Konrad Agahd

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Konrad Agahd (* 1. März 1867 in Neumark, Kreis Greifenhagen; † 18. November 1926 in Berlin-Neukölln) war ein deutscher Schriftsteller, Pädagoge und Journalist.[1][2]

Leben

Konrad Agahd war das erste von acht Kindern des Hauptlehrers Hermann Agahd[3] (* 1828) und seiner Frau Christine (* 1826, geborene Stänicke).[1]

Das Thema, mit dem sich Agahd unentwegt wissenschaftlich beschäftigte, war die Schädigung der Erziehung durch die den Kindern abverlangte Arbeit. Seine erste wichtige Studie zur gewerblichen Kinderarbeit von 3287 Rixdorfer Kindern erschien 1894. In dieser Zeit (1890–1913) war er Lehrer in Rixdorf (heute Berlin-Neukölln). Agahd studierte die Kinderarbeit in Deutschland, Schweden, Norwegen, Oberitalien und in Österreich.

Seine Ergebnisse veröffentlichte er in zahlreichen Aufsätzen, Broschüren, Fachbüchern und Gesetzeskommentaren und trug sie auf Kongressen und in unzähligen Artikeln für die verschiedensten Zeitschriften vor. So verlangte er 1902 auf der Versammlung des Deutschen Lehrervereins zusätzlich zu den bereits 1898 beschlossenen Maßnahmen: Verbot jeder Sonntagsarbeit bzw. Beachtung der Sonntagsruhe, Verbot jeder Beschäftigung in gesundheitsgefährdenden Betrieben, Ausdehnung des Kinderschutzes auf gewerbliche Arbeit im Haus, Mitwirkung der Lehrerschaft bei Durchführung und Kontrolle der geforderten staatlichen Maßnahmen.

1891 heiratet er seine Frau Anna (geborene Meyer).[1]

Seiner engagierten Fürsorge verdanken die gewerblich arbeitenden Kinder das Kinderschutzgesetz von 1903, das Mindestalter und Arbeitszeit festlegte.[4] Heimarbeit, Hüte-, Erntearbeit oder Mithilfe und Nebenerwerbstätigkeiten wurden wegen des hartnäckigen Widerstandes der ostelbischen Grundbesitzer allerdings nicht erfasst.

Agahd war innerhalb der deutschen Lehrerschaft neben dem Hamburger Oberlehrer Johannes Halben der wichtigste Kämpfer gegen die Kinderarbeit. Sein Bericht löste heftige Reaktionen aus. Nach dem Wunsch mancher seiner Gegner hätte er deshalb in die polnischen Gebiete des Deutschen Reiches strafversetzt werden sollen. Agahd war Vorstandsmitglied des deutschen Lehrervereins und der Gesellschaft für soziale Reform. Aufgrund einer Ohrenkrankheit musste er 46-jährig in den Ruhestand treten. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete er nur noch als Schriftsteller, besonders gern als Briefonkel in Kinder- und Jugendzeitschriften (Hänsel und Gretel; Jung-Siegfried; Treuhilde) und in der Jugendpflege und Fürsorge. Sein Motto war: „Wer Schlechtes vernichten will, muss besseres an die Stelle setzen.“[5]

1918 trat er dem Deutschen Erziehungsbeirat für verwaiste Jugend bei, dessen Generalsekretär er wurde.[1]

Ehrengrab Konrad Agahds

Sein Grab auf dem Neuköllner Friedhof Britz I an der Buschkrugallee trägt die Inschrift: „Den deutschen Kindern galt seine Liebe, seine Arbeit und sein Leben“. Es ist als Ehrengrab der Stadt Berlin (Abt. 14a Nr. 30/31) ausgewiesen. In vielen Nachrufen wurde er als „Vater des Kinderschutzes“ und „Vater der ausgebeuteten Kinder“ geehrt.

Schriften

  • Kinderarbeit und Gesetz gegen die Ausnutzung kindlicher Arbeitskraft in Deutschland. Gustav Fischer Verlag, Jena 1902
  • Lehrerschaft und Jugendfürsorge in Stadt und Land. Gerdes & Hödel, Berlin 1909

Auszeichnungen

Namensgebung

Schule:

  • Konrad-Agahd-Grundschule (Thomasstraße 39, Neukölln)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 1: Sozialpolitiker im Deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918. Kassel University Press, Kassel 2010, ISBN 978-3-86219-038-6, S. 3 (Online, PDF; 2,2 MB).
  2. Kurt GassenAgahd, Konrad. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 93 f. (Digitalisat).
  3. Wer war Konrad Agahd? In: agahd.net. Abgerufen am 2. Januar 2014.
  4. Zur Entstehung dieses Gesetzes vgl. Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, III. Abteilung: Ausbau und Differenzierung der Sozialpolitik seit Beginn des Neuen Kurses (1890–1904), 3. Band: Wolfgang Ayaß (Bearb.): Arbeiterschutz. Darmstadt 2005.
  5. Agahd, Konrad in der Deutschen Biographie