KZ-Außenlager

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Den Begriff KZ-Außenlager benutzen Historiker, die das komplexe System der ehemaligen NS-Haftstätten im Deutschen Reich erforschen.[1] Jedes KZ-Außenlager bzw. KZ-Außenkommando war verwaltungstechnisch einem KZ-Stammlager, d.h. dem dortigen Kommandanten, untergeordnet. Häftlingskartei und Sterberegister wurden im Stammlager geführt, auch das SS-Wachpersonal stammte aus dem übergeordneten KZ-Stammlager.

Entstehung des Begriffs

Innerhalb eines KZ mussten Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Sie sollten nicht unbeschäftigt inhaftiert sein. Die Arbeiten konnten auch sinnlos und schikanös sein, ohne dass ein wirtschaftlicher Nutzen daraus folgte. Die SS nannte die Arbeitstruppen in Anlehnung an den militärischen Sprachgebrauch Arbeitskommando oder kurz Kommando. Die spätere Geschichtsliteratur prägte den Begriff KZ-Außenlager, auch Nebenlager, und meint damit die größeren Außenkommandos, die in Lagern außerhalb des Stammlagers untergebracht waren.

KZ-Kommandos

Beispielsweise gab es im KZ Dachau ab 1940 ein Arbeitskommando Krematorium. Diese Gruppe von KZ-Häftlingen war getrennt untergebracht. Sie durften keinen Kontakt mit anderen Häftlingen haben. Die SS wollte vermeiden, dass sich die Anzahl der Toten unter den Lagerinsassen herumspricht und zu Unruhe und Aufständen, im NS-Sprachgebrauch als Meuterei bezeichnet, führt.

KZ-Außenkommandos

Bereits das KZ Dachau, der Prototyp für spätere KZ, war räumlich keineswegs auf den eigenen Lagerbereich beschränkt. Zu den Kommandos, die innerhalb des Lagers verrichten werden mussten, kamen bald mobile Kommandos, die außerhalb des Lagers eingesetzt wurden, etwa das Kommando Kräuterplantage oder Arbeitskommandos die zum Torfstechen eingeteilt wurden. Kommandos die mit Bauarbeiten beauftragt waren, wurden von Kapos beaufsichtigt. Die SS ließ Straßen, Wassergräben, Kasernen und SS-Erholungsheime erbauen. In den Kriegsjahren kamen Außenkommandos hinzu, die zum Aufräumen nach Bombenangriffen in den Städten eingeteilt wurden, z. B. das Kommando SS-Baubrigade.

Auch für private Zwecke von NS-Größen kamen KZ-Häftlinge zum Einsatz: Für Oswald Pohls Landhaus „Brüningsau“, für Himmlers Jagdhaus (Außenkommando Valepp), auch für das Landhaus von Hans Loritz, dem Kommandanten des KZ Dachau. Auch Eleonore Baur, eine Blutordensträgerin und persönliche Freundin Hitlers, bekam ein eigenes Kommando zugeteilt.

Die Einteilung zu einem leichteren oder körperlich schweren Kommando beeinflusste die Überlebenschancen der Häftlinge.[2] Ein Kommando innerhalb eines Gebäudes, beispielsweise handwerkliche Arbeiten, war für Häftlinge erträglicher als Kommandos die im Winter bei eisigen Temperaturen unter freiem Himmel stattfanden.

Viele Arbeitskommandos bestanden nur Wochen oder Monate und die Belegstärke variierte.

KZ-Außenlager

Erdhütten im KZ-Kommando Kaufering, in denen Häftlinge untergebracht waren
Schindlers ehemalige Fabrik (2004)

Mit Kriegsbeginn setzte die SS Häftlinge verstärkt in Rüstungsbetrieben ein. Die Häftlinge waren entweder provisorisch an diversen Schlafstätten untergebracht, in anderen Fällen ließ die SS eigene Lager mit Wachtürmen und Zäunen errichten. Manche KZ-Außenlager hatten räumlich eine ähnliche Struktur wie ein KZ. In diesen Fällen gab es dort SS-Lagerführer und Funktionshäftlinge wie „Lagerältester“ oder „Blockältester“.

In vielen Fällen war die Versorgung mit Nahrungsmitteln, die sanitären Einrichtungen und die Schlafstätten schlechter als im Stammlager.

Jedoch auch bessere Versorgung als in den KZ-Stammlagern war möglich, sofern vom Rüstungsbetrieb gewollt. Der Rüstungsfabrikant Oskar Schindler bewahrte in seinem Rüstungsbetrieb KZ-Außenlager Brünnlitz über 1.200 KZ-Häftlinge vor Deportation und Ermordung und wendete dafür mehrere Millionen Reichsmark auf.

Basis für eigenständig verwaltete KZ

Außenlager entwickelten sich in einigen Fällen zu neuen, eigenständigen Konzentrationslagern: Das KZ Mauthausen begann im August 1938 mit dem Eintreffen eines ersten Häftlingskommandos aus Dachau. Auch das KZ Niederhagen entstand aus einem KZ-Außenkommando. Das KZ Mittelbau-Dora war anfangs Außenlager von Buchenwald und wurde später ein eigenständiges KZ.

Listen

Die folgenden Listen beinhalten Außenkommandos und Außenlager der Stammlager:[3]

  1. Liste der Außenlager des KZ Auschwitz I
  2. Liste der Außenlager des KZ Buchenwald
  3. Liste der Außenlager des KZ Dachau
  4. Liste der Außenlager des KZ Flossenbürg
  5. Liste der Außenlager des KZ Groß-Rosen
  6. Liste der Außenlager des KZ Hinzert
  7. Liste der Außenlager des KZ Majdanek
  8. Liste der Außenlager des KZ Mauthausen
  9. Liste der Außenlager des KZ Mittelbau
  10. Liste der Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof
  11. Liste der Außenlager des KZ Neuengamme
  12. Liste der Außenlager des KZ Ravensbrück
  13. Liste der Außenlager des KZ Sachsenhausen
  14. Liste der Außenlager des KZ Stutthof

Medien

Literatur

  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): KZ-Außenlager. Geschichte und Erinnerung. In: Dachauer Hefte Nr. 15, Verlag Dachauer Hefte, 1999.
  • Joanna Skibinska: Die letzten Zeugen. Gespräche mit Überlebenden des KZ-Außenlagers „Katzbach“ in den Adlerwerken Frankfurt am Main. Hanau 2005.

Film

  • Schindlers Liste, 1993, ausgezeichnet mit sieben Oscars, Regisseur Steven Spielberg

Internet

Fußnoten

  1. KZ-Außenlager in Bayern, Tagung, November 2006., Tagung: KZ-Außenlager im Ruhrgebiet, Dezember 2009.
  2. Stanislav Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg, 2002, ISBN 2-87996-948-4. S. 150, Kapitel Überlebensbedingungen
  3. Siehe auch: Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos