Gustav Kraus

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München, Jubiläumsfestzugs zum Oktoberfest, Bild 1 von 24 Lithografien von Gustav Kraus von 1835

Gustav Kraus (* 30. August 1804 in Passau; † 15. November 1852 in München; auch: Gustav Friedrich; Gustav Wilhelm) war ein bayerischer Lithografiekünstler der Biedermeierzeit.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

München, Frauenkirche, Lithografie von Gustav Kraus von 1839
Aufmarschplatz zum Manöver des VIII. Bundesarmeekorps bei Heilbronn, Lithografie von Gustav Kraus von 1840
Die Münchner Ludwigstraße beim Einzug der Prinzessin Marie von Preußen, Lithografie von Gustav Kraus von 1842

Seine Eltern stammten aus Rothenburg ob der Tauber. Nach der Versetzung des Vaters als bayerischer Soldat nach Passau kam Gustav zur Welt und verbrachte dort seine Kindheit. Mit der nächsten Versetzung siedelte die Familie 1812 nach Donauwörth über. Als der Vater dort 1815 starb, kehrte die Familie nach Rothenburg zurück. Als 1817 auch die Mutter starb, nahm ein Onkel Gustav und seine zwei jüngeren Geschwister zu sich. Aus dieser Rothenburger Jugendzeit sind einige wenige Zeichnungen und Aquarelle (Landschaft, Veduten) Gustavs erhalten geblieben. Er absolvierte eine Buchdruckerlehre und kam 1824 nach München. Hier war er an der Akademie der Bildenden Künste Schüler der bis 1826 existierenden Landschaftsklasse von Wilhelm von Kobell und wurde vom Münchener Kunstverein als Mitglied aufgenommen. Von Kobell übernahm er die Luftperspektive und die Art der Figurenstaffage, eine Fortentwicklung aus den Begegnungsbildern Kobells.

Er verschrieb sich ganz der jungen Lithografie-Technik und verstand sich dabei selbst weniger als Künstler, vielmehr als Gebrauchsgrafiker. Als solchen fand man ihn auch in Münchener Adressbüchern. Geschäftlich erfolgreich, erwarb er 1836 ein Haus in der Löwenstraße (heute: Schellingstraße), wo er auch seinen eigenen Verlag begründete. 1848 trat er dem Künstler-Freikorps bei.

Seine zahlreichen, oft großformatigen Lithografien, brachten Gustav Kraus den Ruf des „Bildberichterstatters der Biedermeierzeit“ (Eugen Roth) zwischen 1825 und 1850 ein, zumal er in seinen Bildern topografische Genauigkeit mit künstlerischer Qualität in Einklang brachte. Diese entstanden häufig nach Vorlagen von Heinrich Adam, aber auch nach eigenen Zeichnungen und Aquarellen aus dem süddeutschen Raum und vor allem Münchens. Die Stadt- und Architekturveduten, Ereignisbilder (u. a. Manöverbilder, Umzüge, Prozessionen, Einweihungsfeiern), Porträts von Hof und Adel, Trachten und Uniformen wurden von vielen Verlagen, vor allem in Reiseführern von Adolph von Schaden, verwendet und immer wieder aufgelegt. Um 1840 weilte er nochmals in Rothenburg, wo er eine Serie von 16 Rothenburg-Ansichten herstellte, die er selbst herausgab und die in der L.M. Beck´schen Buchhandlung in Rothenburg verkauft wurde.

Seine letzte bekannte Lithografie zeigt die Enthüllung der Bavaria im Jahr 1852. Bei diesem Anlass fand bereits die neue Technik der Fotografie ihre Anwendung.

Bislang gab es eine einzige große Ausstellung zu seinem reichen Werk, nämlich 1977 im Münchner Stadtmuseum anlässlich des Erscheinens der Monografie von Christine Pressler über den Künstler. Seine Blätter sind heute eine unersetzliche Quelle für das Stadtbild Münchens im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk dürfte der Oktoberfestzug von 1835 mit seinen 24 farbenprächtigen Lithografien sein.

Veröffentlichungen mit Werken von Gustav Kraus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolph von Schaden: Alpenröslein oder 24 malerische Ansichten verschiedener Burgen, Gegenden, Seen etc. im Salzkammergute, dann in den Salzburger-, Berchtesgadener- und Tyroler-Gegenden. Mit französischem und deutschem Texte. Lindauer, München 1836, 1 Bl., 21 SS., 2 Bll., mit 24 lith. Tafeln von Gustav Kraus,
  • Adolph von Schaden: Alpenblumen oder fünfundzwanzig malerische Ansichten interessanter Berge, Seen, Städte, Burgen, Thäler ec. im bayerischen Hochlande. Lindauer, München 1837, 34 S. mit 25 (1 gefalt.) lithogr. Tafeln von G. Kraus.
  • Adolph von Schaden: Münchner Vergißmeinnicht oder Erinnerung an den Aufenthalt im deutschen Athen. Zwanzig neu aufgenommene bildliche Darstellungen der vorzüglichen Gebäude, Strassen und öffentlichen Plätze der Königlichen Bayerischen Hauptstadt und Residenzstadt München. Lindauer’sche Buchhandlung, München 1833 (auch als Faksimile-Nachdruck, 20 Lithografien von Gustav Kraus, 24 S. und 20 Tafeln und Anmerkungen des Hrsg., München: Gerber Verlag GmbH 1985).
  • Adolph von Schaden: Neuestes Taschenbuch für Reisende durch Bayerns und Tyrols Hochlande, dann durch Berchtesgadens und Salzburgs Gefilde, nebst Beschreibungen Hohenschwangaus, Gasteins, des Salzkammergutes und Bodensees. mit einem Stahlstich, 6 gefalteten Lithografien von Gustav Kraus, 1 Falttabelle und eine gefaltete Reisekarte, umgeben von 18 kleinen Randansichten, Joseph Lindauer, München 1833, 184 S. (Ders. Titel ohne „Neustestes“, 2., umgearbeitete Auflage, München: Joseph Lindauer 1836, IV, 267 S., mit 8 (6 gefalteten) lithografischen Tafeln von Gustav Kraus, federlithografischer Tafel, 2 Stahlstichtafeln, 2 Faltkarten (1 gestochen, 1 lithografiert) sowie Falttabelle).
  • Adolph von Schaden: Gebirgs-Album oder neueste Sammlung nach der Natur neu aufgenommener, malerischer Ansichten aus Tyrol und Vorarlberg. Album du Tyrol. Lindauer, München 1840, 45 S. mit lithogr. Frontispiz und 30 lithografischen Tafeln von A. Podesta, J. Werner und Gustav Kraus.
  • München in alten Graphiken, Köln: Bachem 1972, 54 Blätter mit 49 Ansichten (u. a. von Gustav Kraus, aus dem Bestand des Münchner Stadtmuseums).
  • Adolph von Schaden: Taschenbuch für Reisende durch Bayerns und Tyrols Hochlande. Reprint, Süddeutscher Verlag, München 1985, 186 S.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eugen Roth: Gustav Wilhelm Kraus. Ein Bildberichterstatter der Biedermeierzeit. In: Das Bayerland. Jahrgang 52 (1941–1942, auch als Sonderdruck).
  • Karl Birkmeyer: Gustav Wilhelm Kraus. Maler und Lithograph. In: Oberbayerisches Archiv. 90, 1968, S. 114–127.
  • Paul Ernst Rattelmüller: Gustav Wilhelm Kraus. Lithographien zur Zeitgeschichte unter König Ludwig I. von Bayern. München 1969
  • Christine Pressler: Gustav Kraus 1804–1852. Monographie und kritischer Katalog. Wölfle, München 1977, 416 S. mit 433 Abb. (fast sämtliche Lithografien)
  • Gustav Kraus. Historische Ereignisse und Bräuche in Bayern. Bildauswahl u. Texte von Christine Pressler. Wölfle, München 1977, [4] S., 24 Bl., ill., ISBN 3-87913-099-X
  • Christine Pressler: Kraus, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 687 (Digitalisat).
  • Gustav Kraus 1804–1852. Zum 200. Geburtstag, Katalog 98–2004, Robert Wölfe Buch- und Kunstantiquariat, München 2004 (Kurzbeschreibung von 70 Werken mit Abb., woelfle-kg.de PDF).
  • Gustav Kraus. Eine Verkaufsausstellung. Buch u. Kunstantiquariat E. u. R. Kistner, Nürnberg 1990, 48 S., zahlr. Abb. u. Taf.
  • Elisabeth Eckel: Oberfränkische Trachtengraphiken des 19. Jahrhunderts. Bestandsaufnahme, Analyse, Einordnung. Inaugural-Dissertation in der Fakultät Geschichts- und Geowissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg 2001 (opus-bayern.de PDF).
  • Kraus, Gustav. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 451–452 (biblos.pk.edu.pl).
  • Lexikon Münchner Maler. Band 2, S. 382–384, Abb. 548.
  • Siegmund Michael Westerholz: Gustav Kraus und seine Schrobenhausener Reportage-Lithos/T. 1–2, In: Heimat-Blätter. 16, 5, Ingolstadt 2002, S. 4, 6, S. 1.
  • Hellmuth Möhring: Veränderungen in der Kunst in Rothenburg durch die Mediatisierung 1802/03. In: Jahrbuch des Vereins Alt-Rothenburg e.V. 2003, S. 158–190, dazu S. 196–226 Abb. 14–94.
  • Siegmund Michael Westerholz: Wie ein früher Reporter Pfaffenhofen und Umgebung sah/T. 2–3: Maler und Lithograph Kraus machte aus Bildern des Lehrers Schwarz beliebte Sujets; heute begehrte Sammlerstücke. In: Unsere Heimat. Pfaffenhofen 143, 4, 2002, S. 4, 144, 1, 2003, S. 2–4, 2, S. 1–2.
  • Richard Schaffner: Gustav Kraus – vor 200 Jahren in Passau geboren. Der „Bildberichterstatter des Biedermeier“ hält die Zeit König Ludwigs I. im Bilde fest. In: Heimatglocken. 11, Passau 2004.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gustav Kraus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien