Hinrichtung von Oleksandr Mazijewskyj

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Anfang März 2023 zirkulierte im Internet das Video der Hinrichtung eines ukrainischen Militärangehörigen; es handelte sich um die unrechtmäßige Exekution eines Mannes in ukrainischer Uniform und per Definition ein Kriegsverbrechen durch mutmaßlich russische Soldaten oder Söldner der Gruppe Wagner im Rahmen des russischen Überfalls auf die Ukraine. Das Video zeigt den Mann unbewaffnet, wie er eine Zigarette raucht, „Slawa Ukrajini“ sagt und daraufhin von mehreren Seiten mittels automatischer Schusswaffen getötet wird. Das Opfer, das später als Oleksandr Ihorowytsch Mazijewskyj identifiziert wurde, ist posthum als „Held der Ukraine“ ausgezeichnet worden.

Exekution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zum 6. März 2023 war ein 12-Sekunden-Video aufgetaucht, das einen unbekannten Soldaten in tarnfarbener ukrainischer Uniform zeigt, der in einem flachen Schützengraben in einem Wald steht, ohne Waffen und eine Zigarette raucht. Als der Mann „Slawa Ukrajini“ („Ruhm der Ukraine“) murmelt, sind Salven automatischer Waffen aus mehreren Richtungen zu hören und zu sehen, wie der Mann niedergeschossen wird und zusammenbricht.[1][2] Stimmen sind zu hören, die auf Russisch sagen: „Stirb, Schlampe.“[1][2]

Identität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oleksandr Mazijewskyj

Mehr als sechs Namen wurden von Freiwilligen der Open-Source-Intelligence vorgeschlagen.[3] Der Soldat wurde von ukrainischen Beamten zunächst als Tymofij Mykolajowytsch Schadura (ukrainisch Тимофій Миколайович Шадура; * 7. Januar 1982; † nach dem 3. Februar 2023) identifiziert, Angehöriger der 30. mechanisierten Brigade namens Fürst Konstantin Ostroschski,[4] der seit dem 3. Februar in der Nähe von Bachmut (während der Schlacht um Bachmut) vermisst war.[2][3][1] Wenig später wurde diese Identifizierung in Zweifel gezogen und von ukrainischer Seite auf Oleksandr Ihorowytsch Mazijewskyj (ukrainisch Олександр Ігорович Мацієвський), einen 42-jährigen Scharfschützen, korrigiert, der schon Ende Dezember als vermisst gemeldet wurde und dessen Körper nach Übergabe durch die Russen am 14. Februar 2023 in Nischyn bestattet worden war.[5][6][7] Er soll am 30. Dezember 2022 exekutiert worden sein.[7]

Reaktionen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ukrainischen Beamten reagierten schnell und forderten am Montag, dem 6. März die Identifizierung der Täter, Untersuchungen durch den Internationalen Strafgerichtshof und Gerechtigkeit für das Opfer.[1][2][8][9] Präsident Selenskyj veröffentlichte ein Video, in dem er das Verbrechen verurteilte.[3] Andrij Kostin, der Generalstaatsanwalt der Ukraine, kündigte die Eröffnung eines Strafverfahrens wegen Verstößen gegen Kriegsgesetze an und fügte hinzu: „Selbst der Krieg hat seine eigenen Gesetze. […] Es gibt Regeln des Völkerrechts, die vom russischen kriminellen Regime systematisch ignoriert werden. Aber früher oder später wird es Bestrafung geben.“[1] Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba forderte eine sofortige Untersuchung des Verbrechens durch den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) und betonte, es sei unerlässlich, dass der Staatsanwalt Karim Khan ermittle.[2] Laut Kuleba ist das Video ein weiterer Beweis dafür, dass dieser Krieg genozidal ist.[10] Der Beauftragte der Werchowna Rada für Menschenrechte, Dmytro Lubinez, betonte, dass das Ziel der Ukraine sowie der gesamten demokratischen Welt darin bestehe, Russland vor Gericht zu bringen.[10] Nach der Klärung der Identität des Getöteten verlieh Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Opfer Mazijewskyj posthum den Titel Held der Ukraine. Der Soldat sei „ein Mann, an den man sich für immer erinnern“ werde.[6]

Russland hat die Hinrichtung nicht öffentlich verurteilt und leugnete jegliche Kriegsverbrechen.[9] Die Tat wurde in russischen sozialen Medien heroisiert, bzw. das Opfer verunglimpft.[5]

Im April 2023 wurde eine Straße in Mazijewskyjs Heimatstadt Nischyn, zu Ehren von Oleksandr Mazijewskyj umbenannt.[11] Im November 2023 wurde in derselben Stadt ein Monument von ihm enthüllt.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Lorenzo Tondo, Pjotr Sauer: Ukraine names PoW allegedly filmed being shot dead by Russian soldiers. In: The Guardian. 7. März 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 7. März 2023]).
  2. a b c d e ‘Warrior brutally killed’: Zelenskyy blasts Russian ‘murderers’. Abgerufen am 7. März 2023 (englisch).
  3. a b c Pjotr Sauer: Ukraine urges ICC to investigate video appearing to show Russians killing PoW. In: The Guardian. 6. März 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 7. März 2023]).
  4. “Слава Україні!”: побратими з 30-ї бригади назвали ім’я розстріляного військового. Abgerufen am 7. März 2023 (ukrainisch).
  5. a b Julian Röpke: Nach brutalem Erschießungsvideo: Russen-Hetzer feiern Kriegsverbrechen. Bild, 7. März 2023, abgerufen am 8. März 2023.
  6. a b „Held der Ukraine“: Selenskyj ehrt getöteten Scharfschützen auf www.rnd.de, 13. März 2023
  7. a b Executed for “Glory to Ukraine!”: what we know about Oleksandr Matsiievskyi. Ukrajinska Prawda, 14. März 2023.
  8. Top military officials vow to defend Bakhmut, Zelensky says. 6. März 2023, abgerufen am 7. März 2023 (englisch).
  9. a b Ukraine names unarmed, smoking soldier shot by Russians. In: BBC News. 7. März 2023 (bbc.com [abgerufen am 7. März 2023]).
  10. a b Розстріл полоненого бійця ЗСУ: що відомо про загиблого і про воєнний злочин окупантів. 7. März 2023, abgerufen am 7. März 2023 (ukrainisch).
  11. “Слава Україні!”: на честь розстріляного героя назвали вулицю. Abgerufen am 3. März 2024 (ukrainisch).
  12. Ukraine unveils monument to soldier shot dead on video. In: reuters.com. 25. November 2023, abgerufen am 3. März 2024.