Giulio Superti-Furga

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Giulio Superti-Furga

Giulio Superti-Furga (* 17. Mai 1962 in Mailand) ist ein italienischer Molekular- und Systembiologe, ansässig in Wien, sowie ein Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Europäischen Forschungsrats (ERC European Research Council).[1]

Superti-Furga ist Wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Professor für Molekulare Systembiologie an der Medizinischen Universität Wien.

Zu seinen bedeutendsten wissenschaftlichen Errungenschaften zählen die Aufklärung grundlegender Regulationsmechanismen von Tyrosin-Kinasen, die bei menschlichen Krebserkrankungen von Bedeutung sind, die Bestimmung der präzischen molekularen Wirkungsweise mehrerer Medikamente, die Entdeckung entscheidender Organisationsgrundsätze des Proteoms und Lipidoms höherer Organismen sowie die Charakterisierung der molekularen Bestandteile, welche eine Rolle in der angeborenen Immunität spielen. Seine Arbeit hat direkt zu einem systematischen Verständnis von Infektionen durch Krankheitserreger sowie der Wirkmechanismen bestimmter Arzneistoffe beigetragen. Er ist ein Fürsprecher systembiologischer Ansätze in der Medizin sowie der Arzneimittelforschung und hat als Wissenschaftlicher Direktor des CeMM die Förderung einer präzisen und voraussagenden Medizin durch die Verbindung von freigeistiger Grundlagenforschung mit klinischer Expertise und innovativen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen zu seinem zentralen Anliegen gemacht. Kürzlich wies er auf die Tatsache hin, dass Membrantransporter an der Schnittstelle zwischen biologischen Systemen und ihrer Umgebung – ungeachtet ihrer Relevanz für Medizin und Arzneimittelforschung – nicht ausreichend erforscht seien und es einer aufeinander abgestimmten, systematischen Initiative seitens der Wissenschaft bedürfe.

Laut Google Scholar hat Superti-Furga hat über 200 Manuskripte[2] veröffentlicht, die insgesamt über 28.000-mal zitiert wurden.[3] Seine gegenwärtige Forschung konzentriert sich auf die Wirkung von Medikamenten und auf die personalisierte Medizin.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Superti-Furga besuchte die Deutsche Schule Mailand (DSM). Er studierte Molekulare Biologie an der Universität Zürich, bei Genentech Inc. in San Francisco und am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Nach seiner Promotion war Superti-Furga wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg und wurde dort im Jahre 1995 Teamleiter. Von 1997 bis 2000 bekleidete er eine Gastprofessur in Molekularer Biologie an der Universität Bologna in Italien. Im Jahre 2000 war er Mitgründer und Wissenschaftlicher Direktor des Biotech-Unternehmens Cellzome Inc.[5], weiters ist er Mitbegründer der Biotech-Unternehmen Haplogen und Allcyte. Seit 2005 ist er Wissenschaftlicher Direktor des CeMM; dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 2015 Professor für Molekulare Systembiologie an der Medizinischen Universität Wien. Des Weiteren ist er wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der European Molecular Biology Organization (EMBO), European Academy of Cancer Sciences, Academia Europaea und war bis Ende 2015 Vorsitzender der EMBL-Alumni-Vereinigung, die etwa 1500 Mitglieder zählt.[6] Für den Zeitraum 2013 bis 2015 wählten die acht ernannten bzw. gewählten Mitglieder des Universitätsrats der Universität Wien Superti-Furga zum neunten Mitglied.

Im Jahre 2009 wurde er für seine wissenschaftlichen Verdienste mit dem Großen Ehrenzeichen des Ordens für Verdienste um die Italienische Republik geehrt. Im selben Jahr wurde ihm ein Advanced Grant des European Research Council (ERC) zugesprochen. 2011 wurde Superti-Furga mit dem Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften ausgezeichnet und zu „Österreichs Wissenschaftler des Jahres“ gekürt.[7] Im Juni 2017 wurde er von der Republik Italien mit dem Titel „Commendatore“ (Commander) für seine Verdienste um die Italienische Republik geehrt.

Superti-Furga befasst sich auch mit den gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen und Rahmenbedingungen der biomedizinischen Forschung. Generell wird am CeMM auf eine besondere Qualität im Dialog mit der Gesellschaft und auf den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Technologien geachtet. Seit Ende 2014 ist Giulio Superti-Furga Vorsitzender des Steering Boards (Lenkungsausschuss) und Teilnehmer im Personal Genome Project „Genom Austria“. Ziel dieses Bildungs- und Wissenschaftsprojekts ist es, sich proaktiv mit den verschiedensten Aspekten der Genomsequenzierung auseinanderzusetzen. Superti-Furga nahm auch selbst teil: seine persönliche Genomsequenz PGA1 ist öffentlich zugänglich. Er ist vermutlich der erste Mensch in Kontinentaleuropa, dessen gesamtes Genom derart veröffentlicht wurde.

Im Jänner 2017 trat Giulio Superti-Furga seine vierjährige Funktionsperiode als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des European Research Council an. Der ERC ist die wichtigste und renommierteste Institution zur Finanzierung von Grundlagenforschung in der Europäischen Union, mit dem Anspruch wissenschaftliche Exzellenz und „Pionierforschung“ zu fördern.

Preise/Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Giulio SUPERTI-FURGA. In: ERC: European Research Council. 6. März 2017 (Online [abgerufen am 11. Juli 2017]).
  2. Search results. In: PubMed. National Center for Biotechnology Information, abgerufen am 11. Juli 2017 (Ergebnisliste der Suche: "Superti-Furga G"[Author]).
  3. Giulio Superti-Furga - Google Scholar Citations. Abgerufen am 12. Juli 2017.
  4. Research - Giulio Superti-Furga Lab. Abgerufen am 11. Juli 2017 (englisch).
  5. Corie Lok: Giulio Superti-Furga, scientific director and chief executive, Research Center for Molecular Medicine, Austrian Academy of Sciences. In: Nature. Band 439, Nr. 7078, 15. Februar 2006, S. 888–888, doi:10.1038/nj7078-888a.
  6. EMBL: Our Board - Past Members - EMBL. Abgerufen am 11. Juli 2017 (englisch).
  7. m07gra: Preisträgerinnen und Preisträger – Preise der Stadt Wien. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2019; abgerufen am 11. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at
  8. Mitgliederverzeichnis. Abgerufen am 11. Juli 2017.
  9. ÖGAI. Abgerufen am 11. Juli 2017 (englisch).
  10. ÖAW Mitglieder Detail. Abgerufen am 11. Juli 2017.
  11. m07gra: Preisträgerinnen und Preisträger - Preise der Stadt Wien. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2019; abgerufen am 11. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at
  12. Ilire Hasani, Robert Hoffmann: Academy of Europe: Superti-Furga Giulio. Abgerufen am 11. Juli 2017.