Hans von Trotha

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Wappen des Hans von Trotha

Ritter Hans von Trotha (* um 1450 vermutlich in Krosigk (heute Sachsen-Anhalt); † 26. Oktober 1503 auf Burg Berwartstein), war Marschall der Kurfürsten von der Pfalz und trug den französischen Ehrentitel eines Chevalier d’Or. Er wurde 1480 vom Kurfürsten mit den beiden Burgen Berwartstein und Grafendahn belehnt, die im südpfälzischen Teil des Wasgaus liegen. Im Volksmund ist er als „Hans Trapp“ oder (seltener) „Hans Trott“ bekannt.[1]

Familie

Hans aus dem Adelsgeschlecht von Trotha, das seinen Ursprung im Saalekreis hatte, war der vierte Sohn des erzbischöflich-magdeburgischen Marschalls Thilo von Trotha. Hans wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts vermutlich in Krosigk (heute Sachsen-Anhalt) geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt; er war der jüngere Bruder des 1443 geborenen Thilo von Trotha, des Bischofs von Merseburg.

Hans hatte nur einen Sohn, Christoph, der seinem Vater als Besitzer der Burg Berwartstein nachfolgte. Da Christoph ohne männliche Nachkommen blieb, erlosch mit dessen Tod (1545) die Linie. Das Erbe fiel an seinen Schwiegersohn Friedrich aus dem elsässischen Adelsgeschlecht von Fleckenstein.[1]

Leben

Ausbau der Burg Berwartstein

Der Berwartstein auf der einen Seite...
...und das Vorwerk Klein-Frankreich auf der anderen
Burg Grafendahn

Als nachgeborener Sohn einer Adelsfamilie trat Hans schon als junger Mann gegen Ende der 1470er Jahre in die Dienste der Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein in Heidelberg. Die Verbindung zur Kurpfalz war wohl über den von dort stammenden Erzbischof Johann von Magdeburg zustande gekommen, den Gönner des Bischofs Thilo von Trotha. Hans bewährte sich offenbar, denn bereits 1480 belohnte ihn der etwa gleichaltrige Kurfürst Philipp der Aufrichtige mit zwei Burgen im Wasgau zu erblichem Lehen, nämlich Berwartstein „samt allem Zubehör“ sowie Grafendahn.

Binnen vier Jahren baute der Ritter den Berwartstein zu einer Festung aus, die für damalige Verhältnisse uneinnehmbar war. Dies erreichte er unter anderem dadurch, dass er 1484 auf dem der Burg gegenüberliegenden Nordhang des Nestelberges das Vorwerk Klein-Frankreich errichten ließ. Die Anlage bestand vor allem aus einem mächtigen Batterieturm, auf dessen Plattform langrohrige Feldschlangen aufgestellt werden konnten. Nun war es möglich, Belagerer des Berwartsteins von zwei Seiten unter zielgenaues Kreuzfeuer zu nehmen.

An der sechs Kilometer nordwestlich gelegenen Burg Grafendahn hingegen zeigte Hans kein Interesse. Vermutlich war sie bereits marode, als er sie erhielt, jedenfalls wurde sie um 1500 als „unbewohnbar“ bezeichnet. Grund für den schlechten Zustand war wohl, dass Grafendahn von Beginn an als Ganerbenburg konzipiert war und deshalb stets einer Eigentümergemeinschaft gehört hatte, in der sich niemand für Erhaltungsmaßnahmen zuständig fühlte.

Fehde mit dem Kloster Weißenburg

Die ehemalige Klosterkirche Weißenburg
Innenraum der ehemaligen Klosterkirche

Bekannt wurde Hans durch seine anschließende Fehde mit Heinrich, dem Abt des zum Orden der Benediktiner gehörenden Klosters Weißenburg. Denn der Berwartstein und einiges mehr, eben das „Zubehör“, stand ursprünglich im Eigentum des Klosters, und die Kurpfalz hatte nach Ansicht des Abtes keinen rechtmäßigen Besitz an der Burg erworben, weil das Kloster sich 1453 lediglich unter den Schutz des Kurfürsten stellen wollte. Als Hans 1485 schließlich zu der Burg noch das „Zubehör“ einforderte, wandte sich der Abt um Schutz an den Kurfürsten. Dieser reagierte jedoch anders als vom Kloster erwartet: Er verlegte sich zunächst auf Ausflüchte, dann erhob er Hans sogar in den Rang eines Marschalls und verkaufte ihm den gesamten strittigen Besitz.

Als die Streitigkeiten mit dem Kloster auf dem Höhepunkt angelangt waren, ließ Hans die nahe Wieslauter aufstauen und entzog so dem abwärts gelegenen Städtchen Weißenburg das Wasser. Die Sperre errichtete der Ritter bei der Ortschaft Bobenthal fünf Kilometer südlich des Berwartsteins. Dort durchfließt das Flüsschen acht Kilometer oberhalb von Weißenburg einen Engpass, der durch den Bobenthaler Knopf (534 Meter, links der Wieslauter auf pfälzischer Seite) und den Dürrenberg (520 Meter, rechts auf elsässischer Seite) gebildet wird. Es entstand ein kleiner Stausee, der die vor Bobenthal gelegene Talaue überflutete. Nach Beschwerden des Abtes sorgte Hans wie geplant für das Einreißen des Dammes und verursachte in Weißenburg eine gewaltige Überschwemmung mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden.

Reichsacht und Kirchenbann

Der Ritter führte nun offen einen Kleinkrieg gegen den Abt. Als auch die Anrufung des Kaisers dem Ritter keinen Einhalt bieten konnte, wandte sich der Abt 1491 an Papst Innozenz VIII. Acht Jahre später wurde Hans, nunmehr durch Alexander VI., vor das päpstliche Gericht geladen, um über seine Kirchentreue befragt zu werden. Doch er lehnte es ab, nach Rom zu reisen, und schrieb stattdessen einen Brief an den Papst. Darin betonte er einerseits seinen christlichen Glauben, andererseits bezichtigte er den Borgia-Papst mit hintergründigen Formulierungen der Sittenlosigkeit. Trotha wurde daraufhin mit dem Kirchenbann belegt. Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden, musste sich sein bisheriger Gönner, der Kurfürst, von seinem Gefolgsmann lossagen. Bereits 1496 war der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. gezwungen gewesen, gegen den Ritter die Reichsacht auszusprechen.

Allerdings entzog der Kurfürst dem Ritter nur nach außen hin seine Gunst und sandte ihn seines diplomatischen Geschicks wegen während der Italienischen Kriege vorübergehend an den französischen Königshof. Dort verlieh ihm König Ludwig XII. die Auszeichnung Chevalier d’Or.

Tod und Rehabilitierung

Hans kümmerte sich nicht um die Sanktionen von Kaiser und Kirche, und zwei Jahre, nachdem er 1503 eines natürlichen Todes gestorben war, wurden sie postum sämtlich aufgehoben. Der Ritter wurde in der zu Niederschlettenbach gehörenden St.-Anna-Kapelle beigesetzt, die vier Kilometer vom Berwartstein entfernt oberhalb der Mündung des Erlenbachs in die Wieslauter liegt. 1967 ließ die Familie von Trotha in der Kapelle eine Erinnerungstafel anbringen.[1]

Bedeutung

Die Ereignisse um die Fehde mit dem Kloster sind im Rittersaal der Burg Berwartstein bildlich dargestellt. Der 150 Personen fassende Rittersaal wird heute als Restaurant genutzt, ist aber frei zugänglich.

Hans von Trotha, der mit etwa zwei Meter Körpergröße auch für heutige Verhältnisse von imponierender Statur gewesen sein soll, ging unter seinem volkstümlich verballhornten Namen „Hans Trapp“, gelegentlich auch „Hans Trott“, ins Sagengut der Region ein. Er wurde dabei nicht nur mit dem erst später geprägten Begriff Raubritter bezeichnet, sondern im Laufe der Zeit auch immer mehr zum Kinderschreck verzerrt, der als „schwarzer Ritter“[1] angeblich keine Ruhe findet und nächtens durch den Wasgau geistert. Sogar in der Sage vom Jungfernsprung muss sein Name für den Unhold herhalten, welcher der Hauptperson die Unschuld rauben will.

„Christkindchen und Hans Trapp im Elsaß“ (Illustration von 1863)

Im benachbarten Elsass wird zur Nikolaus-Zeit der Name Hans Trapp benutzt, um Kinder in Furcht zu versetzen; Hans Trapp und nicht Knecht Ruprecht tritt hier im Gefolge des Nikolaus auf.[2] Aussehen und Ausstattung des Hans Trapp (weißer Bart, Zipfelmütze und Rute) werden in folgendem Dialektgedicht aus dem Elsass[3] beschrieben:

D’r Hans Trapp
Schoi, do kummt d’r Hans Trapp.
Ar het a scheni Zepfelkapp’
Un a Bart wiss wie a Schimmel.
Ar kummt vum schena Starnehimmel
Un bringt da Kinder a Ruada,
Wu net dien singe un bata.
Schoi, Hans Trapp, mir sin so klein
Un brav un folje d’heim.
Müesch net kumme mit dim Stacka,
Denn mir kenne singe un oi bata.

Einzelnachweise

  1. a b c d Adelsfamilie von Trotha: Ritter Hans von Trotha. Abgerufen am 12. November 2011.
  2. Alemannische Wikipedia: Hans Trapp
  3. D’r Hans Trapp. In: Le Nouveau Rhin Français. 7. Dezember 1952.