Liste lateinischer Phrasen/L

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Labor/Laborare

Staatssiegel des US-Bundesstaates Oklahoma mit dem Motto „Labor omnia vincit“ in der Mitte
Labor omnia vincit.
„Arbeit besiegt alles“: Dieses Motto des US-Bundesstaates Oklahoma ist angelehnt an den berühmten Satz aus Vergils 10. EklogeAmor Vincit Omnia(„Die Liebe besiegt alles“).
Laborare est orare.
„Arbeiten ist Beten.“: Sentenz mit Anklang an das Motto des Benediktiner-Ordens „Ora et labora(„Bete und arbeite!“).

Lacrima/Lacrimae

Lacrima nihil citius arescit.
„Nichts trocknet schneller als eine Träne.“: Cicero.
Lacrimae Christi
„Tränen Christi“: Wein von den Hängen des Vesuvs.

Laesa/Laeso

Laesa majestas
Majestätsbeleidigung“: Das crimen laesae majestatis ist in einer Monarchie die vorsätzliche Beleidigung oder Tätlichkeit, die gegen einen regierenden Monarchen verübt wird.
Laeso et invicto militi
„Dem verwundeten, aber unbesiegten Soldaten“

Lapidem/Lapis

Lapidem, non hominem putes.
„Für einen Stein, nicht für einen Menschen hältst du (mich).“
Lapis philosophorum
„Stein der Philosophen“: Stein der Weisen.

Lapsus

Lapsus calami
„Fehler des Schreibrohrs“: Geringfügiger Schreibfehler.
Lapsus linguae
„Fehler der Zunge“: Geringfügiger Versprecher.
Lapsus memoriae
„Fehler der Erinnerung“: Erinnerungsfehler.

Lassus

Lassus saepe foris maneat ne forte viator id circo haec pateat sole cadente domus.
„Damit nicht ein müder Wanderer zufällig oft draußen bleibe, darum steht bei sinkender Sonne das Haus ihm offen.“: Inschrift am Juliusspital in Würzburg aus der Zeit um 1585. Als Julius Echter 1573 zum Bischof von Würzburg gewählt wurde, steckte das Bistum in den Wirren der Reformation, und der fränkische Adel war überwiegend zum Protestantismus übergetreten. Julius erkannte bald das Fehlen von Armen- und Krankenhäusern in seiner Residenzstadt.

Latet

Illustration der Aeneis mit dem Trojanischen Pferd
Latet anguis in herba.
„Es lauert eine Schlange im Gras.“: Zitat aus Vergils Eklogen (3, 93), die sich zum Sprichwort entwickelt, das sich auf eine verborgene Gefahr bezieht.
Latet error equo. Ne credite, Teucri.
„Es verbirgt sich eine Irreführung in dem Pferd. Traut (ihm) nicht, Teukrer!“: Zitat aus der Aeneis des Vergil. Warnung vor dem Trojanischen Pferd durch Laokoon. Der nächste Satz ist der berühmte Ausspruch: Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentis. Teukrer ist ein anderer Name für die Trojaner, nach ihrem ersten König Teukros oder Teucer.

Lauda/Laudator/Laudetur/Laus

Lauda Sion.
„Lobe Zion!“: Sequenz des Fronleichnamfestes, die von Thomas von Aquin verfasst wurde. Die erste Strophe lautet:

Lateinisch

Deutsch

Lauda Sion Salvatorem,
Lauda ducem et pastorem
In hymnis et canticis.

Deinem Heiland, deinem Lehrer,
deinem Hirten und Ernährer,
Sion, stimm ein Loblied an!

