Grusdewo (Kaliningrad, Neman)

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Untergegangener Ort
Grusdewo
Brettschneidern
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 58′ N, 21° 47′ OKoordinaten: 54° 58′ 11″ N, 21° 47′ 15″ O
Grusdewo (Kaliningrad, Neman) (Europäisches Russland)
Grusdewo (Kaliningrad, Neman) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Grusdewo (Kaliningrad, Neman) (Oblast Kaliningrad)
Grusdewo (Kaliningrad, Neman) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Grusdewo (russisch Груздево, deutsch Brettschneidern) ist ein verlassener Ort im Rajon Neman der russischen Oblast Kaliningrad.

Die Ortsstelle befindet sich an dem kleinen Fluss Budarka (dt. Budup, 1938 bis 1945: Auerbach) etwa drei Kilometer nordwestlich von Kanasch (Jurgaitschen/Königskirch). Westlich verläuft die Föderalstraße A216, nördlich die Kommunalstraße 27K-187.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landgemeinde Brettschneidern entstand 1929 im Kreis Tilsit-Ragnit durch den Zusammenschluss der beiden Landgemeinden Groß Brettschneidern (s. u.) und Klein Brettschneidern (s. u.).[1]

1945 kam der Ort in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1947 erhielt er (als Groß[2] Brettschneidern) den russischen Namen Grusdewo und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Kanaschski selski Sowet im Rajon Sowetsk zugeordnet.[3] 1954 gelangte der Ort in den Nowokolchosnenski selski Sowet. Grusdewo wurde vor 1988 aus dem Ortsregister gestrichen.[4]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1933[5] 182
1939[6] 177

Groß Brettschneidern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Brettschneidern, zunächst einfach Brettschneidern genannt, war um 1780 ein meliertes Dorf.[7] Seit spätestens etwa 1820 trug der Ort den Beinamen Groß.[8] 1874 wurde die Landgemeinde Groß Brettschneidern namensgebend für einen neu grbildeten Amtsbezirk im Kreis Niederung.[9] Seit 1922 gehörte Groß Brettschneidern zum Kreis Tilsit-Ragnit.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[10] 268
1871[10] 235 davon im Abbau 155
1885[11] 204
1905[12] 181 davon 44 litauischsprachige
1910[13] 151

Klein Brettschneidern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klein Brettschneidern (genaue Lage ?) lässt sich seit spätestens etwa 1820 als meliertes Dorf nachweisen.[8] 1874 wurde auch die Landgemeinde Klein Brettschneidern dem Amtsbezirk Brettschneidern im Kreis Niederung zugeordnet.[9] Seit 1922 gehörte Klein Brettschneidern zum Kreis Tilsit-Ragnit.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1867[10] 109
1871[10] 87
1885[11] 80
1905[12] 54 davon 19 litauischsprachige
1910[13] 68

Amtsbezirk Brettschneidern 1874–1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Amtsbezirk Brettschneidern wurde 1874 im Kreis Niederung eingerichtet.[9] Er bestand zunächst aus sieben Landgemeinden (LG) und einem Gutsbezirk (GB). Seit 1922 gehörte der Amtsbezirk zum Kreis Tilsit-Ragnit.[1] 1935 wurden die Landgemeinden in Gemeinden umbenannt.

Name Änderungsname
von 1938
Russischer Name
nach 1945
Bemerkungen
Alloningken (LG) Allingen
Birkenwalde (GB) Kljuschino seit 1928 LG, 1939 zur Gemeinde Allingen (ex Alloningken)
Groß Brettschneidern (LG) Grusdewo wurde 1929 mit der LG Klein Brettschneidern zur LG Brettschneidern zusammengelegt
Kaukwethen 1928 zur LG Birkenwalde, 1939 aufgeteilt auf die Gemeinde Bartken im Amtsbezirk Argenbrück (ex Neu Argeningken) und die Gemeinde Tauern (ex Taurothenen) im Amtsbezirk Ehrenfelde (ex Eromeiten)
Kaukweth-Kludszen Raunenwalde Kitowo 1929 zur LG Alloningken
Klein Brettschneidern (LG) wurde 1929 mit der LG Groß Brettschneidern zur LG Brettschneidern zusammengelegt
Sandlauken (LG) Sandfelde Schtschukino
Seikwethen (LG) Ulmental Saizewo

Im Januar 1945 umfasste der Amtsbezirk Brettschneidern die vier Gemeinden Allingen, Brettschneidern, Sandfelde und Ulmental. Davon ist nur noch das ehemalige Seikwethen/Ulmental bewohnt.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Groß u. Klein) Brettschneidern gehörte zum evangelischen Kirchspiel Jurgaitschen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Brettschneidern (Kreis Tilsit-Ragnit)
  2. wörtlich „Grot“
  3. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  4. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1989 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1989 (mit Stand von 1988), herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru (rar-Datei) taucht der Ort nicht mehr auf.
  5. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  6. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 17.
  8. a b Alexander August Mützell: Neues Topographisch-Statistisch-Geographisches Wörterbuch des Preussischen Staates, Erster Band, A-F, Halle 1821, S. 172.
  9. a b c Rolf Jehke, Amtsbezirk Brettschneidern (Kreis Niederung)
  10. a b c d Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  11. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  12. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  13. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Niederung