Gerd Gies

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Gerd Gies, Wahlkampfplakat 1990
Gies bei der Stimmabgabe zur Bundestagswahl 1990
Gerd Gies (rechts) mit dem FDP-Landesvorsitzenden Gerd Brunner bei den Koalitionsgesprächen 1990

Gerd Gies (* 24. Mai 1943 in Stendal) ist ein deutscher Politiker (CDU) und war der erste Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt nach dessen Neubildung 1990.

Leben

Gies absolvierte ein Studium der Veterinärmedizin und arbeitete nach seiner Promotion 1973 als Tierarzt in verschiedenen Bereichen, zuletzt als Obertierarzt im VEB Fleischkombinat Magdeburg, Betriebsteil Schlachthof Stendal. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.[1]

DDR-Zeit bis 1990

1970 wurde er Mitglied der CDU der DDR und war von 1975 bis 1979 CDU-Vorsitzender im Kreis Osterburg. Von 1987 bis 1990 hatte er für die Partei die gleiche Funktion im Kreis Stendal inne.[1]

Gies berichtete nach der Wiedervereinigung, 1987 habe er sich „vom Sozialismus gelöst“ und versucht, „im Kleinen“ etwas zu ändern. Von Beobachtern seines Wirkens in Stendal vor 1989 wurde Gies jedoch als „treuer Gefolgsmann“ der Staatsmacht charakterisiert und als jemand, vor dem „man sich vor allen Dingen vorsehen musste“. Als Kandidat bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 in der Altmark rief er dazu auf, „aus christlicher Verantwortung“ für die „Friedenspolitik der DDR“ zu stimmen. Gies war Mitglied des Organisationsteils der Christlichen Friedenskonferenz, die als Tarnorganisation vom DDR-Staatssicherheitministerium zur Polarisation der Friedensbewegung in der DDR genutzt wurde. Er versuchte laut dem Spiegel, einen Auftritt von Stephan Krawczyk und Freya Klier während eines kirchlichen Friedensseminars mit dem Argument zu verhindern, Kabarett gehöre nicht in die Kirche. Den Slogan der kirchlichen Friedensbewegung „Frieden schaffen ohne Waffen“ habe Gies durch den SED-Slogan „Frieden schaffen ohne Nato-Waffen“ ersetzen wollen.[2]

Nach 1990

Im Februar 1990 wurde als erster CDU-Landesverband in der damaligen DDR die CDU Sachsen-Anhalt gegründet, deren erster Vorsitzender Gies wurde.

Bei der ersten freien Wahl zur Volkskammer am 18. März 1990 wurde Gies für die CDU in die Volkskammer gewählt. Obwohl er Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 14. Oktober 1990 war, wurde er zunächst Opfer des eigenen Erfolges, weil er nicht Kandidat in einem Wahlkreis war. Die CDU hatte bis auf einen alle Wahlkreise gewonnen. Kein Kandidat der Landesliste kam zum Zuge. Durch den Mandatsverzicht des stasibelasteten Armin Kleinau rückte Gies jedoch bereits zur konstituierenden Sitzung in den Landtag von Sachsen-Anhalt nach.

Ab dem 28. Oktober 1990 war Gies Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Am 4. Juli 1991 trat er zurück, nachdem ihm vorgeworfen worden war, er habe Abgeordnete mit Stasi-Vorwürfen zum Verzicht auf ihr Landtagsmandat gedrängt.[3] Als CDU-Landesvorsitzender wurde Gies Ende November 1991 von Werner Münch abgelöst und blieb bis 1998 Mitglied des Landtags.

Anschließend war er Geschäftsführer einer Ingenieur- und Planungsfirma in Magdeburg[4] und wechselte dann in die Energiewirtschaft. Gies war bis 2003 im Vorstand der Electrabel Deutschland AG. Dort war er Vorstandsvorsitzender der Vertriebsgesellschaft Energie SaarLorLux AG (2000–2002).[1] 2009 bis 2013 war er Vertreter für das inzwischen als GDF Suez Energie Deutschland AG firmierende Unternehmen im Vorstand des Bundesverbands Neuer Energieanbieter und dort stellvertretender Vorsitzender.[5] Seit 2014 ist er Vorsitzender des Bundesverbands Tierschutz.[6]

Literatur

Commons: Gerd Gies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Lebenslauf Dr. Gerd Gies (CDU). In: Sachsen-Anhalt.de (tabellarischer Lebenslauf, PDF).
  2. Ministerpräsidenten: Gläubige Kraft. In: Der Spiegel, 13. Mai 1991, S. 115; Die kippen wie Dominosteine. In: Der Spiegel. Nr. 29, 1991, S. 78–80 (online).
  3. Dann stürzt er auch. In: Der Spiegel, 1. Juli 1991; Order vom Dicken. In: Der Spiegel, 4. März 1991.
  4. Was wurde aus … Gerd Gies? In: Der Tagesspiegel, 12. November 1999.
  5. Organe. (Memento vom 1. Oktober 2012 im Internet Archive) In: Bundesverband Neuer Energieanbieter.
  6. Internetseite des Bundesverbandes Tierschutz e. V., abgerufen am 1. Dezember 2016.