Kölner Karneval

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Das Kölner Dreigestirn 2005 (v.l. Jungfrau, Prinz, Bauer)
Kölner Rosenmontagszug (2004)
Das Kölner Kinderdreigestirn (2006)

Der offizielle Höhepunkt des Kölner Karnevals ist der am Rosenmontag stattfindende Rosenmontagszug. Daneben veranstalten viele Vereine Karnevalssitzungen und -bälle mit Auftritten von Büttenrednern, Tanz- und Musikgruppen. Im Gegensatz zum Sitzungskarneval findet der Straßenkarneval weitgehend unorganisiert in den Kneipen und Straßen Kölns während der letzten Festwoche zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch statt. Der typische Narrenruf ist „Kölle Alaaf!“

Treibende Kraft hinter dem Fasteleer sind Fastelovendsjecken, die sich über die tollen Tage ins Getümmel stürzen. Koordinierende Kraft hinter dem offiziellen Kölner Karnevalsprogramm ist das Festkomitee Kölner Karneval als organisatorischer Zusammenschluss der Kölner Karnevalsgesellschaften. Diese traditionsreichen Vereine stellen das Kölner Dreigestirn und einen guten Teil der Teilnehmer bei den offiziellen Karnvalszügen. Die Aufnahmebedingungen sind sehr streng, unter anderem braucht man zwei Mitgliedsgesellschaften als Bürgen.

Am Karnevalssonntag finden die Kölner Schull- un Veedelszöch statt. Die besten Fuß- und Wagengruppen werden dabei prämiert und dürfen am Rosenmontagszug teilnehmen. Daneben veranstalten viele Veedel zwischen Karnevalssamstag und Karnevalsdienstag eigene Umzüge. Diese genießen zwar eher lokale Beachtung, sind aber in der Vorbereitung nicht weniger aufwändig. An der Spitze stehen hier der Ehrenfelder und der Nippeser Zoch, beide mit jeweils bis zu 300.000 Zuschauern. Etwa fünfzigmal heißt es während der tollen Tage irgendwo im Kölner Stadtgebiet: "D'r Zoch kütt."

Neben dem offiziellen hat sich auch ein alternativer Karneval etabliert. Seit 1984 gibt es die Stunksitzung, die als studentische Alternative zum offiziellen Karneval entstand und heute eine Mischung aus kölschem Karneval und politischem Kabarett mit Comedyelementen darstellt und wegen der rasant gestiegenen Kartennachfrage fast vergleichbar einer kleinen Musicalproduktion arbeitet.

Ebenfalls außerhalb der offiziellen Regularien hat sich der nächtliche Geisterzug gebildet. Dieser alternative Umzug war ins Leben gerufen worden, nachdem 1991 der offizielle Rosenmontagszug als Reaktion auf den zweiten Golfkrieg abgesagt worden war und findet seitdem jeweils am Karnevalssamstag statt.

Besonderheiten des Kölner Karnevals

Das "Bützchen"

Häufig hört man den Ausdruck bützen oder gebützt werden. Diese kleinen, mit geschürzten Lippen großzügig verteilten Küsschen kann jeder abbekommen, der sich ins Getümmel gestürzt hat. Sie sollten nicht als sexuelle Provokation missverstanden werden, sondern sind Teil der kölschen Karnevalstradition.

Die kölsche Karnevalsmusik

Typisches im Karneval verwendetes kölsches Liedgut ist beispielsweise "Drink doch eine met" von den Bläck Fööss oder "Der treue Husar" (Volksweise, 1825 aufgezeichnet [1]). Neben Themen, die in ebenso in Karnevalslieder anderer Regionen Einzug gehalten haben, wie die Liebe und der Alkohol (und vor allem beides in Verbindung miteinander), werden in kölschen Karnevalsliedern auch Dinge wie der Zusammenhalt im Veedel, Ausländerintegration und die Liebe der Kölner zu ihrer Stadt thematisiert.

