Helene Funke
Helene Funke (* 3. September 1869 in Chemnitz; † 31. Juli 1957 in Wien) war eine Malerin und Grafikerin und zählt heute zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Moderne, insbesondere des Fauvismus.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Tochter einer Industriellenfamilie studierte sie gegen den Willen der Familie ab 1899 an der Münchner Damenakademie Malerei. Von 1905 bis 1913 hielt sie sich in Paris und Südfrankreich auf. In Paris wohnte Funke in der 27 rue de Fleurus. Das Haus erlangte durch Gertrude Stein und ihre Partnerin Alice B.Toklas Berühmtheit.
Zwischen 1911 und 1913 übersiedelte sie nach Wien, nahm dort an zahlreichen Ausstellungen teil und wohnte bis zu ihrem Tod in dieser Stadt.[1]
1918 wurde sie Mitglied der Künstlergruppe Freie Bewegung (ab 1919). Zudem war sie Mitglied der Gruppe Wiener Frauenkunst. 1928 erhielt sie als einzige Frau den Österreichischen Staatspreis für das Bild Tobias und der Engel. „Ihre Bilder zeigen vielfach Frauengruppen oder Frauenpaare und stellen eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Weiblichkeit dar.“ (Geheimsache Leben, 2005)
Ab 1904 bis 1938 sind Ausstellungen in München, Berlin, Dresden, Leipzig (BUGRA 1914[2]) und Hamburg[3] dokumentiert; sie war auch Mitglied des Deutschen Künstlerbundes.[4] In Frankreich pflegte sie engen Kontakt zu den Fauves und stellte u. a. mehrfach im Pariser Salon des Indépendants aus.[5] In Wien war sie an Ausstellungen der Wiener Secession, des Hagenbundes, des Künstlerhauses und an der Wiener Kunstschau beteiligt. In den letzten Jahren vor dem Tod erfolgte eine „Wiederentdeckung“ dieser fast vergessenen Frau in der Kunst.
Oskar Laske verewigte sie als einzige Künstlerin in seinem Monumentalgemälde „Das Narrenschiff“ (zu sehen im Belvedere, Wien). 1957 starb Helene Funke verarmt in ihrer Wiener Wohnung und wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gr. 24, Reihe 91, Nr. 5) beigesetzt.[6][7]
Eine erste Wiederentdeckung Helene Funkes nahm 1998 im Wiener Kunsthandel Hieke[8] ihren Anfang. Begleitend zu dieser Retrospektive entstand auch der erste Katalog zu Funkes Œuvre. In der Zeit vom 3. Mai bis 11. September 2007 kam es zu einer umfangreichen Retrospektive im Lentos, Linz[9]. Im Jahr 2018 fand die erste Retrospektive in Deutschland, in ihrer Geburtsstadt Chemnitz in den Kunstsammlungen Chemnitz, statt. Bei der Ausstellung „Stadt der Frauen“ 2019 im Belvedere Wien wurde ihr Werk ebenfalls umfangreich präsentiert.
Helene Funkes Werk gelangt durch museale Anerkennung sowie Präsenz auf dem Kunstmarkt zusehends wieder in die öffentliche Wahrnehmung. Ihre Verdienste um den Frühexpressionismus halten Einzug in den kunsthistorischen Kanon. Anfang 2016 waren Werke von ihr in der Gemeinschaftsausstellung Einfühlung und Abstraktion. Die Moderne der Frauen in Deutschland in der Kunsthalle Bielefeld zu sehen.[10]
2023/24 ist Helene Funkes Werk in der Wanderausstellung „MAESTRAS – MALERINNEN 1500–1900“ im Museo Thyssen, Madrid und im Arp Museum Bahnhof Rolandseck vertreten.
Werke
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Akt am Ofen, Paris ca. 1908–1910
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Eglise en Bretagne 1913
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Träume (Die Träumenden), 1913
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Drei Frauen (ursprünglich Drei Mädchen), 1915
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Musikexpression 1920–22
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Wasserfall 1922
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Mädchen mit Puppe 1925
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Funke, Helene. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 179 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Ursula Hieke, Gabriela Nagler: Katalog der Ausstellung Kunsthandel Hieke. „Helene Funke. Wien-Paris. 1869–1957“. Wien 1998.
- Sabine Plakolm-Forsthuber: Künstlerinnen in Österreich 1897–1938. Malerei – Plastik – Architektur, Wien 1994, ISBN 3-85452-122-7.
- Elisabeth Nowak-Thaller, Elisabeth Fischer (Hrsg.): Helene Funke : 1869–1957, Ausstellungskatalog, Lentos Kunstmuseum Linz, 4. Mai bis 11. September 2007, Nürnberg 2007, ISBN 978-3-939738-36-7.
- Sigrid Bucher: Die Malerin Helene Funke, Wien 2007, ISBN 978-3-9502043-2-2.
- Peter Funke: Die Malerin Helene Funke 1869–1957. Leben und Werk, Wien, Köln, Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78620-7.
- Julie M. Johnson: The Memory Factory: The Forgotten Women Artists of Vienna 1900, West Lafayette, Indiana, 2012, ISBN 978-1-55753-613-6.
- Katja Behling: Helene Funke 1869–1957. In: Dies. und Anke Manigold: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900. Berlin, Insel 2013, ISBN 978-3-458-35925-8, S. 142–144.
- Silvie Aigner, Dieter Bogner, Sabine Fellner, Gabriela Nagler u. a.: Stadt der Frauen. Künstlerinnen in Wien 1900 - 1938. Hrsg.: Stella Rollig, Sabine Fellner. Prestel, München, London, New York 2019, ISBN 978-3-7913-5865-9.
- Anna Storm: Aneignung und Eigensinn. Interpikturalität in der Malerei Helene Funkes, Bielefeld 2020, ISBN 978-3-8376-5057-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Helene Funke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Annette Bußmann: Helene Funke. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- frauenkunst.at – Helene Funke – Biografie, Werkbeispiele/Signaturen, Zeitgenossen über sie
- Ausführliche biografische Bilderserie bei Standard.at.
- http://www.kunstsammlungen-chemnitz.de/index.php?loc=ksc&content=exposition_detail&xid=144&id=1317
- Galerie-Homepage mit zahlreichen Abbildungen und biographischen Informationen.
- Galerie-Homepage der Funke-Expertin Dr. Ursula Hieke, mit umfangreicher Biographie, Ausstellungsliste sowie Abbildungen
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Österreichischer Expressionismus. Malerei und Grafik 1905–1925, Katalog Musée d’Ixelles 18.06.–13.09.1998 und Stadtgalerie Klagenfurt 16.10.1998–10.01.1999
- ↑ aus dem Begleitheft zur Ausstellung Paula Deppe des Passauer Oberhausmuseums, 2011 ( des vom 2. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei, ca. 12 MB, abgerufen am 2. Mai 2016)
- ↑ Hamburger Kunstverein: KUNSTVEREIN IN HAMBURG – AUSSTELLUNGEN ( vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei, abgerufen am 2. Mai 2016)
- ↑ kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Funke, Helene ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 2. Mai 2016)
- ↑ dorotheum.com: Helene Funke. Provenienz zu „Am Meer in Frankreich“, 1908/1910 ( vom 3. Januar 2019 im Internet Archive) (DOC-Datei), abgerufen am 2. Mai 2016
- ↑ Hedwig Abraham: Ehrengräber in Wien - Liste F. Abgerufen am 18. Mai 2022.
- ↑ Helene Funke in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
- ↑ Helene Funke, auf hieke-art.com/, abgerufen am 19. August 2019
- ↑ Lentos Kunstmuseum Linz – Helene Funke (1869–1957). Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 30. November 2018; abgerufen am 30. November 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Einfühlung und Abstraktion. Die Moderne der Frauen in Deutschland. ( des vom 4. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld, Okt. 2015 – Febr. 2016, abgerufen am 30. April 2016
Personendaten | |
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NAME | Funke, Helene |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Malerin und Graphikerin |
GEBURTSDATUM | 3. September 1869 |
GEBURTSORT | Chemnitz |
STERBEDATUM | 31. Juli 1957 |
STERBEORT | Wien |