Helena Faucit

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Helena Faucit, auch Helena Saville Faucit,[1] ab 1880 Lady Martin (* 11. Oktober 1817 in London; † 31. Oktober 1898 in Bryntysilio Hall[2] nahe Llangollen, Denbighshire) war eine englische Schauspielerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faucit war eine Tochter des Schauspielers John Saville Faucit (um 1783–1853) und dessen Ehefrau Harriet Elizabeth Savill (1789–1857), die ebenfalls Schauspielerin war. Ihre fünf Geschwister arbeiteten alle am oder mit dem Theater. Nachdem ihre Mutter vergeblich versucht hatte, ihre Ehe annullieren zu lassen, verließ sie 1821 ihre Familie und lebte mit dem Schauspieler William Farren (1786–1861), den sie 1853 dann auch heiratete.

Nach einigen kleinen Auftritten bei meist privaten Veranstaltungen konnte Faucit am 5. Januar 1836 im Royal Opera House (Covent Garden) als „Julia“ erfolgreich debütieren. Das Publikum war begeistert und die offizielle Theaterkritik sah in ihr bereits die Nachfolgerin von Fanny Kemble. Sie blieb dort bis 1840 und wechselte dann zusammen mit ihrem Kollegen William Charles Macready ans Haymarket Theatre (West End).

Im Dezember desselben Jahres erkrankte Faucit an der Lunge und kurierte sich mit einem längeren Aufenthalt in einem Seebad aus. Diese Abwesenheit beflügelte Gerüchte um eine eventuelle Schwangerschaft, so dass letztendlich ein ärztliches Bulletin veröffentlicht werden musste, um ihren guten Ruf zu wahren. Im Frühsommer 1841 kehrte Faucit geheilt zurück an die Bühne und trat auch sofort wieder auf. Als im Frühjahr 1842 Macready ans Theatre Royal Drury Lane wechselte, nahm sie dort ebenfalls ein Engagement an.

Faucit trat weiterhin mit großem Erfolg in London auf, während Macready 1843 seine zweite USA-Tournee startete. Zwischen Herbst 1844 und Frühjahr 1845 trat Faucit in Paris auf; einige Male zusammen mit Macready. Als Faucit als „Lady Macbeth“ größeren längeren Beifall bekam als Macready, weigerte der sich fortan, zusammen mit ihr aufzutreten. Um 1843 machte Faucit die Bekanntschaft des Schriftstellers Theodore Martin, den sie 1851 dann auch heiratete. Das Ehepaar zog sich nach Bryntysilio Hall zurück, dem Sommerhaus der Familie Martin, das sie fortan als dauerhaften Wohnsitz nutzten.

Um 1880 begann Faucit Kolumnen – ihre „Theater-Briefe“ – zu verfassen, welche dann ab 1881 im Blackwood Edinburgh Magazine erschienen. Einige Jahre später wurden diese gesammelt als Buch veröffentlicht. 1889, symbolträchtig am Geburtstag von Prinz Albert, besuchte Queen Victoria zusammen mit Prinz Henry of Battenberg und dessen Ehefrau Prinzessin Beatrice Bryntysilio Hall zum Tee.[3]

Nach ihrer Hochzeit nahm Faucit ihren Abschied vom Theater und trat nur noch gelegentlich anlässlich von Wohltätigkeitsveranstaltungen auf. Als am 19. April 1879 in Stratford-upon-Avon das Shakespeare Memorial Theatre eröffnet wurde, war sie einer der Ehrengäste und vier Tage später war sie dort nochmals als „Beatrice“ zu sehen.

Am 31. Oktober 1898 starb Helena Faucit in Bryntysilio Hall und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Brompton Cemetery (West Brompton). In der Dorfkirche St Tysilio’s Church in Llantysilio bei Llangollen und am Shakespeare Memorial Theatre wurde eine Ehrentafel für Helena Faucit angebracht. Im Auftrag von Theodore Martin zeigt die Kanzel in der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon Helena Faucit als Heilige Helena.

Rollen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helena Faucit: On some of Shakespeare's female characters. Ophelia, Portia, Desdemona, Juliet, Imogene, Rosalind, Beatrice, Hermione. Hansebooks, Norderstedt 2019, ISBN 978-3-337-83429-6. (Nachdruck der Ausgabe London 1885)
    • Deutsch: Über einige von Shakespeares Frauen-Charakteren. E. C. Brunn, Münster 1885 (übersetzt von Karl Lentzner)
      Sonderdruck aus Jahrbuch der Shakespeare-Gesellschaft, Band 17, 1885, S. 230–251 (nur das Kapitel „Ophelia“ und „Portia“).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufsätze
  • Carol J. Carlisle: Helena Faucits „Lady Macbeth“. In: Shakespeare Studies. Band 16, 1983, S. 205–233, ISSN 0582-9399
  • Richard Foulkes: Helena Faucit and Ellen Terry as „Portia“. In: Theatre Notebook. Band 31, Heft 3, 1977, S. 27–37, ISSN 0040-5523
  • Gail Marshall: Helena Faucit. Shakerspeare's Victorian Heroine. In: Shirleys Chew (Hrsg.): Translating life. Studies in Transpositional aesthetics (= Liverpool English Texts and Studies. 33). University Press, Liverpool 1999, ISBN 0-85323-674-7, S. 297–313.
  • Robert W. Lowe: Helena Faucit (Lady Martin). In: Brander Matthews, Laurence Hutton (Hrsg.): Actors and actresses of the United States and Great Britain. Band 4, Cassell, New York 1886, S. 171–188.
Bücher
  • Carol J. Carlisle: Helena Faucit. Fire and ice on the Victorian stage. Society for Theatre Research, London 2000, ISBN 0-85430-067-8.
  • Ifor Edwards: Lady Helena Faucit Martin. Shakespearean actress. Selbstverlag, Wrexham 1985.
  • Theodore Martin: Helena Faucit. A biography. 2. Auflage. W. Blackwood, London 1900.
  • Donald Mullin: Victorian actors and actresses in review. A dictionary of contemporary view of representative British and American actors and actresses 1837–1901. Greenwood Press, Westport, Conn. 1983, ISBN 0-313-23316-0.
  • Stanley Welles, Sarah Stanton (Hrsg.): The Cambridge Companion to Shakespeare on stage. University Press, Cambridge 2002, ISBN 0-521-79711-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helena Faucit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzeldarstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ältere Schreibweise „Helen Fawcett“
  2. Benannt nach dem walisischen Bischof Tysilio (6. Jahrhundert).
  3. [freepages.rootsweb.com/~mossvalley/genealogy/mv/qv.html The Queen’s Visit to North Wales 1889] in The Illustrated London News. 31. August 1889.