Forschungsstelle Deutscher Orden
Die Forschungsstelle Deutscher Orden (FDO) ist eine Forschungseinrichtung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Sie widmet sich der Geschichte des Deutschen Ordens mit besonderem Bezug zur Landesgeschichte Frankens.[1]
Hintergrund und Aufgabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1219 hatten sich Ordensmitglieder im tauberfränkischen Mergentheim niedergelassen. 1527 wurde Mergentheim Sitz der Ordenszentrale. Auch in Würzburg war der Orden früh ansässig. Aufgrund dieses historischen Hintergrundes sowie der Notwendigkeit einer koordinierten Ordensforschung bat der in Bad Mergentheim geborene Dieter Salch, Ehrenritter des Deutschen Ordens,[2] 2010 den Universitätspräsidenten der Universität Würzburg, die Implementierung einer Deutschordens-Forschungsstelle an der Universität zu prüfen.[1]
Verwirklicht wurde das Projekt ab September 2013[3] in den aufgelassenen Leighton Barracks der 1st Infantry Division (Vereinigte Staaten). Nach der Konversion zum Campus Hubland Nord wurde die ehemalige Elementary School erneuert und zur Nutzung freigegeben. Ebenfalls eingezogen sind das Universitätsarchiv Würzburg und das Institut für Hochschulkunde. Die drei Institutionen nutzen und verwalten den gemeinsamen Lesesaal und technische Einrichtungen wie die neuen Rollregale im Archiv. Zur Einweihung am 3. Juli 2014 kamen Hochmeister Bruno Platter, Bischof Friedhelm Hofmann, Dieter Salch, Josef Schuster, Alfred Forchel, Paul Beinhofer, Christian Schuchardt, Bernhart Jähnig, Arno Mentzel-Reuters, Udo Arnold, Oliver Jörg und die lutherische Dekanin Edda Weise. Zahlreiche Gäste waren aus Polen, Belgien, Österreich und Italien angereist.[1]
Angesiedelt ist die FDO am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte. Helmut Flachenecker sieht die Herausforderung darin, Geschichte sowohl in einem langen zeitlichen Überblick als auch in regional vielfältigen Räumen anzusiedeln. Die Forschungsstelle Deutscher Orden widmet sich einer vergleichenden europäischen Regionalgeschichte mit vielfältigen politischen, religiösen und kulturellen Bezügen. Zugleich erforscht sie die Geschichte der Ballei und der heutigen Komturei Franken des Deutschen Ordens.
Den Großteil der Umbaukosten in Höhe von 400.000 € brachte der Freistaat Bayern auf. Unterstützung kam von der Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde, dem Deutschherrenbund, Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Ordens St. Mariens in Jerusalem und der Dieter-Salch-Stiftung Pro Universitate.[1]
Lehre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2012 finden an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg regelmäßig Vorlesungen und Seminare zur Deutschordensthematik statt.
Semester | Dozent/-in | Titel der Vorlesung / des Seminars |
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SS 12 | Maike Trentin-Meyer | Die Schlacht von Tannenberg 1410 und der Verlust des Deutschordensterritoriums 1525 – wie stelle ich historische Ereignisse im Museum dar? |
WS 12/13 | Udo Arnold | Die Geschichte des Deutschen Ordens unter besonderer Berücksichtigung der Ballei Franken |
Maike Trentin-Meyer | Der Deutsche Orden in Franken – Darstellung im Museum | |
SS 13 | Maike Trentin-Meyer | Die Geschichte des Deutschen Ordens im Museum |
WS 13/14 | Stefan Petersen | Der Deutsche Orden in Franken |
WS 14/15 | Jörg Seiler | Der Deutsche Orden in der Neuzeit. Idee und Strukturen einer rechskirchlichen Selbstvergewisserung |
Florian Huggenberger | Glaube, Politik, Nächstenliebe, Profit: Der Deutsche Orden in Franken und seinen Nachbargebieten | |
