Lifeplus

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Lifeplus ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das Nahrungsergänzungsmittel und Pflegeprodukte verkauft. Das Unternehmen vertreibt seine Produkte mithilfe des Empfehlungsmarketings, auch Multi-Level-Marketing (MLM) genannt. Verbraucherschützer kritisieren die angebotenen Nahrungsergänzungsmittel als in der Regel überflüssig. Auch das Empfehlungsmarketing wird beanstandet.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1992 entschied sich der US-amerikanische Apotheker Bob Lemon dazu, Nahrungsergänzungsmittel zu entwickeln, herzustellen und über ein Multi-Level-Marketing-Modell zu vertreiben.[3][4] 1996 wurde das europäische Tochterunternehmen Lifeplus Europe Ltd. in England gegründet.[5]

1993 begann die Großhandelskauffrau Gabi Steiner aus Baden-Württemberg nebenberuflich im Empfehlungsmarketing für ein US-amerikanisches Unternehmen zu arbeiten und wechselte 1999 zu Lifeplus.[4] und lebt heute auf Mallorca.[6] Die Mallorca Zeitung berichtete im November 2015, dass im Vormonat mehr als 91.000 Menschen aus dem Team von Steiner Produkte im Wert von 14 Millionen Euro bei Lifeplus bestellt hätten.[7] Laut Wirtschaftswoche sei das Konzept hinter Lifeplus „Empfehlungsmarketing“. Steiner profitiere so von den Provisionen der unter ihr stehenden Vertriebspartner.[3]

Die Lifeplus Itali Srl, eine Tochtergesellschaft der Lifeplus Europe Ltd., wurde 2013 in Italien gegründet und erzielte im folgenden Jahr einen Umsatz von 520.000 Euro. Das Logistikzentrum der Lifeplus Europe Ltd., das sich im Industriegebiet von St Neots nördlich von London befindet und als europäisches Zentrallager von Lifeplus dient, wurde im Oktober 2016 eröffnet.[8]

Im Juni 2017 versammelten sich 15.000 Menschen in den Stuttgarter Messehallen, um an einem Kongress von Lifeplus teilzunehmen.[2]

Zahlen und Fakten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lifeplus ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit Hauptsitz in den USA, dessen Inhaber Robert Christian ist.[9] Als europäische Zentrale des Unternehmens fungiert die Tochterfirma Lifeplus Europe Ltd. mit Sitz in Cambridgeshire, England.[2][5] 2017 erzielte das Unternehmen Umsatzerlöse in Höhe von 175,8 Millionen GBP,[10] für 2021 ist ein Umsatz von 246,25 Millionen US-Dollar gemeldet.[11] Im europäischen Zentrallager nördlich von London sollen 2016 rund 250 Mitarbeiter beschäftigt gewesen sein.[8]

Produkte und Märkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lifeplus vertreibt Nahrungsergänzungsmittel wie Multivitaminpillen, Protein-Shakes, Omega-3-Fettsäuren, Pulver zur Gewichtskontrolle, sog. Vitalstoffe und Körperpflegeprodukte über das Internet sowie durch Empfehlungsmarketing.[1][2]

Innerhalb von Lifeplus entfällt der überwiegende Umsatz auf Deutschland und die Schweiz.[7]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Produkte von Lifeplus seien im Vergleich zu anderen Produkten aus Drogerien, Supermärkten oder Apotheken „recht teuer“, urteilt das Internetportal „Klartext Nahrungsergänzung“, das von den Verbraucherzentralen verantwortet wird. Ein hoher Preis sei jedoch keine Garantie für bessere Qualität. Das Portal betont, dass gesunde Menschen, die sich mit Mischkost ernähren, keine zusätzliche Nahrungsergänzung brauchten. Laut „Klartext Nahrungsergänzung“ könne es sogar riskant sein, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, etwa dann, wenn der Verbraucher zusätzlich Medikamente einnimmt.[1]

Kritik am Empfehlungsmarketing[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Empfehlungsmarketing oder Multi-Level-Marketing empfehlen Kunden die Produkte in ihrem Bekanntenkreis, in der Familie, an Freunde oder Arbeitskollegen. Sie erhalten eine Provision, sofern die Empfehlung zu einer Bestellung führt. Wer Kunden gewonnen hat, die ebenfalls Kunden akquirieren und damit für Umsatz sorgen, erhält zusätzliche Provisionen. „Klartext Nahrungsergänzung“ schreibt, dass das Einkommen des Einzelnen umso höher sei, je mehr Kunden beziehungsweise Geschäftspartner er angeworben habe.[1] Das Unternehmen agiere laut Stuttgarter Zeitung „in einer rechtlichen Grauzone“.[2] Es handele sich aber nicht um ein verbotenes Schneeballsystem, da jeder Werbende für Lifeplus kein normaler Verbraucher sei, sondern auch Geschäftspartner.[12] „Klartext Nahrungsergänzung“ urteilt, dass Werbeaussagen bei Mund-zu-Mund-Propaganda schwer zu kontrollieren seien. So dürften Nahrungsergänzungsmittel nicht damit beworben werden, dass sie zu einer Heilung oder Linderung von Krankheiten führen. „Ob sich Berater an diese Rechtslage halten oder in ihren Heilsversprechen weit darüber hinausgehen, lässt sich nicht überprüfen“, schreibt das Portal.[1]

