Harry von Rochow

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Harry von Rochow auf Idealist bei den Olympischen Spielen 1912

Friedrich Leopold Harry von Rochow (* 12. August 1881 auf Schloss Reckahn, Kreis Zauch-Belzig, Provinz Brandenburg; † 17. August 1945 ebenda) war ein deutscher Offizier, Gutsbesitzer und einer der ersten Gewinner von Olympiamedaillen im Reiten für Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harry von Rochow wuchs auf dem Gut Reckahn auf, das verschiedenen Linien seiner Familie seit Jahrhunderten gehörte. Harry war der mittlere Sohn von sechs Kindern des preußischen Majors und Herrn auf Reckahn, Göttin und Meßdunk Hans von Rochow (1843–1919) und dessen Ehefrau Viktoria, geborene von Olearius (1857–1948).

Er gehörte zur Spitzenklasse Deutschlands in der Reitdisziplin Vielseitigkeitsreiten (Military). Bei den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm trat Oberleutnant von Rochow auf seinem Pferd „Idealist“ gemeinsam mit Oberleutnant Eduard von Lütcken, Rittmeister Carl von Moers und Leutnant Richard Graf von Schaesberg-Tannheim im Einzel- und Mannschaftswettbewerb gegen die favorisierten Mannschaften von Schweden, Frankreich und den USA an und gewann in beiden Disziplinen die Silbermedaille.

Rochows frühe Offizierskarriere begann beim Ulanen-Regiment „Hennigs von Treffenfeld“ (Altmärkisches) Nr. 16 der Preußischen Armee in Gardelegen.[1] Am Ersten Weltkrieg nahm er als Kavallerieoffizier an der Ostfront teil. Nach einem Lungenschuss kam er zunächst in ein russisches Lazarett und dann in ein Gefangenenlager, aus dem er fliehen konnte. 1917 war Harry von Rochow Rittmeister[2] im Leib-Kürassier-Regiment (Schlesischiches) Nr. 1, abkommandiert zum Dienst im Königlichen Marstall in Berlin.[3] Nach dem Krieg schied er als Rittmeister aus dem aktiven Dienst aus.[4] Bis 1945 erreichte Harry den Dienstgrad Oberstleutnant.[5]

Nach dem Tode seines Vaters 1919 erbte Rochow das 986 ha große Gut Reckahn und heiratete im gleichen Jahr Hertha, geborene von dem Hagen (1879–1967), Herrin[6] auf Gollwitz und Plötzin, gesamt 1250 ha.[7] Sie war die Witwe seines im Ersten Weltkrieg gefallenen ältesten Bruders Wichard von Rochow (1878–1914).[8][9] Harry und Hertha waren beide Mitglieder[10] des Brandenburgischen Landes-Verbandes der Deutschen Adelsgenossenschaft. Er auch seit 1922 Mitglied[11] des Johanniterordens, 1937 dort Rechtsritter.[12] Harry nahm aktiv an den Tagungen des von Rochowschen Familienverbandes[13] teil und pflegte einen engen Kontakt mit seinem Vetter auf Plessow und Stülpe. Auf seinen Gütern betrieb Harry von Rochow, wie seit langem seine Vorfahren, eine Pferdezucht von Trakehner. Wohnsitz war hauptsächlich das Gutshaus in Gollwitz.[14] Das Rittergut Gollwitz war eingetragenes Eigentum seiner Frau, im ökonomischen Fokus bleib hier lange die Milchviehwirtschaft. In Reckahn, im Besitz von Harry, ebenso mit großer Landwirtschaft versehen, unterhielt man einen Schweinemastbetrieb. 200 ha der Gutsfläche wurden hier parallel an Bauern verpachtet.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1904. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 5. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1904, S. 714 (uni-duesseldorf.de).
  2. Günther Voigt: Deutschlands Heere bis 1918: Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Biblio, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4, S. 177 (google.de).
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1917. 18. Auflage. Justus Perthes, Gotha 23. Oktober 1916, S. 753 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Bund Deutscher Offiziere (Hrsg.): Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen. Mittler & Sohn, Berlin 1926, DNB 1229897887, S. 400.
  5. Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A. XX. Auflage. Band 793. C. A. Starke, 1988, ISSN 0435-2408, DNB 881063118, S. 350.
  6. Karl Sydow: Gollwitz: Beiträge zur Geschichte des Haveldorfes, Kreis Zauch-Belzig. Offizin Haag Drugulin, Leipzig 1940, S. 56 f. (kit.edu).
  7. Niekammer (Hrsg.): Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch, Provinz Brandenburg. 3. Auflage. Band VII.. Reichenbach, Leipzig 1923, S. 116–120 (martin-opitz-bibliothek.de).
  8. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1913–1929. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der RA Brandenburg. Band 2. Selbstverlag, Belzig / Ludwigslust 1929, S. 31 (kit.edu).
  9. Alexis v. Schoenermarck: Helden-Gedenkmappe des deutschen Adels. Hrsg.: mit einem Geleitwort von Alex-Victor v. Frankenberg u. Ludwigsdorff. Wilhelm Petri, Stuttgart 1921, S. 263 (archive.org).
  10. Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1938. Schlieffen-Verlag, Berlin 1938, S. 120 (kit.edu).
  11. Gesamt-Liste der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1925. In: vgl. Ausgabe 1931. Sittenfeld Nachfolger, Berlin 1926, S. 106 (dnb.de).
  12. Graf v. Arnim: Mitteilungen für die Mitglieder des Johanniter-=Ordens. Hrsg.: Der Werkmeister des Johanniterordens. Lüdge 1946, S. 3 (google.de).
  13. Herrschaftliches Gutsarchiv von Rochow-Plessow-Stülpe. In: BLHA (Hrsg.): 37 Stülpe-Plessow Film 66; Gründung des von Rochow’schen Geschlechtsverbandes und Durchführung von Familientagen; 1884-1906 (Akte). Band 1904. Plessow / Stülpe 1906, S. 1–4 (brandenburg.de).
  14. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Band 39. Justus Perthes, Gotha 1940, S. 554–558 (google.de).
  15. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe (Hrsg.): Niekammer’s Landwirtschaftliches Adressbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 4. Auflage. Band VII:. Niekammer, Leipzig 1929, DNB 013294822, S. 173–177.