Fischbauchträger

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Brücke mit einem Fischbauchträger (Czarny most über die Radunia bei Leźno, Polen, 2019)
Brücke mit mehreren Fischbauchträgern (Biesenbachviadukt der Wutachtalbahn, 2016)

Der Fischbauchträger ist ein im Bauwesen verwendeter Träger mit der äußeren Form eines Fischbauches. Er ist häufig in Balkenbrücken als Abwandlung eines Fachwerkträgers mit geraden und parallelen Gurten zu finden. Dessen gerader Obergurt bleibt erhalten, während der Untergurt konvex gewölbt wird.[1] Fischbauchträger werden unter der Fahrbahn angeordnet, denn der gerade Obergurt ist prädestiniert dafür, die in der Regel gerade Fahrbahn aufzunehmen.

In der Literatur wird gelegentlich auch der Linsenträger, dessen beide Gurte konvex geformt sind, als Fischbauchträger bezeichnet.

Geschichte, Funktion und Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgänger des Fischbauchträgers ist der Linsenträger.

Nicht lange nach dessen Anwendung setzte sich die Auffassung durch, dass der gerade Fahrbahnträger ausreiche, um die Druckkräfte aufzunehmen, und deshalb auf den oberen Bogen verzichtet werden könne. Daraus entstand der unter der Fahrbahn liegende Fischbauchträger.

Die Form der Unterseite der Fischbauchträger wird bevorzugt parabolisch ausgeführt, was dem Verlauf des Biegemomentes in ihm bei konstanter Streckenlast entspricht. Der Kräfteverlauf kann direkt an der Form abgelesen werden. Deswegen empfinden sowohl Fachleute als auch Laien diese Form als harmonisch, elegant und ästhetisch, besonders wenn eine Brücke mit einer Vielzahl von solchen Trägern hintereinander gebaut wird.

Eine Brücke aus Fischbauchträgern wird als Fischbauchbrücke bezeichnet. Die meisten Fischbauchbrücken wurden beim Bau von Bahnstrecken, seltener auch beim Straßenbau, in Eisen- oder Stahlbauweise errichtet. Fischbauchbrücken in Spannbetonbauweise sind hingegen äußerst selten. Fischbauchträger wurden gelegentlich auch bei Vollwandträgern (alte gusseiserne Barrenträger oder Blechträger) als eine Form für Träger gleicher Festigkeit verwendet.[1] Diese Bauweise ist heute unüblich geworden. Man findet sie vor allem bei Eisenbahnbrücken aus dem 19. Jahrhundert und bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, oder im Industriebau.

Bekannte, noch existierende Fischbauchbrücken sind die Brücken der Wutachtalbahn in Baden-Württemberg (Biesenbachviadukt, Wutachviadukt, Talübergang Fützen), in Nordrhein-Westfalen die Brücke der Wuppertal-Bahn über den Beyenburger Stausee in Wuppertal-Beyenburg und die Lennebrücke Ohle, des weiteren der Markersbacher Viadukt in Sachsen und der Lengenfelder Viadukt in Thüringen sowie der Sitterviadukt der Südostbahn (SOB) im Kanton St. Gallen. Auch in Rumänien stehen noch Brücken dieses Typs – so z.B. an der Bahnstrecke zwischen Caransebeș und Drobeta-Turnu Severin.[2][3][4]


Beim Neubau des Castielertobel-Viadukts 2024 wurde wiederum mit einem Fischbauchträger verstärkt – neu mit nur noch einem Spannfeld ohne Stützen.

Trisannabrücke vor 1964

Auch die ehemalige Trisannabrücke wies außer dem oberen Träger als Verstärkung einen Fischbauchträger auf.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Fischbauchträger Otto Lueger (Hrsg.): Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4, Stuttgart, Leipzig 1906, S. 41.
  2. Bild der Fischbauchbrücke an der Bahnstrecke Caransebeș – Drobeta-Turnu Severin bei Sadova Veche über den Fluß auf Google-StreetView vom Juli 2023
  3. Bild der Fischbauchbrücke an der Bahnstrecke Caransebeș – Drobeta-Turnu Severin zwischen Armeniș und Sadova Veche über Straße und Fluß auf Google-StreetView vom Juli 2023
  4. Bild der Fischbauchbrücke an der Bahnstrecke Caransebeș – Drobeta-Turnu Severin südlich Armeniș über den Fluß auf Google-StreetView vom Juli 2023

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fischbauchträger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien