Italienische Kriege

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die politische und territoriale Situation in Italien um 1494

Als Italienische Kriege, auch Italienkriege oder Renaissance-Kriege (italienisch grandi guerre d'Italia, altertümlich auch Guerre horrende de Italia ‚Große bzw. Schreckliche Italienkriege‘) wird eine Reihe von Kriegen bezeichnet, die zwischen 1494 und 1559 zu einem großen Teil auf dem Gebiet des heutigen Italiens ausgetragen wurden. Die Schlachtfelder befanden sich sowohl in Italien als auch in Nordfrankreich und den Vereinigten Provinzen. Es ist im Habsburgisch-französischen Gegensatz ein Zweikampf zwischen dem Hause Valois und den Habsburgern über die Vorherrschaft in Europa. Neben allen größeren europäischen waren auch fast alle italienischen Staaten und das Osmanische Reich daran beteiligt.

In wechselnden Bündnissen wurden unterschiedliche Kriegsziele verfolgt, wobei sich die Kriege zunächst an einem dynastischen Machtkonflikt um das Königreich Neapel entzündeten und später zu einem europäischen Machtkampf zwischen dem französischen Königshaus Valois und den Habsburgern eskalierten. Der Konflikt endete 1559 im Frieden von Cateau-Cambrésis zugunsten des habsburgischen Spanien.

Die politische Lage in Italien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 14. und 15. Jahrhundert traten neben die Feudalstaaten auch Signorien (Stadtherrschaften, z. B. Venedig und Florenz). Die Parteikämpfe zwischen kaiserlichen Ghibellinen und päpstlichen Guelfen, aber auch zwischen Handwerkern, Patriziern und Adelsfamilien förderten die Wahl von politischen Führern (Podestà). Viele dieser Führer nutzten List und Gewalt, um zum erblichen Signore aufzusteigen. In der Folge erweiterten sie häufig die Herrschaft der signoria auf andere Städte, sorgten für das Volk und förderten Künste und Wissenschaften.

Dieses Mäzenatentum ließ Italien trotz ständiger Unruhen eine wirtschaftliche und kulturelle Glanzzeit erleben. Der Frieden von Lodi 1454 schuf die Voraussetzung für ein fragiles Gleichgewicht in Italien, das für mehrere Jahrzehnte den Frieden bewahrte. Mit dem Vordringen Frankreichs brach das italienische Staatensystem 1494 zusammen.

Französische Feldzüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster französischer Feldzug (1494/95)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kriegszüge von Karl VIII und Gonzalo De Cordoba, 1494–95

In Mailand regierte ab 1481 Ludovico Sforza für seinen minderjährigen Neffen Gian Galeazzo Sforza, wollte jedoch selbst Herzog werden. König Ferdinand I. von Neapel suchte das zu verhindern und, zusammen mit den Medici, die Machtbalance in Italien zu seinen Gunsten zu verschieben. Nach Ferdinands Tod 1494 wurde Ludovico zum Herzog von Mailand und verbündete sich mit König Karl VIII. von Frankreich, um dessen Ansprüche auf den Thron von Neapel gemeinsam durchzusetzen. Als vermeintlicher Verbündeter hatte dieser den jungen französischen König mehrfach zur Eroberung Neapels angestachelt. Denn das Königreich Neapel, so Ludovico Sforza im Einklang mit französischen Rechtsgelehrten, gehöre aufgrund der ehemaligen Herrschaft der Anjou über das Königreich Sizilien seit Karl von Anjou zu den legitimen Besitzungen der französischen Krone. Philippe de Commynes berichtet: „Im Jahre 1492 begann Herr Ludovico an den jetzigen König Karl VIII. zu senden, um ihn dahin zu bringen, nach Italien zu kommen, um das Königreich Neapel zu erobern.“[1] Karl hatte seinen Feldzug 1492 im Vertrag von Étaples mit dem englischen König Heinrich VII., 1493 im Vertrag von Barcelona mit Ferdinand II. von Aragón und im Vertrag von Senlis mit dem römisch-deutschen König Maximilian I. diplomatisch vorbereitet. Mailand diente dem französischen Heer als Ausgangsbasis in Italien. Karl VIII. von Frankreich marschierte mit einem Heer und starkem Belagerungsgerät nach Italien. Am 8. September 1494 stürmte eine Armee Karls VIII. unter der Führung von Ludwig von Orléans die Stadt Rapallo, die mit Unterstützung von 5.000 aragonesischen Soldaten die Truppen aufhalten wollte. Als Vergeltung für diesen Versuch wurden in der Stadt alle Männer, Frauen und Kinder niedergemetzelt. Als Nächstes besetzte Karl VIII. Genua als Versorgungshafen.[2] Am 31. Oktober 1494 kapitulierte Florenz unter Piero di Lorenzo de’ Medici. Zwei Monate später, am 31. Dezember, nahm Karl VIII. Rom ein und zog nach Neapel, das er ebenfalls nach kurzer Belagerung am 22. Februar 1495[2] von dem Haus Trastámara-Aragón eroberte. Zu diesen Auseinandersetzungen lassen sich auch die Ennetbirgischen Feldzüge rechnen, die eine Reihe von kriegerischen Aktionen darstellten, die sich in den Jahren von 1402 bis 1515 zwischen der Eidgenossenschaft, dem Herzogtum Mailand, Frankreich, dem Haus Habsburg, dem Papst Alexander VI. und verschiedenen italienischen Staaten um die Vorherrschaft in Oberitalien abspielten.