Laudator temporis acti
„Lobredner einer vergangenen Zeit“: Jemand, der behauptet, dass früher alles besser war. Zitat aus den Werken des Dichters Horaz (Ars Poetica 173.).
Laudetur Jesus Christus
„Gelobt sei Jesus Christus“: Grußformel unter katholischen Christen.
Laus alit artes.
„Lob nährt die Künste.“
Laus deo.
„Gelobt sei Gott!“: Der Komponist Joseph Haydn war frommer Katholik, der oft seinen Rosenkranz zur Hand nahm, wenn er bei einer Komposition festgefahren war. Wenn er eine Komposition beendet hatte, pflegte er „Laus deo“ oder eine ähnliche Wendung an das Ende des Manuskripts zu schreiben.
Laus in ore proprio foetescit.
„Lob im eigenen Mund stinkt.“: Vergleiche das deutsche Sprichwort „Eigenlob stinkt“.

Lavabo/Lavi

Pilatus wäscht sich die Hände in Unschuld.
Lavabo inter innocentes manos meas.
„Ich werde meine Hände unter Unschuldigen waschen.“: Zitat aus der Geschichte um Hiob.
Lavi in innocentia manos meas.
„Ich habe meine Hände in Unschuld gewaschen.“: Pontius Pilatus nach der Verurteilung Jesu.

Legatus

Legatus a latere
„Päpstlicher Gesandter“: Apostolischer Nuntius.

Lector/Lecori

Lector benevole.
„Geneigter Leser!“
Lectori salutem.
„Gruß dem Leser!“

Lege/Legem/Legi/Legibus/Legitime

Lege artis
„Nach den Regeln der Kunst“: Vorschriftsmäßig. Hierunter versteht man, dass eine Handlung entsprechend den anerkannten Regeln und unter Anwendung aller Erkenntnisse und technischen wie personellen Fähigkeiten und Kenntnisse ausgeübt wurde. Der Begriff spielt im Haftungsrecht, insbesondere bei der Haftung von Mitgliedern der Freien Berufe (Arzt, Rechtsanwalt, Architekt und ähnliche) eine Rolle.
Legem brevem esse oportet.
„Ein Gesetz muss kurz sein.“: Der ganze Satz, den Poseidonios bei Seneca (Epistulae 94, 38) zitiert, lautet: „Legem brevem esse oportet, quo facilius ab imperitis teneatur.“ („Ein Gesetz muss kurz sein, damit es von Unkundigen umso leichter behalten werden kann.“) In diesem Zusammenhang kann noch das folgende Iustinian-Zitat gesehen werden: „Simplicitas legibus amica.“[1] („Die Einfachheit ist die Freundin der Gesetze.“)
Legi, intellexi, condemnavi.
„Ich las, begriff und verdammte.“: Worte aus einem Brief des römischen Kaisers Julian Apostata an die führenden Bischöfe, mit denen er die christliche Lehre verwirft. Er formulierte dies griechisch: [[Liste griechischer Phrasen/Alpha#Ἀνέγνων, ἔγνων, κατέγνων.|Vorlage:Polytonisch]]
Legibus idcirco omnes servimus ut liberi esse possimus
„Den Gesetzen gehorchen wir nur deswegen, um frei sein zu können.“: Cicero, Pro Cluentio 53, 146.
Legibus solutus
„Von den Gesetzen entbunden“: Im Feudalismus unterlagen die Herrschenden nicht den Gesetzen des Landes.
Legitime
„Pflichtteil“: Rechtsbegriff der Legitimität für den Anteil am Besitz eines Verstorbenen, von dem seine Familie nicht enterbt werden kann.

Leti

Leti mille repente viae.
„Tausend Wege führen jetzt plötzlich in den Tod.“: Zitat aus den Elegien des Dichters Albius Tibullus (1,3,50).

Lex

Lex mihi ars.
„Die Kunst ist mir Gesetz.“
Lex posterior derogat priori.
„Späteres Recht bricht früheres Recht“: Lex-posterior-Regel; siehe auch Lex specialis derogat legi generali.
Lex posterior generalis non derogat legi speciali priori
„Allgemeines späteres Recht bricht nicht spezielles früheres Recht“
Lex specialis derogat legi generali
„Spezielles Recht bricht allgemeines Recht“: Lex specialis-Regel; siehe auch Lex posterior derogat priori.
Lex talionis oder ius talionis
„Gesetz der Vergeltung“: Vergeltungsrecht. Der Ausdruck Auge für Auge ist davon ein Spezialfall.

