Friedenslicht

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Friedenslicht
Polnische Pfadfinder übergeben das Friedenslicht an Präsident Aleksander Kwaśniewski, 2004

Das Friedenslicht aus Betlehem ist eine Aktion, die 1986 vom oberösterreichischen Landesstudio des ORF ins Leben gerufen wurde. Es ist eine Spendenaktion mit dem zu teilenden Licht als spezielles Zeichen.[1][2] Mittlerweile ist das ORF-Friedenslicht aus Betlehem in mehr als 30 europäischen Ländern zu einem neuen Weihnachtsbrauch geworden.

Geschichte

Im Rahmen der Aktion Licht ins Dunkel unterbreitete die Künstlerin Ada Brandstetter die Idee, ein Licht als Symbol des Friedens an die Unterstützer der Aktion zu verteilen. Das Licht wird in der Vorweihnachtszeit von einem Kind in der Geburtsgrotte Jesu Christi in Betlehem entzündet und per Flugzeug in einer explosionssicheren Lampe nach Wien gebracht. Von dort aus wird es nach einem Aussendungsgottesdienst weiter auf den Weg geschickt. Normalerweise wird das Licht von einem oberösterreichischen Kind aus Betlehem geholt. Auf Grund der kriegerischen Umstände im Jahr 2001 wurde das Friedenslicht von Kindern aus Israel nach Österreich gebracht.

1989 griff der Wiener Pfadfinderleiter Herbert Grünwald[3] die Idee auf und organisiert seitdem jedes Jahr die Verteilung des Friedenslichtes an ausländische Pfadfinderdelegationen im Rahmen einer ökumenischen Lichterfeier in Wien.

Seit 1991 wird das Friedenslicht auch nach Osteuropa gebracht, wo es Betlehem-Licht genannt wird. Slowakische Pfadfinder holen das Licht in Wien ab und übergeben es am Grenzübergang Łysa Polana in der Tatra an ihre polnischen Kollegen. Nach einem Gottesdienst in Bukowina Tatrzańska wird das Licht weiter in Polen verteilt und von dort auch an die östlichen Nachbarländer weitergegeben, nach Litauen, Weißrussland, die Ukraine und Russland.

Seit Zugehörigkeit Österreichs zur Europäischen Union (1995) hat der österreichische Europa-Abgeordnete Paul Rübig diese Tradition ins Europaparlament nach Straßburg gebracht, wo er jedes Jahr[4] diese Veranstaltung mit vielen Bürgern Europas feiert.

Zunehmend wird das Friedenslicht von den oberösterreichischen Kindern auch symbolisch an Politiker im In- und Ausland übergeben. So wurde es an José Manuel Barroso genauso wie an Heinz Fischer übergeben. Aufgestellt wurde es aber auch im Advent 2001 am Ground Zero New York.[5] Auch dem Papst Benedikt XVI. wurde es überreicht. Diese Tradition setzte sich auch bei Papst Franziskus fort.

Im Jahr 2012 war, bedingt durch den aktuellen Nahostkonflikt, die Sicherheitslage so ungünstig, dass die Pilgerreise, die die Abholung des Lichtes begleitet, abgesagt werden musste. So wurde das Licht durch ein ortsansässiges arabisches Kind, wie bereits dreimal in früheren Jahren, nach Tel Aviv gebracht, von wo es mit dem Flugzeug nach Österreich gebracht wurde.[6][7]

Umsetzung in einzelnen Ländern

Österreich

Das Friedenslicht trifft mit dem Flugzeug aus Israel am Flughafen Linz ein.[8] In einem Aussendungsgottesdienst am Vortag des dritten Adventsonntags wird es in Wien an Pfadfinderdelegationen aus Europa weitergegeben. In Österreich selbst wird es am 24. Dezember in allen ORF-Landesstudios, auf vielen Bahnhöfen, Rotkreuz- und Samariterbunddienststellen, Kirchen, Feuerwehren, von den Pfadfindern und von der Feuerwehrjugend verteilt.

Deutschland

Weihnachtskrippe mit Egli-Figuren und dem Friedenslicht in der Heilig-Kreuz-Kirche des Zentrums für christliche Meditation und Spiritualität des Bistums Limburg in Frankfurt-Bornheim

In Deutschland wird die Aktion von den Pfadfinderverbänden Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, Pfadfinderinnenschaft St. Georg, Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder und Verband Deutscher Altpfadfindergilden veranstaltet und weitergeführt. Dabei wird das Licht mit der Eisenbahn aus Wien abgeholt und dann in über 100 Städten in ganz Deutschland verteilt. In vielen Städten finden aus diesem Anlass besondere Andachten und Gottesdienste statt. Hier wird die Verteilung oft auch durch andere, kleinere Pfadfinderbünde übernommen, die zwar keine offiziellen Veranstalter sind, aber zur allgemeinen Bekanntheit der Aktion und der Fortführung der Idee beitragen. Neben diesen zentralen Aussendungsfeiern, die oft von mehreren Gruppen gemeinsam organisiert werden, wird das Friedenslicht oft auch an andere ansässige Religionen weitergegeben.

Daneben bringen viele Gruppen das Friedenslicht in soziale Einrichtungen. Neben Kindergärten und Schulen werden auch Krankenhäuser und Altenheime besucht und mit dem Friedenslicht auch den Menschen dort der Frieden gebracht. Mit diesem Friedenswunsch ist auch die Erkenntnis verbunden, dass jene Menschen in Krankenhäusern und Altenheimen nicht vergessen sind bzw. werden. In einigen Städten und Gemeinden werden mit dem Friedenslicht die letzten Gremiensitzungen vor Weihnachten besucht und somit stellvertretend der Stadt bzw. Gemeinde der Friede gewünscht.

So stand die Aktion Friedenslicht in Deutschland in den vergangenen Jahren auch unter einem bestimmten Motto, das eine Zielgruppe oder einen speziellen Friedenswunsch in den Mittelpunkt rückte.

Schweiz

In der Schweiz ist der eingetragene, das ganze Jahr hindurch aktive Verein Friedenslicht Schweiz mit ihrer Patronatsträgerin Stiftung Denk an mich - Ferien und Freizeit für Behinderte, eine Solidaritätsaktion von SRF, seit 1986 für die Verteilung des Lichts im Land zuständig. Als Friedenslicht-Pioniere gelten Vreni und Walter Stählin aus Adlikon bei Zürich. Jedes Jahr reist das Friedenslicht unter dem Schutz der Jungwacht Adliswil die letzten Kilometer mit dem Extraschiff Arche bis zum Schiffsteg Bürkliplatz in Zürich-City, im Seebecken am Tor zu Zürichs Altstadt. Eine rund anderthalb stündige, besinnliche Feier mit Musik und Worten, organisiert vom Verein Friedenslicht Schweiz, stimmt die 200 anwesenden nationalen Friedenslicht-Stützpunkte sowie die unzähligen Passanten auf die unmittelbar bevorstehende Ankunft des Lichts aus Bethlehem ein. Beim Eindunkeln wird zuerst die Friedenslicht-Feuerskulptur von einem Behinderten zusammen mit einer prominenten Person entzündet. Danach wird das Friedenslicht von Hand-zu-Hand weitergeschenkt und reist dann sternförmig in alle Himmelsrichtungen weiter. Dort finden in den folgenden Tagen eigene Friedenslicht-Anlässe unterschiedlicher Art statt. Zudem gibt es auch eine besonders aktive, eigene Pfadfindergruppe mit dem Namen Friedenslicht Schweiz.

Italien

Für die Südtiroler Orte wird das Friedenslicht regelmäßig am 23. Dezember in der Pfarrkirche am Brenner von Pfadfindern der Gruppe Innsbruck X PTA und den Pfadfindern aus Zirl an die Südtiroler Pfadfinder übergeben.

Das Licht für Italien wird seit 1988 in Wien von italienischen Pfadfindern abgeholt. Am 4. „Adventsamstag“ wird das Licht seit genau 20 Jahren über Triest mit dem Zug entlang der adriatischen Kueste durch die Pfadfinder in die größeren Städte gebracht (z. B.: Rimini Samstag 19. Dezember Ankunft 13.45 Uhr), wo es wiederum von kleineren Pfadfindergruppen in den kleineren Orten verteilt wird.[9]

Frankreich

Seit 2003 wird das Friedenslicht in Frankreich jedes Jahr von den Scouts et Guides de France und Éclaireuses et Éclaireurs Unionistes de France nach Paris gebracht und von dort aus in ganz Frankreich verteilt.[10]

Polen

In Polen wurde das Friedenslicht bis zum EU-Beitritt vom Polnischen Pfadfinderverband (ZHP) in Wien übernommen. Seit dem Beitritt übernehmen jeweils die Delegationen der Slowakei und Polens abwechselnd das Licht. Wenn die Slowaken das Licht abholen, bringen sie es bis zur slowakisch-polnischen Grenze in Łysa Polana.[11]

Slowakei

Auch die Slowakei nimmt an der Friedenslicht-Aktion teil. Pfadfinder übernehmen in Wien das Licht und verteilen es im Land. Auch in der Sternwarte auf der Lomnitzer Spitze wird bereits seit 2003 das Friedenslicht entzündet.[12][13]

Kanada

In Kanada wurde erstmals im Jahr 2009 von österreichischen und kanadischen Pfadfindern gemeinsam das Licht nach Ottawa gebracht, wo es über das ganze Land verteilt wurde.[14]

Literatur

Commons: Friedenslicht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Symbol-des-Lebens-und-des-Friedens-in-Schmoelln-eingetroffen-1141956143
  2. http://www.eisenachonline.de/kultur/von-aschenbroedel-papageno-und-friedenslichtboten-29559
  3. Friedenslichtesverteilung von 1989-2008 (PfadfinderInnen)
  4. 14 Jahre Friedenslicht von Bethlehem im Europäischen Parlament
  5. 25 Jahre ORF-Friedenslicht. In: Licht ins Dunkel, 10. Dezember 2011
  6. Nahostkonflikt verhindert Friedenslicht-Reise nach Bethlehem. Website der Erzdiözese Wien, 23. November 2012, abgerufen am 6. Juli 2016.
  7. AUA transportierte Friedenslicht von Israel nach Österreich. In: austrianwings.info, 29. November 2012, abgerufen am 17. Dezember 2012
  8. Das ORF-Friedenslicht aus Bethlehem. ORF-Oberösterreich, abgerufen am 1. Jänner 2012
  9. Luce della Pace da Betlemme 2017 von 28. November 2017 abgerufen am 23. Dezember 2017 (italienisch)
  10. Broschüre zum Friedenslicht in Frankreich. Abgerufen am 26. Dezember 2013 (PDF)
  11. Die Geschichte des Friedenslichts. In: Förderportal der Republik Polen. Archiviert vom Original am 28. Dezember 2012; abgerufen am 7. März 2018.
  12. Pfadfinder bringen Bethlehem-Licht. In: Radio Slovakia International, 12. Dezember 2012 abgerufen am 12. Dezember 2012
  13. Slowakei. Pfadfinder Österreichs, 13. Dezember 2003, abgerufen am 12. Dezember 2012
  14. Pfadfinder bringen das Friedenslicht aus Österreich erstmals nach Kanada – friedvolle Lichterstaffel. In: ppoe.at, 21. Dezember 2009 abgerufen am 12. Dezember 2012