Landtagswahl in Lippe 1876 (Herbst)

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Die Landtagswahlen in Lippe 1876 fanden im Oktober und November 1876 statt. Es handelte sich um die ersten Wahlen zum Lippischen Landtag, die nach dem Wahlrecht von 1876 durchgeführt wurden.

Im März 1876 war ein Landtag nach dem Wahlrecht von 1836 gewählt worden. Nachdem das neue Wahlrecht beschlossen worden war, kam es im Herbst zu Neuwahlen.

Auf Anordnung Hochfürstlicher Regierung wird den zur Wahl der Landtags=Abgeordneten berechtigten Wählern der I. Abtheilung Classe a. bekannt gemacht, daß in dem bevorstehenden Wahltermine von Montag den 30. October d. J. in den zur Wahlhandlung bestimmten Localen so viele Wahl=Urnen, als Abgeordnete in dem Bezirke zu wählen sind, mit der Bezeichnung: I, II, III, Abgeordneter:
von Morgens 9 bis Nachmittags 2 Uhr aufgestellt sein werden, und daß die Wähler für die Wahl jedes Abgeordneten einen besonderen Wahlzettel, welcher auf der inneren (nicht äußeren) Seite außer dem Namen des Candidaten auch die Bemerkung: „I. II. oder III. Abgeordneter.“ enthalten muß, zusammengefaltet abzugeben und in die betreffende Wahl=Urne legen zu lassen haben. –
Schötmar und Brake den 5. October 1876.
Der Vorsteher der I. Abtheilung, Classe a. von Meien.  Schröter.

Die Wahlen fanden für die zweite Klasse am 26. Oktober und für die dritte Klasse am 27. Oktober statt. Die Stichwahl im siebten Wahlkreis der zweiten Klasse fand am 10. November die Stichwahl im fünften Wahlkreis der dritten Klasse am 1. November statt. Die Abgeordneten der ersten Klasse wurden am 30. Oktober gewählt.

Gewählt wurden 21 Abgeordnete in drei Klassen zu je sieben Abgeordneten. Die erste Klasse bildeten die höchstbesteuerten Bürger. In der ersten Klasse war in der Untergruppe A wahlberechtigt, wer mindestens 90 Mark Grundsteuer zahlte. Diese Untergruppe wählte fünf Abgeordnete in zwei Wahlkreisen. Die Untergruppe B umfasste diejenigen, die mindestens 180 Mark Einkommensteuer zahlten und wählte zwei Abgeordnete in zwei Wahlkreisen. Die zweite Klasse bildeten die Steuerzahler mit Grund- und Einkommensteuer von mindestens 36 Mark, die dritte Klasse alle anderen Wahlberechtigten. Die 2. und 3. Klasse wählte in je sieben Ein-Personen-Wahlkreisen.

