Ludwig Eberlein (Ingenieur)

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Ludwig Eberlein (2012)

Ludwig Eberlein (* 12. August 1931 in Olbernhau) ist ein deutscher Ingenieur und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Anschluss an den Besuch der Goethe-Oberschule in Olbernhau absolvierte Ludwig Eberlein von 1950 bis 1951 ein Praktikum im VEB Blechwalzwerk Olbernhau zur Vorbereitung seines Studiums der Eisenhüttenkunde und Metallumformung. Dieses begann er 1951 an der Bergakademie Freiberg und schloss es 1956 mit dem Grad des Diplomingenieurs ab. Er diplomierte bei Georg Juretzek, Professor für Metallverformung, mit einer Arbeit zu Walzkräften und Drehmomenten beim Walzen auf Flachbahnen.

Am gleichen Institut war er ab 1956 als Assistent tätig. Er baute in dieser Zeit eine Abteilung zur Messung mechanischer, elektrischer und thermischer Größen – auch von Spannungen und Relativbewegungen in der Umformzone – für Lehre und Forschung auf und führte über 50 Industriemessungen durch. Auf Grund seiner fundierten Fachkenntnisse zur Fließspannung promovierte er 1965 zum Thema „Die wichtigsten Ermittlungsverfahren für Fließkurven der Kaltumformung überprüft an Reinaluminium und Aluminium-Legierungen“. Nach seiner Promotion arbeitete ab 1965 als Oberassistent.

Er wurde 1968 zum Dozenten für die Grundlagen der bildsamen Formgebung berufen. Die damit verbundene umfangreiche Lehrtätigkeit stützte sich auf seine Forschungsarbeiten zum Werkstofffluss beim Schmieden, Walzen und Warmfließpressen.[1]

Die Berufung zum ordentlichen Professor an die TU Dresden erfolgte 1971. Seine umfangreichen Arbeiten zur Lehre schlagen sich u. a. in den 9 Lehrbriefen nieder, die in dieser Form eines komprimierten Lehrmaterials bis heute genutzt werden. 1982 habilitierte er an der TU Dresden zum Thema „Der Modellversuch in der Massivumformung: Ein Beitrag zur Ermittlung energetischer Kenngrössen mit Modellwerkstoffen beim Kaltmassivumformen“.

Forschungsseitig setzte er bis 1992 nicht nur die Arbeiten von Franz Bredendick zur systematischen Verfahrensfindung und zur visioplastischen Deformations- und Spannungsermittlung fort, sondern initiierte zahlreiche umformtechnische Entwicklungen beispielsweise zum hydrodynamischen Ausbauchen von Rohrstücken oder zum Querwalzen von Voll- und Hohlkörpern. Während die Entwicklungen zum hydrodynamischen Ausbauchen, heute als Innenhochdruckumformen (IHU) vielfach angewendet und verbreitet[2], 1978 in der DDR aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurden, fanden die Forschungsergebnisse zum Kaltringwalzen von symmetrischen und asymmetrischen Wälzlagerringen eine große Verbreitung.[3] Mitte der 1980er Jahre wurde unter seiner Leitung mit Forschungsarbeiten zur Anwendung numerischer Methoden in der Verfahrensgestaltung von Zerteilprozessen – wie beispielsweise zur FEM-Analyse von Scherschneidprozessen – begonnen.[4][5] Die Entwicklung des Axialprofilrohrwalzens mit einer in einem Mehrspindel-Drehautomaten integrierten Walzeinrichtung führten zu einer wirtschaftlichen Fertigungsvariante von Wälzlagerringen kleiner Abmessungen.[6] Eine ab 1983 neu entwickelte Variante des Querwalzens, das Axial-Vorschub-Querwalzen, mit deren Hilfe eine flexible Fertigung abgesetzter Voll- und Hohlwellen möglich ist, erfuhr eine dauernde Fortentwicklung.[7]

Über den Ruhestand von Ludwig Eberlein im Jahre 1992 hinaus wurden seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten unter Leitung von Wolfgang Voelkner fortgeführt.[1]

Ludwig Eberlein lebt in Bannewitz bei Dresden.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dresdner Schule der Fertigungstechnik. In: Dieter Fichtner (Hrsg.): 50 Jahre Lehrstuhl Produktionsautomatisierung, Zerspan- und Abtragtechnik. TU Dresden, Dresden 2003, ISBN 3-86005-378-7.
  2. Ludwig Eberlein, Ralf Zschekel: Das hydrodynamische Ausbauchen von Rohrstücken – ein neues Verfahren zur Herstellung von Verbindungselementen. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden. Band 27, Nr. 3/4, 1978, S. 763–776.
  3. Ludwig Eberlein: Kaltwalzen von Kugellagerringen ist wirtschaftliche Alternative zum Spanen. In: Maschinenmarkt. Band 100, Nr. 34, 1994, S. 28–34.
  4. W. Arnold, Lutz Lachmann, Jürgen Leopold, Ludwig Eberlein, Fred Jesche: Anwendung der Methode der Finiten Elemente auf den Schervorgang. In: Neue Hütte. Band 29, Nr. 8, 1984, S. 306–311.
  5. Lutz Lachmann, Ludwig Eberlein, W. Strobel: Spannungsermittlung beim Massivschneiden mittels der Methode der Finiten Elemente. In: Umformtechnik. Band 19, Nr. 5, 1985, S. 196–203.
  6. Thomas Ficker, Andre Hardtmann, Mario Houska: Ring rolling research at the TU Dresden – its history from the beginning in the 70s to the present. In: steel research international. Band 76, Nr. 2/3. Verlag Stahleisen, Düsseldorf 2005, S. 121–124 (Online [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 9. Oktober 2021]).
  7. Thomas Ficker, Andre Hardtmann: Entwicklung des Axial–Vorschub–Querwalzens an der TU Dresden – ein historischer Überblick von Anfang der 1970-er Jahre bis heute. In: UTF-Science. Nr. II/2012. Meisenbach Verlag, 2010 (Online [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 9. Oktober 2021]).