Luise Henriette von Oranien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Oktober 2011 um 18:18 Uhr durch MystBot (Diskussion | Beiträge) (r2.7.1) (Bot: Ergänze: fr:Louise-Henriette d'Orange). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Prinzessin Luise Henriette von Oranien-Nassau, spätere Kurfürstin von Brandenburg (Ölgemälde von Willem van Honthorst; 1643; heute Centraal Museum Utrecht)
Denkmal in Oranienburg

Luise (auch Louise) Henriette von Oranien (* 27. Novemberjul. / 7. Dezember 1627greg. in Den Haag; † 8. Junijul. / 18. Juni 1667greg. in Cölln, in zeitgenössischen Dokumenten werden die Daten mit 26. November und 8. Juni noch im Julianischen Kalender angegeben) war Kurfürstin von Brandenburg und die erste Ehefrau des Großen Kurfürsten.

Leben

Prinzessin Luise Henriette von Oranien-Nassau.

Luise Henriette, geborene Gräfin von Oranien-Nassau, war die älteste Tochter des niederländischen Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, und dessen Frau Amalie zu Solms-Braunfels, die als Hofdame von Elisabeth Stuart ihrer Fürstin ins niederländische Exil gefolgt war.

Mit 19 Jahren heiratete Luise Henriette Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg, bekannt als der Große Kurfürst. Friedrich Wilhelm hatte die Heimat Luise Henriettes als Kurprinz während eines langjährigen Aufenthaltes kennengelernt und wusste um die herausragende Stellung der Oranier, einer reichen, angesehenen Familie aus den wohlhabenden und fortschrittlichen Niederlanden. Mit der Verbindung erhoffte sich der Große Kurfürst, das politische Ringen um Pommern zu seinen Gunsten entscheiden zu können.

In den knapp 21 Jahren, in denen Luise Henriette Kurfürstin von Brandenburg war, unternahm sie zahlreiche Reisen zwischen Den Haag, Königsberg, Berlin und Kleve, folgte ihrem Mann auf den Feldzügen der Nordischen Kriege nach Warschau und bis nach Jütland in Schweden. Sie begleitete ihn auch zur Jagd und auf langen Ausritten durch ihre brandenburgischen Besitzungen. Luise Henriette erlitt mehrere Fehlgeburten und gebar sechs Kinder, von denen aber nur drei Söhne die Mutter überlebten: Kurprinz Karl Emil (1655-1674), Friedrich und Ludwig (1666-1687). Nur ein einziges ihrer Kinder konnte seinen Vater überleben und beerben: Friedrich, der spätere erste König in Preußen.

Luise Henriette war ihrem Mann „eine pragmatisch denkende und handelnde politische Beraterin. Mit großem Engagement setzte sie sich für die Aussöhnung mit Polen ein und beeinflusste durch ihren Briefwechsel mit der polnischen Königin Luisa Maria den Koalitionswechsel Brandenburgs im Nordischen Krieg zugunsten Polens und damit die Anerkennung der Souveränität der Kurfürsten von Brandenburg über das Herzogtum Preußen. Wenigen Fürstinnen ist soviel Einflussnahme gestattet worden.“ [1]

1650 hatte Friedrich Wilhelm seiner Gemahlin das Amt Bötzow nördlich von Berlin geschenkt. Dort ließ Luise Henriette an die Stelle eines vorhandenen alten askanischen Jagdschlosses des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. „Hektor“ durch den Architekten Johann Gregor Memhardt ein neues Schloss im holländischen Stil erbauen und gab ihm 1652 den Namen Oranienburg. Kurz darauf schloss sich ganz Bötzow der neuen Namensgebung an und nannte sich fortan Oranienburg.

Im Jahr 1663 ließ Luise Henriette in Oranienburg das erste europäische Porzellankabinett einrichten. Sie orientierte sich dabei an der Gepflogenheit ihrer niederländischen Heimat, Kaminmäntel mit Porzellanen zu schmücken. Zwei Jahre später erfüllte sie ebendort ihr Gelübde, für die erfolgreiche Geburt ihres Sohnes Karl Emils ein Waisenhaus zu stiften. Sie gründete dort das erste Waisenhaus Deutschlands, das Platz für 24 Kinder bot. Die Statuten dazu erarbeitete sie selbst und stattete das Haus mit Schenkungen aus, die eine gute Versorgung der Zöglinge garantierten.

