Huang Zunxian

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Huang Zun Xian nach einem zeitgenössischen Druck

Huang Zunxian (chinesisch 黃遵憲, Pinyin Huáng Zūnxiàn, W.-G. Huang Tsun-hsien, * 29. Mai 1848; † 28. März 1905), courtesy name Gongdu (公度), war ein chinesischer Beamter, Gelehrter und Schriftsteller in der späten Qing-Zeit. Er veröffentlichte mehr als 100 Gedichte. Huang wurde in Jiayingzhou, einem Stadtteil des heutigen Meizhou (Guangdong), geboren und starb im Alter von 57 Jahren ebenda. Seine richtungsweisenden Beiträge machten ihn zu einer berühmten Figur seiner Zeit. Zur Erhaltung seines Erbes wurde eine Stiftung gegründet, und sein Wohnhaus ist heute ein Museum.

Jugend und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Huang wurde am 29. Mai 1848 in Jiayingzhou in eine Familie des Hakka-Stammes geboren. Sein Vater Huang Hung Chow war ein Beamter (Juren, chinesisch 舉人).[1] Als Huang drei Jahre alt war, fand die größte Landreform in China statt.[2] Schon als Kleinkind konnte Huang die berühmte Gedichtsammlung Lieder der Tausend Gelehrten (Chin. Qian jia shi, chinesisch 千家詩) rezitieren, und als neunjähriger beschäftigte er sich mit weiteren Gedichten der Tang-Zeit. Im Taiping-Aufstand verlor er einen großen Teil seines Besitzes. Daraufhin bewarb er sich um den Posten eines Juren, wie sein Vater, als er 1877 das erforderliche Alter erreichte. Er setzte sich gegen viele Konkurrenten durch und wurde als Gesandter nach Tokio, Japan, geschickt.[1] Im September 1880, veröffentlichte er die Korea-Strategie, eine Abhandlung über die hochfliegenden Pläne des damaligen Korea. Er plädierte für eine Allianz mit Korea.[3] In Japan arbeitete er auch als Herausgeber des Japan World Magazine,[4] beschäftigte sich mit Aspekten der japanischen Medizin,[5] und beobachtete, welchen Fortschritt Japan in dieser Zeit gemacht hatte. Seine Ergebnisse veröffentlichte er in dem Buch Beobachtungen in Japan[6] (printed 1890[7]). Der Kaiser Guangxu war fasziniert von dem Werk und lud Huang ein, ihm persönlich seine Beobachtungen ausführlich zu erklären. Auf dieses Buch gingen einige Reformen zurück, die der Kaiser veranlasste.[8] Huang wird auch als Philosoph angesehen, weil er sich mit der politischen Situation Chinas auseinandersetzte.[9][10] Er selbst wurde von aufklärerischen Philosophen, unter anderem Rousseau und Montesquieu beeinflusst.[11]

1882 wurde Huang zum Generalkonsul in San Francisco, Vereinigte Staaten, ernannt. In der Zeit dort wurde ihm bewusst, wie reich die chinesischen Einwanderer geworden waren und was für ein großer Gewinn sie für China waren. Aus dieser Zeit stammt ein Gedicht, das Huang über Frederick Bee, einen Beamten am Konsulat, schrieb.[12] Nach sieben Jahren kehrte er nach China zurück, um 1890 nach London zu gehen. Ein Jahr später wurde er zum Generalkonsul in Singapur ernannt. Dort beobachtete er, wie ähnlich die Auslandschinesen den Reichschinesen waren. Sie zeichneten sich durch Reichtum und Großzügigkeit aus. Daher setzte er eine Petition an den Kaiser auf, die Gesetze abzuschaffen, die zu dieser Zeit Auslandschinesen unter Androhung schwerer Strafen verboten, in ihre Heimat zurückzukehren. Er führte aus, dass China auf diese Weise "Fische in fremde Netze jage". Die Bitte wurde gewährt und ab dem 29. Januar 1894 wurde es Auslandschinesen wieder gestattet, nach China zurückzukehren.[13] In der Zwischenzeit wurde Huang Salz-Inspektor für die Provinz Hunan[7] und begann das Journal for Contemporary Affairs.[14] Die Reform der Politik wurde in großem Umfang besprochen und gefeiert. Huang wurde zum Botschafter Chinas in Japan ernannt. Jedoch scheiterte die Hundert-Tage-Reform durch den Sturz Guangxu's. Die Kaiserinwitwe Cixi kam an die Macht. Mit der Einkerkerung Guangxu’s endete die diplomatische Karriere Huangs.[15] Er verurteilte Cixi's Putsch zutiefst, war jedoch erleichtert, dass er von seinen diplomatischen Pflichten entbunden war.[16]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Huang (in der Mitte) mit Familien-Angehörigen, circa 1900