Bekannte Kölner Bands

Die meisten der unten genannten Bands machen nicht nur Karnevalsmusik, sondern sind das ganze Jahr außerhalb der Karnevalssession unterwegs.

  • Die Bläck Fööss (Nackte Füße) sind die älteste, wohl bekannteste und wahrscheinlich vielseitigste Kölner Band. Sie decken vom frühen Rock'n'Roll bis zur aktuellen Musik jede Stilrichtung ab und haben den anderen Bands sozusagen den Weg in die offiziellen Sitzungssäle geöffnet.
  • Brings (Klingt wie Bring' es!, ist aber ein Familienname) ist eine beliebte Kölschrocktruppe aus dem Kölner Umland
  • Die Höhner (Hühner) sind die vermutlich nach den Bläck Fööss bekannteste Kölner "Karnevals"band mit teilweise überregionalen Hits
  • Die Räuber spielen überwiegend schwungvolle Karnevalslieder
  • Die Paveier (Pflasterer) machen kölschen Beat, Rock und neue Krätzjen

Die kommerzielle Seite

Seit Anfang der 1990er Jahre ist der Kölner Karneval immer mehr zur touristischen Attraktion geworden. Analog zum Münchner Oktoberfest werden jetzt auch vermehrt Reisen zum Karneval in Köln angeboten, und Karnevalshits wie "Viva Colonia" der Höhner sind fester Bestandteil von kommerziellen Après Ski- oder Ballermann-Musik-CDs.

Der Kölner Karneval ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Seine Bekanntheit ist nicht zuletzt auf die finanzielle Unterstützung durch Firmen zurückzuführen, die dafür bezahlen, dass der Kölner Karneval auch in den Medien präsent ist. Während in anderen Karnevalshochburgen im Rheinland das größte Problem das Fehlen finanzieller Mittel ist, hat der Kölner Karneval kaum unter Geldproblemen zu leiden.

Ausfälle

Nicht nur lustige Karnevalisten fallen manchmal aus (oder um), sondern auch der ganze Rosenmontagszug. In der Geschichte Kölns fiel der Zug seit 1823 mehrfach aus, zuletzt während des zweiten Golfkriegs. Überhaupt waren Kriege der Hauptgrund für Ausfälle. Der Deutsch-Französische Krieg sorgte 1871 für leere Straßen. Auch 1915 bis 1926 kam durch Krieg und die Besetzung des Rheinlandes kein Umzug zustande. 1940 bis 1949 waren der Zweite Weltkrieg und das anschließende Verbot durch die Militärregierung verantwortlich für die Ausfälle.

Im zweiten Golfkrieg 1991, als andernorts aus Anteilnahme der Rosenmontagszug abgesagt wurde, und beispielsweise die Mainzer und Düsseldorfer rücksichtsvoll auf den Zug verzichteten, und auch das Festkomitee Kölner Karneval verständlicherweise keinen Zug veranstalten wollte, konnten es einige Kölner nicht bleiben lassen und machten sich unter dem Motto "Kamelle statt Bomben" spontan auf den Weg. Bei dieser Gelegenheit wurde der Geisterzug wieder eingeführt. Grabenkämpfe innerhalb des Festkomitees sorgten 1833, 1844, 1851, 1856 und 1857 für Absagen. Die Weltwirtschaftskrise stoppte 1931 und 1932 den Zug. Die Jecken in Köln gelten zwar als wetterfest, 1868 musste der Zug wegen schlechten Wetters trotzdem entfallen. Ein Trauertag für den Tod von König Friedrich Wilhelm IV. sorgte 1861 für tote Straßen in Köln. Und gar verboten wurde der Zug 1830 von den Preußen. Der einzige Rosenmontagszug an einem Sonntag kam wegen der Reichstagswahlen 1887 zustande.

Siehe auch

Weblinks

Literatur