Johann H. von Lengerke
Wilhelm Schemmel
Theodor Krücke
Klasse Wahlkreis Wahlberechtigte Wähler % Abgeordneter Partei Stimmen %
1. Klasse (A) Rittergutsbesitzer von Kerßenbrock auf Wierborn 39[1]
1. Klasse (A) Johann Heinrich von Lengerke, Gutsbesitzer auf Steinbeck
1. Klasse (A) Gutsbesitzer Asemissen zu Asemissen 59[1]
1. Klasse (A) Gutsbesitzer Obermeier zu Lockhausen 39[1]
1. Klasse (A) Gutsbesitzer Wilhelm Schemmel zu Wüsten Kons.
1. Klasse (B)[2] I. Wahlkreis 24 19 79,1 % Obergerichtsrat August Caesar zu Detmold[3] 17 89,4 %
1. Klasse (B) Obergerichtsrat Overbeck zu Detmold 17[2]
2. Klasse I. Wahlkreis 278 238 84,9 % Obergerichtsrat Overbeck NLP 85 36,0 %
2. Klasse I. Wahlkreis
(Stichwahl)
./. ./. ./. Brauereidirektor Richard Döpping (Falkenkrug) NLP ./. ./.
2. Klasse II. Wahlkreis ./. 154 ./. Obergerichtsrat Stenebeck NLP 103 66,9 %
2. Klasse III. Wahlkreis ./. 169 ./. Colon Körner (Stadenhausen) Kons. 87 51,5 %
2. Klasse IV. Wahlkreis ./. 218 ./. Rentier Schmidt (Meinberg) Fortschritt 112 51,4 %
2. Klasse V. Wahlkreis 398 312 78,4 Gutsbesitzer Wilhelm Schemmel (Wüsten) Kons. 161 51,6 %
2. Klasse VI. Wahlkreis ./. 182 ./. Meier Brand (Lieme) NLP? 115 63,2 %
2. Klasse VII. Wahlkreis ./. 158 ./. Gutsbesitzer Wilhelm Rhodovi (Hündersen) Kons. 79 50,0 %
2. Klasse VII. Wahlkreis
(Stichwahl)
./. 162 ./. Gutsbesitzer Wilhelm Rhodovi (Hündersen) Kons. 111 68,5 %
3. Klasse I. Wahlkreis 1715 799 46,6 % Schuhmachermeister Grote (Detmold) Fortschritt 661 82,7 %
3. Klasse II. Wahlkreis ./. 1162 ./. Syndikus Gevekot (Salzuflen) NLP 588 50,6 %
3. Klasse III. Wahlkreis ./. 1020 ./. Kaufman J.B. Echterling (Lage) Fortschritt 555 54,4 %
3. Klasse IV. Wahlkreis ./. 799 ./. Syndicus Franz Hausmann (Horn) Fortschritt 645 65,2 %
3. Klasse V. Wahlkreis 4028 1399 34,7 % Amtman Ferdinand Sprütten (Alverdissen) NLP 423 30,2 %
3. Klasse V. Wahlkreis
(Stichwahl)
./. 1835 45,6 % Amtman Ferdinand Sprütten (Alverdissen) NLP 1071 58,4 %
3. Klasse VI. Wahlkreis ./. 739 ./. Meier Ahrens (Hagendonop) NLP 540 73,1 %
3. Klasse VII. Wahlkreis ./. 1296 ./. Pastor Theodor Krücke (Wüsten) Kons. 599 46,2 %
3. Klasse VII. Wahlkreis
(Stichwahl)
./. 1920 ./. Rentier Wilhelm Büxten (Biemsen) Fortschritt 972 50,6 %

Im Laufe der Wahlperiode mussten Abgeordnetenmandate durch Neuwahlen erneut besetzt werden.

Friedrich Ottomeyer
Datum der Wahl Klasse Wahlkreis Wahlberechtigte Wähler % Abgeordneter Partei Stimmen %
12. März 1877 3. Klasse VI. Wahlkreis ./. 1199 ./. Husemann (Falkenkrug) NLP 617 51,5[4]
16. April 1878 3. Klasse IV. Wahlkreis ./. 907 ./. Ziegeleibesitzer Heinrich Moritz (Lage) Fortschritt 599 66,0[5]
8. September 1879 2. Klasse II. Wahlkreis ./. 113 ./. Ökonom Emil Volland (Salzuflen) Kons. 87 77,0[6]
9. September 1879 3. Klasse II. Wahlkreis ./. 605 ./. Ratssiegler Leopold Schnitger (Lemgo) Fortschritt 543 89,8[7]
17. Januar 1880 2. Klasse IV. Wahlkreis ./. 165 ./. Gutsbesitzer Overbracht (Siebenhöfen) Kons. 72 34,6[8]
3. Februar 1880 2. Klasse IV. Wahlkreis
Stichwahl
./. 166 ./. Guts- und Mühlenbesitzer Friedrich Ottomeyer (Wellentrup) Fortschrittlich 97 58,4[9]

Daneben kam es zu folgenden Neuwahlen, deren Ergebnisse Steinbach nicht angibt:

  • am 30. Oktober 1866 in Klasse 1
  • am 28. November 1877 in Klasse 2, Wahlkreis 2
  • am 7. Januar 1878 in Klasse 1 B (Wahlort Detmold)
  • am 27. Dezember 1878 in Klasse 1 B (1. Kreis)
  • am 12. Januar 1880 in Klasse 1 A (Wahlort Schötmar)
  • Peter Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler im Deutschen Kaiserreich, 1992, ISBN 3-923384-12-2, S. 12, 37, 81–86

Einzelnachweise

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  1. a b c Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr. 255 vom 31. Oktober 1876
  2. a b Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr. 254 vom 30. Oktober 1876
  3. Caesar war Angehöriger des Corps Saxo-Borussia Heidelberg.
  4. Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler, S. 99.
  5. Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler, S. 113.
  6. Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler, S. 135.
  7. Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler, S. 136.
  8. Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler, S. 139.
  9. Steinbach: Der Lipper als Reichstags- und Landtagswähler, S. 140.