Gottfried Hohnbaum

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Gottfried Hohnbaum[1] (vollständiger Name Johann Gottfried Hohnbaum;[2] * 1785; † 1857) war ein deutscher Mechaniker[3] und Optiker.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gottfried Hohnbaum war ein Sohn des Coburger Hofpredigers und späteren Rodacher Superintendenten Christian Hohnbaum und Bruder des Arztes und Schriftstellers Carl Hohnbaum.[5] Seine weiteren Geschwister waren

  • Johanna (1776–1804), verheiratet mit dem herzoglichen Kanzleisekretär Gruner in Coburg[6]
  • Ernst Theodor (gestorben mutmaßlich 1778)[6]
  • Christian (1781–1847), Kaufmann in London, später Sprachlehrer in Nürnberg, verheiratet mit Margaretha Burchart[6]
  • Ernst Friedrich Wilhelm (1783–1808), Student der Theologie[6]
  • Caroline, † 1792[6]
  • Heinrich, geboren 1790, Kaufmann in London[6]
  • Julie Christiane (* 9. Oktober 1792), heiratete den Archidiakon Christian Heinrich Henkel in Coburg, mit dem sie den Sohn und Studenten der Medizin Emil Henkel (* 23. Januar 1819) hatte[6]
  • Caroline, † 1798[6]
  • Charlotte Johanna, die den Apotheker Hofmann heiratete[6]

Die Familie Hohnbaum war wiederum mit dem in Schwabach geborenen und in Nürnberg aufgewachsenen und später in St. Petersburg tätigen Ingenieur und Unternehmer Karl Winkler verwandt.[2]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gottfried Hohnbaum durchlief in seiner Jugend während der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover in London[7] zunächst eine Ausbildung bei Wilhelm Herschel, um anschließend mehrere Jahre als Gehilfe bei Edward Troughton zu arbeiten.[8] In London besuchte ihn 1815 der spätere Göttinger Universitätsmechanikus Friedrich Ludwig Apel, den Hohnbaum in die Londoner Verhältnisse einwies. Dadurch konnte Apel bald einen Reisebericht an den Minister von Münster abgehen lassen, in dem die englischen mit den deutschen Arbeitsmethoden verglichen wurden.[9]

Gemeinsam mit Apel kehrte Hohnbaum im Februar 1816 von England auf das Festland zurück. Nach einer lebensgefährlichen Reise über den Ärmelkanal auf einem Segelschiff, das in einem sechs Tage andauernden Sturm hin- und hergetrieben wurde, trafen die beiden in der Mündung der Maas ein und landeten in Brielle in den Niederlanden an, von wo aus sie am 29. Februar gemeinsam in Göttingen anlangten. Dort hielt sich Hohnbaum nur kurzzeitig auf, um sich anschließend in Hannover niederzulassen.[9]

Nachdem Hohnbaum in England die von David Brewster erfundenen ersten Kaleidoskope kennengelernt hatte, baute er diese – laut Friedrich Sickler im Morgenblatt für gebildete Stände – in Hannover nach[7] und bot sie – laut dem Fachblatt Annalen der Physik bereits im Jahr 1818 mit dem Titel als „Hofmechanicus“ ausgezeichnet – für 3 Thaler das Stück an.[10]

Nach seiner Rückkehr aus London „über die See“ gekommen – wie Friedrich Rückert in seinem Briefwechsel mit der Familie Hohnbaum schrieb – hatte ihm Gottfried Hohnbaum aber auch „eine ganz köstliche Matrosenanekdote“ mitgebracht.[5]

Bereits zu Beginn des Königreichs Hannover war Hohnbaum als „Hof-Mechanicus“ im Hannoverschen Staatskalender für das Jahr 1819 verzeichnet.[11] Den Titel teilte er sich laut dem Adressbuch Hannover desselben Jahres allerdings mit dem Optiker und Hofmechanikus Ernst Hennigs.[12] Dasselbe Verzeichnis nannte als Wohnsitz Hohnbaums das Haus „Rothenreihe 372“[13] in der Calenberger Neustadt.[14]

1820 berichtete der hannoversche Geistliche und Astronom Johann Jakob Luthmer über einen eigens für ihn von Hohnbaum angefertigten „achromatischen Kometensucher“.[8]

Während einer Sitzung der Astronomischen Gesellschaft zu London am 11. Juni 1830 wurde von einem Brief des Militärwissenschaftlers und Geodäten Friedrich Hartmann an J. T. W. Herschel berichtet mit der „Beschreibung eines Instrumentes, welches der Optiker Hohnbaum zu Hannover nach seiner Anleitung für ihn verfertiget hat“.[4] Hinsichtlich der weiteren Verfeinerung solcher Messinstrumente schrieb Hohnbaum einen in Hannover am 9. Oktober 1832 datierten Brief an den Astronomen und Geodäten Heinrich Christian Schumacher, den dieser in der von ihm herausgegebenen Fachzeitschrift Astronomische Nachrichten veröffentlichte und kommentierte und ebenfalls ein Schreiben von Hartmann mit abdruckte. Insbesondere wurde dort nicht zuletzt die Hohnbaumsche „Eintheilungsmaschine“ mit dem Theodolit des Messinstrumentenbauers Traugott Ertel verglichen. Die Zielpunkte der Vergleichsmessungen durch Hartmann waren der Kirchturm von Hainholz, Isernhagen, der Turm der hannoverschen Aegidienkirche, der Beginenturm am Zeughaus sowie der Turm der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis.[15]

1835 bis 1837 studierte Hohnbaum an der Polytechnischen Schule in Hannover, der Residenzstadt des gleichnamigen Königreichs.[1] Bereits in dieser Zeit nahm er als Aussteller und Königlich Hannoverscher Hof-Mechaniker von Juni bis Juli 1836 in Hildesheim an einer der ersten Provinzial-Ausstellungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover teil. Für seine von ihm konstruierte und dort gezeigte Brückenwaage erhielt er insbesondere aufgrund ihrer Genauigkeit unter anderem eine Medaille verliehen.[16]

1843 bot Hohnbaum für Ärzte hergestellte „Rotations-Apparate“ zum Transport in Kästen für 7 bis 8 Louis d’or an.[17]

1844 fand Hohnbaums auf einer weiteren Gewerbeausstellung gezeigte verbesserte Feuerspritze in den Medien über die Landesgrenzen hinaus Beachtung, etwa in einer Beschreibung in Dinglers Polytechnischem Journal.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivalien von und über Gottfried Hohnbaum finden sich beispielsweise

  • unter dem Titel Die von dem Hofmechanicus Hohnbaum zu Hannover verfertigten Feuerspritzen sowie von dem Spritzenfabrikanten L. Herholtz in Ülzen und von dem Maschinenfabrikanten G. Jahn in Dessau, Akte aus der Laufzeit 1831 bis 1859 im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), Archivsignatur NLA HA Hann. 80 Hildesheim Nr. 03987 (alte Archivsignatur E Nr. 240).[19]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Karl Karmarsch: Die polytechnische Schule zu Hannover. Mit drei Blättern Abbildungen des Gebäudes der Anstalt. Hahn’sche Hofbuchhandlung, Hannover 1856, S. 250 (Digitalisat auf Google Books).
  2. a b Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 96, Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, 2009, S. 234 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  3. Rüdiger Rückert (Hrsg.): Briefe / Friedrich Rückert (= Veröffentlichungen der Rückert-Gesellschaft e.V. Schweinfurt, Sonderband), Band 2, 1977, S. 1484 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Franz von Paula Gruithuisen: Analekten für Erd- und Himmels-Kunde, Heft 7. Joh. Palm’sche Buchhandlung, München 1831, S. 56 (Digitalisat auf Google Books).
  5. a b Dittker Slark: Auf Friedrich Rückerts Spuren im Frankenland, Teil 1. Linnig, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-925591-28-0, S. 150f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b c d e f g h i Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde, Band 53. Gadow, Hildburghausen, S. 99 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b Kaleisdoskop des D. Burster in London, verfertigt von Herrn Hofmechanikus Hohnbaum in Hannover. In: Morgenblatt für gebildete Stände, zwölfter Jahrgang. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Tübingen Mai 1818, S. 582f. (Digitalisat auf Google Books).
  8. a b Daniel Johann Jakob Luthmer: Astronomische Bemerkungen, vom Herrn Prediger Dr. Luthmer in Hannover. In: Johann Elert Bode (Hrsg.): Astronomisches Jahrbuch für das Jahr 1823 nebst einer Sammlung der neuesten in die astronomischen Wissenschaften einschlagenden Abhandlungen, Beobachtungen und Nachrichten, mit Genehmhaltung der Königlichen Akademie der Wissenschaften berechnet und herausgegeben, bei dem Verfasser und in Commission bei Ferdinand Dümmler, gedruckt bei C. F. E. Späten, Berlin 1820, S. 194 (Digitalisat auf Google Books).
  9. a b Deutsche Mechaniker-Zeitung. Vereinsblatt der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik. Organ für die gesamte Glasinstrumenten-Industrie. Springer Verlag, Berlin 1907, S. 131, 163 (Vorschau auf Google Books).
  10. Ludwig Wilhelm Gilbert: Annalen der Physik, Neue Folge, Band 29, Joh. Ambrosius Barth, Leipzig 1818, S. 371 (Digitalisat auf Google Books).
  11. Königlich Großbritannisch Hannoverscher Staats-Kalender auf das Jahr 1819. Berenbergsche Buchdruckerei, Lauenburg 1819, S. 84 (Digitalisat auf Google Books).
  12. Reinhard Oberschelp: … alle Gegenstände genau sehen und unterscheiden …: Augengläser im Wandel der Jahrhunderte (= Lesesaal, Heft 11). Niemeyer, Hameln 2004, ISBN 978-3-8271-8811-3, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Hannoversches Adress-Buch für das Jahr 1819. Mit allergnädigster Bewilligung, Abteilung 1: Alphabetisches Verzeichnis der hiesigen Einwohner mit Bemerkung ihres Geschäfts, der Straßen in welchen dieselben wohnen und der Hausnummer. Druck und Verlag bei S. L. Lamminger und Rosenbusch, Hannover 1819, S. 50 (Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft).
  14. Stichwort Rote Reihe in: Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Band 75. Hrsg.: Historischer Verein für Niedersachsen, August Lax, Hildesheim 1969, S. 164, 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Astronomische Nachrichten, Ausgabe 235, abgedruckt in Band 10, Spalten 307–312 (Digitalisat auf Google Books).
  16. Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover, Bände 8–14, S. 283 u.ö. (Digitalisat auf Google Books).
  17. Georg Philipp Holscher (Hrsg.): Hannoversche Annalen für die gesammte Heilkunde. Eine Zeitschrift, Neue Folge Dritter Jahrgang. Verlag der Hahn’schen Hof-Buchhandlung, Hannover 1843, S. 503 (Digitalisat auf Google Books).
  18. Dinglers polytechnisches Journal, Band 44, 1844, S. 419f. (Digitalisat auf Google Books).
  19. Vergleiche die Angaben im Archivinformationssystem Arcinsys Niedersachsen Bremen