Schloss Kartzow
Das Schloss Kartzow ist ein Gutshaus im Potsdamer Ortsteil Kartzow. Es ging aus einem Rittergut hervor und wurde zwischen 1912 und 1914 nach Plänen des Berliner Architekten Eugen Schmohl im barocken Stil neu errichtet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Kartzow gehörte laut einer Überlieferung von 1450 der Adelsfamilie[1] Hünicke, die hier einen Hof mit sieben freien Hufen besaß. Der letzte Besitzer aus der Familie von Hünicke, Cuno von Hünicke, verkaufte das Rittergut 1729 an Ludwig von Fronhofer.[2]
Im Jahre 1850 ließ Carl Wolf Stielow als Eigentümer des Rittergutes das Gutshaus schlossähnlich umbauen. Das Gut verfügte zu dieser Zeit über fünf Wohn- und 13 Wirtschaftsgebäude sowie eine Brennerei. Bei einem Großbrand im Dorf Kartzow 1873 wurde auch das Gutshaus in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 1879 weist das erstmals amtlich publizierte Generaladressbuch der Brandenburger Rittergutsbesitzer den Bankdirektor Henckel mit Wohnsitz in Berlin als Eigentümer des kreistagsfähigen Rittergutes Kartzow aus. Der Besitz ist verpachtet an Ober-Amtmann Felix Simon und hatte einen Umfang von genau 400 ha Land inklusive 8 ha Wasser.[3] Im Jahr 1900 erwarb der Berliner Spirituosenfabrikant Arthur Gilka das Rittergut. Ausschlaggebend dürften die vorhandene Brennerei und die gute Bodenqualität der Ackerflächen gewesen sein. Der Fabrikant ließ das Gutshaus des Rittergutes abreißen und an seiner Stelle in den Jahren 1912 bis 1914 durch Eugen Schmohl für 1,5 Millionen Reichsmark ein repräsentatives, dreiflügeliges Gebäude in barocker Formensprache neu errichten. Danach trug der Bau mit 66 Zimmern die Bezeichnung Landhaus Gilka.[2]
Das Gut wurde 1937 nach dem Ableben von Gilka durch seine Witwe an Major Eduard von Eickenhof–Reitzenstein weiter veräußert. Dieser überschrieb das Gut 1939 seiner Tochter Alix Krossa. 1940 gestaltete der ehemalige Gartendirektor von Sanssouci, Georg Potente, den Gutspark zu einem Landschaftspark um. Gutshaus und Gutsgelände dienten 1940 für Außenaufnahmen des nationalsozialistischen deutschen Spielfilms Kopf hoch, Johannes! von Viktor de Kowa. 1941 erwarb der Reichsfiskus das Rittergut; im selben Jahr übernahm es die Wehrmacht, da eine Erweiterung des Truppenübungsplatzes Döberitz bis nach Kartzow geplant war.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gutshaus ab 1945 als Unterkunft für Heimatvertriebene. Ab 1949 wurde es als Kindergenesungsheim der Volkssolidarität genutzt. Zwischen 1974 und 1984 befand sich im Gutshaus ein Kinderheim, danach bis 1996 ein Sanatorium für nierenkranke Kinder. Von 1998 bis 2006 stand das Gutshaus leer. Nach dem Verkauf im Dezember 2006 wurde es im Jahre 2007 nach Vorgaben der Denkmalpflege aufwendig restauriert.[2] Seit 2008 befindet sich im Gutshaus eine Außenstelle des Potsdamer Standesamtes. Das Gebäude selbst dient hauptsächlich als Veranstaltungsort, insbesondere für Hochzeiten.[4] 2010 wurde zusätzlich ein Hotelbetrieb eröffnet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ramona Simone Dornbusch, Claudia Täubert: Herrenhaus Kartzow. In: Sibylle Badstübner-Gröger (Hrsg.): Schlösser und Gärten der Mark, Heft 123, Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark, Deutsche Gesellschaft, Berlin 2011, ISBN 978-3-941675-36-0.
- Catrin During, Albrecht Ecke: Gebaut! Architekturführer Potsdam. Lukas Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-936872-90-3, S. 160–161.
- Udo Geiseler, Stephan Reinert: Kartzow. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 288–290; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
- Kartzow. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 8. Duncker, Berlin 1865, Blatt 453 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
- Auf der Terrasse des Schnapsbarons In: Tagesspiegel, 18. April 2010.
- Guido Berg: Die Geschichte des Gutes Kartzow. Urmeer speist Schloss-Quelle Kartzow. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 8. September 2006.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156738 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon, oder genealogische und diplomatische Nachrichten. In: Verein von Gelehrten und Freunden der vaterländischen Geschichte (Hrsg.): Adels-Lexicon. Band 2: E–H. Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, S. 455–456 (google.de).
- ↑ a b c d Kartzow und seine Geschichte. In: potsdam.de. Abgerufen am 12. September 2015.
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Hrsg.: Königliche Behörden. 1. Auflage. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 82–83, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
- ↑ Schloß Kartzow. In: potsdam.de. Abgerufen am 12. September 2015.
Koordinaten: 52° 29′ 28,3″ N, 12° 58′ 48,1″ O