Hans Hausamann

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Hans Hausamann (* 6. März 1897 in Appenzell; † 17. Dezember 1974 in Orselina) war ein Schweizer Fotograf und Nachrichtendienst-Offizier.

Leben

Hans Hausamann wurde geboren als Sohn des Fotografen Ernst Gottfried Hausamann (1871–1958). Er heiratete 1923 Erika Neuhauser, eine Tochter des Textilfabrikanten Emil Neuhauser. Hausamann besuchte die Schulen in Heiden und Lausanne. Danach arbeitete er wie sein Vater als Fotograf. Während des Ersten Weltkriegs wurde er Leutnant. Er gründete 1925 die Firma Foto Hausamann[1], die dann Fachgeschäfte und Labore in St. Gallen und Zürich eröffnete und den ersten Foto-Versandhandel in der Schweiz begründete.

Nach anfänglicher Sympathie für den Nationalsozialismus[2] baute er in den 1930er Jahren einen Pressedienst auf, um dem Antimilitarismus entgegenzuwirken und für eine widerstandsfähige Schweiz zu werben. Gleichzeitig wurde er in militärischen Organisationen aktiv: Er war Leiter des Armee-Lehrfilmdienstes der Schweiz und bis 1936 Pressechef der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG). In deren Auftrag leitete er die Abstimmungskampagne zu Gunsten der «Wehrvorlage» zur Dienstverlängerung in der Armee, die 1935 angenommen wurde. 1938 wurde er auf Initiative von Hans Oprecht wehrpolitischer Berater der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz.

Nachrichtendienst

Seinen Pressedienst spezialisierte er ab 1935 auf militärische Nachrichtenbeschaffung. Dazu baute er das Büro Ha in Teufen auf, das 1940 in die Nähe von Luzern in ein Hotel verlegt wurde und im Krieg als eigenständige Abteilung zu der von Max Waibel geleiteten Nachrichtensektion 1 (NS-1) des militärischen Nachrichtendienstes der Schweiz gehörte. Zu seinem wichtigsten Nachrichtenlieferanten wurde ab 1939 Christian Schneider, Angestellter der Nachrichtenagentur von Rudolf Rössler. Da Hausamann erkannte, dass eine freie Schweiz nur bei einem Sieg der Anti-Hitler-Koalition überleben würde, sorgte er dafür, dass militärisch relevante Nachrichten an die wichtigsten Kriegsgegner Nazideutschlands weitergereicht wurden. Schneider wurde von ihm beauftragt, Informationen auch an den sowjetischen Militärnachrichtendienst GRU zu liefern. Später wurden auch konkrete Anfragen aus Moskau resp. von Sandor Rado durch das Büro Ha beantwortet.

Widerstand

Im November 1939 verhinderte Hausamann die Auslieferung des in der Schweiz lebenden früheren NSDAP-Mitglieds und Hitler-Gegners Otto Strasser an Hitler.[3] Im Juli 1940 gehörte er zur Kerngruppe des Offiziersbundes, deren Mitglieder bedingungslos Widerstand gegen einen deutschen Angriff leisten wollten. Der Bund wurde durch Henri Guisan aufgelöst, und die Teilnehmer wurden von der Militärjustiz disziplinarisch bestraft. Nach einer kurzen Zeit in Untersuchungshaft wurde Hausamann Mitbegründer ziviler Nachfolgeorganisationen des Offiziersbundes: Im September 1940 initiierte er zusammen mit dem späteren UNO-Flüchtlingskommissar August R. Lindt die Aktion nationaler Widerstand[4] und im Januar 1941 die Eidgenössische Gemeinschaft. Hausamann war auch die Hauptquelle der von 1940 bis 1943 gegen den Bundesrat Marcel Pilet-Golaz betriebenen Propaganda.

Nachkriegszeit

Im Herbst 1945 war Hausamann für die Schweizer Armee als Verbindungsmann zu den französischen Truppen im Vorarlberg tätig. Nach der Auflösung des Büros Ha 1946 engagierte er sich erneut in der Geschäftsführung seines Unternehmens. An der Hochschule St. Gallen hielt er militärgeschichtliche Vorlesungen zum Zweiten Weltkrieg. 1954 begründete er die Internationalen Pferdesporttage in St. Gallen, die er bis 1965 leitete. Außerdem war er Mitglied in der Freimaurerloge Alpina. 1973 verlieh ihm die Hochschule St. Gallen einen Ehrendoktor der Staatswissenschaften.

Literatur

  • Jean-Pierre Richardot: Die andere Schweiz. Eidgenössischer Widerstand 1940–1944. Aufbau Verlag: Berlin 2004 ISBN 3-351-02584-X
  • C. Hauser: Aux origines du «Büro Ha». In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte. Band 44, 1994, S. 144–165 (Volltext)
  • Erwin Bucher: Zwischen Bundesrat und General. Schweizer Politik und Armee im Zweiten Weltkrieg. St. Gallen 1991.
  • Alphons Matt: Zwischen allen Fronten. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht des Büro Ha. Frauenfeld/Stuttgart 1969.
  • Werther hat nie gelebt. In: Der Spiegel. Nr. 29, 1972 (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.hausamann.ch/index.php?location=pagecontent&mlnr=5&PHPSESSID=9172c216aa18df647f2c05e7729a521e
  2. http://www.afz.ethz.ch/handbuch/nachl/nachlaesseHausamannHans.htm
  3. http://haasis-wortgeburten.anares.org/elser/bio_nachtrag_2.php
  4. http://www.swissinfo.ch/ger/archive.html?siteSect=883&sid=973617&ty=st