Jonathan Swift

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Jonathan Swift

Jonathan Swift (* 30. November 1667 in Dublin, Irland; † 19. Oktober 1745 in Dublin) war ein englisch-irischer Schriftsteller und scharfzüngiger, noch heute lesbarer Satiriker. Er hat auch unter folgenden Pseudonymen geschrieben: Isaac Bickerstaff, A Dissenter, A Person of Quality, A Person of Honour, M.B. Drapier, T.R.D.J.S.D.O.P.I.I. (The Reverend Doctor Jonathan Swift, Dean of Patrick's in Ireland), Dr. Shit

Leben

Jonathan Swift erblickte das Licht der Welt sieben Monate nachdem sein Vater Jonathan Swift (Senior) gestorben war. Seine ersten fünf Lebensjahre verbrachte er mit einem ihm zugetanen Kindermädchen in England, während seine Mutter in Irland blieb, dann aber nach Leicester (England) zog. Jonathan wurde nach der Rückkehr nach Dublin von Verwandten aufgezogen. 1682 trat er in die Dubliner Universität ein, an der er als rebellisch auffiel; seinen Abschluss bekam er nur „gnadenhalber“ (by special favour).

Nach seiner Ausbildung in Dublin ging er nach England und trat eine Stellung als Sekretär bei Sir William Temple, einem einflussreichen Staatsmann im Ruhestand, an. Nach einigen Jahren gewann er Sir Williams Vertrauen, und erreichte eine weitere Universitätsausbildung, diesmal in Oxford. Seine Beziehung zu Sir William, der in Swift einen Emporkömmling sah, verschlechterte sich danach. Swift kehrte nach Irland zurück, und ließ sich zum Priester in der anglikanischen Kirche ordinieren. Er fand danach 1694 in Kilroot eine Anstellung, die er aber aufgrund der Arbeitsbedingungen und eines erneuten Angebots von Sir William aufgab.

Die zweite Anstellung bei Sir William (von 1695 an) gestaltete sich besser. Swift vollendete hier sein erstes größeres Werk, A Tale of a Tub (Ein Tonnenmärchen), und schrieb The Battle of the Books (Die Bücherschlacht), die beide erst 1704 in Druck erscheinen sollten. Hier traf er auch Esther Johnson, die uneheliche Tochter Sir Temples, von ihm Stella genannt. Sir Williams Tod im Jahre 1698 beendete Swifts gute Stellung; er konnte nicht mehr auf eine hohe Position in der Kirche in England hoffen, und zog wieder nach Irland. Hier fand er wieder Anstellung in der Kirche. Außerdem zog auch „Stella“, mit der Swift eine tiefe Freundschaft verband, ins nahegelegene Trim.

Seine literarische Karriere nahm 1701 mit der anonymen Veröffentlichung von Dissensions in Athens and Rome ihren Anfang. Mit dem Erscheinen der vorher schon verfassten Satiren A Tale of a Tub und The Battle of the Books sicherte Swift sich den Ruf eines Schriftstellers.

Nach gescheitertem politischen Engagement, zuerst für die Whigs, und nach Enttäuschung mit deren Politik ab 1710 für die Tories, beendete der Tod Queen Annes den Einfluss der Tories, und somit auch Swifts politische Karriere. Er war 1710/1711 Herausgeber der Tory-Wochenzeitung Examiner. Auch hatte dem ehrgeizigen Swift die politische Betätigung bei den Tories nur zum Dekanat von St. Patrick in Dublin verholfen. Seiner Rückkehr nach Irland folgten scharfzüngige, politische Satiren, in denen er die Ausbeutung der mittellosen Iren durch englische Gutsbesitzer angriff. Einige Satiren erregten ein solches Aufsehen, dass die englische Regierung für die Ausfindigmachung des anonymen Verfassers 300 Pfund auslobte. Berühmt sind die Briefe des Tuchhändlers W. B. in Dublin (1723), in denen er das neue englische Kupfergeld in Irland schmähte. Den Angriff von Erzbischof Boulter, er wiegele das Volk auf, konterte Swift mit der Bemerkung Ich brauch bloß meine Finger zu heben und Sie würden in Stücke gerissen.

Neben seiner Ehe mit Esther Johnson, genannt Stella, unterhielt Swift eine elfjährige heimliche Beziehung zu einer jungen Frau Vanhomrigh („Vanessa“), die nichts von Swifts Ehestand wußte und 1723 kurz nach der Offenbarung Swifts starb. Swifts Frau starb 1728.

