Herzblatt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Oktober 2015 um 15:05 Uhr durch Michael w (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Herzblatt

Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Spindelbaumartige (Celastrales)
Familie: Spindelbaumgewächse (Celastraceae)
Unterfamilie: Herzblattgewächse (Parnassioideae)
Gattung: Herzblatt
Wissenschaftlicher Name
Parnassia
L.

Herzblatt (Parnassia) bildet eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Herzblattgewächse (Parnassioideae) innerhalb der Familie der Spindelbaumgewächse (Celastraceae). Die Gattung Parnassia enthält über 70 Arten auf der Nordhalbkugel.

Beschreibung

Die morphologischen Merkmale innerhalb der Gattung sind sehr einheitlich.

Vegetative Merkmale

Parnassia-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen. Alle Pflanzenteile sind unbehaart. Es werden robuste, sympodiale Rhizome ausgebildet. Die in grundständigen Rosetten und meist auch am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind meist in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist meist lang, nur die Grundblätter sind manchmal mehr oder weniger ungestielt. Die Blattspreite ist einfach. Die Nebenblätter sind häutig.

Generative Merkmale

Die Blüten stehen einzeln und endständig auf den Stängeln. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelten Perianth. Der Blütenbecher (Hypanthium) ist frei oder mit dem Fruchtknoten verwachsen. Die fünf freien Kelchblätter überdecken etwas dachziegelig (imbricat). Die fünf freien, ebenfalls imbricaten Kronblätter sind weiß bis gelblich oder selten grünlich mit gefransten, ausgenagtem oder glattem Rand. Es sind zwei Staubblattkreise aus je fünf Staminodien vorhanden. Der äußere besteht aus fertilen Staubblättern, während die Blätter des inneren Kreises in fädige Strahlen mit drüsigen Spitzen geteilt sind (Nektarblätter). Der einkammerige, oberständige bis halboberständige Fruchtknoten enthält in parietaler Plazentation viele Samenanlagen.

Die manchmal kantigen Kapselfrüchte öffnen sich mit drei oder vier Klappen und enthalten viele Samen. Die braunen, verkehrt-eiförmigen oder länglichen Samen sind mit 1 bis 2 mm sehr klein, mit dünner, häutiger, netzartiger oder glatten Samenschale (Testa). Es kann wenig Endosperm vorhanden sein.

Verbreitung

Sie haben ihre Verbreitung von den gemäßtigten Breiten bis zur Arktis der Nordhalbkugel (Holarktis). Das Mannigfaltigkeitszentrum befindet sich im östlichen Himalaja und den Gebirgen West- und Südwestchinas mit 63 Arten von insgesamt über 70, wovon 49 nur in China vorkommen[1]. Etwa 60 Arten kommen in den Gebirgsketten im südwestlichen China vor. Etwa zehn Arten sind in Nordamerika beheimatet. Die Typusart Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris L.) ist am weitesten verbreitet in Eurasien und Nordamerika.[2]

Systematik

Der Gattungsname Parnassia wurde von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, 1753, S. 273[3] erstveröffentlicht. Die Typusart ist Parnassia palustris L.

Eine vorlinneische Bedeutung des wissenschaftlichen Namen scheint zu fehlen, da diese Pflanze durch ihre zirkumpolare Verbreitung den antiken Autoren unbekannt sein musste. Die Benennungsgeschichte wurde von Carl von Linné nicht aufgeklärt, es liegt jedoch das lateinische Parnassius (griechisch Parnasios) zugrunde „vom Berge Parnaß in Phokis, an dessen Hang Delphi und die heilige Quelle Kastalia liegen“. Somit bezieht sich Parnassia wohl auf den Standort in Quellfluren und Sumpfwiesen.[4]

Die systematische Stellung der Gattung Parnassia wurde oft diskutiert. Sie bildete lange eine eigene Familie Parnassiaceae (beispielsweise bei Gray 1821, Hutchinson 1969, Dahlgren 1980, Takhtajan 1969, 1997). Sie bildete lange alleine eine Unterfamilie Parnassioideae in der Familie der Saxifragaceae (beispielsweise bei Engler 1930, Thorne 1976, Dahlgren 1980, Cronquist 1981, Ku 1987, 1995, Gu & Hultgård 2001). Sie war in der Unterfamilie Parnassioideae eingegliedert in die Familie der Droseraceae (beispielsweise bei Pace 1912, Schoennagel 1931) und stand so den Hypericaceae (Arber 1913, Jay 1971) nahe. Auch der Familie der Crassulaceae (Bensel and Palser 1975) wurde sie zugeordnet. Molekulargenetische Untersuchungen zeigten erst, dass sie eine Familie Parnassiaceae zusammen mit der monotypischen Gattung Lepuropetalon Elliott bilden (Chase et al. 1993, Angiosperm Phylogeny Group (APG) 1998, Soltis et al. 2000, APG II 2003, Wu et al. 2003)[2]. Zuletzt wurden die beiden Gattungen als Unterfamilie Parnassioideae in die Familie der Celastraceae (siehe AGP III) eingegliedert.

Die Gattung Parnassia wurde Franchet 1897 in zwei, dann Drude 1875 in vier und von Engler 1930 und auch Handel-Mazzett 1941 in fünf Sektionen gegliedert. Phillips stellte 1982 die neue Sektion Longiloba auf. Bei Ku 1987 gliederte die Gattung in neun Sektionen und dies wurde von Gu & Hultgård 2001 übernommen. Bei Wu et al. 2003 galt Nectaroquinquelobos als Synonym der Sektion Allolobos und es wurde Franchets Sektion Xiphosandra reaktiviert.[2]

Die Gattung Parnassia wird nach Ding Wu, Hong Wang, De-Zhu Li & Stephen Blackmore 2005[2] in zehn Sektionen gegliedert (jeweils mit einer Auswahl an Arten):

Fünfzählige Blüte mit gefransten Staminodien von Parnassia fimbriata.
Fünfzählige Blüte von Parnassia californica.

Nutzung

Einige Parnassia-Arten, beispielsweise P. wightiana Wall. ex Wight & Arn., P. delavayi Franch. und P. foliosa Hook. f. & Thoms. wurden medizinisch genutzt.[2] Über eine Weitere Nutzung durch den Menschen ist nichts bekannt.

Quellen

  • Gu Cuizhi (谷粹芝 Ku Tsue-chih) & Ulla-Maj Hultgård: Parnassia in der Flora of China. Volume 8, 2001, S. 358: Online. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • Ding Wu, Hong Wang, De-Zhu Li & Stephen Blackmore: Pollen Morphology of Parnassia L. (Parnassiaceae) and Its Systematic Implications. In: Journal of Integrative Plant Biology, formerly Acta Botanica Sinica. Volume 47, Issue 1, 2005, S. 2–12: PDF-Online. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung, Nutzung und Systematik)

Einzelnachweise

  1. Liv Borgen & Ulla-Maj Hultgård: Parnassia palustris: a genetically diverse species in Scandinavia. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 142, Issue 4, 2003, S. 347–372. doi:10.1046/j.1095-8339.2003.00186.x
  2. a b c d e Ding Wu, Hong Wang, De-Zhu Li & Stephen Blackmore: Pollen Morphology of Parnassia L. (Parnassiaceae) and Its Systematic Implications. In: Journal of Integrative Plant Biology. Volume 47, Issue 1, 2005, S. 2–12.
  3. Carl von Linné: Species Plantarum, 1, 1753, S. 273 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  4. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7)
  5. Parnassia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.Vorlage:GRIN/Wartung/Keine ID angegeben

Weblinks

Commons: Herzblatt (Parnassia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien