Liste der Bürgermeister von Radeberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Radeberger Stadtwappen

Die Liste der Bürgermeister von Radeberg führt alle bekannten Bürgermeister der Stadt Radeberg auf. Die ehemaligen Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister der am 1. Januar 1920 nach Radeberg eingegliederten Gemeinde Lotzdorf[1] sowie der eingemeindeten Orte Liegau-Augustusbad (1. April 1995), Großerkmannsdorf und Ullersdorf (beide am 1. Januar 1999)[2] sind in der folgenden Liste nicht berücksichtigt.

Entwicklung der Bürgermeister-Amtes nach 1412

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 16. März 1412 wurde dem Marktflecken Radeberg das Stadt- und Weichbildrecht verliehen. Aus der frühen Geschichte Radebergs als Stadt bis etwa 1550 liegen nur wenige und unvollständige Angaben vor. Ursachen dafür sind der Stadtbrand von 1521, als die Stadt fast vollständig niederbrannte, und der große Stadtbrand von 1714, bei dem auch die Kirche und das Rathaus mit dem größten Teil des Archivgutes vernichtet wurden.[3]

Seit der Erhebung Radebergs zur Großen Kreisstadt am 1. Januar 2009 trägt das Stadtoberhaupt den Titel Oberbürgermeister.

Gemäß § 51 der Sächsischen Gemeindeordnung vom 21. April 1993 beträgt eine Amtszeit des Oberbürgermeisters sieben Jahre. Bei einer Wiederwahl kann sie sich entsprechend verlängern. Er wird in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Der Oberbürgermeister hat die Stellung eines hauptamtlichen Beamten auf Zeit und ist Vorsitzender des Stadtrats sowie Leiter der Stadtverwaltung.[4]

Spätmittelalter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1692 gab es drei Bürgermeister, ab 1692 nur noch zwei, die jährlich miteinander wechselten. In der Regel wird in der Literatur jeweils nur der Name des „amtierenden“ Bürgermeisters aufgeführt, der des „ruhenden“ (Vice-Bürgermeister) erscheint nur selten.[5] Das Geschäftsjahr reichte jeweils vom 1. Mai bis zum 30. April.

Amtszeit Name Vice-BM; Beisitzer Anmerkung Bild
1429 Peter Arnold Gründung der Schneider-Innung 1449
1513 Gregor Butterschneyder Erstmals werden in einer Urkunde des Meißner Hochstifts vom 23. März 1513 die Namen der Stadträte in Form einer vollständigen Ratsliste genannt.[6]
1552 Georg Wilhelm
1568 George Pflug auch: Pflugk, † 1574
1569 George Wilhelm
1570, 1591 Martin Wegner
1572 George Pflug
1573, 1584, 1587, 1603 Christoph Brückner † 1603
1574, 1576, 1582 Martin Wegner
1575 George Wilhelm
1581, 1586, 1593, 1596, 1602 Caspar Richter † 1605
1585, 1601 Martin Wegner Christoph Brückner
1600 Johann Christoph Gräfe war Gastwirt, † 1603
1603, 1610, 1613 Nickel Wilhelm
1605 Nickel Wilhelm Balthasar Beinrodt auch: Beinradt
1605, 1609, 1612, 1621, 1624, 1627 Balthasar Beinrodt
1607 Nickel Wilhelm Christoph Gerstecker auch: Christoff Gerstäcker
1608, 1611, 1614 Christoph Gerstecker
1615, 1622, 1625 Jacob Wiedemann
1617, 1626, 1629, 1632 Christoff Gebauer
1620 Andreas Zschiedrich Jacob Wiedemann, Johann Böhme
1628, 1649, 1651 Heinrich Kauderbach vorher Amtsschreiber, † 1653
1630 Johann Lorenz Jacob Wiedemann, Martin Hofmann, Balthasar Beinrodt
1631 Jacob Wiedemann Christoh Gebauer
1633 Jacob Wiedemann
1633, 1637, 1643 Christoph Gräfe
1636, 1642, 1645, 1661 Andreas Zschiedrich
1638 Johann Lorenz
1639 Andreas Zschiedrich Heinrich Kauderbach
1640, 1646, 1650, 1656 Jacob Büttner
1644 Christoph Gräfe Jacob Büttner
1648 Christoph Gräfe Jacob Büttner, Heinrich Kauderbach
1654, 1657, 1663 Johann Hoffmann
1664 George Klette Johann Hoffmann, Johann Büttner auch: Clette. Familie Klette war noch 1760 Besitzer des Kletten-Vorwerckes
1665 Johann Büttner Johann Böhme
1666 Christian (Benjamin) Jäger Johann Hoffmann, Johann Böhme
1667, 1669 Johann Hoffmann Johann Böhme
1668 Adam Schöne Christoph Klotzsche, Johann Hoffmann, Johann Böhme
1670 Georg Klette Adam Schöne, Johann Hoffmann, Johann Böhme
1671 Johann Böhme Johann Hoffmann, Georg Klette
1673 Michael Koch Christian Zschiedrich, Johann Hoffmann, Johann Böhme
1675, 1681 Georg Klette
1677 Christian Zschiedrich Johann Hoffmann, Johann Heinrich Kauderbach Ch. Zschiedrich war zugleich Geleitsmann. J. H. Kauderbach war zugleich General-Accise-Inspector, † 2. Januar 1720
1677 Christoph Kretschmar Christian Zschiedrich
1678 Georg Müller
1680 Christian Zschiedrich Christoph Kretschmar
1682 Christian Zschiedrich
1683 Georg Klette Andreas Schöne, Christoph Kretschmar
1684 Andreas Schöne
1685 Gottfried Teichmann Andreas Hoffmann, Ehrenfried Kretschmar Teichmann † 1686
1686 Christoph Kretschmar Andreas Hoffmann, Ehrenfried Kretschmar
1687 Andreas Hoffmann Christoph Kretschmar
1687, 1689, 1690, 1692, 1694, 1696, 1698 Jacob Berthold Vice-BM 1692: Georg Klette, Christoph Kleppisch. Berthold war Weißgerber, lebte noch 1709 als Emeritus
1689, 1691, 1693, 1695, 1697, 1701, 1703 Christoph Kleppisch Ab 1692 gab es nur noch zwei Bürgermeister, die i. d. R. jährlich wechselten. Das Geschäftsjahr ging vom 1. Mai bis zum 30. April.[3]
1700 Balthasar Thomas Georg Klette, Jacob Berthold Thomas war Fleischhauer, † 1703
1702 Balthasar Thomas
1704 J. Christoph
1705 Johann Heinrich Kauderbach
1707 Christoph Seydel Johann Heinrich Kauderbach, Johann Christoph Kleppisch, Adam Gruntzsch Seydel war ursprünglich Tischler, entdeckte 1717 das Augustusbad. J. H. Kauderbach war zugleich General-Accise-Inspector, † 2. Januar 1720
Epitaph Seydels an der Stadtkirche Radeberg
1709 Christoph Seydel Adam Gottfried Böhme
1714 Adam Gottfried Böhme Christoph Seydel Böhme war Fleischhauer, † 4. November 1724
1715 Christoph Seydel N. N. Thieme
1717 Adam Gottfried Böhme Christoph Seydel
1721–1743 Gottfried Tritzschler Christoph Seydel Bis 1743 wechselten Seydel und Tritzschler gemäß der damaligen Regel jährlich.
1744 Christoph Seydel Ab 1744 gab es nur noch einen Bürgermeister.
1745 Christian Teichmann
1746–1754 Christian Teichmann Gottfried Tritzschler Teichmann und Tritzschler im jährlichen Wechsel
1754 Johann George Heymann
1754 George Heinrich Müller
1755–1759 Christian Teichmann Johann George Heymann Teichmann und Heymann im jährlichen Wechsel
1759–1765 Heinrich Daniel Kluge Johann George Heymann Kluge und Heymann im jährlichen Wechsel
1765–1784 George Heinrich Müller Johann George Heymann Müller und Heinrich im jährlichen Wechsel. Zum 1. Male sind 2 Senatoren gewählt.
1784–1796 Gottlieb Leberecht Scheller Johann Georg König Scheller und König im jährlichen Wechsel. Senatoren: J. Ch. Tretzsch bis 1787, Joh. Gottfr. Sonntag ab 1787, C. F. Naumann[7]
1797 Gottlieb Leberecht Scheller Traugott Leberecht Rumpelt Senatoren: T. L. Rumpelt, Carl Friedrich Thier, Johann Friedrich Balthasar Thieme. Rumpelt war Posamentier-Fabrikant, † 29. August 1807
1798 Traugott Leberecht Rumpelt Gottlieb Leberecht Scheller Senatoren: Carl Friedrich Thier, Johann Friedrich Balthasar Thieme
1799 Johann Friedrich Balthasar Thieme Traugott Leberecht Rumpelt
J. F. B. Thieme, um 1800
1806 Carl Friedrich Thier
1807–1813 Carl Gottlob Liebscher Carl Friedrich Thier Liebscher und Thier im jährlichen Wechsel.[8]
1814 Gotthelf Ernst Reinicke Carl Gottlob Liebscher Reinicke war Weißbäcker. Er wurde am 31. März 1814 zum „1. Allgemeinen Bürgermeister“ gewählt und amtierte im jährlichen Wechsel bis 1836.[9]
1827 Karl Gottlob Hofmann Gotthelf Ernst Reinicke Hofmann wurde 1830 pensioniert. † April 1843 im Alter von 76 Jahren
1828 Gotthelf Ernst Reinicke Georg Heinrich Schmidt
1829–1830 Karl Gottlob Hofmann Gotthelf Ernst Reinicke Hofmann und Reinicke im jährlichen Wechsel.

