Heideck am nördlichen Talhang der Kleinen Roth. Durch den Ort führt die Staatsstraße 2226; am südwestlichen Ortsende zweigt von dieser die Kreisstraße RH 20 ab. Gemeindeverbindungsstraßen führen zunächst in westlicher, dann in nördlicher Richtung nach Altenheideck, in südlicher Richtung nach Rambach bzw. nach Haag.[2] Die Ortsflur ist 631 Hektar groß.[3]

Ortsnamendeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsname, in älteren Varianten „Liubenstat. Lubenstat“, wird gedeutet als „Wohnstätte des Liubo (als Koseform von Liubhart oder Liubolt)“.[4] „statt“-Orte liegen häufig an alten Straßen, Liebenstadt wahrscheinlich an einer Altstraße, die durch die Senke von Ellingen nach Heideck führte.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste Erwähnung Liebenstadts findet man im Pontifikale Gundekarianum; demnach weihte um 1060 Bischof Gundekar II. von Eichstätt in „Liubenstat“ eine Kirche.[6] Liebenstadt gehörte zur domkapitelschen Urpfarrei Laibstadt des Bistums Eichstätt, wurde aber vor 1458 von dieser abgetrennt.[7]

Seit dem 12. Jahrhundert ist ein edelfreier Ortsadel nachweisbar. So tritt 118/89 dreimal Swikkerus/Swikerus de Liubenstat für den Bischof von Eichstätt als Urkundenzeuge in Erscheinung.[8] Im 14. Jahrhundert kamen die Brüder Konrad I. (seit 1303 nachweisbar) und Friedrich I. von Heideck, die auf Erwerbungen in ihrem Gebiet sehr bedacht waren, zu Besitz unter anderem in Liebenstadt.[9]

Mit Heideck gelangte Liebenstadt nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1505 zum neu errichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg; im 16. Jahrhundert bestand der Ort aus 35 Untertanen(-familien).[10] Mit der Verpfändung des pfalz-neuburgischen Pflegamtes Heideck und damit auch Liebenstadts 1542 an Nürnberg wurden auch die dortigen Untertanen der Reformation zugeführt.[11] 1585 wurde das Amt Heideck von Pfalz-Neuburg wieder eingelöst.[12] Die Wiedereinführung der katholischen Glaubensausübung erfolgte mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz unter dem konvertierten Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm ab 1627.[13] 1612 war eine Schule errichtet worden.[14]

1701 wurde die katholische Pfarrei wieder errichtet.[15] Laut einem Schematismus von 1761 gehörte sie zum Kapitel Hilpoltstein; das Präsentationsrecht besaß zu dieser Zeit Nürnberg, früher aber der Pfarrer der Urpfarrei Laibstadt.[16]

Am Ende des Alten Reiches, um 1800, gab es in Liebenstadt 37 Untertanen, die dem pfalz-neuburgischen Landrichteramt Heideck als Grundherrschaft gehörten, darunter eine Schmiedstatt, eine Taferne und ein Schulhaus. Hoch- und niedergerichtlich unterstand der Weiler dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Heideck.[17]

Im Königreich Bayern (1806) bildete Liebenstadt mit Altenheideck, Haag, Rambach und Tautenwind die Gemeinde Liebenstadt und den gleichnamigen Steuerdistrikt im Gerichtsbezirk und Rentamt (später Bezirksamt und Amtsgericht) Hilpoltstein.[18] 1829 wurde von der Gemeinde ein Schul- und Mesnerhaus angekauft, um 1850 aber ein Neubau errichtet.[19]

1875 gab es im Ort Liebenstadt 104 Gebäude, 17 Pferde und 249 Stück Rindvieh. Die Gemeinde Liebenstadt umfasste zu dieser Zeit 207 Gebäude und 492 Einwohner (482 Katholiken, 10 Protestanten), von denen 26 Pferde, 462 Stück Rindvieh, 365 Schafe und 137 Schweine gehalten wurden.[20] Um 1913 wurde der Ort elektrifiziert.[21]

Mit der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Liebenstadt mit ihren fünf Orten aufgelöst; das Pfarrdorf Liebenstadt wurde am 1. Januar 1971 ein Gemeindeteil von Heideck im Landkreis Roth.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1818: 183 (43 „Feuerstellen“, 42 Familien)[22]
  • 1830: 183 (43 Anwesen)[23]
  • 1837: 241 (42 Anwesen)[24]
  • 1871: 226 (104 Gebäude)[25]
  • 1900: 266 (52 Wohngebäude)[26]
  • 1937: 274[27]
  • 1950: 319 (51 Wohngebäude)[28]
  • 1961: 256 (52 Wohngebäude)[29]
  • 1970: 257[30]
  • 1987: 228 (91 Gebäude mit Wohnraum; 114 Wohnungen)[1]

Katholische Pfarrkirche St. Michael[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Turm der Pfarrkirche St. Michael stammt bereits aus dem Mittelalter.[31] 1589 wurde auf das mittelalterliche Untergeschoss des Kirchturms, in dem sich der Chor befindet, ein Obergeschoss gesetzt. Das zweite, wohl jüngere Obergeschoss aus verputztem Fachwerk trägt einen unten abgeflachten spitzen Schieferhelm.[32] 1788 und 1817 wurden Reparaturen an der Kirche ausgeführt. Ab 1884 erfolgte ein Neubau des Kirchenschiffs im neuromanischen Stil; die Konsekration fand am 1. Mai 1888 statt. 1891 kam eine Schedel-Orgel aus Oberscheinfeld in die Kirche, die 1910 durch eine Bittner-Orgel aus Eichstätt ersetzt wurde. 1921 erfolgte eine Restaurierung der Kirche, und 1926 wurde das Schieferdach durch ein Ziegeldach ersetzt. 1937 waren drei Glocken im Turm: eine aus dem 14. Jahrhundert, eine aus dem 16. Jahrhundert von Christoph Glockengießer (Nürnberg) und eine von 1768 vom Glockengießer Matthias Stapf in Eichstätt.[33] 1996 wurden drei neue Glocken von Rudolf Perner aus Passau in den Turm gebracht, nur die Glocke aus dem 14. Jahrhundert blieb erhalten.[34] Die Kirche weist neubarocke Altäre, eine spätgotische Marienfigur im Hochaltar und als Relieffigur eines Altarflügels einen Hl. Sebastian vom Ende des 15. Jahrhunderts auf.[35] Im Chor hat sich ein Deckengemälde „Hl. Dreifaltigkeit“ des Nazarener-Künstlers Georg Lang (* 1840; † 1900) erhalten; weitere Deckengemälde von ihm in der Kirche wurden nach einem Blitzschlag 1926 ersetzt.[36]

Das Pfarrhaus, Liebenstadt Nr. 4, wurde 1789 aus Sandsteinquadern erbaut (mit Walmdach).[37]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Pfarrkirche gibt es noch sieben weitere Baudenkmäler.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Freiwillige Feuerwehr Liebenstadt
  • Krieger- und Kameradenverein Liebenstadt und Umgebung
  • Katholische Landjugend-Bewegung (KLJB) Liebenstadt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Liebenstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • [2] Liebenstadt auf einer alten Ansichtskarte
  • Liebenstadt in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 13. September 2021.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
  2. Liebenstadt im BayernAtlas
  3. Histor. Atlas, S. 34
  4. Karl Kugler: Erklärung von tausend Ortsnamen der Altmühlalp und ihres Umkreises. Ein Versuch. Eichstätt 1873: Verlag der Krüll’schen Buchhandlung, S. 123, 187
  5. Histor. Atlas, S. 14 f.
  6. Histor. Atlas, S. 15; Michael Lefflad (Hrsg.): Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Eichstätt 1871, S. 17
  7. Buchner II, S. 95
  8. Histor. Atlas, S. 98, 114, 131; Buchner II, S. 95
  9. Histor. Atlas, S. 103 f.
  10. Histor. Atlas, S. 34
  11. Histor. Atlas, S. 178
  12. Histor. Atlas, S. 177
  13. Histor. Atlas, S. 159, 179
  14. Buchner II, S. 95
  15. Buchner II, S. 96
  16. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt, 11. Jg. (1896), S. 73, 111
  17. Histor. Atlas, S. 223
  18. Histor. Atlas, S. 255
  19. Buchner II, S. 96
  20. Kgl. Statistisches Bureau in München, Sp. 889
  21. Buchner II, S. 97
  22. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise … enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 54
  23. Histor. Atlas, S. 255
  24. Histor. Atlas, S. 255
  25. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Sp. 889
  26. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1220
  27. Buchner II, S. 97
  28. Histor. Atlas, S. 255
  29. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 796
  30. Histor. Atlas, S. 255
  31. Stadtteile - Stadt Heideck. Abgerufen am 30. Mai 2022.
  32. Mader, S. 220
  33. Buchner II, S. 95–97
  34. [1] Glockenklänge
  35. Mader, S. 221; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München: Deutscher Kunstverlag 1999, S. 583
  36. Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 97
  37. Denkmalschutz-Immobilien: Ehem. Pfarrhaus in ruhiger Ortslage (Memento vom 7. September 2015 im Internet Archive)