Rasse war für Huang ein wichtiges Merkmal. Als Teenager behauptete er, dass jeder Mensch „aus gelbem Ton“ gemacht sei. Jahrzehnte später fragte er, „warum ist die gelbe Rasse nicht die einzige Rasse in der Welt?“[17] Huang liebte es, Gedichte zu verfassen.[18] Er war sehr patriotisch eingestellt und beschrieb China einmal als Gold-gepflasterte Nation.[19] Er war als Dichter sehr beliebt und man hat ihn sogar als „den herausragendsten Dichter unter den Reformern des späten neunzehnten Jahrhunderts“ bezeichnet.[20] Maßgeblich beeinflusst wurde er von Wei Yuan, Gong Zizhen, und Jin He.[21] Seine Großmutter war eine Lady Li, deren Tod ihn in seiner Kindheit wohl in tiefe Trauer stürzte, wie es ein Gedicht beschreibt, das dem Grab dieser Großmutter gewidmet ist.[22] Die meisten seiner Gedichte beziehen sich auf politische Vorgänge seiner Zeit,[23] auch Vorgänge im Ausland, wie die Präsidentschaftswahlen in Amerika.[24] Insgesamt veröffentlichte er mehr als hundert Gedichte.[25] Nach seinem Tod wurde ein weiterer Gedichtband Gedichte aus der menschlichen Umgebung (人境廬詩草) veröffentlicht und ist bis heute populär in China.[26] Er war ein Vertreter der Dichterischen Revolution in der späten Qing-Zeit.[27][28] Seine Gedichte heißen unter anderem: Lied des Berges, Kirschblüten-Festival, Nebel von London,[29] Lieder der Taiping-Rebellen,[30] Unterwegs nach Wuqing,[31] und Rauswurf des Besuchers.[32] In seinem Leben interessierte er sich auch dafür, Schulen in verschiedenen Ländern Asiens zu gründen.[33] Huang und Liang Qichao waren enge Freunde.[34] Huang bereiste in großem Stil viele Länder Asiens, am liebsten Malaysia.[35] Sein Neffe, Parkcane C. Hwang, war der Gründer[36] und Manager der Bank of China in Singapur.[37]

