Hans-Peter Wild

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Hans-Peter Wild (* 16. Juni 1941 in Heidelberg) ist ein aus Deutschland stammender Schweizer Unternehmer und Jurist. Wild ist Inhaber und Präsident des Verwaltungsrats des Fruchtsaftherstellers Capri-Sun mit Sitz in Zug. Er hielt bis 2014 die Mehrheit an dem Unternehmen Wild Flavors, einem der führenden Hersteller von natürlichen Aromen für die Lebensmittelindustrie.[1] Hans-Peter Wild lebt in Zug und gehört zu den reichsten Einwohnern der Schweiz.[2]

Hans-Peter Wild

Leben

Hans-Peter Wild, Sohn von Rudolf Wild und Leonie Wild, wurde 1941 in Heidelberg geboren.

Das Referendarexamen als Jurist legte er in Heidelberg mit Prädikat ab. In Mannheim folgten ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Steuerrecht und Wirtschaftsprüfung sowie der Abschluss als Diplom-Kaufmann. Er verbrachte zwei Studienjahre an der Pariser Sorbonne und in Cambridge, bevor er an der Juristischen Fakultät der Universität Mannheim über Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht[3] zum Dr. iur. promovierte.

Im Anschluss an seine Ausbildung arbeitete Wild bei dem Bremer Familienunternehmen Diersch & Schröder und verantwortete dort vier Jahre lang als Geschäftsführer die Bereiche Mineralöl, Chemie und Reederei.

Unternehmerische Tätigkeit

Der Einstieg in das elterliche Unternehmen Wild erfolgte 1974. Hans-Peter Wild trieb kontinuierlich die internationale Expansion des Unternehmens im Aromenbereich und der Marke Capri-Sonne voran. Für die Getränkemarke verpflichtete er 1979 Boxweltmeister Muhammad Ali als Werbeträger[4] und machte damit das ursprünglich deutsche Unternehmen zu einem weltweit tätigen Konzern.

In Vorbereitung auf einen möglichen Börsengang der Aromensparte verkaufte Hans-Peter Wild 2010 einen Minderheitsanteil von 35 % an der Rudolf Wild GmbH & Co. KG an den Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR). Mit Wirkung zum Jahresende 2014 verkauften Wild und KKR die inzwischen schweizerische Muttergesellschaft Wild Flavors und den in Nauen ansässigen deutschen Hersteller von Fruchtzubereitungen Wild Dairy Ingredients an den US-Konzern Archer Daniels Midland. Davon ausgenommen waren die gesamten Capri-Sun-Gesellschaften sowie das in Eppelheim ansässige Maschinenbauunternehmen Indag (heute: Pouch Partners),[5] dem Technologie-Tochterunternehmen von Wild, das u. a. die Herstellungs- und Verpackungsmaschinen für die Capri-Sun-Getränkebeutel fertigt. Sie verblieben im Eigentum von Wild.[1]

Über das Family Office, Wild Group Management, in Zug steuert Hans-Peter Wild zahlreiche weitere direkte Unternehmensbeteiligungen in den Bereichen Biotechnologie und disruptive Technologien sowie seine Vermögensverwaltung. Neben seinen Industriebeteiligungen ist Wild auch Eigentümer der beiden Salzburger Luxushotels Goldener Hirsch und Schloss Mönchstein.[6]

Engagement

Soziales und Kultur

Hans-Peter Wild ist Präsident der „Leonie Wild-Stiftung“, die er 1997 zusammen mit seiner Mutter ins Leben rief. Die Stiftung setzt sich insbesondere in Eppelheim und in der Rhein-Neckar-Region für bedürftige Mitbürger sowie soziale und kulturelle Projekte ein. 2016 spendete Hans-Peter Wild 16,5 Millionen Dollar an die Marine Corps Scholarship Foundation als Dank für den Einsatz des amerikanischen Militärs während des Zweiten Weltkriegs und als Anerkennung für die Befreiung der Deutschen von den Nazis.[7][8]

Musik

Hans-Peter Wild ist Mäzen der Astona Summer Music Academy, welche jährlich hochtalentierten jungen Musikern aus verschiedenen Ländern die Möglichkeit bietet, unter Anleitung renommierter Lehrkräfte zusammen zu musizieren und sich dabei in ihrem Instrument zu perfektionieren.[9] Ebenso fördert er die Salzburger Festspiele[10] und ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Heidelberger Frühling, welche jährlich ein internationales Musikfestival ausrichtet und darüber hinaus die ideelle Patenschaft für junge Nachwuchsmusiker übernimmt[11].

Wissenschaft und Medizin

Im Rahmen der Wissenschaftsförderung unterstützt Hans-Peter Wild die Universitäten Heidelberg und Mannheim sowie das Universitätsspital Zürich und das Johns Hopkins Hospital. Das im Jahr 2013 gestartete Human Brain Project der Europäischen Union soll ein Verständnis der Gehirnstrukturen und -funktionen mit Hilfe künstliche Intelligenz") ermöglichen.[12] Das Heidelberger Stipendienprogramm Wild Talent Scholarship[13] richtet sich an junge Menschen in den MINT-Studienfächern. In Mannheim hat Wild zusammen mit der Universitätsstiftung ein Programm finanziert, mit dem die Universität wissenschaftlichen Nachwuchs anziehen soll.[14] Im Bereich Intensivmedizin arbeitet das Universitätsspital Zürich an verschiedenen Projekten, welche über Spenden von Hans-Peter Wild finanziert werden.[15]

Im Jahr 2001 stiftete Hans-Peter Wild den Wild Chair for Family Business an der privaten Wirtschaftshochschule International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne.[16]

Sport

Im Jahr 1980 übernahm Hans-Peter Wild vom belgischen Eiscremehersteller Ijsboerke ein Radsportteam und benannte es um in Capri-Sonne – Koga Miyata. Im Jahr 1982 wurde das Radsportteam aufgelöst.

Im Jahr 2006 entwickelte sich zwischen den Sportfreunden Hans-Peter Wild und Dietmar Hopp ein öffentlich ausgetragener Disput über die Nutzung eines landwirtschaftlich genutzten Areals auf Heidelberger Gemarkung, das Hans-Peter Wild zur Werkserweiterung nutzen wollte, während Dietmar Hopp dort den Bau eines Bundesliga-tauglichen Fußball-Stadions ins Auge fasste. Im Ergebnis wurde die Prezero-Arena statt in Heidelberg im 35 km entfernten Sinsheim gebaut.[17]

2007 gründete er die gemeinnützige Wild Rugby Academy – Stiftung zur Förderung des Rugbysports mit dem Ziel, den deutschen Rugbysport auf ein Weltklasseniveau zu bringen. Neben der breitensportlichen Jugendförderung stand die Unterstützung der deutschen Rugby-Nationalmannschaften im Fokus von Hans-Peter Wild. Sportlich gelang es ihm, die über die Wild Rugby Academy geförderte Herrennationalmannschaft im Rugby Union bis kurz vor die Qualifikation zur Teilnahme am Rugby World Cup zu bringen. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rugby-Verband ließ er jedoch im Jahr 2017 auslaufen, weil Wild dessen finanzielle Verhältnisse als zu instabil und die Verbandsstrukturen als zu unprofessionell erschienen, um auf internationaler Ebene erfolgreich mithalten zu können.[18] In 2017 erwarb er aus emotionaler Affinität zu seinem alten Studienort und um die professionellen Strukturen im Rugbysport besser verstehen zu lernen, vom französischen Unternehmer Thomas Savare die Anteile am renommierten französischen Erstliga-Rugbyklub Stade Français Paris[19][20], dem er seit 2019 als Président du Conseil d'Administration vorsteht.

Auszeichnungen

Hans-Peter Wild ist seit 1996 Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Im Jahr 2004 erhielt er den Bayerischen Bierorden. Im Juni 2006 verlieh die Stadt Eppelheim ihm für seine unternehmerische Leistung und sein soziales Engagement gegenüber den Mitarbeitern seines Unternehmens sowie den sozialen Einrichtungen in Eppelheim und der Region die Ehrenbürgerwürde.

Schriften

  • Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht, Dissertation, Mannheim 1968[21]
  • Capri-Sonne. Die Faszination einer Weltmarke, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-89843-036-7
  • Portrait eines Global Players: Geschmack ist weltweit unsere Stärke,[22]

Literatur

  • Christian Deutsch: Weltmarke made in Eppelheim – Porträt über Hans-Peter Wild als Ehrensenator der Universität Heidelberg, vom 10. Dezember 2003
  • Martin Bernhard: Globalisierung auf kurpfälzische Art, Die Welt, 22. April 2006 (online)
  • Karsten Langer: Hans-Peter Wild: Herr Capri-Sonne, Manager Magazin, 22. Juli 2004 (online)

Einzelnachweise

  1. a b KKR exits WILD Flavors in $3bn deal. In: Financier Worldwide Magazine. September 2014, abgerufen am 30. November 2020 (englisch).
  2. Hans-Peter Wild | BILANZ. Abgerufen am 11. März 2021.
  3. Hans-Peter Wild: Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht. 1968, abgerufen am 10. März 2021.
  4. Capri-Sun Company & History (Englisch) (Memento vom 27. Februar 2015 im Internet Archive)
  5. Pouch Partners | A Capri Sun Group Company. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
  6. orf.at - Milliardär kauft „Goldenen Hirschen“. Artikel vom 19. August 2016, abgerufen am 5. September 2018.
  7. Capri Sun innovator gives $16 million to Marine Corps Scholarship Foundation The Washington Post, Artikel vom 7. Januar 2016, abgerufen am 26. September 2018 (englisch).
  8. Scholarship Foundation Announces Historic $16.5 Million Donation. In: Marine Corps Scholarship Foundation. 7. Januar 2016, abgerufen am 3. März 2021 (amerikanisches Englisch).
  9. Unsere Hauptsponsorin. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
  10. Privates Engagement • Salzburger Festspiele. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
  11. Stiftung Heidelberger Frühling | Engagement | Heidelberger Frühling. Abgerufen am 10. März 2021.
  12. Neuromorphes Rechnen: Sechs Millionen Euro für ein neues Forschungsgebäude. Abgerufen am 10. März 2021.
  13. Stipendien für hochtalentierte Studierende an der Ruperto Carola – Universität Heidelberg. Abgerufen am 11. März 2021.
  14. Dr. Hans-Peter Wild spendet zwei Millionen Euro für Forschung an die Universität Mannheim. Abgerufen am 11. März 2021.
  15. In Ruhe genesen. In: USZ Foundation. Abgerufen am 10. März 2021 (deutsch).
  16. IMD Global Family Business Center - Partnerships. Abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  17. Martin Scheele: Bei Capri scheint die Sonne. In: Manager Magazin. 5. Mai 2006, abgerufen am 9. November 2020.
  18. Rainer Seele: Rugby-Förderer Hans-Peter Wild: „Es ist tiefstes Amateurtum“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. März 2021]).
  19. L'Équipe. Abgerufen am 3. März 2021.
  20. Süddeutsche Zeitung Nr. 121, 27./28. Mai 2017, S. 24.
  21. Hans-Peter Wild: Das marktbeherrschende Unternehmen im französischen Recht. 1968, abgerufen am 10. März 2021.
  22. Portrait eines Global Players : Geschmack ist weltweit unsere Stärke - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 11. März 2021.