Luise von Mecklenburg-Strelitz

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Élisabeth Vigée-Lebrun: Königin Luise, 1801
Schloss Hohenzieritz

Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg [-Strelitz] (* 10. März 1776 in Hannover; † 19. Juli 1810 auf Schloss Hohenzieritz) war Königin von Preußen. Sie war die Tochter von Karl II. Herzog zu Mecklenburg [-Strelitz] (1741–1816) und Friederike Caroline Luise Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1752–1782).

Leben

Luise wurde in Hannover geboren, wo ihr Vater Karl II. als nachgeborener Prinz aus einer Nebenlinie des herzoglichen Hauses Mecklenburg-Strelitz die Würde eines Generals en chef der hannoverschen Infanterie (später eines Feldmarschalls) und eines Gouverneurs bekleidete.

Als Luise sechs Jahre alt war, starb ihre Mutter. Luise wurde gemeinsam mit ihren Schwestern Charlotte, Therese und Friederike zunächst von der Schwester ihrer Mutter, Charlotte, die der Vater heiratete, und von der Erzieherin Magdalena von Wolzogen erzogen. Die Stiefmutter/ Tante starb am 12. Dezember 1785, wenige Tage nach der Geburt ihres Sohnes Karl (* 30.November 1785 - † 1837), danach war zunächst eine Mademoiselle Agier, die aufgrund ihrer zu strengen Ansprüche an die Prinzessinnen bald darauf wieder entlassen wurde, mit der Erziehung der Prinzessinnen betraut. Nachdem Magdalena von Wolzogen mit Prinzessin Charlotte an den Hof von Sachsen-Hildburghausen gewechselt war. 1786 kam Luise zu ihrer Großmutter Maria Luise Albertine von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, die "Prinzessin George" genannt wurde, Gattin des Bruders des Regenten, an den Hof nach Darmstadt und wuchs dort im Alten Palais auf. Prinzessin George setzte Salomé de Gélieu aus Neuchâtel als Erzieherin und Bezugsperson der Prinzessinnen Therese, Luise und Friederike ein.

Datei:EheFriedrichWilhelmLuisePreussen.jpg
Das Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Luise von Preußen

Am 14. März 1793 lernte Luise in Frankfurt am Main den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (III.) kennen und verlobte sich am 24. April 1793 in Darmstadt offiziell mit ihm. Am 22. Dezember 1793 erreichte sie als Braut des Kronprinzen den Regierungssitz Berlin zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Friederike, der Braut des jüngeren Bruders des Thronanwärters Ludwig von Preußen. Das Paar wurde am 24. Dezember in traditioneller Form vermählt.

Der König verfolgte vom ersten Tag seiner Thronbesteigung eine Neutralitätspolitik. Luise jedoch stand dafür, Napoléon entgegen zu treten. Gemeinsam mit dem Freiherrn vom Stein, Karl August von Hardenberg und Prinz Louis Ferdinand versuchte sie, den König davon zu überzeugen. Am 10. Mai 1805 übergab vom Stein eine entsprechende Denkschrift. Der König lehnte vorerst ab, gab schließlich jedoch dem Ansturm nach und befahl die Mobilmachung.

Den Feldzug von 1806 und die Schlacht bei Jena und Auerstedt erlebte Luise, zur Begeisterung der einfachen Soldaten und zum Entsetzen der Offiziere, im Hauptquartier. Im November 1806, nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt, floh Luise vor napoleonischen Truppen aus Berlin über Schwedt, Stettin, Küstrin, Graudenz, Osterode nach Ortelsburg. Die Flucht ging am 10. Dezember 1806 weiter nach Königsberg, wo Luise an Typhus erkrankte.

Berühmt geworden ist ihr Bittgang zu Kaiser Napoleon während der Friedensverhandlungen von Tilsit im Juli 1807. Dabei flehte sie diesen vergeblich um eine Milderung der Preußen auferlegten Gebietsverluste und Kontributionen an. Nachdem das Vier-Augen-Gespräch Luises mit Napoleon schon eine Dreiviertelstunde gedauert hatte, drängte es Friedrich Wilhelm III in den Raum. Napoleon sagte später, falls er mit Luise, die ein "schönes Gesicht" habe, nur eine Viertelstunde länger allein gewesen wäre, hätte er ihr alles zugesagt.

Nach mehrwöchigem Krankenlager starb sie am 19. Juli 1810 während eines Familienbesuches auf dem Sommersitz ihres Vaters in Hohenzieritz. Ein Lungenflügel war zerstört, und bei der Obduktion wurde ein Polyp im Herzen entdeckt.

Denkmal in Gransee

Luise fand ihre letzte Ruhestätte am 23. Dezember 1810 im Mausoleum des Parks von Schloss Charlottenburg, nachdem ihre Leiche zunächst am 30. Juli 1810 im Berliner Dom beigesetzt worden war. Zum 132. Geburtstag der Königin, am 10. März 1912, wurde auf dem Gustav-Müller-Platz der Roten Insel, einem Kiez in Berlin-Schöneberg, die Königin-Luise-Gedächtniskirche eingeweiht.

Legende

Luises Freundin Caroline von Berg, die mit den Geistesgrößen der Zeit korrespondierte, brachte 1814 ein Buch über die Königin heraus. Am 3. August 1814 stiftete König Friedrich Wilhelm III. den nach der Königin benannten Louisenorden, der bis 1918 der höchste Damenorden des Königreiches Preußen blieb.

In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs und danach wurde Luise als eine Art Schutzgeist der Deutschen und preußische Madonna (Quelle: Günther de Bruyn: Preußens Luise, Berlin 2001) von Seiten der Staatsführung und der nationalen Rechten verklärt. Zahlreiche Denkmäler wurden für sie gestiftet, über ihr Leben in pathetisch überhöhten Büchern „zur Erbauung der Jugend“ geschrieben. In vielen dieser Werke ging es nicht um eine möglichst historisch genaue Darstellung von Luises Leben, sondern um die Schaffung und den Ausbau einer weiblichen, sanften und duldsamen nationalen Leitfigur. So heißt es in einem dieser Büchern aus dem ausgehenden Kaiserreich: Ja ein Engel an Sanftmut und Milde, an Schönheit und Majestät war die Verewigte gewesen, gleich groß und erhaben in Freud und Leid. (Marie von Felseneck: Königin Luise, Berlin 1910)

In der Weimarer Republik wurde der Kult vor allem von den deutschnationalen Kräften wie der DNVP weitergeführt und 1923 eine monarchistische Frauenorganisation mit dem Namen Königin-Luise-Bund gegründet. Bereits zur Zeit des Nationalsozialismus schwächte sich dieser Kult ab, da die sanfte Leitfigur durch die neue Idealisierung von Kraft und Härte nicht ins Konzept der NS-Machthaber passte. Aufgrund des weiteren Niedergangs der monarchistischen Rechten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg kam die mythologische Verehrung von Königin Luise schnell völlig zum Erliegen und geriet bis heute in Vergessenheit.

Kinder

  • Geburt einer toten Tochter (*/† 7. Oktober 1794)
  • Kronprinz Friedrich Wilhelm (* 15. Oktober 1795 - † 2. Januar 1861), der spätere König Friedrich Wilhelm IV.
  • Prinz Wilhelm (* 22. März 1797 - † 9. März 1888), der spätere König und deutsche Kaiser Wilhelm I.
  • Prinzessin Charlotte (* 13. Juli 1798 - † 1860), später als Alexandra Fjodorowna verheiratet mit Zar Nikolaus I.
  • Prinzessin Friederike (* 14. Oktober 1799 - † 30. März 1800)
  • Prinz Karl (* 29. Juli 1801 - † 21. Januar 1883)
  • Prinzessin Alexandrine (* 23. Februar 1803 - † 1892), später verheiratet mit Paul Friedrich, Großherzog von Mecklenburg [-Schwerin]
  • Prinz Ferdinand (* 13. Dezember 1804 - † 1. April 1806)
  • Prinzessin Luise (* 1. Februar 1808 - † 1870), später verheiratet mit Friedrich, Prinz der Niederlande
  • Prinz Albrecht (* 4. Oktober 1809 - † 14. Oktober 1872)

Bildnisse

Zahlreiche Bildnisse werden in Günter de Bruyns Buch Preußens Luise wiedergegeben.

Filme

  • Vgl. dazu: Rolf Parr: "Das ist unnatürlich, schlimmer: bürgerlich" - Königin Luise im Film. In: Zeitdiskurse. Reflexionen zum 19. und 20. Jahrhundert als Festschrift für Wulf Wülfing. Hrsg. v. Roland Berbig / Martina Lauster / R. P. Heidelberg: Synchron 2004, S. 135-164 (mit Abb. und Filmographie). ISBN 3-935025-55-6

Dokumente

  • Karl Griewank (Hrsg.): Königin Luise : Briefe und Aufzeichnungen. - Leipzig : Bibliograph. Inst., 1924.
  • Malve Rothkirch (Hrsg.): Königin Luise von Preußen : Briefe und Aufzeichnungen 1786-1810. - Münchern : Dt. Kunstverl., 1995. - ISBN 3-422-06167-3

Literatur

  • Wulf Wülfing: Königin Luise von Preußen. In: Wulf Wülfing / Karin Bruns / Rolf Parr: Historische Mythologie der Deutschen 1798-1918. München: Fink 1991, S. 59-111. ISBN 3-7705-2605-8
  • Günter de Bruyn: Preußens Luise. Vom Entstehen und Vergehen einer Legende. Berlin: Siedler 2001. ISBN 3-88680-718-5 (mit Zitatennachweis, Bibliographie und Bildquellenverzeichnis)
  • Friedrich Ludwig Müller, Beatrice Härig: Luise – Aufzeichnungen über eine preußische Königin. Monumente-Publikation der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Bonn 2001. ISBN 3-935208-07-3
  • Heinz Ohff: Ein Stern in Wetterwolken: Königin Luise von Preußen. Eine Biographie. Mit 34 Abb. München: Piper 1989. Als Taschenbuch: 8. Aufl. ebd. 2002 (Serie Piper 1548) ISBN 3-492-21548-3
  • Luise Schorn-Schütte: Königin Luise. Leben und Legende. München: Beck 2003 (bsr 2323). ISBN 3-406-48023-3
  • Karin Feuerstein-Praßer: Die Preußischen Königinnen. München: Piper 2005 (Serie Piper 3814). ISBN 3-492-23814-9

Weblinks