Kröhnkit

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Kröhnkit
Kröhnkit-Kristallstufe aus der „Chuquicamata Mine“, Provinz El Loa, Antofagasta, Chile (Größe: 6 cm × 4,3 cm × 3 cm).
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Khk[1]

Andere Namen

Kroehnkit

Chemische Formel Na2Cu[SO4]2·2H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/C.16
VI/C.16-010

7.CC.30
29.03.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[2]
Gitterparameter a = 5,81 Å; b = 12,66 Å; c = 5,52 Å
β = 108,3°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Häufige Kristallflächen {110}, {011}, {010}, {021},{111}[3]
Zwillingsbildung nach {101}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,90; berechnet: 2,913[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, undeutlich nach {101}[3]
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe himmelblau bis hellblau, grünlichblau
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,544[4]
nβ = 1,578[4]
nγ = 1,601[4]
Doppelbrechung δ = 0,057[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 78°; berechnet: 76°[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in Wasser

Kröhnkit (auch Kroehnkit[5]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2Cu[SO4]2·2H2O, ist also ein wasserhaltiges Natrium-Kupfer-Sulfat.

Kröhnkit entwickelt meist kurz- bis langprismatische oder pseudooktaedrische Kristalle, kommt aber auch in Form faseriger Krusten und dichter Aggregate vor. Die durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle sind von himmelblauer bis hellblauer oder grünlichblauer Farbe und weisen einen glasähnlichen Glanz auf. Auf der Strichtafel hinterlässt Kröhnkit einen weißen Strich.

Mit einer Mohshärte von 2,5 bis 3 gehört Kröhnkit zu den weichen bis mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Calcit leicht mit einer Kupfermünze ritzen lassen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde das Mineral in einem Kupfertagebau bei Chuquicamata (Chuquicamata Mine) in der chilenischen Atacama-Wüste, das von dort als Kupfervitriol verkauft wurde. Dem Chemiker und damaligen deutschen Konsul in Chile Berthold Kröhnke[6] fiel allerdings die ungewöhnlich helle, blaue Farbe der Kristalle auf. Er nahm daher einige Kristalle mit, analysierte sie und gab seine Analyse-Ergebnisse und einige Beschreibungen zum Mineral 1875 in einem Brief an Ignacy Domeyko weiter.[7] Dieser konnte die Untersuchungsergebnisse von Kröhnke bestätigen und benannte das neue Mineral nach seinem Erstbeschreiber, wobei er allerdings dessen Namen abwechselnd Krönke und Kronnke schrieb.

Ludwig Darapsky korrigierte den Mineralnamen 1889 in seiner Zusammenfassung des Briefwechsels in Kröhnkit, da er diese Schreibweise für die richtige hielt.[8]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kröhnkit zur Mineralklasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Goldichit die „Kröhnkit-Goldichit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/C.16 und dem weiteren Mitglied Ferrinatrit bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kröhnkit ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.CC.30 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kröhnkit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 29.03.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit (A+)2B(XO4)2 × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kröhnkit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 5,81 Å; b = 12,66 Å; c = 5,52 Å und β = 108,3° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Die Kristallstruktur von Kröhnkit besteht aus eckenverknüpften CuO4(H2O)-Oktaedern und SO4-Tetraedern, die parallel [001] zu Ketten aufgereiht sind. Diese Ketten werden über Na[7]-Polyeder und Wasserstoffbrücken verbunden.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Lötrohr zerknistert Kröhnkit und schmilzt zu einer grünen Masse, die nach dem Erkalten zerspringt. In Wasser ist das Mineral leicht löslich, die Lösung reagiert sauer.[9]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Handstück aus blauem Kröhnkit mit grünlichem Natrochalcit als Rissfüllung aus der Chuquicamata Mine, Chile (Größe: 9,2 cm × 5,0 cm × 4,7 cm).

Kröhnkit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von Kupfer-Lagerstätten, vorzugsweise unter sehr trockenen Klimabedingungen. Als Begleitminerale können unter anderem Antlerit, Atacamit, Blödit, Chalkanthit und Natrochalcit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Kröhnkit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 20 Fundorte als bekannt gelten (Stand 2014).[10] Neben seiner Typlokalität „Chuquicamata Mine“ trat das Mineral in Chile noch in weiteren Gruben im Gebiet um Chuquicamata und Calama sowie bei Mejillones und in mehreren Gruben bei Caracoles zutage.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist eine Schlackenhalde bei Walchen (Gemeinde Öblarn) in der Steiermark.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, China, Griechenland, Italien, Rumänien, Ungarn, England im Vereinigten Königreich (UK) sowie Kalifornien und Virginia in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ignacy Domeyko: Kronnkit. In: Mineralojía Libreria Central de Servat I CA. Santiago, Chile, S. 250–252 (rruff.info PDF 438,8 kB).
  • L. Darapsky: Mittheilungen an die Redaktion. Ueber Kröhnkit. In: M. Bauer, W. Dames, Th. Liebisch (Hrsg.): Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Band I. E. Schweizbart’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1889, S. 192–195 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 610 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 680.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kröhnkite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 389.
  3. a b c Kröhnkite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF 65,9 kB).
  4. a b c d e Mindat – Kröhnkite
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  6. Sir Humphry Davy, et al.: Metall und Erz. 1913, S. 142. Ausschnitt auf Google Books
  7. L. Darapsky: Mittheilungen an die Redaktion. Ueber Kröhnkit. in: M. Bauer, W. Dames, Th. Liebisch (Hrsg.): Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Band I. E. Schweizbart’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1889, S. 192 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. L. Darapsky: Mittheilungen an die Redaktion. Ueber Kröhnkit. in: M. Bauer, W. Dames, Th. Liebisch (Hrsg.): Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Band I. E. Schweizbart’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1889, S. 193 (Textarchiv – Internet Archive).
  9. L. Darapsky: Mittheilungen an die Redaktion. Ueber Kröhnkit. In: M. Bauer, W. Dames, Th. Liebisch (Hrsg.): Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Band I. E. Schweizbart’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1889, S. 195 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. Mindat – Anzahl der Fundorte für Kröhnkite
  11. Fundortliste für Kröhnkit beim Mineralienatlas und bei Mindat