Swift selbst litt lange an einer Krankheit des Innenohrs, die Schwindelgefühle hervorrief und ihm im Alter immer mehr zusetzte. Eine weitere Krankheit sorgte dafür, dass sich kieselartige Stoffe in seinem Körper sammelten, von ihm selbst Harngries genannt.

Swift galt als reizbar, unhöflich und exzentrisch. Sein hohes Maß an Exzentrität zeigt besonders seine 1733 unter dem Pseudonym Dr. Shit verfasste Abhandlung über Fäkalien Human Ordur (Menschlicher Kot).

Es gibt umstrittene Vermutungen, dass er sich seit 1740 in einem Zustand geistiger Umnachtung befand, bevor er nach einem Schlaganfall im Jahre 1742 zum Invaliden wurde und 1745 starb.

Schriftstellerisches Werk

Von den frühen schriftstellerischen Versuchen Swifts ist wenig erhalten. Erst nach seiner Rückkehr nach Irland finden sich Schriften, die ihn als den bis heute bekannten Satiriker kennzeichnen.

Sein berühmt-berüchtigter Roman, The travels into several remote nations of the world by Lemuel Gulliver (dt. Gullivers Reisen) wurde 1726 veröffentlicht. Lange Zeit hauptsächlich als Kinderbuch angesehen, und in gekürzten Ausgaben seiner Satire beraubt, ist es oft unterbewertet. In einer Art Robinsonade beschreibt Swift die Reisen von Gulliver in verschiedene Länder, deren belächelte Eigenheiten Swift als scharfe Spitzen gegen die englische herrschende Klasse, die Royal Academy und die Menschennatur allgemein nutzt.

Er schrieb danach mehrfach gegen die Zustände im englisch regierten Irland. Seine bekannteste Satire ist A Modest Proposal, worin er zur Lösung von Überbevölkerung, Armut und Kriminalität vorschlägt, irische Babys als Nahrungsmittel anzusehen.

Im Steuereinmaleins (1728) zeigen sich erste Ansätze der später in der Ökonomie bekannt gewordenen Laffer-Kurve.

Werke

  • Dissensions in Athens and Rome (1701)
  • The Tale of a Tub (1704)
  • The Battle of the Books (1704)
  • Bickerstaff Predictions for 1708 (1707)
  • The Sentiments of a Church of England Man (1708)
  • Arguments against Abolishing Christianity (1708)
  • Letter upon the Sacramental Test (1708)
  • Project for the Advancement of Learning (1709)
  • Ancient Prophecy (1709)
  • Sid Hamet’s Rod (1710)
  • Meditation upon a Broomstick (1710)
  • Short Character of the Earl of Wharton (1710)
  • The Conduct of the Allies (1711)
  • The Representation of the House of Commons on the State of the Nation (1711)
  • An Address of Thanks to the Queen (1711)
  • Proposal for Correcting, Improving, and Ascertaining the English Tongue (1712)
  • Reflections on the Barrier Treaty (1712)
  • Remarks on the Bishop of Sarum's Introduction to His Third Volume of the History of the Reformation (1712)
  • Journal to Stella (1710-13)
  • The Public Spirit of the Whigs (1713?)
  • Free Thoughts on the State of Public Affairs
  • Cadenus and Vanessa (1713)
  • A Proposal for the Universal Use of Irish Manufactures, &c. (1720)
  • The Drapier’s Letters (1724)
  • Gulliver’s Travels (1726) (Gullivers Reisen)
  • Miscellanies (1727)
  • A Modest Proposal for Preventing the Children of Poor People from Being a Burthen (1729)
  • A Letter from the Grand Mistress of the Female Free-Masons to Mr. Harding, the Printer (1731?)
  • The Day of Judgment (1731)
  • Verses on the Death of Dr Swift (1731)
  • Rhapsody of Poetry (1735?)
  • The Legion Club (1736)
  • Upon Sleeping in Church (postum)
  • History of the Peace of Utrecht (postum)
  • Directions to Servants (postum)

Literatur

  • Dirk F. Passmann/Heinz J. Vienken: The Library and Reading of Jonathan Swift. A Bio-Bibliography Handbook. Part I: Swift’s Library, in Four Volumes, Oxford u. a. 2003

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