Libenter

Libenter homines id, quod volunt, credunt.
„Gern glauben die Menschen das, was sie wollen.“: Caesar.

Liber

Liber signatum septem sigillis
„Ein Buch bezeichnet mit sieben Siegeln“: Zitat aus der Offenbarung des Johannes (5.1).

Libertas/Libertatem/Liberum

Wappen der Republik San Marino mit der Devise „Libertas“
Libertas academica
Akademische Freiheit
Libertas est potestas faciendi id quod jure licet.
„Freiheit ist die Macht, das zu tun, was nach dem Recht erlaubt ist.“: Zitat aus den Werken des Dichters Cicero.
Libertatem, quam peperere maiores, digne studeat servare posteritas.
„Die Freiheit, die die Vorfahren sich verschafft haben, sollte die Nachkommenschaft würdig zu bewahren streben.“: Hamburger Rathaus.
Liberum arbitrium
„Freier Wille“: Freies Ermessen
Liberum veto
„Das freie Veto“

Licentia/Licet

Licentia poetica
„Dichterische Freiheit“: Zitat aus den Werken des Philosophen Seneca.
Licentia vatum
„Dichterische Freiheit“
Licet.
„Es ist erlaubt.“: Es steht frei.

Ligna/Ligneis

Ligna in silvam ferre
„Holz in den Wald tragen“
Ligneis equis insidere
„In dem hölzernen Pferd sitzen“: Hinterlistig wie die Griechen im Trojanischen Pferd. Zitat aus den Werken des Dichters Cicero.

Limbus

Domenico Beccafumi: „Jesus im Limbus“
Limbus infantium
„Vorort der Kinder“: Ort für die Seelen der ungetauften Kinder, die nicht zum Vernunftgebrauch gelangten, bevor sie starben.
Limbus patrum
„Vorort der Väter“: Ort für die Seelen der verstorbenen Gerechten der Zeit vor Jesus Christus. Im limbus patrum ist heute niemand mehr, weil Christus seine Insassen allesamt in den Himmel geführt hat.

Litterae

Littera Pythagorica
„Pythagoräischer Buchstabe“: Y-förmiges Schächerkreuz in der Heraldik.
Litterae Bellerophontes
„Bellerophontusbrief“: Brief mit dem Auftrag, den Überbringer zu töten. Bellerophontes war Enkel von Sisyphos. Die Frau des Königs Proitos beschuldigte ihn zu Unrecht, versucht haben zu wollen, sie zu verführen. Der König schickte Bellerophontes darauf zu seinem Schwiegervater Iobates, mit der verschlüsselten Nachricht, ihn zu töten. Iobates tötete ihn daher nicht, sondern gab ihm schwere Aufgaben, die leicht zu seinem Tod hätten führen können.

Loci/Loco/Locum/Locus

Loci communes
„Gemeinplätze“: Hohle Phrasen.
Loco citato
„An der angeführten Stelle“
Loco sigilli
„Anstelle des Siegels“: Durch Unterschrift beglaubigt.
Locum tenens
„Platzhalter“: Davon abgeleitet Leutnant. Der Leutnant war der Stellvertreter des militärischen Führers.
Locus amoenus
„Lieblicher Ort“: Literarischer Topos.
Locus communis
Gemeinplatz“: Abgedroschene Redensart.
Locus classicus
„Eine klassische Stelle“: Zitat aus einem klassischen Text, welches als Beispiel für etwas anderes herangezogen wird.
Locus delicti
„Ort des Verbrechens“: Tatort.
Locus minoris resistentiae
„Ort des geringeren Widerstandes“: Achillesferse.
Locus sigilli
„Stelle des Siegels“
Locus standi
„Standort“: Gesichtspunkt.

