Gödenstraße (Bützow)

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Gödenstraße
Wappen
Wappen
Straße in Bützow
Gödenstraße
Gödenstraße
Gödenstraße in Bützow
Basisdaten
Stadt Bützow
Bauwerke Fachwerk, Backstein, Klassizismus – Architektur
Nutzung
Straßen­gestaltung einspurige Straße

Die Gödenstraße (auch: Judenstraße) ist eine Anliegerstraße im historischen Stadtkern der ehemaligen Bischofsresidenz und Universitätsstadt Bützow im Landkreis Rostock in Mecklenburg.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gödenstraße ist eine Einbahnstraße, die den Pferdemarkt mit der Langen Straße verbindet und Teil der Landesstraße zweiter Ordnung L 131 ist. Sie wird durch die Horwitzgasse (auch: Horwitzstraße genannt) auf Höhe der Kreuzung mit der Breite Straße verbunden. Als Querstraßen grenzen die Wollenweberstraße und die Breite Straße an die Gödenstraße an. Der Fahrbahnbelag besteht aus Asphalt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gödenstraße wird schon im Jahr 1493 mit der Bezeichnung Judenstraße in der Archivreihe Stift Schwerin namentlich erwähnt.[1] Vermutlich haben sich schon wenige Jahrzehnte nach der ersten urkundlichen Erwähnung Bützows im Jahre 1229 Juden hier aufgehalten.[2][3] Ein weiterer Beleg dafür sind die antijudaistischen Schmähplastiken aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Darstellung einer Judensau und als Affen mit Spiegel im Eingangsbereich der Stiftskirche Bützow.[4] Die Straße erhielt ihren Namen nach der zuvor hier lebenden jüdischen Gemeinde.

Straßenname im Wandel der Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Worte Jöden, Jäden, Gäden oder Göden sind Mecklenburgisch-Niederdeutsche Formen des Wortes Juden. In dem noch erhaltenen Archivmaterial wird die Straße von 1493 bis 1705 Judenstraße genannt.[5] 1710 nannte man die Straße: Rostocker Straße, Rostocker Tor-Straße oder Gaßen am Rostocker Thor.[6] Von 1715 bis 1811 wechselte der Name von Göden Straaße[7], Gäden Straße[8][9], Jädenstrasse[10], Jädenstrasse an der Grube[11], Judenstraße[12] und Gädenstraße.[13][14] 1833 schrieb Wilhelm Ferdinand Rong in seinem Buch (Versuch einer topographisch-historischen Darstellung der Stadt Bützow), über diese Straße folgendes:[15]

Nur’s Wort Jöden kenne ich: von Juden kommts her, Die hatten einst in der Straß’ Wohnung, Verkehr. Man nennt sie auch Reinnoldsstraß; vielleicht daher, Weil er vorn als Kaufmann wohnt, denn so heißt er.

Die heutige Namensform Gödenstraße erschien im Feldregister der Stadt von 1835 zum ersten Mal und ist bis heute unverändert geblieben.[16]

Bebauung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Straße stehen zumeist zwei- bis dreigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser.

Die Denkmalplakette kennzeichnet Baudenkmale der Gödenstraße.

Gödenstraße 2
Gödenstraße 14
Haus
Nr.
Historische
Haus-
nummer
bis 1908[17]
Bemerkungen Geschichte[18][19][20]
1 63A
2 269
3 255
4 268
5 256 Haus existiert nicht mehr
6 267
7 257A Haus existiert nicht mehr
8 266 Neubau der Nr. 8 in den 2020er Jahren,
ursprüngliches Haus existiert nicht mehr.
9 257
10 265 Haus existiert nicht mehr
11 257B
12 264 1785 erster Gebetsraum der jüdischen Gemeinde Bützow ehemals: Wohnhaus J. Hirsch, später: Kaufmann C. Horwitz[21]
13 258
14 263
ehemals: Schlachtermeister F. Kirchner
15 260 Neubau der Nr. 15 in den 1990er Jahren,
ursprüngliches Haus existiert nicht mehr.
ehemals: Bäckermeister F. Kaven
16 262
ehemals: Tischlermeister A. Kieselbach und Sattler A. Schröder
18 261 ehemals: Kaufmann H. Schütz

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gödenstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Schmidtbauer: Bützow in alten Ansichten. 1 und 2. Bützow 1995.
  • Heimatverein Bützow: Die Bützower Straßennamen im Wandel der Zeit. In: Unsere regionale Heimatgeschichte. Band 9. Bützow 2002.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reichsarchiv Kopenhagen: 1493 „Judenstraße“, namentlich erwähnt, Bild 22. In: Bundeskanzleramt - Auswärtiges Amt, Archivreihe Stift Schwerin, Akte 1584-1624.
  2. Jürgen Gramenz/Sylvia Ulmer: Ehemaliges jüdisches Leben in Bützow, Die Geschichte der Juden in Mecklenburg, Aufsatz. Bützow 28. Mai 2016.
  3. Oluf Gerhard Tychsen: Bützowische Nebenstunden, verschiedenen zur Morgenländischen Gelehrsamkeit gehörigen mehrentheils ungedruckten Sachen gewidmet, Teil 1-6. Bützow und Rostock 1766.
  4. Detlef Witt/Tilo Schöfbeck: Die Stiftskirche zu Bützow. Hrsg.: Förderverein Stiftskirche Bützow e.V. Michael Inhof Verlag, Petersburg 2014, ISBN 978-3-7319-0123-5.
  5. Stadtarchiv Bützow: Verlassbuch A. 29. Januar 1705.
  6. Landeshauptarchiv Schwerin: Akte 2.12-4/3 # 194. 1710.
  7. Stadtarchiv Bützow: Stadtprotokoll. 17. September 1715.
  8. Stadtarchiv Bützow: Verlassbuch A. 19. September 1715.
  9. Stadtarchiv Bützow: Akte # 418. 17. September 1716, S. 216.
  10. Stadtarchiv Bützow: Hypothekenbuch 1602–1762. 1725, S. 80.
  11. Stadtarchiv Bützow: Hypothekenbuch 1602–1762. 1726, S. 84.
  12. Stadtarchiv Bützow: Hypothekenbuch 1602–1762. 22. November 1735, S. 96.
  13. Landeshauptarchiv Schwerin: Acta civ. spec. Bützow # 137. 1756.
  14. Landeshauptarchiv Schwerin: Acta civ. spec. Bützow # 146. 1811.
  15. Wilhelm Ferdinand Rong: Versuch einer topographisch-historischen Darstellung der Stadt Bützow, wie sie leibt und lebt, im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. Bützow 1833, S. 8 ((Digitalisat)).
  16. Wolfgang Schmidtbauer: Straßenliste Bützow, Manuskript. 22. Februar 2011.
  17. Magistrat der Stadt Bützow (Hrsg.): Feld Register von der Stadt Bützow. Bützow 1835.
  18. Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg: Bützow. In: Adreßbuch über und für den Gewerbe- und Handelsstand der Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. Schwerin 1862, S. 84–87.
  19. Ancestry: Stadt Bützow. In: Mecklenburg-Schwerin Volkszählung. Bützow 1867.
  20. Carl Buhr: Adressbuch für Bützow. Bützow 1908.
  21. Carl Horwitz in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 11. Dezember 2023 (englisch).

Koordinaten: 53° 50′ 56″ N, 11° 59′ 6″ O