Tod und Vermächtnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Huang entging der Inhaftierung nach dem Putsch an Guangxu durch Flucht in seine Heimatstadt Jiayingzhou,[38] dort starb er am 28. März 1905,[39][40] Huang ist dafür berühmt, dass er als zwanzigjähriger den Satz gesagt hat, "我手寫我口,古豈能拘牽!" (Wo shou bi wo kou, gu ji neng bao qian), grob übertragen bedeutet dies, dass es richtig ist, seine Gefühle auszudrücken, wann immer man sich danach fühlt, und dies in der Sprache, die man spricht (im Gegensatz zum damals gängigen Hochchinesisch).[41] Darüber hinaus findet sich bei ihm das erste Mal die Bezeichnung 文明 (wen ming) als Begriff für "Zivilisation".[42] Sein Leichnam wurde in der Kulturrevolution geschändet und weggeworfen. Daher hat sich die Huang Zun Xian Foundation in Hongkong als eines ihrer Ziele gesetzt, die Überreste aufzufinden.[43] Huang wird auch als der erste bezeichnet, der sich für die Menschenrechte chinesischer Migranten eingesetzt hat.[44] Eine Ausstellung zu Ehren seiner Erfolge wurde 1991 gestaltet.[45] Darin wurden Beschreibungen über ihn von 130 Künstlern ausgestellt.[46] Huangs ehemaliges Wohnhaus in Meizhou wurde als Museum gestaltet.[47][48] zudem wird der Garten als ein Beispiel für die Schönheit des "Lingnan-Stils" präsentiert.[49]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Lee: Golden Dragon and Purple Phoenix: The Chinese and Their Multi-Ethnic Descendants in Southeast Asia. 2013, S. 271.
  2. Xu, 1989, S. 3.
  3. Kenichiro Hirano: Interactions among Three Cultures in East Asian International Politics during the Late Nineteenth Century: Collating Five Different Texts of Huang Zun-xian’s “Chao-xian Ce-lue” (Korea-Strategie). Archiviert vom Original am 2. April 2015; abgerufen am 21. Juli 2013.
  4. Huang, 2008.
  5. C. S. Yao: On Huang Zunxian’s research in Japanese medical history. China Medicinal Journal, Januar 1990 (chinesisch).
  6. Lee, 2013, S. 272.
  7. a b Maxwell K. Hearn, Judith G. Smith: Chinese Art: Modern Expressions. Hrsg.: Metropolitan Museum of Art (New York, NY) Department of Asian Art. Metropolitan Museum of Art, 2001, ISBN 978-0-87099-983-3, S. 281 f. (books.google.com – … Published on the Occasion of the International Symposium Chinese Art: Modern Expressions Held on May 19, 2001 at the Metropolitan Museum of Art, New York).
  8. Lee, 2013, S. 272.
  9. Research, 2007, S. 1.
  10. Research, 2007, S. 601.
  11. Xu Qianji: European Enlightenment in the Chinese Context. Die Kunst der Aufklaerung, abgerufen am 21. Juli 2013.
  12. Zunxian Huang: 人境庐诗草笺注. Xianggang Books, 1973, abgerufen am 2. September 2014.
  13. Lee, 2013, S. 273.
  14. Schmidt, 2007, S. 36.
  15. Lee, 2013, S. 274.
  16. Schmidt, 2007, S. 41.
  17. Frank Dikötter: The Yellow Virtues In: Axess 
  18. Golden Dragon and Purple Phoenix: The Chinese and Their Multi-Ethnic Descendants in Southeast Asia, S. 476.
  19. Gang Bian: Premier shows tenacious grasp of key data and love for literature In: China Daily, 30. Juni 2006 
  20. Schmidt, 2007, S. vii.
  21. Schmidt, 2007, S. 146.
  22. Merle Goldman: Modern Chinese Literature in the May Fourth Era. Harvard University Press, 1977, ISBN 978-0-674-57911-8, S. 27 f. (books.google.de).
  23. S.F. Chung: Borders of Chinese Civilization: Geography and History at the Empire's End (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive) In: The Historian via HighBeam Research, 22. September 1998. Abgerufen am 20. Juli 2013 
  24. Schmidt, 2007, S. 143.
  25. Huang, 2008, S. 2.
  26. Huang Tsun-Hsien. Dartmouth.edu, abgerufen am 20. Juli 2013.
  27. Schmidt, 2007, S. 45.
  28. Schmidt, 2007, S. 214.
  29. Huang, 2008, S. 2.
  30. Schmidt, 2007, S. 218.
  31. Schmidt, 2007, S. 151.
  32. K. Scott Wong: The Transformation of Culture: Three Chinese Views of America. American Quarterly, 1996, abgerufen am 21. Juli 2013.
  33. Lee, 2013, S. 478.
  34. Schmidt, 2007, S. 36.
  35. Lee, 2013, S. 476.
  36. Lee Chin Seng: Notable Gifts to Chinese Library (Memento des Originals vom 23. Juni 2007 im Internet Archive) In: NUS Linus, November 2003 
  37. Mr. Parkcane C. Huang In: The Singapore Free Press and Mercantile Advertiser, 15. Juni 1937, S. 9f 
  38. Lee, 2013, S. 474.
  39. Schmidt, 2007, S. 44.
  40. Lee, 2013, S. 474.
  41. 中國現代文學史 / Zhong guo xian dai wen xue shi. 秀威資訊科技股份有限公司 Xiu wei zi xun ke ji gu fen you xian gong si, 2010, ISBN 978-986-221-435-0, S. 52 f. (chinesisch, books.google.com).
  42. Wenming Liu: The Spread of the European Concept of "Civilization" to Japan and China and Its Localization. Global History, 2011, archiviert vom Original am 3. März 2014; abgerufen am 2. September 2014.
  43. Lee, 2013, S. 477.
  44. Lee, 2013, S. 474.
  45. Lee, 2013, S. 477.
  46. Diplomat at large In: The Straits Times, 16. Januar 1991, S. 8f 
  47. Recommended Routes. Meizhou Government, archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 20. Juli 2013.
  48. Meizhou City. South China University of Technology, archiviert vom Original am 4. November 2013; abgerufen am 20. Juli 2013.
  49. Jingxi Xu: Leave winter behind In: China Daily 

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Khoon Choy Lee: Golden Dragon and Purple Phoenix: The Chinese and Their Multi-Ethnic Descendants in Southeast Asia. World Scientific, Singapur 2013, ISBN 978-981-4383-43-1.
  • J. D. Schmidt: Within the Human Realm: The Poetry of Huang Zunxian, 1848–1905. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-03666-5 (books.google.de – Leseprobe).
  • S. Noma (Hrsg.): Huang Zunxian. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 576.
  • 徐永端 [Xu Yongduan]: 黄遵宪 [Huang Zunxian] (= Zhongguo gu dian wen xue ji ben zhi shi cong shu.). 上海古籍出版社 [Shanghai Historical Collection Publishing], Schanghai 1989, ISBN 7-5325-0569-3 (chinesisch).
  • Zhongguo shi xue hui, Zhongguo she hui ke xue yuan, Jin dai shi yan jiu suo: 黄遵宪研究新论 : 纪念黄遵宪逝世一百周年国际学术讨论会论文集 / Huang Zunxian yan jiu xin lun : ji nian Huang Zunxian shi shi yi bai zhou nian guo ji xue shu tao lun hui lun wen ji. 社会科学文献出版社 [Scientific Society Publishing], Peking 2007, ISBN 978-7-80230-579-3, Huang Zunxian yanjiu xinlun 黄遵宪研究新论 (Englisch etwa: Collected Papers of the International Scholarly Conference Commemorating the Hundredth Anniversary of Huang Zunxian’s Death).
  • 黄遵宪 [Huang Zunxian], Xu Cao: 黄遵宪诗选 [Huang Zunxian shi xuan] (= Gu dian shi ci ming jia.). Zhonghua shu ju, Peking 2008, ISBN 978-7-101-05916-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hakka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien