Giovanni Bellini

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Giovanni Bellinis Porträt des Dogen Leonardo Loredan, um 1501, National Gallery, London
Pietà, um 1469, Pinacoteca di Brera, Mailand
Madonna degli alberetti, 1487, Gallerie dell’Accademia, Venedig
Heilige Allegorie, um 1490/1500, Uffizien, Florenz
Die Trunkenheit Noahs, 1515

Giovanni Bellini (* um 1437 in Venedig; † 29. November 1516 ebenda[1]), auch Giambellino, im deutschen Sprachraum mitunter auch Gian Bellin genannt, war ein venezianischer Maler. Zusammen mit seinem Bruder Gentile begründete er die venezianische Malerschule der Frührenaissance.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giovanni Bellini stammte aus einer venezianischen Malerfamilie. Er war der uneheliche Sohn Jacopo Bellinis, sein Bruder war Gentile Bellini.

Sein Frühwerk stand unter dem Einfluss der Malerei seines Schwagers Andrea Mantegna, der mit seiner Schwester Nicolosia verheiratet war. Durch ihn lernten die Brüder Gentile und Giovanni Bellini insbesondere bei Arbeitsaufenthalten in Padua die Schule des Francesco Squarcione kennen. Weiter wurden sie durch Arbeiten Donatellos beeinflusst, die sie ebenfalls in Padua kennenlernten.

Um der starken Nachfrage nach seinen Bildern nachzukommen, nutzte Bellini seine große Werkstatt zur wiederholten Produktion bereits gefundener Bildlösungen. Er erhielt Aufträge von Isabella d’Este und Francesco Gonzaga. Aus seiner Werkstatt gingen auch Giorgione, Tizian und viele weitere berühmte Künstler hervor.

Nach zahlreichen öffentlichen Aufträgen wurde er 1483 zum offiziellen Maler der Republik Venedig ernannt, um sich der Ausmalung der Sala del Maggior Consiglio im Dogenpalast widmen zu können.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen großen Teil in Bellinis Werk nehmen Andachtsbilder wie Madonna mit Kind ein. Als Vorbild für seine Madonnenbilder dienten griechische und byzantinische Ikonen, die in Venedig weit verbreitet waren und deren Stereotype er veränderte. Diese Bilder strahlen eine starke emotionale, poetische Beziehung zwischen Mutter und Kind aus. Die Pietà und die Sacra Conversazione bilden einen weiteren Schwerpunkt bei den Andachtsbildern.

Bellini war neben seinem Vater Jacopo und seinem Bruder Gentile prägend für die Entwicklung des Porträts in der venezianischen Malerei. Beeinflusst wurde er von Antonello da Messina seit dessen Aufenthalt in Venedig von 1474 bis 1476. Bellini behielt die Unnahbarkeit des frühen venezianischen Porträts bei, die Porträtierten wurden nunmehr aber überwiegend im Dreiviertelprofil dargestellt. Berühmt ist auch die im Hintergrund angelegte Darstellung der Landschaft, deren grünlich-goldenes Kolorit ein wesentliches Merkmal der venezianischen Malerei wurde. An die Stelle der zeichnerischen Härte der Frührenaissance trat nun besonders im Spätwerk die malerische Weichheit, und die Farben erhalten Wärme und Leuchtkraft dank Übernahme der Ölfarben der niederländischen Malerei, die Antonello da Messina in Venedig einführte.

Zu seinen Hauptwerken zählt das Triptychon Thronende Madonna mit den vier Evangelisten (1488) in der Sakristei der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari in Venedig. Dieses Werk regte Albrecht Dürer, der Bellini in einem Brief als den besten Maler bezeichnete, zu seinem Gemälde Die vier Apostel an.

Viele seiner Bilder verbrannten 1577 bei einem großen Brand im Dogenpalast. 1993 wurde ein Bildnis der Madonna mit Kind (1480) aus der Cappella Valier der Kirche Madonna dell’Orto in Cannaregio gestohlen und bis heute nicht wiederaufgefunden.[2][3]

Einzelwerke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Bätschmann: Giovanni Bellini. Meister der venezianischen Malerei. Beck, München 2008. ISBN 978-3-406-57094-0.
  • Johannes Grave: Giovanni Bellini. Venedig und die Kunst des Betrachtens. Prestel, München 2018, ISBN 978-3-7913-8396-5.
  • Otto Pächt: Venezianische Malerei des 15. Jahrhunderts. Die Bellinis und Mantegna. Herausgegeben von Margareta Vyoral-Tschapka und Michael Pächt. Prestel, München 2002, ISBN 3-7913-2810-7.
  • Anchise Tempestini: Giovanni Bellini. Hirmer, München 1998, ISBN 3-7774-7930-6.
  • Luitpold Dussler: Giovanni Bellini. Verlag Anton Schroll, Wien 1949.
  • Peter Humfrey: Das Porträt im Venedig des 15. Jahrhunderts. In: Keith Christiansen, Stefan Weppelmann (Hrsg.): Gesichter der Renaissance. Hirmer, München 2011, ISBN 978-3-88609-706-7, S. 48–63, hier: 57, 59, 62 f.
  • Keith Christiansen, Stefan Weppelmann: Gesichter der Renaissance. Hirmer, München 2011. S. 342 ff., 359 ff., 371 ff. ISBN 978-3-88609-706-7.[6]
  • Norbert Huse: Malerei, Zwischen 1460 und 1505 in Norbert Huse, Wolfgang Wolters: Venedig Die Kunst der Renaissance. C.H.Beck, München 2. Aufl. 1996. S. 208 ff. ISBN 3-406-41163-0.
  • Mantegna + Bellini : Meister der Renaissance. Katalog zu den Ausstellungen in den National Gallery of Art, London, 2018 und in der Gemäldegalerie, Berlin, 2019. Herausgegeben von Caroline Campbell u. a. Hirmer 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Giovanni Bellini – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Bätschmann 2008, S. 18
  2. Madonna dell'Orto (Memento vom 10. April 2017 im Internet Archive)
  3. Chiesa Madonna dell'Orto, auf venediginformationen.eu, abgerufen am 20. Oktober 2020
  4. Staatsgalerie Stuttgart, abgerufen am 22. August 2020
  5. Staatliche Museen zu Berlin: Erfindung oder Nachahmung. In: Mantegna+Bellini. Abgerufen am 5. September 2019 (deutsch).
  6. Giovanni Bellini in Gesichter der Renaissance (Memento vom 7. März 2016 im Internet Archive)