Mit der tatsächlichen Einnahme Neapels durch Karl VIII., so betont Commynes wiederholt, hätten dagegen weder die Venezianer noch die Mailänder je gerechnet. Mit dem plötzlichen Fall Neapels änderte sich die Lage auf der Halbinsel schlagartig, da sich die italienischen Großmächte angesichts des nun zunehmend als Bedrohung empfundenen Erfolges der Franzosen zum Handeln genötigt sahen.[3]

Die Schnelligkeit des französischen Vormarsches im ersten französischen Feldzug und die Härte, mit der der Widerstand der Städte gebrochen wurde, schreckten die übrigen Kleinstaaten Italiens auf. Ludovico Sforza, der nun erkannte, dass Karl VIII. nun auch Anspruch auf Mailand erheben konnte und sich wohl mit der Annexion von Neapel nicht zufriedengeben würde, wandte sich an Papst Alexander VI. um Hilfe, der daraufhin die Liga von Venedig organisierte.[4]

Mailand, das Haus Aragon, der Papst, Kaiser Maximilian I. und Venedig verbanden sich ohne Rücksicht auf bestehende Bündnisse im März 1495 zur heiligen Liga, so dass der kurz darauf erzwungene Rückzug der Franzosen sich weitaus komplizierter als ihr Einmarsch gestaltete. Die Liga versammelte ein Landsknechtsheer unter dem Markgrafen von Mantua und Condottiere Gianfrancesco II. von Gonzaga. Karl war am 20. Mai gezwungen sich aus Neapel zurückzuziehen[2], wenn er sich nicht in Neapel abschneiden lassen wollte. Er ließ die Hälfte des Heeres zur Verteidigung in Neapel zurück[2] und zog mit dem restlichen Heer in die Lombardei, wo es am 6. Juli 1495 etwa 30 km südöstlich von Parma auf dem Rückzug zur Schlacht bei Fornovo kam.[5] Seine Verluste waren so schwer, dass er die Beute seines Italienzuges zurückließ und nach Frankreich zurückkehrte. Durch die hohe Schuldenlast war ihm eine Weiterführung des Krieges nicht möglich. Er starb 27-jährig am 7. April 1498 durch einen Unfall auf Schloss Amboise.

Die politische und territoriale Situation in Italien zwischen 1494 und 1535

Für Italien sollte dieser erfolglose Feldzug verhängnisvolle Folgen haben. Bereits in seinem frühesten Werk überhaupt, in den erst im 19. Jahrhundert publizierten Istorie fiorentine von 1508/9[6], stellte Francesco Guicciardini den Mailänder Herzog Ludovico Sforza als denjenigen dar, der unter allen Italienern die schwerste Schuld an dem Unglück Italiens auf sich geladen habe. Nachdem dieser sich mit dem König von Neapel und den Florentinern hoffnungslos überworfen hatte, begann er, um sich eines Beistands zu versichern und um sich zu rächen, mit König Karl VIII. von Frankreich zu paktieren, was Guicciardini mit den Worten kommentiert: »Questi furono e‘ princìpi e le origine della ruina di Italia.« (Das ist das Prinzip und der Ursprung des Untergangs Italiens)[7] Als der böse Geist Italiens figuriert Ludovico il Moro auch in den Istorie fiorentine Machiavellis.[8]

Zweiter französischer Feldzug (1499–1504)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der neue französische König Ludwig XII. erhob auf Grund seiner Herkunft als Enkel der mailändischen Prinzessin Valentina Visconti und des Herzogs Ludwig von Orléans aus dem Haus Valois Ansprüche auf Mailand. Er entsandte ein weiteres Heer nach Italien, das unter Gian Giacomo Trivulzio sich gegen Ludovico Sforza wandte und Mailand besetzte. Der unterlegene Ludovico Sforza kam nach dem Verrat von Novara im Jahr 1500 als Gefangener nach Frankreich.

Aufgrund der günstigen Lage im Norden war für Ludwig XII. klar, dass er nun auch Neapel für sich beanspruchen wollte. Dazu schloss er mit Ferdinand von Aragón einen Vertrag (Teilungsvertrag in Granada[9]) über Neapel ab, der die Aufteilung Süditaliens zwischen den beiden Großmächten regelte. 1501 wurde schließlich ein Angriff auf Neapel realisiert, der von zwei Seiten erfolgte. Von Norden her zogen die Franzosen heran, abermals unterstützt vom Papst, und von Süden rückten die Spanier vor.[10] Franzosen und Spanier besetzten Neapel gemeinsam. Der neapolitanische König Friedrich I. hatte einer derartigen Übermacht nichts entgegenzusetzen und kapitulierte sofort, wobei ihm ein ehrenvoller Ruhestand auf einem Gut im Loiretal versprochen wurde[10] Doch bald entbrannte ein Machtkampf, der sich in einem Krieg entlud. schon bald kam es zu Kämpfen um die alleinige Herrschaft über das Königreich. Die Spanier konnten zwar zunächst zurückgedrängt werden, jedoch konnte die französische Armee ihren eigenen Nachschub nicht gewährleisten.[11] Nach den Schlachten von Cerignola (21. April 1503)[12] und am Garigliano (29. Dezember 1503) vertrieben die Spanier unter Gonzalo Fernández de Córdoba y Aguilar die Franzosen mit Unterstützung italienischer Ritter (darunter Ettore Fieramosca), die sich gegen die Franzosen in der Disfida di Barletta bewährt hatten, und blieben unter Ferdinand II. wiederum Herren im Königreich Neapel.

Die politische und territoriale Situation in Italien um 1499

Es kam zu mehreren Kämpfen, bei denen die Spanier jeweils siegreich hervorgingen und schlussendlich sogar die Hauptstadt Neapel zurückerobern konnten. Die kleine Stadt Gaeta war der letzte Ort, an den sich die Franzosen zurückziehen konnten, welche schließlich am 1. Januar 1504 kapitulieren mussten. Im Vertrag von Lyon, am 31. März 1504, musste Ludwig XII. jeden Anspruch auf Neapel aufgeben, dessen Territorien nun definitiv zu einem spanischen Vizekönigreich wurden.[11]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neapel verlor seine Unabhängigkeit an Spanien, was im Vertrag von Blois am 22. September 1504 von Ludwig anerkannt wurde und Ferdinand von Aragón wurde neuer Herrscher Neapels. Dies führte zu der 200-jährigen spanisch-habsburgischen Herrschaft über Süditalien. 1506 besetzte Julius II. Perugia und unternahm einem Zug gegen Bologna bis Imola. Mit französischer Hilfe eroberte der Papst Bologna.[9]

Großer Venezianerkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krieg der Liga von Cambrai (1508–1510)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um ihren Einfluss in Italien wiederherzustellen, schlossen Papst Julius II., Maximilian I., König Ludwig XII., Heinrich VII. von England und Ferdinand II. von Aragonien am 10. Dezember 1508 die Liga von Cambrai gegen die Republik Venedig zur Rückeroberung der von Venedig auf dem Festland (Terraferma) besetzten Gebiete. Diese von Julius II. betriebene Allianz gegen Venedig entpuppte sich als Fehler, weil sie nach dem Rückzug des von der Niederlage in der Schlacht von Agnadello[13] geschwächten Venedig das Feld Franzosen und habsburgischen Spaniern überließ. Maximilian wollte das Reichs- und Hausgut in Istrien und Friaul sowie Verona, Vicenza und Padua zurückgewinnen. Obwohl vom Reich völlig im Stich gelassen – der Reichstag von Worms (April–Juni 1509) bewilligte nicht einen einzigen Landsknecht –, konnte er dank der französischen Waffenhilfe Verona, Triest, Görz und vorübergehend sogar Padua besetzen.

Für Maximilian war das Wichtigste die allmähliche Aussöhnung mit König Ferdinand, wodurch das Erbrecht Karls (V.) endgültig gesichert war, und eine enge Freundschaft mit Spanien und England („Dreieinigkeit“) begründet wurde.[14] Julius II. beschloss daraufhin statt den Venezianern die Franzosen zu vertreiben. In der Schlacht Schlacht von Polesella (1509) besiegte ein Heer des mit Frankreich verbündeten Alfonso I. d’Este die Venezianer. Als ersten Schritt exkommunizierte Julius 1510 den Herzog von Ferrara Alfonso I. d’Este und zog das päpstliche Lehen Ferrara ein, da dies ein Verbündeter der Franzosen war. Dies wurde möglich, da Alfonso quasi isoliert dastand, nachdem seine Schwester Isabella d’Este zur Freilassung ihres gefangenen Ehemanns (seit 1509 in venezianischer Gefangenschaft) den Erstgeborenen Federico II. Gonzaga als Geisel an Papst Julius II. übergeben hatte und auch das befreundete Mantua damit auf die Seite der nachfolgenden Heiligen Liga erpresst war.

Krieg der Heiligen Liga (1511–1513)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

König Ferdinand, der nun ganz auf Habsburg setzte, plante eine spanisch-österreichische Lösung der italienischen Frage unter Ausschluss Frankreichs und vereinigte den Papst, Spanien, Venedig und die Schweizer in einer neuen Heiligen Liga (4. Oktober 1511), welche die Franzosen aus Italien vertreiben sollte. Der Gegensatz zwischen Habsburg und Valois trat immer wieder hervor. Maximilian schloss Waffenstillstand mit Venedig, versöhnte sich mit dem Papst und dessen Lateran-Konzil und trat der Heiligen Liga bei (19. November 1512), die sich unter dem neuen Papst Leo X. bald wieder auflöste.[14]

Die vom Papst Julius II., Maximilian, Ferdinand, dessen Schwiegersohn Heinrich VIII. von England, Venedig und den Schweizern gegen Frankreich geschlossene Heilige Liga bereinigte die Lage zunächst wieder, da sich die Franzosen aus dem Herzogtum Mailand zurückziehen mussten. Der Sieg der Franzosen in Schlacht bei Ravenna (1512)[15] half jedoch nicht, Norditalien zu sichern, vielmehr mussten die Franzosen sich im August 1512 aus der Region zurückziehen. Die Schweizer Soldaten waren nach Ravenna fest entschlossen, die Franzosen hart zu treffen. Im Mai 1512 versammelten sich 24’000 Männer in Chur zu dem, was später als «Pavia-Expedition» bekannt wurde. Unter der Führung des erfahrenen Veteranen Ulrich von Hohensax (ca. 1462–1538) – entgegen der Tradition als «Oberbefehlshaber» bezeichnet – strömten die Schweizer Truppen nach Italien, wo sich ihnen eine Stadt nach der anderen ergab. Die Franzosen, die nach ihrem Sieg über die Spanier in der Schlacht von Ravenna im Monat zuvor erschöpft waren, hatten zu wenig Männer und wurden völlig überrascht. Sie waren nicht in der Lage, solide Verteidigungspositionen einzunehmen und ihre Kräfte zu konsolidieren, um die Schweizer herauszufordern. Die Eidgenossen unterwarfen die Lombardei und vertrieben die Franzosen in nur sechs Wochen aus Italien.[16] In der Schlacht bei Pavia (1512)[17] wurden die französischen Truppen vom Heer der Liga besiegt. Die Liga beschloss, die Medici in Florenz wieder einzusetzen und es zum Aufgeben des französischen Bündnisses zu zwingen.[9]

Die Heilige Liga sollte sich als kurzzeitig erweisen; Sie endete letztlich mit dem Tod des Papstes Julius II. am 21. Februar 1513.[18] Bereits im März wechselte die Republik Venedig jedoch die Seiten und schloss am 23. März in Blois ein Angriffsbündnis mit Frankreich.[19] Der Medici-Papst Leo X. zeigte sich scheinbar zur Neutralität verpflichtet.[19]

Mit von exorbitanten Geldsummen gelang es, die Eidgenossen in das anti-französische Bündnis zu bringen.[18] Am 6. Juni 1513 besiegten die Schweizer Ludwig XII. in der Schlacht bei Novara und setzten mit Massimiliano Sforza die Sforza wieder als Herren in Mailand ein. Die empfindliche Niederlage von Novara zwang die Franzosen zum Rückzug aus Italien.[18] Die Spanier besiegten Venedig am 7. Oktober 1513 in der Schlacht von La Motta.

1514 wurde Friede zwischen England und Frankreich geschlossen und Ludwig XII. versöhnte sich mit Papst Leo X. Dieser beabsichtigte, seinem Bruder Giuliano das Königreich Neapel und seinem Vetter Lorenzo einen Staat in Norditalien zu verschaffen und brachte Parma, Piacenza und Modena an sich.[9] Als 1515 Ludwig XII. starb erneuerte sein Nachfolger Franz I. das Bündnis mit Venedig und griff Mailand an.[9] Am 13./14. September 1515 besiegte König Franz I. von Frankreich die im Sold der Sforza stehenden Schweizer bei Marignano und gewann Mailand zurück. Im Oktober 1515 musste Massimiliano Sforza als Herzog abdanken und sich ins französische Exil begeben. Charles III. de Bourbon-Montpensier übernahm bis 1521 die Regentschaft. Die Eidgenossen mussten nach Marignano alle Hoffnungen auf die Ausweitung ihres Machtbereichs aufgeben und verpflichteten sich in einem Vertrag zur dauerhaften Neutralität gegenüber Frankreich.[20]

Habsburgisch-französischer Konflikt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kriege zwischen Karl V. und Franz I.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Krieg Karls V. gegen Franz I. (1521–1525)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod König Ferdinands des Katholischen von Spanien 1516 wurde Karl I. sein Nachfolger und schloss mit Franz I. Frieden.[9] und mit dem Friedensschluss von Noyon kehrte vorübergehend Ruhe ein.[21] Mit dem Vertrag von London sollte 1518 eine Konfliktvermeidung erreicht werden. Jedoch 1519 starb Maximilian I. Die deutsche Königswürde ging an den ebenfalls aus dem Hause Habsburg stammenden Karl I. von Spanien, was zur Vereinigung aller Habsburger Besitzungen in Europa und zur Einkreisung Frankreichs führte. Habsburger und Franzosen bekriegten sich jetzt nicht mehr nur um die Vorherrschaft in Italien, sondern auch um die Vorherrschaft in Europa und in der Welt. Einer der Hauptkriegsschauplätze aber blieb Italien, wo sich einzelne italienische Staaten mal mit der einen, mal mit der anderen Großmacht verbündeten, um in deren 'Windschatten' ihren jeweiligen Machtbereich und ihre Territorien auszudehnen.

Als Karl auch zum Deutschen König gewählt wurde, gegen den Franz I. kandidiert hatte, bekam der Konflikt eine neue Dimension: Frankreich auf der einen Seite und der habsburgische Machtkomplex auf der anderen kristallisierten sich als Hauptgegner in einem bevorstehenden Kampf um die Vorherrschaft in Europa heraus, der wiederum vor allem in Italien ausgetragen werden sollte.[21] Eine französisch-englische Annäherung sollte durch das Treffen Franz I. mit dem englischen König in Camp du Drap d’Or im Juni 1520 verstärkt werden. Heinrich VIII. und Karl V. schlossen jedoch bereits am 14. Juli einen Vertrag, in dem sie sich darauf einigten, kein Bündnis mit Frankreich einzugehen. Bald darauf entbrannten direkte kriegerische Auseinandersetzungen innerhalb Europas.[22]

Europäischer Herrschaftsbereich Karls V., während seiner Regentschaft von 1520 bis zu seiner Abdankung am 23. August 1556 zugunsten seines Sohnes Philipp II. auf den spanischen Thron und seines Bruders Ferdinand I. auf die Kaiserwürde.
Weinrot: Königreich Kastilien
Rot: Besitzungen Aragons
Orange: Burgundische Besitzungen
Gelb: Österreichische Erblande
Blassgelb: Heiliges Römisches Reich

Als der Krieg 1521 erneut ausbrach, konzentrierten sich die Anstrengungen beider Seiten fast ausschließlich auf das Herzogtum Mailand als Schlüssel zur Macht in Italien.[21] In der zweiten Kriegsperiode ab 1521 gab es wegen der Vereinigung der spanischen mit der deutschen und später der Kaiserkrone dann nur noch ein Heer, in dem die Deutschen zahlenmäßig stärker vertreten waren als die Spanier.[23]

Im Jahr 1521 verbündete sich König Karl V. mit Papst Leo X. (aus dem Hause der Medici) und Heinrich VIII. gegen König Franz I., der, im Bündnis mit Genua, Venedig und Ferrara, über Mailand angreifen wollte, um so die habsburgische Umklammerung zu lösen. Am 19. November 1521 eroberte der kaiserliche Feldherr Pescara Mailand zurück, und am 27. April 1522 besiegte ein spanisches Heer unter Prospero Colonna die Truppen Franz’ I. in der Schlacht bei Bicocca.[24] Obwohl einer der reichsten Aristokraten Frankreichs, wechselte Charles de Bourbon 1523 ins Lager Kaiser Karls V.[25]

Die Märsche Franz’ I. (Francis) und Palices und ihres Gegners Pescaras zur Schlacht bei Pavia (1525); vorige Operationen gestrichelt: Der Rückzug Pescaras von Marseille über die Alpen nach Pavia (September 1524), die Eroberung Alessandrias durch Montmorency (Oktober 1524), der Marsch Albanys nach Neapel, den Lannoy bei Fiorenzuola vergeblich aufhalten wollte (November 1524), und der erfolgreiche Zug der Franzosen unter Saluzzo gegen die in Genua gelandeten Spanier (Dezember 1524)

Nach 1522 wandten sich Genua, Venedig und Ferrara wieder von Frankreich ab; ebenso der (flämische) Papst Hadrian VI. wegen Franz’ Bündnis mit den Osmanen. 1524 eroberte Frankreich Mailand wieder; Venedig und der Medici-Papst Clemens VII. wechselten auf die Seite von Franz I.

Das französische Heer unter Franz I. marschierte indessen auf Mailand zu, das kaum durch Kaiserliche geschützt war. Durch eine Pestepidemie und eine Hungersnot war die Bevölkerung Mailands stark dezimiert worden. Die wenigen Verbliebenen verließen eilig die Stadt, die erneut in die Hände der Franzosen fiel. Allein 700 spanische Soldaten blieben im Castello Sforzesco. Francesco Sforza und sein Kanzler Girolamo Morone zogen sich nach Cremona zurück, während sich Charles de Bourbon in deutsche Länder wendete, um Verstärkung zu finden.[26] Der Marchese di Pescara zog sich nach Lodi zurück, Antonio de Leyva schließlich wurde mit der Verteidigung Pavias beauftragt. Ihm zur Seite standen Fritz von Zollern und Kaspar von Frundsberg. Das Heer unter der Führung Franz I. hielt sich nicht lange im zerrütteten Mailand auf. Während Feldherr La Trémouille mit wenigen Kräften dort verblieb, zog der Großteil des französischen Heeres weiter. Guillaume Gouffier de Bonnivet schlug einen Angriff auf Pavia vor. Ende Oktober 1524 gelangte die französische Armee dort an und begann mit der Belagerung.[26]

Am 24. Februar 1525[27] stürmte das deutsch-spanische Heer unter der Führung von Charles de Lannoy gegen die Pavia belagernden Franzosen an und nahm Franz I. in der Schlacht bei Pavia gefangen.[28] Nach dem Ende der Schlacht wurde Franz I. zunächst im italienischen Pizzighettone gefangen gehalten, um im Juni auf eigenen Wunsch nach Spanien verlegt zu werden. Im Festungsturm des Alcazar in Madrid blieb er bis zum Frühjahr 1526.[29] Im Waffenstillstand von Toledo vom 11. August 1525 und im Frieden von Madrid vom 14. Januar 1526 wurde Franz I. zum Verzicht auf Mailand, Genua und Burgund gezwungen. Nach seiner Freilassung widerrief Franz I. den Friedensvertrag mit dem Argument, er sei ihm in der Gefangenschaft aufgezwungen worden.

Bewirkt hatten der Sieg von Pavia und der Vertrag von Madrid für Karl V. am Ende nun äußerst wenig. Das Heer in Italien wurde nicht ausreichend bezahlt und die italienischen Staaten, allen voran der Kirchenstaat unter dem neuen Papst Clemens VII., begannen zunehmend ihren Kurs zu ändern. Auch Franz I., der nicht im Sinn hatte, die Bedingungen des Madrider Friedens zu erfüllen, war keineswegs geschwächt genug, seine Italienpläne aufzugeben.[30]

Krieg der Liga von Cognac (1526–1530)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im selben Jahr entstand auf Betreiben des Papstes die Liga von Cognac. In Cognac, wohin sich der Hof Franz I. nach seiner Freilassung zurückgezogen hatte, wurde am 22. Mai 1526 zwischen Frankreich, dem Papst, Francesco Sforza, Venedig und Florenz eine sogenannte „heilige Liga“ abgeschlossen.[31] Sie verbündeten sich wegen der zunehmenden Machtfülle Karls V. Diese hatte das Ziel, die französischen Forderungen bezüglich des als ungültig bezeichneten Friedens von Madrid zu erfüllen. Die Söhne des französischen Königs sollten mit Hilfe eines Lösegeldes freigekauft, Francesco Sforza sollte als Herzog von Mailand anerkannt werden, und der Papst behielt es sich vor, zu bestimmen, mit welchem Gefolge der Kaiser zu seiner Krönung nach Rom kommen könne.[31]

1526 begann der zweite Krieg zwischen Franz I. und Karl V. Die Truppen der Liga marschierten unter der Führung des Herzogs von Urbino Francesco Maria I. della Rovere im Herzogtum Mailand ein.[32] Die kaiserlichen Truppen in der Lombardei befanden sich im Frühjahr 1526 in einer militärisch schwachen Position: sie waren zahlenmäßig nicht stark, der Sold stand seit langem aus und bei der einheimischen Bevölkerung waren sie verhasst[33] Georg von Frundsberg erhielt den Auftrag, ein Landsknechtsheer zur Verstärkung der Truppen in der Lombardei zusammenzustellen, Erzherzog Ferdinand blieb aber den Sold schuldig. Eine Folge davon war die Plünderung Roms („Sacco di Roma“) ab dem 6. Mai 1527.

Frankreich versuchte, zusammen mit der Republik Genua, Neapel zu belagern. Genua hatte sich 1522 unter Andrea Doria mit Frankreich verbündet, um die deutschen und spanischen Truppen aus der Stadt zu werfen. Doria revanchierte sich mit der Befreiung Marseilles von der Belagerung.

Eine französische Armee erreichte Norditalien im August 1527 und, vereinigt mit den anderen Verbündeten der Liga von Cognac, Mailand und Venedig, konnte sie gleich zu Beginn Erfolge verbuchen. Pavia wurde eingenommen und auch Ferrara und Florenz traten auf der Seite Frankreichs in den Krieg ein.[34] Der französische Befehlshaber Lautrec begann 1528 über Apulien Richtung Neapel zu marschieren. Die kaiserlichen Truppen mussten sich in die Stadt zurückziehen und die französische Belagerung Neapels wurde vom Meer her durch die genuesische Flotte unter Andrea Doria unterstützt. Die Blockade der Getreidelieferungen aus Sizilien war ein wichtiger taktischer Bestandteil der französischen Strategie. Die Stadt Neapel hätte der Belagerung mit den ausbleibenden Lieferungen nicht lange Stand gehalten.[35] Als der französische König aber den Sold nicht zahlte und auch den genuesischen Besitz Savona nicht zurückgeben wollte, zogen die Genuesen im Juli 1528 ihre Flotte von Neapel ab und beendeten so die Belagerung der Stadt. Die Franzosen mussten in der Folge Genua ebenfalls verlassen. 1528 trat Doria in die Dienste des deutschen Königs und am 10. August unterzeichnete Karl V. ein Abkommen („asiento“) mit Andrea Doria, welches deren weitere Zusammenarbeit regelte. Doria bekam vom Kaiser das Doppelte des Etats, welchen ihm die Franzosen bezahlt hatten.[35] Schon im September hatte Andrea Doria Genua von den Franzosen zurückerobert, wo sofort im Anschluss die Unabhängigkeit der Republik ausgerufen wurde.[36] (Wiederherstellung der Republik Genua) Die günstige Abfolge der Ereignisse ließ es sogar zu, dass Doria bis in den Sommer 1529 mit seiner Flotte Offensivangriffe gegen Hafenstädte der Provence organisierte und dort auch einige Erfolge feiern konnte. Seine Feldzüge wurden aber schließlich von den immer mehr auftretenden Barbareskenangriffen im Süden unterbrochen, wo seine Flotte dringend zur Verteidigung gebraucht wurde.[36]

Nachdem die Franzosen Genua und die gesamte ligurische Küste aufgeben mussten, lag ihre letzte Chance, in Italien noch einmal Fuß zu fassen, darin, Mailand zurückzuerobern. Franz I. entsandte ein Heer nach Mailand, welches vom Herzog von Saint-Pol angeführt wurde. Am 21. Juni 1529 kam es bei Landriano, nicht weit außerhalb Mailands, zur Entscheidungsschlacht zwischen den Franzosen und den Kaiserlichen unter De Leva. Ein heimlicher Nachtangriff entschied schließlich den Kampf zu Gunsten des Kaisers und De Leva konnte viele hochrangige Offiziere, unter anderem den französischen Heerführer Saint-Pol, gefangen nehmen.[36]

Neben dem erneuten Beweis der kaiserlichen Dominanz in Norditalien gab es noch weitere Gründe, welche für einen Übertritt des Papstes ins kaiserliche Lager sprachen. Venedig etwa hatte Gebiete des Kirchenstaates in seinen Besitz gebracht, und auch die Lage in Florenz, aus dem die Medici nach dem Sacco di Roma vertrieben worden waren, entsprach nicht seinen Wünschen. Außerdem begann die Gefahr eines Osmanenangriffs immer ernster zu werden.[36]

Nachdem sich der Papst 1529 im Frieden von Barcelona wieder mit Karl V. versöhnt hatte, in dem Karl gewisse Forderungen des Papstes erfüllt hatte, krönte er diesen im Februar 1530 in Bologna mit der Eisernen Krone der Langobarden zum König von Italien und zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Da auch das unterlegene Frankreich Frieden mit dem Kaiser geschlossen hatte (Damenfriede von Cambrai 1529), war Karl V. uneingeschränkter Herrscher Italiens. Die Bedingungen ähneln denen des Vertrags von Barcelona, mit Ausnahme, dass Frankreich Burgund zurückerhielt.[37] Dem Medici-Papst Clemens versprach er die Wiederherstellung der Herrschaft seiner Familie in seiner Heimatstadt gegen die Republik Florenz, die sich dagegen jedoch erbittert wehrte. (Belagerung von Florenz durch das kaiserlich-päpstliche Heer[9]) In der Schlacht von Gavinana am 3. August 1530 unterlagen die republikanischen Florentiner unter Francesco Ferrucci wegen eines Verrates den kaiserlichen Truppen unter Karl V. Das belagerte Florenz musste sich, durch Hungersnöte und Epidemien gezwungen, dem kaiserlichen Willen beugen. Alessandro de’ Medici (1510–1537) wurde neuer Herzog von Florenz und heiratete. 1536 Margarethe von Österreich, eine natürliche Tochter Karls V.[9]


Siehe Wiedereinsetzung der Medici

Dritter und Vierter Krieg Karls V. gegen Franz I. (1535–1544)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Krieg zwischen Kaiser Karl V. und König Franz I. brach nach dem Tod des Herzogs von Mailand, Francesco II. Sforza, und dem dadurch bedingten Erbfolgestreit aus. Als Kaiser Karls Sohn Philipp Herzog wurde, griff Franz I. in Norditalien an. Es gelang ihm, Turin zu besetzen, die Einnahme von Mailand scheiterte jedoch. Der Kaiser antwortete mit einer Invasion der Provence.

Der Krieg endete am 17./18. Juni 1538 mit dem Waffenstillstand von Nizza. Die Franzosen behielten Savoyen und Piemont, ansonsten blieb die politische Landkarte Italiens im Wesentlichen unverändert.

Der unzufriedene Franz I. schmiedete 1542 ein Bündnis mit dem Osmanischen Reich, um einen erneuten Angriff auf Italien durchzuführen. Am 12. Juli 1542 erklärte Franz I. in einer in Frankreich umfassend publizierten Deklaration der Casa de Austria den Krieg.[38] Auslöser war der Mord an zwei französischen Diplomaten, welcher von einer spanischen Einheit verübt wurde.[39] In der Deklaration bekräftigte er nochmals die Ungeheuerlichkeit der Ermordung der beiden Diplomaten und erklärte, dass diese in keinem Falle geduldet oder vergeben werden könne.[38] Der Kaiser und der englische König Heinrich VIII. griffen daraufhin in Nordfrankreich an und besetzten Boulogne und Soissons. Wegen mangelnder Kooperation zwischen der englischen und spanischen Armee und dem zunehmenden Druck der Osmanen unter Süleyman I. zog sich Karl V. jedoch wieder zurück.

Während im Norden Europas die Kaiserlichen, unterstützt durch Heinrich VIII., die Oberhand gewannen, konnte Franz I. im Süden zum ersten Mal die Allianz mit den Osmanen erfolgreich für seine Zwecke nutzen. Schon im April 1543, noch vor dem anglo-imperialen Ultimatum, teilte der Sultan dem französischen König mit, dass er ihm für den Sommer die Flotte Khair ad-Din Barbarossas zur Verfügung stellen werde. Dabei handelte es sich um nicht weniger als 110 Galeeren, welche von den Dardanellen aus Plünderfahrten an den Küsten des Königreichs Neapel und Siziliens durchführten. Der Kirchenstaat hingegen wurde aufgrund der Anweisung Franz I. verschont.[40] Im August 1543 belagerte eine französisch-osmanische Streitmacht Nizza, die schließlich von Kaiserlichen Truppen entsetzt werden konnte. Nach der gescheiterten Belagerung von Nizza überwinterte die osmanische Flotte 1543 und 1544 in Toulon.[41] In der Schlacht von Ceresole am 11. April 1544 besiegten die Franzosen mit der Hilfe Schweizer Söldner ein kaiserliches Heer, konnten aber nicht weiter in die Lombardei vorstoßen. Es war ein Glück für den Kaiser, dass den Franzosen das nötige Geld fehlte, um die Schweizer Soldaten zu bezahlen, sodass der französische Sieg in Italien ohne Folgen blieb.[42]

Die Auseinandersetzungen endeten 1544 im Frieden von Crépy. Die Zwischenkriegszeit von 1544 bis 1551 stellte die größte, aber auch letzte Pause im jahrzehntelangen Ringen um Norditalien und um die Vorherrschaft in Europa dar.[43] Der Kaiser musste sich dem Kampf gegen die Protestanten im Reich widmen, während Franz I. noch mit England im Konflikt lag. Die endgültige Entscheidung in Norditalien sollte erst in einem fünften und letzten Krieg zwischen den Häusern Habsburg und Valois fallen.[43] Karl V. hingegen nutzte die Zeit des Friedens mit Frankreich in seiner Reichs- und Religionspolitik dazu, den Schwierigkeiten im Heiligen Römischen Reich zu begegnen.[44]

Krieg Karls V. gegen Heinrich II. (1552–1556)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tode Franz’ I. 1547 setzte sein Sohn Heinrich II. die traditionelle habsburgfeindliche Politik fort, da sich der neue französische König der habsburgischen Vorherrschaft in Italien nicht beugen wollte, und bildete neue Bündnisse gegen den Kaiser. Bündnispartner waren die Osmanen, einige italienische Staaten und die im Fürstenaufstand gegen den katholischen Kaiser rebellierenden protestantischen deutschen Fürsten (Vertrag von Chambord). Anfangserfolge gab es in Lothringen, eine Besetzung der Toskana scheiterte jedoch am 2. August 1554 in der Schlacht von Marciano, als ein französisches Heer unter Piero Strozzi dem Herzog von Florenz, Cosimo I., unterlag. Gegen das bereits auf dem Rückzug befindliche französische Invasionsheer in Flandern unter dem Herzog von Guise erlitt Karl V. im August 1554 schwere Verluste in der Schlacht bei Renty (Artois), der letzten von ihm persönlich geleiteten militärischen Aktion vor seiner Abdankung. Der Kaiser zog sich anschließend nach Brüssel zurück und überließ die Kriegsführung seinem Heerführer Philibert von Savoyen. Dennoch gelang es den überlegenen kaiserlich-burgundisch-spanischen Kräften, die Franzosen aus Burgundisch-Flandern zu vertreiben.

Eine türkische Flotte, die 1552 Küstenstädte des Königreiches Neapel verheerte, brach ihre Operationen ab, als die von Heinrich II. zugesagte französische Unterstützung ausblieb. Da der Sultan 1554 durch den Krieg gegen Persien gebunden war, kam es erst im Sommer 1555 zu einem neuerlichen offensiven Vorgehen der französisch-türkischen Allianz zur See, das aber schon wenige Monate später durch einen Waffenstillstand ein Ende fand.[45]

Am 5. Februar 1556 wurde der Waffenstillstand von Vaucelles geschlossen, in dem Heinrich II. die Bistümer Metz, Verdun und Toul sowie das Piemont zugesprochen bekam. 1556 dankte Kaiser Karl V. ab, wobei er sein Großreich zwischen seinem Bruder Ferdinand I. und seinem Sohn Philipp II. von Spanien aufgeteilte und Ferdinand die Kaiserwürde einräumte.

Krieg Philipps II. gegen Heinrich II. (1557–1559)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der im Schloss von Vaucelles geschlossene Waffenstillstand war von kurzer Dauer. Der neuen antihabsburgischen Allianz zwischen Papst Paul IV. und Heinrich II. war jedoch kein Erfolg beschieden; stattdessen besetzte der Herzog von Alba den Kirchenstaat, und der Papst musste am 12. September 1557 in den Frieden von Cave-Palestrina einwilligen. Am 10. August 1557 unterlagen die Franzosen unter Coligny den spanischen Truppen unter Philibert von Savoyen in der Schlacht von Saint-Quentin entscheidend. Die Niederlage gegen ein mit der englischen Flotte verbündetes spanisches Heer in der Schlacht von Gravelines, nahe Calais, am 13. Juli 1558 besiegelte den für Frankreich unbefriedigenden Kriegsverlauf. Nachdem ein letztes Unternehmen, das sich gegen Korsika richten sollte, wegen der mangelnden Koordinationsbereitschaft des türkischen Admirals 1558 fehlgeschlagen war, fand auch das französisch-türkische Bündnis sein Ende.[45]

Nach dem Frieden von Cateau-Cambrésis erhielt Emanuel Philibert von Savoyen vom Kaiser seine zuvor französisch besetzten Gebiete in Savoyen und Piemont zurück.

Kriegsfolgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die spanisch-habsburgische Vormachtstellung in Europa und in der Welt wurde durch den auf beiden Seiten der Pyrenäen enthusiastisch gefeierten Frieden von Cateau-Cambrésis zunächst besiegelt. Frankreich schied für vierzig Jahre als weltpolitische Großmacht aus und versank in Religions- und Bürgerkriegen. Spanien wurde durch den Niederländischen Aufstand in den Achtzigjährigen Krieg gezwungen, der einen allmählichen Niedergang seiner europäischen Vormachtstellung einleitete. Da der habsburgisch-französische Gegensatz fortdauerte, versuchte Frankreich mit wechselndem Erfolg, die spanische Schwächung auszunutzen und sich aus der habsburgischen Umklammerung zu lösen, die aber erst Ludwig XIV. endgültig zerschlagen konnte. So gelang es Frankreich im Westfälischen Frieden von 1648 und im Pyrenäenfrieden von 1659, auf Kosten Spaniens seine eigene Vorherrschaft in Europa zu etablieren, in deren Folge Italien erneut Kriegsschauplatz französisch-habsburgischer Kriege wurde. Mit der Übernahme des spanischen Throns durch das Königshaus der Bourbonen nach dem Frieden von Utrecht von 1713, der den Spanischen Erbfolgekrieg beendete, zerbrach die Verbindung zwischen Habsburg und Spanien endgültig.

Die italienischen Staaten verloren in den Kriegen zwischen Frankreich und Habsburg ihre Unabhängigkeit und wurden bis zur Einigung Italiens 1861 zum Spielball und Kriegsschauplatz in den Auseinandersetzungen der europäischen Großmächte. Zugleich wurden jedoch in Savoyen die Grundlagen für einen starken Staat geschaffen, der sich im 17. und 18. Jahrhundert als Königreich Sardinien-Piemont zu einer europäischen Mittelmacht entwickelte und Italien im 19. Jahrhundert im Risorgimento aus der Fremdherrschaft befreien sollte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Italienische Kriege – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • War of Thrones – Krieg der Könige, mehrteilige Dokumentationen über die Zeit der Renaissance und der Glaubenskriege ab Staffel 1, Folge 1 bis Staffel 2, Folge 10 von Vanessa Pontet, Christoph Holt und Alain Brunard ([1] auf zdf.de)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Julian Blunk: Zum sepulkralen Denkmalkrieg zwischen den Häusern Valois und Sforza in: Behrmann, Carolin ; Karsten, Arne ; Zitzlsperger, Philipp (Hrsg.): Grab - Kult - Memoria : Studien zur gesellschaftlichen Funktion von Erinnerung, Köln 2007, S. 219–237
  2. a b c d Spencer C. Tucker S. 360
  3. Julian Blunk S. 223
  4. Julian Blunk S. 323
  5. Frederick Lewis Taylor S. 114
  6. STORIE FIORENTINE DAL 1378 AL 1509
  7. Volker Hunecke: Die Italienischen Kriege (1494–1559) in: Europäische Reitermonumente Schöningh Paderborn 2008, ISBN 978-3-506-76552-9 S. 105
  8. Volker Hunecke: Die Italienischen Kriege (1494–1559)S. 106
  9. a b c d e f g h Friedrich von Oppeln-Bronikowski: Machiavelli / wichtigste Zeitereignisse
  10. a b Lukas Kronschläger S. 10
  11. a b Lukas Kronschläger S. 11
  12. Frederick Lewis Taylor S. 116
  13. Frederick Lewis Taylor S. 117
  14. a b Hermann Wiesflecker: "Maximilian I." in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 458–471 Online-Version
  15. Frederick Lewis Taylor S. 119 und S. 180-215
  16. James Blake Wiener / Schweizerisches Nationalmuseum: Höhepunkt eidgenössischer Macht: Die Schlacht von Novara 3. Juni 2022
  17. Frederick Lewis Taylor S. 126
  18. a b c Pascal Wirth: In Stein gemeißelt (XX.) bei; Innsbruck erinnert sich vom 13. März 2022
  19. a b Götz-Rüdiger Tewes: Kampf um Florenz: die Medici im Exil (1494-1512) S. 1069
  20. Lukas Kronschläger S. 16f
  21. a b c Michael Römling S. 5
  22. Glenn Richardson: The Field of Cloth of Gold. Yale University Press, New Haven/London 2013, S. 199–203.
  23. Michael Römling S. 8
  24. Frederick Lewis Taylor S. 125
  25. Berthold Seewald: Mordend und vergewaltigend begingen seine Landsknechte den Sacco di Roma In: DIE WELT Veröffentlicht am 6. Mai 2021
  26. a b Katrin Hirt: Die italienischen Kriege … S. 65
  27. zufällig der 25. Geburtstag des Kaisers
  28. Vgl.: [[s:Ueber Franz’ I. Gefangennahme am 24. Februar 1525|Emil von Borries: Über Franz’ I. Gefangennahme am 24. Februar 1525. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Band 6, 1891]]
  29. Katrin. Hirt: Die italienischen Kriege S. 118
  30. Lukas Kronschläger S. 38
  31. a b Lukas Kronschläger S. 39
  32. Katrin Hirt: Die italienischen Kriege … S. 119
  33. Katrin Hirt: Die italienischen Kriege … S. 126
  34. Lukas Kronschläger S. 44
  35. a b Lukas Kronschläger S. 46
  36. a b c d Lukas Kronschläger S. 47
  37. Spencer C. Tucker Band 2, S. 500
  38. a b Lukas Kronschläger S. 71
  39. Lukas Kronschläger S. 70
  40. Lukas Kronschläger S. 73
  41. Emrah Safa Gürkan: Die Osmanen und ihre christlichen Verbündeten Erschienen: 18. Oktober 2011 bei Europäischer Geschichte Online Leibniz-Institut für Europäische Geschichte
  42. Lukas Kronschläger S. 76
  43. a b Lukas Kronschläger S. 77
  44. Lukas Kronschläger S. 78
  45. a b Heinz Dopsch, Karl V., In: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hrsg.: Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 353–356 Online, abgerufen am: 29. Januar 2023