SS 15 | Roman Czaja | Der Deutsche Orden und seine Territorialherrschaft an der Ostsee |
WS 15/16 | John D. Young | Cloistered, Medicant and Military Orders in Franconia and Beyond |
SS 16 | Helmut Flachenecker / Caspar Ehlers | Der Deutsche Orden als raumbildender Faktor im Mittelalter |
WS 16/17 | Arno Mentzel-Reuters / Marie-Luise Heckmann | Lektüre von Quellen zu Altpreußen |
SS 17 | Caspar Ehlers | Ausgewählte Probleme der Mittelalterlichen Geschichte: Eine Karthographie der Balleien des Deutschen Ordensund ihrer Amtsträger bis zur frühen Neuzeit |
Lina Schröder | Herrschaftssicherung mittels infrastruktureller Politik? Der Deutsche Orden in Preußen | |
WS 17/18 | Lina Schröder | Herrschaftssicherung mittels infrastruktureller Politik? Der Deutsche Orden in Preußen |
SS 18 | Helmut Flachenecker/Caspar Ehlers | Quellen und Forschungen zur Entstehung der Territorien des Deutschen Ordens |
WS 18/19 | Benjamin Heidenreich | Der Deutsche Orden in der Frühen Neuzeit |
SS 19 | Benjamin Heidenreich | Der Deutsche Orden in der Frühen Neuzeit |
Katharina Kemmer | Die Geschichte des Deutschen Ordens im Mittelalter | |
WS 19/20 | Katharina Kemmer | Einführung in die Sphragistik – Siegel des Deutschen Ordens |
SS 20 | Helmut Flachenecker | Die Ritterorden in Franken |
Katharina Kemmer | Mythos und Wahrheit – Der Deutsche Orden | |
WS 20/21 | Katharina Kemmer | Staufer und Deutscher Orden in Apulien |
SS 21 | Katharina Kemmer | Der Deutsche Orden in Franken |
Forschung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abgeschlossene Projekte:
- Nicholas Youmans: Die Identität des Deutschen Ordens im Spiegel seiner Symbolhandlungen
- Katharina Kemmer: Der Deutsche Orden in (Stadt)-Prozelten. Kommende, Herrschaftsstruktur, Territorialherrschaft. (Dissertation)
Laufende Projekte:
- Katharina Kemmer: Unitas per varietatem? - Das mittelalterliche Siegel-Corpus Deutscher Orden. Ein Vergleich der Siegel der Ballei Franken, an der Etsch und im Gebirge, Österreich, Elsass-Burgund, Lothringen und des Deutschmeistertums. (Habilitationsprojekt)
- Tobias Baus: Zwischen Orden und Bürgern. Die Edition des ältesten Mergentheimer Stadtbuchs. (Arbeitstitel Dissertation)
- Benedikt Weigand: Der Deutsche Orden und seine Balleien: Ein Vergleich zwischen Elsass-Burgund (Lothringen) und Preußen. (Arbeitstitel Dissertation)
Bibliothek
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An die Forschungsstelle angegliedert ist eine Bibliothek zur Deutschordensgeschichte. Fokus des eigenen Bestandes liegt auf der Literatur zur Deutschordensforschung in der Frühen Neuzeit. Zu den Beständen gehört auch die Bibliothek der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung (HiKo).
Kooperationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hochmeisteramt des Deutschen Ordens in Wien
- Deutschordenszentralarchiv Wien
- Deutschherrenbund
- Internationale Historische Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens
- Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung
- Centro interdipartimentale di ricerca sull'Ordine Teutonico nel Mediterraneo
- Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie
- Deutschordensmuseum - Residenzschloss Mergentheim
- Staatsarchiv Ludwigsburg
Exkursionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2015 finden im Zwei-Jahres-Rhythmus von der FDO (auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Lehrstühlen der Julius-Maximilians-Universität) organisierte Exkursionen auf den Spuren des Deutschen Ordens statt.
