J. A. Gilka

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J. A. Gilka
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1836
Sitz Berlin, Kettwig
Branche Spirituosen
Schützenstraße 9 in Berlin-Mitte, Hauptsitz von J. A. Gilka
Leipziger Platz 11, Wohnhaus der Familie Gilka von 1863 bis 1887
Gut Kartzow wurde unter Arthur Gilka 1912–1914 zum Schloss Kartzow umgebaut
Kaiser-Kümmel von J. A. Gilka

J. A. Gilka ist ein traditionsreiches Berlinerisches Unternehmen, welches für seinen KümmelbranntweinKaiser-Kümmel“ bekannt ist. Die Ursprünge des Unternehmens gehen ins 19. Jahrhundert zurück.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde von Carl Joseph Aloys Gilka (1812–1873) in der Schützenstraße 9[1] in Berlin-Mitte gegründet.[2] Gilka stammte aus Mähren. Er hatte 1836 eine vorteilhafte Ehe geschlossen; die Mitgift seiner Frau, Auguste Henriette geb. Schmidt (1820–1890),[3] in einer Höhe von 15.000 Talern diente als Grundlage, um die Destillations-, Rum- und Spritfabrik zu gründen. Den Alkohol für die Getränkeherstellung produzierte er in einer Brennerei in Düppel.[4] Sein Unternehmen trug die Initialen seines zweiten und dritten Vornamens mit Familiennamen.

Das bekannteste Produkt von Gilka war der „Kaiser-Kümmel“, ein leicht gesüßter Kümmelbranntwein aus Kümmelöl, Zucker und Spiritus, der 38 % Alkohol enthält und seit 1836 hergestellt wurde.[5] Einigen Quellen zufolge wurde es bei Hofe in Berlin getrunken, mit Sicherheit aber beim Wiener Hofe.

Gilka erwarb 1845, gemeinsam mit seinem Vater Josef Johannes Gilka, das Rittergut Dahlewitz, das er 1855 wieder verkaufte.[6] Er war ab etwa 1860 Stadtverordneter.[7] 1863 erwarb er das 1852 von Heinrich Strack errichtete Stadtpalais Leipziger Straße 1 (später Leipziger Platz 11, im Zweiten Weltkrieg zerstört), das seine Witwe noch bis 1887 bewohnte,[8] und wurde um 1867 Kommerzienrat. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Dreifaltigkeits-Friedhof II in Berlin-Kreuzberg.[9]

Nach Gilkas Tod führten seine Söhne Theodor Gilka (1841–1907) und Hermann Gilka (1843–1898) die Firma weiter.[10] Der älteste Sohn, Alfred Gilka (1840–1896), trat nicht in die Firmenführung ein. Er heiratete 1875 Luise Bötzow und begründete damit die Linie Gilka-Bötzow.

Theodor Gilka wurde 1887 ebenfalls Kommerzienrat. Er wohnte in Berlin in der Tiergartenstraße 34a und besaß mehrere Landgüter, darunter ab 1885 auch das Rittergut Dessow,[6] auf dem sich eine Brauerei und eine Brennerei befanden, die er unter der Firma „Schloßbrauerei Theodor Gilka“ weiterführte.

Hermann Gilka wohnte in Berlin in der Schützenstraße 67, erwarb 1879 das Rittergut Saßleben[6] und ließ es umbauen. 1887 wurde er Generalkonsul von Persien.[11] Er war 1888 großer Förderer beim Bau für das Paul-Gerhardt-Stift in der Müllerstraße 56 in Berlin.

Theodor und Hermann Gilka wurde auf Grund der hohen Qualität ihrer Erzeugnisse zu k.u.k. Hoflieferanten ernannt.[12]

Theodor Gilkas Söhne Albert Gilka (1870–1924) und Arthur Gilka (1875–1937) führten das erfolgreiche Unternehmen fort. Albert Gilka, der bereits nach dem Tod seines Onkels Hermann in die Geschäftsleitung eingetreten war, wurde Kommerzienrat und erbte das Rittergut Dessow.[6] Arthur Gilka, der nach dem Tod seines Vaters Mitinhaber wurde, wurde ebenfalls Kommerzienrat. Er legte sich unter anderem 1898 ein Rittergut mit Brennerei in Kartzow zu[6] und produzierte dort Alkohol aus Rüben und Kartoffeln für die Likörherstellung. Auf Arthur Gilka geht auch der Neubau des Gutshauses in Kartzow nach Plänen von Eugen Schmohl ab 1912 zurück.[13] Der Grundbesitz der Familie Gilka lag vor allem in der Mark Brandenburg und in der Lausitz, was sich nach dem Zweiten Weltkrieg als fatal erwies: Die Familie wurde 1954 enteignet und verlor all ihre Produktionsstätten.[14]

Bis 1972 wurde das Geschäft noch von einem Familienmitglied in Hamburg weitergeführt, dann folgte der Verkauf an Underberg.[15] Unter der Bezeichnung J. A. Gilka KG wird heute in Essen-Kettwig der „Kaiser-Kümmel“ produziert.[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: J. A. Gilka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Familiengeschichten – Treffen der Familien Gilka, Bötzow und Gilka-Bötzow. Bezirksamt Pankow von Berlin, 9. April 2008, abgerufen am 11. September 2011 (Pressemitteilung).
  2. Eine Quelle nennt allerdings als Herkunftsort Lokstedt bei Altona: Rudolf Köster: Eigennamen im deutschen Wortschatz. de Gruyter, 2003, ISBN 3-11-017702-1, S. 57.
  3. Standesamt Berlin III, Sterberegister 1890, Urkunde Nr. 478. In: Ancestry.com. Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874–1955 [database on-line].
  4. Brennerei in Düppel, vor 1988. Freie Universität Berlin, 11. Februar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Dezember 2013; abgerufen am 11. September 2011 (Pressemitteilung).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vetmed.fu-berlin.de
  5. bottlestore.de (Memento des Originals vom 15. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bottlestore.de
  6. a b c d e maerkische-landsitze.de. Abgerufen am 13. März 2024
  7. Forst- und Oekonomiedeputation des Magistrats. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1860, Teil 4, S. 276. „Mitglieder: Gilka, Stadtverordneter“.
  8. J. A. Gilka. In: Berliner Adreßbuch, 1887, Teil 1, S. 305.
  9. Joseph Aloys Gilka in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 29. März 2024 (englisch).
  10. J. A. Gilka. In: Berliner Adreßbuch, 1874, Nachtrag, Teil 1, S. 7. „Inh. Herm. und Theod. Gilka“.
  11. Auswärtige Gen. Konsulate, Persien. In: Berliner Adreßbuch, 1887, Teil 4, S. 60. „Abzuändern: Hermann Gilka“.
  12. Handbuch des Allerhöchsten Hofes und des Hofstaates Seiner K. und K. Apostolischen Majestät. K.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1899, S. 361.
  13. potsdam.de (Memento des Originals vom 10. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.potsdam.de (PDF)
  14. tagesspiegel.de@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.tagesspiegel.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  15. Marin Majica: Reich mit Schnaps und Bier. Ein Treffen der Berliner Bürgerfamilien Bötzow, Gilka und Gilka-Bötzow. In: Berliner Zeitung, 14. April 2008
  16. ecocktail.de (Memento des Originals vom 1. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ecocktail.de