Mit der Einführung der neuen Städteordnung für das Königreich Sachsen 1832[10] gab es nur noch einen Bürgermeister.

Amtszeit Name Stellvertreter Anmerkung Bild
1830–1837 Gotthelf Ernst Reinicke Alleiniger Bürgermeister bis zu seinem Tod am 1. Januar 1837.
1837–1873 Carl Gottfried Kuntzsch[11] Aus gesundheitlichen Gründen hat Kuntzsch sein Amt am 16. April 1873 niedergelegt.
18.11.1873–30.9.1895 August Max Rumpelt 1895 zum Ehrenbürger ernannt.
August Max Rumpelt um 1875
3.10.1895–23.10.1916 Otto Bauer Wurde 1900 auf Lebenszeit gewählt.[12] † 23. Oktober 1916
Otto Bauer um 1910
1916–1920 Ewald Bose Bose wurde 1920 zum Ministerialrat im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft ernannt.[13]
1920–9.3.1933 Otto Uhlig Dr. jur. Erich Weise (ab 1923)[14] Am 9. März 1933 Amtsenthebung von Otto Uhlig und Erich Weise.[15]

Uhlig ist 1948 zum Ehrenbürger von Radeberg ernannt worden.

Karl Otto Uhlig, Erster Bürgermeister Radeberg 1920 bis 1933
Dr. jur. Erich Weise, Zweiter Bürgermeister Radeberg von 1923 bis 1933, gleichzeitig Polizeidezernent
9.3.1933–2.8.1933 Erich Möckel[16] war Berufsschullehrer[17] und NSDAP-Ortsgruppenführer
3.8.1933–1935[18] Otto Rasch Erich Möckel, von Sept. 1933 bis Mai 1934. Paul Gubitz von 1934 bis 1936.[17] Rasch war im Einsatzgruppen-Prozess (Fall IX) als Kriegsverbrecher[19] angeklagt worden, schied wegen Krankheit aus dem Prozess aus, verstarb am 1. November 1948 in Nürnberg.
Otto Rasch als Angeklagter im Einsatzgruppen-Prozess
1936–7.5.1945 Paul Hermann Gubitz Während des Zweiten Weltkrieges: Dr. Müller, Dr. Hilpert
Amtszeit Name Stellvertreter Anmerkung[20] Bild
8.5.1945–2.6.1945 Hans Wächtler Wächtler (1898–1963) war von der Sowjetischen Stadtkommandantur berufener Kommissarischer BM für die Stadt Radeberg, danach Parteisekretär der KPD in Radeberg. 1946 zum Ehrenbürger von Radeberg ernannt.
9.5.1945–1.9.1945 Georg Wehner Wehner war von der Sowjetischen Stadtkommandantur berufener Rajonbürgermeister (für die Ortschaften des Radeberger Umlandes), danach Landrat des Kreises Dresden. 1946 zum Ehrenbürger von Radeberg ernannt.[21]
5.6.1945–10.11.1948 Paul Brückner Friedrich Weitzmann (2. Bürgermeister ab September 1945, als Brückner in Personalunion auch als Rajon-Bürgermeister eingesetzt wurde) Brückner (1886–1963) war der erste gewählte Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg für die Stadt Radeberg und vom 1. September 1945 bis zur Auflösung der Sowjetischen Rajon-Kommandantur 1948 auch Rajon-Bürgermeister. Ab 10. November 1948 Landrat des Kreises Löbau. 1952 in Ruhestand.[22]
Paul Brückner um 1946
10.11.1948–14.8.1950 Friedrich Weitzmann War bereits 2. Bürgermeister ab September 1945 bis zur Auflösung der Sowjetischen Rajon-Kommandantur 1948.[23]
Friedrich Weitzmann um 1948
14.8.1950–31.12.1953 Willy Burckhardt Ab 1954 Funktionär im VEB Sachsenwerk Radeberg.
1.1.1954–30.6.1957 Rudolf Thomas Danach Betriebs-Justitiar. Thomas (1916–1996) ging 1982 in Ruhestand.
1.1.1957–31.3.1960 Alfred Konrad Lange Später beim Rat des Kreises Dresden tätig.[24]
21.7.1960–31.12.1985 Gunter Hauswald 1989 zum Ehrenbürger ernannt
Gunter Hauswald um 1960
1.1.1986–31.3.1987 Hans-Jürgen Eberhardt Danach Wirtschaftsfunktionär im VEB Robotron-Elektronik Radeberg.
1.6.1987–30.5.1990 Siegfried Hennig

