Gotthold Hasenhüttl

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Gotthold Nathan Ambrosius Hasenhüttl (* 2. Dezember 1933 in Graz) ist ein suspendierter katholischer Priester und Theologe und Kirchenkritiker. Hasenhüttl setzt sich für die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für katholische Priester ein. Theologisch folgt er in seinen Überlegungen dem relational-dialogischen Ansatz, der Ideen des Existentialismus des 20. Jahrhunderts für die Systematik fruchtbar machen will.

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Geburtsort Graz sowie des dortigen Gymnasiums studiert Hasenhüttl von 1952 bis 1953 Philosophie sowie Theologie an der Universität Graz und wechselt danach bis 1962 an die Gregoriana. Hier erwirbt er 1956 das Lizenziat der Philosophie sowie 1960 das Lizenziat der Theologie. Bereits 1959 empfängt er in Rom die Priesterweihe.

1962 promoviert Hasenhüttl zum Dr. theol.. Danach ist er zwei Jahre als Kaplan in der Steiermark tätig, bevor er 1964 als Assistent an die Universität Tübingen geht. 1969 wird Hasenhüttl dort habilitiert.

1972 promoviert er zum Dr. phil. mit einer Arbeit über den Gottesgedanken bei Sartre.

Von 1974 bis zu seiner Emeritierung 2002 war er katholischer Professor für Systematische Theologie an der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes.

Kontroverse über die Interkommunion mit Nichtkatholiken

Am Rande des ökumenischen Kirchentags 2003 in Berlin feierte Hasenhüttl in der evangelischen Gethsemanekirche einen so bezeichneten „Abendmahlsgottesdienst nach katholischem Ritus“, bei er explizit auch Protestanten und Nicht-Katholiken zur Kommunion einlud. Etwa 2000 Personen waren bei dieser Liturgie anwesend, die vom Ökumenischen Netzwerk „Initiative Kirche von unten“, der KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ und der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg-Nord vorbereitet wurde. Der Gottesdienst war kein Teil des offiziellen Kirchentags.

Wegen dieses Vorfalls wurde er durch den damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx am 17. Juli 2003 vom Priesteramt suspendiert. Marx drohte Hasenhüttl mit Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis, falls er nicht einlenke. Als Reaktion warf Hasenhüttl den Bischöfen vor, sie verlangten „Eichmann-Gehorsam“. In der Folge äußerte sich Bundespräsident Rau, der „als evangelischer Christ“ die Haltung der katholischen Kirche zum Abendmahlsstreit kritisierte.

Hasenhüttl hatte sofort Beschwerde gegen die Suspension eingelegt, weshalb diese am 21. Juli 2003 vorläufig (bis zur Entscheidung des Heiligen Stuhls) ausgesetzt. Am 3. Juni 2004 wurde die Suspendierung vom Heiligen Stuhl per Dekret bestätigt. Hasenhüttl legte dagegen einen Rekurs ein, der aufschiebende Wirkung hat. Am 12. November 2004 wies die Glaubenskongregation seinen Rekurs zurück. Die Entscheidung bezeichnete die „verschiedenen Episoden, die der Beschwerdeführer zu seiner Verteidigung angeführt hat“ und welche nach Ansicht der Kongregation „sein Verhalten nicht rechtfertigen würden“, und wandte sich auch gegen „einige unhaltbare Lehrmeinungen […], die in der Beschwerde ausdrücklich enthalten sind oder implizit vorausgesetzt werden“ und welche Hasenhüttls Verhalten nicht rechtfertigen würden, sondern ihn sogar in „grundsätzlich lehrmäßiger Art“ belasten würden.

Mit Dekret von 2. Januar 2006 wurde Hasenhüttl durch Bischof Marx auch die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.

Theologie

Hasenhüttl wurde von der Glaubenskongregation vorgeworfen, er vertrete „irrige und unhaltbare Lehrmeinungen“ und interpretiere die katholische Lehre in „ungebührlicher und abwegiger Weise“. So verstehe Hasenhüttl Gott lediglich als Ereignis der Liebe im zwischenmenschlichen Kontext, fordere Paradigmenwechsel vom Juridischen hin zum Charismatischen. Nach seiner Aussage hat „Jesus selbst keine Kirche gegründet. Er hat ihr daher a fortiori keine institutionelle Struktur gegeben; ein hierarchisches Prinzip hat mit dem Wesen der Kirche nichts zu tun.“

Hasenhüttls Haltung wurde früh vom späteren Kardinal Leo Scheffczyk und in jüngerer Zeit von Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., kritisiert.

Werke

  • Charisma. Ordnungsprinzip der Kirche. Freiburg u.a. 1969.
  • Gott ohne Gott. Ein Dialog mit J.-P. Sartre. Graz 1972.
  • Kritische Dogmatik. Graz 1979.
  • Glaube ohne Mythos. 2 Bände. Mainz 2001.
    • Band 1: Offenbarung, Jesus Christus, Gott.
    • Band 2: Mensch, Glaubensgemeinschaft, Symbolhandlungen, Zukunft.
  • Ökumenische Gastfreundschaft. Ein Tabu wird gebrochen. Stuttgart 2006.

Kontroverse