Dankschrift der Bürger Oranienburgs auf dem Denkmal der Kurfürstin

Gegen 1650 ließ der Große Kurfürst den Westflügel der Klausur im Kloster Lehnin verlängern und zum Jagdschloss erweitern. Das führte zu einem bescheidenen höfischen Leben in dem ehemaligen Zisterzienserkloster in der Zauche, zumal Luise Henriette Lehnin zunehmend zu ihrer bevorzugten Sommerresidenz machte. Am 9. Mai 1667 nahm die kurfürstliche Familie hier von der schwer an Schwindsucht (TBC) erkrankten Luise Henriette Abschied. Wenige Wochen später starb sie in Berlin-Cölln. Die Kurfürstin ist in der Gruft des Berliner Doms bestattet. Ihr Name lebt bis heute im kirchlichen Luise-Henrietten-Stift auf dem Klostergelände Lehnin fort.

Datei:DBP 1994 1756 Luise Henriette von Oranien.jpg
Luise Henriette von Oranien auf einer Marke der Serie Frauen der deutschen Geschichte

Seit dem 18. Juni 1858, ihrem 191. Todestag, steht ein Denkmal für Luise Henriette auf dem Schlossplatz Oranienburg. Der Bildhauer war Wilhelm Wolff (1816-1887) aus Fehrbellin.

Richard George schrieb 1899 Zeit über Luise Henriette und ihre Ehe: „Eine Frau von innerer Frömmigkeit, wahrer Herzensgüte, echt weiblicher Sanftmut und scharfem Verstande. Ihr Rat war dem Kurfürsten bald unentbehrlich in allen Regierungsangelegenheiten, und die überaus glückliche Ehe des kurfürstlichen Paares wurde ein Vorbild für das ganze Land. Unermüdlich wirkte Luise Henriette überall, wo es galt, die Not zu lindern und die Wunden zu heilen, die der Krieg dem Lande geschlagen. Im besonderen Maße ist ihre Thätigkeit dem Städtchen Bötzow zu gute gekommen, das ihr zu Ehren den Namen Oranienburg erhielt und in dem das Andenken Luise Henriettes bis auf den heutigen Tag als ein gesegnetes fortlebt.“[2]

Literatur

  • Barbara Beuys: Der Große Kurfürst. Der Mann, der Preußen schuf. Neuaufl. Rowohlt, Reinbek 1984, ISBN 3-499-17820-6.
  • Hans Biereigel: Luise Henriette von Nassau-Oranien Kurfürstin von Brandenburg. Sutton Verlag, Erfurt 2005, ISBN 3-89702-838-7.
  • Bernhard Erdmannsdörffer: Luise Henriette. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 623–625.
  • Ulrike Hammer: Kurfürstin Luise Henriette. Eine Oranierin als Mittlerin zwischen Brandenburg-Preußen und den Niederlanden (Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas; 4). Waxmann, Münster 2001, ISBN 3-8309-1105-X.
  • Ludovica Hesekiel: Jesus, meine Zuversicht. Aus dem Leben der Kurfürstin Luise Henriette (Vaterländische Geschichts- und Unterhaltungs-Bibliothek: Bd. 10). Max Woywod Verlag, Breslau 1888.
  • Ernst D. Kirchner: Die letzten acht Kurfürstinnen (Die Kurfürstinnen und Königinnen auf dem Throne der Hohenzollern; Bd. 2). Wiegand & Grieben, Berlin 1867 (S. 222-302 online.
  • Gerhild Komander: Louise Henriette Prinzessin von Nassau-Oranien Kurfürstin von Brandenburg. 2003.
  • Toni Saring: Luise Henriette Kurfürstin von Brandenburg. Die Gemahlin des Großen Kurfürsten; Erzählung. 2. Aufl. Deuerlich'sche Verlagsbuchhandlung, Göttingen 1941.
Commons: Luise Henriette von Oranien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhild H. M. Komander: Louise Henriette Prinzessin von Nassau-Oranien Kurfürstin von Brandenburg. 2003
  2. Richard George: Die ersten Regierungsjahre des Großen Kurfürsten. In: Richard George (Hrsg.): Hie gut Brandenburg alleweg!. Verlag von W. Pauli's Nachf., Berlin 1900, Zitat Seite 378.