Longe

Longe absit.
„Das sei ferne!“
Longe fugit, qui suos fugit.
„Weit flieht, wer die Seinen flieht.“: Zitat aus den Werken des Dichters Varro
Longe lateque
„Weit und breit“

Lorem

Lorem ipsum
„(Neque porro quisquam est, qui do)lorem ipsum dolor sit amet, consectetur, adipisci velit …“: Ein verstümmeltes Fragment aus Ciceros De Finibus Bonorum et Malorum („Vom höchsten Gut und größten Übel“, das in der Typographie als Blindtext eingesetzt wird. Der Text selbst ist kein richtiges Latein, schon das erste Wort „Lorem“ existiert nicht. Dennoch erkennt man im Text eine Reihe offensichtlich lateinischer Wörter. Die Herkunft der Phrase ermittelte schließlich der US-amerikanische Lateinlehrer Richard McClintock in einer Textpassage in „De finibus bonorum et malorum“ („Über die Grenzen des Guten und Schlechten“), Abschnitte 1.10.32 und 1.10.33 von Cicero[2], dessen Text im Mittelalter weithin bekannt war: „Neque porro quisquam est, qui dolorem ipsum, quia dolor sit, amet, consectetur, adipisci velit […]“ („Es gibt niemanden, der den Schmerz selbst liebt, der ihn sucht und haben will, einfach, weil es Schmerz ist […]“)

Lucus

Lucus a non lucendo
„Das Wort ‚Hain‘ kommt vom Nicht-Leuchten.“: Gebraucht als besonders abwegiges Beispiel für die etymologische Herleitung eines Begriffs aus seinem Gegenteil. In dieser Art Volksetymologie wird unterstellt, das Wort für Hain (lucus) sei mit dem ähnlich lautenden Wort für Leuchten (lucere) verwandt. Servius führt als weiteres Beispiel „bellum a nulla re bella“ („Krieg, weil es in ihm nichts Schönes“ gibt.)

Ludendum/Ludi/Ludus

Ludendum licite, talos abbate ferente.
„Ihr dürft spielen, wenn der Abt würfelt.“
Ludi paganorum
„Spiele der Heiden“
Ludus ad iudices
„Das Spiel zu den Richtern“: Räuber und Gendarm bei Livius.

Lumen

Lumen naturale
„Das natürliche Licht“: Die Vernunft.
Lumen soli mutuum das.
„Leihweise gibst du der Sonne Licht.“
Lumen supranaturale
„Das übernatürliches Licht“: Die göttliche Vernunft.

Lupus

Lupus est homo homini.
„Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen.“
Lupus in fabula
„(Wie) der Wolf in der Fabel“: Zitat aus den Werken des Dichters Terenz (Adelphi). Drückt das Erstaunen über das unverhoffte Auftauchen einer Person aus. Entspricht dem deutschen Sprichwort „Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt“.
Lupus non curat numerum.
„Der Wolf kümmert sich nicht um die Zahl.“: Das heißt, er frisst, laut Vergil, auch gezählte Schafe.
Lupus pilum mutat, non mentem.
„Ein Wolf wechselt sein Haar, aber nicht seine Absicht.“

Lux

Lux et dux
„Licht und Führer“
Lux et veritas
„Licht und Wahrheit“: Leitspruch der Yale-Universität, New Haven, Connecticut, USA.
Lux in tenebris
„Licht in der Finsternis“: Übersetzung von Prophezeiungen durch Johann Amos Comenius, die Aufforderungen zum Kampf gegen die Habsburger und gegen den Katholizismus enthalten. Außerdem Motto des ehemaligen britischen Protektorats Njassaland.
Lux mundi
„Licht der Welt“
  1. Iustinian Inst. 3, 2, 3
  2. http://www.thelatinlibrary.com/cicero/fin.shtml Ciceros Werk „De Finibus Bonorum et Malorum“] (Abschnitte 1.10.32 und 1.10.33)