Lifeplus nutzt Netzwerk-Marketing als Vertriebskanal.[12] Laut Spiegel Online nutzt dies „Trägheitsmomente und eine emotionale Bindung an den Verkäufer“ aus. Zukünftige Verkäufer werden im Freundeskreis mit Aussicht auf eine „Menge Geld“ angeworben.[13] Dies trifft jedoch im Netzwerk-Marketing durch die Eigenschaften des „Geometrischen Strukturvertriebs“ nur auf wenige Verkäufer zu, die weit oben in der Rangliste stehen. 99,6 Prozent aller Verkäufer machen langfristig Verluste.[14]

Kontroverse um Fernsehberichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das BR Fernsehen sendete im November 2014 in der Sendung Die Kontrovers-Story einen kritischen Bericht über Lifeplus und deren Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln.[15] Lifeplus reagierte mit einer Stellungnahme, die der BR auf seiner Homepage veröffentlichte. Darin weist das Unternehmen diverse Vorwürfe bezüglich seiner Produkte und Vertriebsmethoden zurück.[16] Die ARD sendete am 9. September 2019 eine Reportage, die ebenfalls Nahrungsergänzungsmittel und deren Vertrieb zum Thema machte. Darin wird der Vorwurf erhoben, dass Lifeplus-Vertriebspartner Produkte von Lifeplus auch zur Behandlung von Krebspatienten empfehlen. Laut ARD-Sendung erklärte Lifeplus dazu: „Angebliche Produktempfehlungen für krebskranke Menschen“ seien dem Unternehmen „nicht bekannt“. Fehlverhalten von „Lifeplus-Partnern“ werde „unmittelbar entsprechend sanktioniert“.[17]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Lifeplus-Produkte: gesundheitliche Bewertung. In: Verbraucherzentrale NRW e. V. 15. Februar 2022, abgerufen am 27. Februar 2024.
  2. a b c d e Claudia Bell: Lifeplus-Event in Stuttgart: Glücklich durch Vitaminpillen? In: Stuttgarter Zeitung. 20. Juni 2017, abgerufen am 27. Februar 2024.
  3. a b Jacqueline Goebel, Katharina Matheis: Nahrungsergänzung: Wie Ärzte uns Vitamin-Pillen unterjubeln sollen. In: Wirtschaftswoche. 16. August 2017, abgerufen am 13. April 2022.
  4. a b Riad Arabi: „Lifeplus“ erhält gelbe Ampel, mlm-ampel.de, 2. Mai 2019, im Webarchiv
  5. a b Firmenprofil: Lifeplus Europe Limited. In: Dun & Bradstreet. 1. Februar 2024.
  6. Stephanie Schuster: Sie wollte nicht alt werden und wurde reich in: Mallorcazeitung, Onlineausgabe, 25. November 2015; im Webarchiv
  7. a b Stephanie Schuster: Sie wollte nicht alt werden und wurde reich. In: Mallorca Zeitung. 25. November 2015, abgerufen am 27. Februar 2024.
  8. a b Umsatzrekord bei Lifeplus. In: Direct Selling Magazine. 27. Oktober 2016, abgerufen am 28. Februar 2024.
  9. George Jared: Lifeplus investing $24 million in Batesville to grow 150 jobs. In: Talk Business & Politics. 12. Dezember 2022, abgerufen am 2. April 2024 (englisch).
  10. Umsatzrekord! Lifeplus Europe erzielt 2017 Umsatz in Höhe von 175,8 Millionen GBP. In: Direct Selling Magazine. 5. Oktober 2018, abgerufen am 28. Februar 2024.
  11. LIFEPLUS EUROPE LIMITED, Dun & Bradstreet, abgerufen am 2. April 2024
  12. a b Das Unternehmen Lifeplus: Ist die Kritik am MLM-Geschäftsmodell berechtigt? In: Handelsblatt. 4. Juni 2019, abgerufen am 28. Februar 2024.
  13. Klinkenputzer: „Die Macht der geometrischen Progression“. In: Der Spiegel (online). 24. Juni 2001, abgerufen am 28. Februar 2024.
  14. Jon M. Taylor: The Case (for and) against Multi-Level Marketing: The Complete Guide to Understanding the Flaws – and Proving and Countering the Effects – of Endless Chain “Opportunity” Recruitment, or Product-based Pyramid Schemes. Hrsg.: Consumer Awareness Institute. 2011, Chapter 8: MLM – A Litany of Misrepresentations, S. 2 (englisch, 381 S., ftc.gov [PDF; abgerufen am 28. Februar 2024]).
  15. Beate Greindl: Die Kontrovers-Story: Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln. In: Bayerischer Rundfunk. 12. November 2014, abgerufen am 28. Februar 2024.
  16. Stellungnahme von Lifeplus Europe Ltd. (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  17. Armee der Heilsbringer. Das dubiose Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln. In: Das Erste. 9. September 2019, archiviert vom Original am 11. September 2019; abgerufen am 28. Februar 2024.