Kandrich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. November 2014 um 16:45 Uhr durch TOMM (Diskussion | Beiträge) (NHN statt NN; "Landschaftsschutzgebiet" aus "Naturräumliche Zuord. …" nach "Lage" umsortiert & überarbeitet; Leerzeilen statt Zeilenumbrüche; geschützte Leerstellen eingefügt; "Nike"-/"Patriot"-Raketen(-Erstnennungen) verlinkt; "km" statt "m"; usw.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kandrich

Blick vom Aussichtsturm Hochsteinchen zum Kandrich
mit Windpark und Sendemast

Höhe 638,6 m ü. NHN [1]
Lage nahe Daxweiler; Landkreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz (Deutschland)
Gebirge Binger Wald (Hunsrück)
Koordinaten 49° 59′ 38″ N, 7° 43′ 42″ OKoordinaten: 49° 59′ 38″ N, 7° 43′ 42″ O
Kandrich (Rheinland-Pfalz)
Kandrich (Rheinland-Pfalz)
Erschließung Waldwege
Blick über den Rhein, Rheindiebach und Oberdiebach zum Kandrich
Kandrichplateau mit WKA (Typ E-70); Blick nach Nordosten zum Rhein
Sendemast

Der Kandrich nahe Daxweiler in rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Kreuznach ist mit 638,6 m ü. NHN[1] die höchste Erhebung im Binger Wald.

Geographie

Lage

Der Kandrich liegt im Nordzipfel des Landkreises Bad Kreuznach und gehört zum Gemeindegebiet von Daxweiler. Er befindet sich etwa 3,5 km nordnordwestlich dieser Ortsgemeinde und 3,7 km nordnordöstlich von Seibersbach. Im benachbarten Rhein-Hunsrück-Kreis liegen das 3 km entfernte Dichtelbach im Nordwesten und das 4,2 km entfernte Rheinböllen im Westnordwesten (je Luftlinie). Südwestlich vorbei am Berg verläuft der Nahe-Zufluss Guldenbach. Der Nordostausläufer des Kandrichs ist der Ohligsberg (604,1 m) und sein Südwestausläufer der Hammerberg (583,6 m).

Auf dem Berg liegen Teile des Landschaftsschutzgebiets Rheingebiet von Bingen bis Koblenz (CDDA-Nr. 323852; 1978 ausgewiesen; 403,28 km²).[2]

Naturräumliche Zuordnung

Der Kandrich gehört in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Hunsrück (Nr. 24) und in der Haupteinheit Soonwald (240) zur Untereinheit Binger Wald (240.0).

Militärische Nutzung

Die militärische Nutzung des Kandrichs begann am 20. Mai 1963, als amerikanisches Militär die Nutzung eines Feuerleitbereiches (Radaranlage) einer in der Nähe stationierten, nuklear bestückten Nike-Flugabwehreinheit übernahm. Dieses Waffensystem wurde 1982 ersetzt und die ehemalige Radaranlage in der Folge zum Standort für das neue Flugabwehrraketensystem MIM-104 Patriot umgebaut.

Von 1986 bis 1991 war auf dem Berg eine Abteilung des 6th Air Defense Artillery Battalion der Streitkräfte der Vereinigten Staaten mit Patriot-Raketen stationiert[3][4], die im Rahmen des Zweiten Golfkrieges abgezogen wurden.[5] Für die Lagerung der Raketen wurden acht Hardened Aircraft Shelter auf dem Gipfel gebaut.[6]

Der Vertrag für eine militärische Nutzung des Kandrichs lief am 30. September 1992 aus. Rückbau, Dekontaminierung und Rekultivierung des ehemaligen Militärgeländes fanden erst 2006 ihren Abschluss.

Windpark und Sendemast

Auf dem unbewaldeten Gipfelplateau befindet sich ein Windpark mit drei Windkraftanlagen. Die erste Anlage vom Typ Enercon E-66/15.66 wurde am 17. August 1999 offiziell in Betrieb genommen, die zweite Anlage des Typs Enercon E-66/18.70 am 19. Oktober 2000. Im Oktober 2005 ging die dritte Anlage (Typ Enercon E-70) in Betrieb. Die Anlagen wurden von der Gedea-EnergieMix GmbH & Co Windkraftanlagen Ingelheimer Wald / Kandrich KG errichtet.[7][8]

Eine Erweiterung (Typ Enercon E-101), sowie drei Stück (Typ Enercon E-126), die unter anderem den Ohligsberg einschließt, auf insgesamt 22 Anlagen und deren Bau bis 2014 abgeschlossen sein soll, wurde bereits in Teilen genehmigt. Ein Teil der Anlagen befindet sich noch in der Planungsphase.[9][10]

Außerdem steht rund 60 m südwestlich des Berggipfels ein Sendemast ().

Johann Georg Sabellicus Faustus

Nach einer 1862 in der Novelle Schein oder Sein von Gustav Pfarrius (1800–1884) literarisch umrissenen Theorie verschrieb der wahrscheinlich auf der Fustenburg beim nahen Stromberg gebürtige Johann Georg Sabellicus Faustus (um 1480–um 1541) – das historische Urbild des Dr. Faust – seine Seele dem teuflischen Mephistopheles in der Bergeinsamkeit des Kandrichs.

Verkehr und Wandern

Im unteren Bereich der Südwestflanke des Kandrichs führt oberhalb des Guldenbachs die Bundesautobahn 61 entlang. Jenseits davon verläuft die Landesstraße 214 (Rheinböllen–Stromberg), von der die über die Westflanke verlaufende Kreisstraße 35 (Rheinböllerhütte–Dichtelbach) abzweigt. Von Dichtelbach aus kann man auf Waldwegen zum Gipfelplateau spazieren.

Von Waldalgesheim aus kommend führt die K 29 überwiegend nordwestwärts zum nahe dem Salzkopf befindlichen Forsthaus Lauschhütte, wo sie auf 583,4 m[1] Höhe nach Süden abknickt und kurz darauf in die südsüdwestwärts nach Daxweiler verlaufende K 36 übergeht. Von der Lauschhütte hat man nach Westen eine etwa 3,5 km lange Waldwegstrecke bis zum Gipfel zurückzulegen. Von dem Forsthaus führen ausgeschilderte Wege unter anderem auch zum Salzkopf.

Nordöstlich vorbei am Kandrich und am Ohligsberg führt der Europäische Fernwanderweg E8.

Einzelnachweise

  1. a b c Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  2. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  3. Raketenstellungen in Deutschland, auf globezoom.info
  4. Delta 2nd BN 1st ADA 32nd AADCOM Dichtelbach, Germany, auf d21dichtelbach.com
  5. NATO Station (Patriot rockets), auf bbs.keyhole.com
  6. Weitere Windräder lohnen sich – Doch die Gemeinde ist gegen den Bau…, auf huegelland.net
  7. Windkraftanlagen Kandrich I + II im Hunsrück, auf gedea.de
  8. Windkraftwerk Kandrich, auf kandrich.de
  9. Artikel Bingen, Ingelheim und Oberdiebach bilden Dreierbündnis für Windkraft, auf allgemeine-zeitung.de
  10. Artikel Strom für 35 000 Haushalte auf allgemeine-zeitung.de
Commons: Kandrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien