Henrik Harpestraeng

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Henrik Harpestraeng, dänisch Henrik Harpestræng, zu finden auch als Henrik Harpestreng (* um 1164; † 4. April 1244 in Roskilde, Dänemark), war ein auch Henricus Dacus (Heinrich der Däne)[1][2] genannter dänischer Arzt, Autor botanischer und medizinischer Schriften sowie Chorherr.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harpestraeng war Kanoniker am Dom zu Roskilde und möglicherweise Leibarzt von König Erik Plovpenning. Magister Harpestraengs wichtigstes Werk soll das Kräuterbuch (Herbarium) Urtebogen[3] mit 150 Kapiteln über Pflanzen und ihre Organe gewesen sein. Die Zuordnung dieses Liber herbarum zu Harpestraeng ist jedoch unsicher. Noch unwahrscheinlicher als Verfasser ist der mit Harpestraeng verwechselte, wenn überhaupt existierende Klerikerarzt Alexander Hispanus,[4][5] der auch Melleus liquor physicae artis[6] und Monatsregeln[7] verfasst haben soll. Hauptquellen für das Herbarium waren der Macer floridus von Odo Magdunensis und der Liber graduum von Constantinus Africanus. Es ist in zwei Abschriften, entstanden um 1300, erhalten. Weitere Schriften behandeln Astrologie, Aderlass, Schröpfen und Hygiene. Fälschlicherweise werden ihm ein Stenbog über den medizinischen Nutzen von Steinen und ein Kochbuch (Kogebog) zugeschrieben, in dem erstmals die französische Küche beschrieben wurde.

Henrik Harpestræng bzw. „Pseudo-Harpestraeng“ steht in der Tradition der Schule von Salerno, wo er möglicherweise auch studiert hatte, in der die antike griechische Medizin (Galenos von Pergamon) ebenso gelehrt wurde wie die mittelalterliche arabische Medizin (Kanon der Medizin von Avicenna).

Werkausgaben, Harpestraeng zugeschrieben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Poul Hauberg (Hrsg.): Henrik Harpestraeng: Liber herbarum. Kopenhagen 1936.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sigurd Kvaerndrup: Henrik Harpestraeng (d. 1244), in: Richard K. Emmerson: Key Figures in Medieval Europe: An Encyclopedia. Routledge, 2013. ISBN 978-1-136-77518-5, S. 299 f.
  • Willem Frans Daems, Gundolf Keil: Henrik Harpestraengs „Latinske Urtebog“ in den mittelalterlichen Niederlanden. In: Hrsg. Gundolf Keil, Peter Assion, Willem Frans Daems, Heinz-Ulrich Roehl (Hrsg.): Fachprosa-Studien. Beiträge zur mittelalterlichen Wissenschafts- und Geistesgeschichte. Berlin 1982, S. 396–416.
  • Gundolf Keil: Harpestræng, Henrik. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Band 3: Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen De Gruyter. Berlin/ New York 1981, ISBN 3-11-007264-5, Sp. 476–479. Vgl. auch ebenda, Band 4, 1983, Sp. 53–58.
  • Gundolf Keil: Harpestraeng, Henrik (He[i]nricus Dacus). In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 535.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Henricus Dacus (Henrik Harpestreng): De Simplicibus medicinis laxativis. (Erstmals) hrsg. von John W. S. Johnsson, Kopenhagen 1914 (und, kommentiert in: Janus 22, 1917, S. 27–55 und 61–114).
  2. Gundolf Keil: Henrik Harpestraeng. In: Lexikon des Mittelalters IV, 2139.
  3. Poul Hauberg (Hrsg.): Henrik Harpestraeng: Liber herbarum. Kopenhagen 1936.
  4. Ute Mauch: Ein mittelalterliches Kräuterbuch aus dem 14. Jahrhundert, eine neue Version des lateinischen Macer? In: Gesnerus. Band 63, 2006, S. 181–208, hier: S. 190.
  5. Vgl. auch William C. Crossgrove: Eine frühe Überlieferung des Alexander Hispanus. In: Sudhoffs Archiv. Band 64, 1980, S. 391 f.
  6. Karl Sudhoff (Hrsg.): Alexander Hispanus und das Schriftwerk unter seinem Namen. In: Sudhoffs Archiv. Band 29, 1937, S. 289–312, und Band 30, 1938, S. 1–25.
  7. Ortrun Riha: Meister Alexanders Monatsregeln. Untersuchungen zu einem spätmittelalterlichen Regimen duodecim mensium mit kritischer Textausgabe. (Medizinische Dissertation Würzburg) Pattensen bei Hannover, jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg 1985 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 30).