Die erste Bürgermeister-Direktwahl in Radeberg nach der Wende erfolgte 1994.

Amtszeit Name Stellvertreter Anmerkung Bild
30.5.1990–31.7.1994 Frank Petzold Gewählt durch die damalige Stadtverordnetenversammlung.
1.8.1994–1.8.2022[25] Gerhard Lemm Seit 1. Januar 2009 (Erhebung Radebergs zur Großen Kreisstadt) Oberbürgermeister
Ab 2.8.2022[26] Frank Höhme Oberbürgermeister

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ortsgesetz über die Vereinigung der Landgemeinde Lotzdorf mit der Stadt Radeberg. Akte 2.3.000.085 Stadtarchiv Radeberg.
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  3. a b Radeberger Chronik 1550–1839. Handschriftliches Manuskript. Archiv-Nr. 00003476. Museum Schloss Klippenstein Radeberg.
  4. Bekanntmachung der Neufassung der Sächsischen Gemeindeordnung Vom 9. März 2018. 2018, § 48 ff (Volltext auf REVOSax).
  5. Heinrich von Martius: Radeberg und seine Umgebungen: Eine historische Skizze. C. F. A. Weller, Bautzen 1828. Online-Ressource OCLC 812364395
  6. Otto Mörtzsch: Die älteste bekannte Radeberger Ratsliste. In: Adressbuch für die Stadt Radeberg Stand vom 1. März 1910. Verlag Buchdruckerei der „Radeberger Zeitung“ Max Mauersberger.
  7. Akte 192 Stadtarchiv Radeberg.
  8. Akte 96 Stadtarchiv Radeberg.
  9. Akte 57 Stadtarchiv Radeberg.
  10. Repertorium zu der allgemeinen Städte-Ordnung für das Königreich Sachsen ... vom 2. Februar 1832. Leipzig 1834.
  11. Akte 60, 272, 661 Stadtarchiv Radeberg.
  12. Akten 879 und 1451A Stadtarchiv Radeberg.
  13. Akte 346 Stadtarchiv Radeberg.
  14. Akten 251, 388, 404 Stadtarchiv Radeberg.
  15. Helfried Wehner und Autorengruppe: Radeberger Land unter dem Hakenkreuz. Herausgeber: Bund der Antifaschisten, Region Dresden e.V. Selbstverlag 1999. Online-Ressource PDF, 7,4 MB. Abgerufen am 17. Februar 2023
  16. Siehe Andreas Reichel: Otto Uhlig (1872–1950). In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
  17. a b Akte 62b Stadtarchiv Radeberg.
  18. Radeberger Zeitung und Tageblatt vom 4. August 1933
  19. Eidesstattliche Erklärung des Paul Blobel mit Nennung von Otto Rasch
  20. Radeberger Marktgeschichten. Hrsg. Rat der Stadt Radeberg in Zusammenarbeit mit dem Kulturbund der DDR, Ortsgruppe Radeberg 1989.
  21. Akte 4018/5 Stadtarchiv Radeberg
  22. Akte 4133a Stadtarchiv Radeberg
  23. Akte 4018/6 Stadtarchiv Radeberg
  24. Akte 4133a Stadtarchiv Radeberg
  25. Datum Amts-Beendigung gem. Zustellung Wahlprüfungsbescheid
  26. Datum Amtsantritt gem. Zustellung Wahlprüfungsbescheid