- 2015: Auf den Spuren des Deutschen Ordens ins Polen
- 2017: Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Belgien und den Niederlanden
- 2019: Auf den Spuren des Deutschen Ordens im Gebiet Kaliningrad (Russland)
- 2021: Stauferherrscher und Deutscher Orden in Apulien
Tagungen (ausgerichtet von der FDO)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2016: Globale und regionale Aspekte in der Entwicklung des Deutschen Ordens
- 2017: Siegel des Deutschen Ordens
- 2017: Quelleneditionen zur Geschichte des Deutschen Ordens und anderer geistlicher Institutionen
- 2018: Der Deutsche Orden und das Konzil von Konstanz
- 2019: Maria, Georg und Elisabeth. Der Deutsche Orden von Akkon nach Franken
- 2021: Partes inferiores? Die Deutschordensballeien Utrecht, Biesen, Westfalen und Sachsen in der Frühen Neuzeit
- 2022: Der Deutsche Orden im Südosten
Tagungen (Teilnahme der FDO)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2017: Tagung der Ordines Militares: Die Ritterorden in den regionalen kirchlichen Strukturen (Diözesen, Pfarreien, andere geistliche Institutionen) in Thorn
- 2018: Vier-Ordens-Treffen, Nürnberg
- 2018: Internationale Fachtagung Sigismund von Luxemburg, der Deutsche Orden und Polen-Litauen an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel
- 2018: Tagung der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens: Akkon – Venedig – Marienburg. Mobilität und Immobilität im Deutschen Orden in Marienburg.
- 2019: Tagung der Ordines Militares: Die Kommunikation in den Ritterorden: Räume – Strukturen – Formen in Thorn
- 2019: Editionswissenschaftliches Kolloquium: Urkundenbücher, Chroniken, Amtsbücher. Alte und neue Editionsmethoden in Thorn
- 2021: Tagung der Ordines Militares: Die Ritterorden und Frauen: Stifterinnen – Affiliierte – Schwestern – Heilige in Thorn
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmut Flachenecker (Hrsg.): Ritter, Verwalter und Repräsentanten – Priester und Seelsorger (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 79 / Veröffentlichungen der Forschungsstelle Deutscher Orden an der Universität Würzburg, Bd. 1). Weimar 2016.
- Katharina Kemmer: Der Deutsche Orden in Prozelten. Kommende, Herrschaftsstruktur, Territorialherrschaft (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 83 / Veröffentlichungen der Forschungsstelle Deutscher Orden an der Universität Würzburg, Bd. 2). Ilmtal-Weinstraße 2020.
- Helmut Flachenecker (Hrsg.): Der Deutsche Orden auf dem Konstanzer Konzil. Pläne – Strategien – Erwartungen (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 84 / Veröffentlichungen der Forschungsstelle Deutscher Orden an der Universität Würzburg, Bd. 3). Ilmtal-Weinstraße 2020.
- Helmut Flachenecker (Hrsg.): Kommendenausbau im HL. Römischen Reich des 13. Jahrhunderts. Italien, Franken, Preußen und Livland in vergleichender Perspektive (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 88 / Veröffentlichungen der Forschungsstelle Deutscher Orden an der Universität Würzburg, Bd. 4). Ilmtal-Weinstraße 2022.
- Alice Ehrmann-Pösch: Bettler, Pfründner, Hausarme: Armenfürsorge in der Frühen Neuzeit am Beispiel Mergentheim, Residenzstadt des Deutschen Ordens (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 89 / Veröffentlichungen der Forschungsstelle Deutscher Orden an der Universität Würzburg, Bd. 5). Ilmtal-Weinstraße 2022.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Salch: Die Forschungsstelle des Deutschen Ordens bei der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 10, 2014, S. 293–298.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Forschungsstelle Deutscher Orden auf der Website der Universität Würzburg
- Drei Forschungsstellen unter einem Dach
- Instagram-Auftritt der Forschungsstelle Deutscher Orden
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Helmut Flachenecker: Die Forschungsstelle zur Geschichte des Deutschen Ordens an der Universität Würzburg. (pdf) In: Das virtuelle Archiv des Deutschen Ordens. Maria Magdalena Rückert, abgerufen am 3. März 2016 (1,1 MB).
- ↑ Udo Arnold: I had a dream. Zur Vorgeschichte der Forschungsstelle Deutscher Orden. In: Fachprosaforschung - Grenzüberschreitungen. 10, 2014, S. 299–303, hier S. 300
- ↑ Dieter Salch: Die Forschungsstelle des Deutschen Ordens bei der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. In: Fachprosaforschung - Grenzüberschreitungen. 10, 2014, S. 293–298; hier: S. 296