Iain Couzin

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Iain Couzin (geb. 1974 in Edinburgh, Schottland) ist ein britischer Biologe, der auf theoretische Biologie und die Anwendung mathematischer Modellierung für die Analyse von Tierverhalten spezialisiert ist. Er ist Professor für Biodiversity and Collective Behaviour an der Universität Konstanz und einer von drei Direktoren des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell am Bodensee.[1]

Durch seine Forschung will er grundlegende Verhaltensmuster erkennen und verstehen, die für die Evolutionsgeschichte einer ganzen Reihe von Tierarten, wie etwa Insekten, Fischen und Primaten, verantwortlich sind.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Couzin erwarb einen B.Sc. in Biologie an der University of St Andrews und 1999 einen Ph.D. an der University of Bath bei Professor Nigel R. Franks. Von 2000 bis 2002 forschte er als Postdoc an der University of Leeds. Zwischen 2002 und 2007 hatte er verschiedene Positionen an der University of Oxford inne, sowohl im Fachbereich Zoologie wie auch im Centre for Mathematical Biology.[2] und arbeitete zugleich zeitweise als Postdoc in der Abteilung für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Princeton University in den USA.

Von November 2007 bis 2013 war Couzin Assistant Professor und bis Januar 2015 Full Professor in der Abteilung für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Princeton University. Im Februar 2015 wechselte er an die Universität Konstanz. Hier wurde Couzin am damaligen Max-Planck-Institut für Ornithologie eine Leitungsposition übertragen. An dem seit 2019 umbenannten Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ist er für die Forschungsabteilung Kollektivverhalten[3] zuständig.

Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Forschung zielt darauf ab, durch Erkenntnisse über die Verhaltensweisen von Tieren zu verstehen, wie Kollektivverhalten unter Tieren entsteht. Dazu verwendet er verschiedene Methoden, wie Feldforschung, Computersimulation, Laborexperimente und mathematische Modellierung.[4] Durch seine Forschung wurde gezeigt, warum Wanderheuschrecken sich zu großen Schwärmen zusammenschließen, oder wie Ameisen durch die Formation von Verkehrsbahnen ihre Bewegungen optimieren und damit Staus vermeiden.

Studien aus seinen Forschungsprojekten veröffentlicht Couzin regelmäßig in Fachjournalen. Bis Mitte 2020 war er an der Veröffentlichung von über 220 Publikationen beteiligt.[5] Diese wurden bisher mehr als 14.000 Mal zitiert.[6]

Über die Ergebnisse seiner Forschungsprojekte wird auch in den Massenmedien berichtet, wie etwa in der New York Times,[7][8] im Time Magazine,[9][10] bei der BBC,[11][12][13] in Wired[14] und dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.[15]

Kollektives Verhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner Forschung stellte Couzin wiederholt fest, dass kollektives Verhalten von gemeinsam getroffenen Entscheidungen innerhalb einer Tiergruppe abhängt. Eine Theorie sagt voraus, dass Faktoren wie ungleiche Dominanz-Hierarchien und soziale Macht einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung hat. Deshalb können Untersuchungen darüber, wie eine Gruppe eine Konsensentscheidung erreicht, Aufschluss über die Evolution von komplexen sozialen Gruppen geben. Durch GPS-Tracking von Tieren in der freien Wildbahn werden zum Beispiel Bewegungsdaten darüber erhoben, welches Tier wann, wohin und mit wem unterwegs ist.[16][17] Darüber hinaus untersucht Couzin den Vorteil der Synchronisation auf die funktionelle Komplexität von Gruppen.[18]

Demokratisches Verhalten in der Tierwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Tierwelt findet man Beweise für demokratisches Verhalten beispielsweise unter Gruppen von Ameisen, Rothirsche oder Makaken.[19] Sind verschiedene Interessen bei individuellen Tieren vorhanden, hängt der Erfolg der Konsensfindung vom Prozess der Konfliktlösung ab, bei dem bestimmte Gruppenmitglieder als Vermittler fungieren. Diese Beobachtung gilt sowohl für Tiergruppen wie auch unter Menschengruppen.[20]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Iain Couzin – Department of Collective Behaviour. In: collectivebehaviour.com. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  2. Lennart Pyritz: „So lange ich denken kann, haben mich Tiere fasziniert“. In: deutschlandfunk.de. 27. August 2018, abgerufen am 7. Juli 2020.
  3. Abteilung für Kollektivverhalten. In: Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Abgerufen am 22. Juli 2020.
  4. NG Live!: Iain Couzin: Lessons From a Cannibal Plague. National Geographic Society, abgerufen am 23. Juli 2020.
  5. Iain Couzin. In: ResearchGate. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  6. a b Konstanz scientists among the world's most influential. Abgerufen am 2. Juli 2020.
  7. Carl Zimmer: From Ants to People, an Instinct to Swarm. In: New York Times. 13. November 2007 (nytimes.com [abgerufen am 7. Juli 2020]).
  8. Felicity Barringer: On the Migratory Trail, Leaders and Followers. In: New York Times. 8. September 2010 (nytimes.com [abgerufen am 7. Juli 2020]).
  9. Jeffrey Kluger: America Votes with the Fishes. In: Time. 20. Dezember 2011, abgerufen am 7. Juli 2020.
  10. Veronique Greenwood: Smarth Fish: The Wisdom of Crowds–and Schools. Piscine choreography is a lot more complex-and a lot simpler-than it seems. In: Time. 31. Januar 2013, abgerufen am 7. Juli 2020.
  11. Zoe Kleinman: Fish play video game in new behaviour study. 24. August 2012, abgerufen am 24. Juli 2020.
  12. World Questions: Why do locusts swarm. (Podcast) 22. Februar 2014, abgerufen am 23. Juli 2020.
  13. Crowd Science: What makes a spider spin a web? (Podcast) 20. April 2020, abgerufen am 23. Juli 2020.
  14. Ed Young: How the Science of Swarms Can Help Us Fight Cancer and Predict the Future. In: wired.com. 19. März 2013, abgerufen am 23. Juli 2020.
  15. Samiha Shafy: Schlauer im Schwarm. 26. Mai 2008, abgerufen am 17. August 2020.
  16. Ariana Strandburg-Peshkin et al.: Shared decision-making drives collective movement in wild baboons. In: Science. Band 348, Nr. 6241, 17. Juni 2015, doi:10.1126/science.aaa5099.
  17. Phil Berardelli: When Pigeons Flock, Who’s in Command? In: sciencemag.org. 8. April 2010, abgerufen am 17. August 2020.
  18. Iain D. Couzin: Synchronization: The Key to Effective Communication in Animal Collectives. In: Trends in Cognitive Sciences. Band 22, Nr. 10, 2018, S. 844–846, doi:10.1016/j.tics.2018.08.001.
  19. Ewen Callaway: Dictators lay down the law in baboon troupes. In: New Scientist. 20. November 2008 (newscientist.com [abgerufen am 7. Juli 2020]).
  20. Iain D. Couzin, et al.: Uninformed Individuals Promote Democratic Consensus in Animal Groups. In: Science. Band 334, Nr. 6062, doi:10.1126/science.1210280.
  21. Awardees. In: searlescholars.net. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  22. Jakob Ward: Brilliant 10: Iain Couzin, the Pattern Maker. In: Popular Science. 6. Dezember 2010, abgerufen am 7. Juli 2020.
  23. Iain D. Couzin – Awardee 2012. In: nationalgeographic.org. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  24. ZSL Scientific Awards winners announced. In: zsl.org. Abgerufen am 7. Juli 2020.
  25. Aktuelle Meldung der Universität Konstanz 16. November 2021
  26. ISI press release 24. September 2019