Marcelino Camacho

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Marcelino Camacho (2008)

Marcelino Camacho Abad (* 21. Januar 1918 in Osma, Provinz Soria; † 29. Oktober 2010 in Madrid)[1] war ein spanischer Widerstandskämpfer gegen das faschistische Franco-Regime, ein kommunistischer Gewerkschaftsführer und Politiker. Er war einer der Gründer der Comisiones Obreras (Confederación Sindical de Comisiones Obreras - CC.OO.), des mitgliederstärksten spanischen Gewerkschaftsbundes, und von 1976 bis 1987 deren Generalsekretär. Von 1977 bis 1981 war er Abgeordneter der Kommunistischen Partei Spaniens (Partido Comunista de España - PCE) für Madrid im Congreso de los Diputados (Abgeordnetenhaus) der Cortes Generales. In Spanien ist er eine Symbolfigur der linken Arbeiterbewegung und des Widerstands gegen das Franco-Regime.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1918 als Sohn eines gewerkschaftlich organisierten Bahnarbeiters in der zentralspanischen Provinz Soria geboren, war Marcelino Camacho von jung auf vertraut mit sozialistischem Gedankengut. 1935 trat er zunächst der Unión General de Trabajadores (UGT), der auch sein Vater angehörte, dann der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) bei. Er war noch keine 18 Jahre alt, als der Putsch Francos und der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs im Jahre 1936 sein Leben für immer veränderten.

Camacho kämpfte auf der Seite der republikanischen Verbände an den zentralen und südlichen Fronten gegen die Franco-Truppen. Nach dem militärischen Sieg der Franquisten tauchte er unter, wurde jedoch denunziert, gefangen genommen und 1939 zu 12 Jahren Haft verurteilt. Drei Jahre später, 1942, wurde er in ein Straflager nach Gipuzkoa (Guipúzcoa) gebracht, dann in ein Straflager in Peñaranda de Bracamonte, Provinz Salamanca. Schließlich verfrachtete man ihn in ein Straflager in Tanger.[2] (Die Internationale Zone von Tanger war 1940 von Spanien annektiert und in das spanische Protektorat Marokko eingegliedert worden).

1944 gelang Camacho zusammen mit anderen Gefangenen die Flucht nach Französisch-Marokko. Die französischen Kolonialbeamten verhafteten ihn. Man gewährte ihm politisches Asyl und verbrachte ihn nach Oran in Algerien. Im algerischen Exil trat er den Juventudes Socialistas Unificadas (JSU) bei. Hier lernte er Josefina (geb. Samper / * 1927 in Fondón, Almería) kennen, eine junge Kommunistin, die sich für die Rettung der spanischen Flüchtlinge und für die Unterstützung der Widerstandsbewegung in Spanien engagierte. Marcelino Camacho heiratete Josefina am 22. Dezember 1948. Am 18. Juli 1957 – nach einer Amnestie – kehrte das Paar mit seinen beiden Kindern, der Tochter Yenia und dem Sohn Marcel – ins faschistische Spanien zurück und Camacho nahm eine Arbeit als Metallarbeiter in der Motorenfabrik Perkins Hispania in Madrid auf.[2]

In den folgenden Jahren versuchte er den Widerstand gegen das faschistische Franco-Regime zu organisieren, begann die von Franco zerschlagene Arbeiterbewegung wieder aufzubauen und formierte die kommunistisch orientierten Comisiones Obreras (Confederación Sindical de Comisiones Obreras – CC.OO. – Arbeiterkommissionen), als Gegengewicht gegen die vom Franco-Regime im Jahre 1940 per Gesetz (Ley de 26 de enero de 1940 sobre Unidad Sindical – s. spanische Wiki) installierte Einheitsgewerkschaft. Die obligatorische, staatliche Einheitsgewerkschaft zwang Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen, ihre Führer wurden vom Generalissimus ernannt, jede Form von Arbeitskampf war verboten. Die CC.OO. verstand sich daher als "Opposition aller Arbeiter gegen eine Pseudo-Gewerkschaft, die uns nicht dient".[3]

Am 1. März 1967 wurde Camacho zusammen mit weiteren Mitgliedern der CC.OO. festgenommen und in Carabanchel inhaftiert.[1][2] Erst nach mehr als 6 Jahren wurde er im Dezember 1973 im Prozess 1001 gegen die führenden Köpfe der Arbeiterkommissionen zu 20 Jahren Haft verurteilt.[4] Schon fünf Tage nach dem Tod Francos, am 25. November 1975, wurden die verurteilten Gewerkschafter von König Juan Carlos I. begnadigt.[5]

Nachdem der Gewerkschaftsbund CC.OO. vom Staat legalisiert wurde, wurde Camacho 1977 zu ihrem ersten Generalsekretär gewählt. Er organisierte 1985 den ersten Generalstreik gegen die erste sozialistische Regierung Spaniens unter Felipe González und dessen Rentenreform. 1987 trat er aus Altersgründen vom Vorsitz des Gewerkschaftsbundes zurück und wurde ihr Alterspräsident.[5] Camacho wurde zweimal in die Cortes gewählt.

Im Jahr 2001 wurde Camacho von der Polytechnischen Universität Valencia der Ehrendoktor-Titel verliehen.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gespräche im Gefängnis: Die gewerkschaftliche Arbeiterbewegung in Spanien. In: Marxistische Taschenbücher (= Marxismus aktuell). Band 94. Marxistische Blätter, 1976, ISBN 978-3-88012-412-7.
  • Memorias: Confieso que he luchado. In: Colección Memorias. Band 3. Ediciones Temas de Hoy, 1990, ISBN 978-84-7880-059-9 (spanisch).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josep Melià: Marcelino Camacho. Editorial Cambio 16, 1977, ISBN 978-84-85229-13-0 (spanisch).
  • Etsuko Asami, Alfredo Gómez Gil: Marcelino Camacho y Josefina: Coherencia y honradez de un líder. Algaba Ediciones, Madrid 2003, ISBN 84-96107-03-5 (spanisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marcelino Camacho – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Abschied von Marcelino Camacho. In: RedGlobe. 29. Oktober 2010, archiviert vom Original am 24. Januar 2018; abgerufen am 21. Januar 2018.
  2. a b c Evaristo Villar, Juanjo Sánchez: Marcelino Camacho. In: Éxodo. Januar 2008, archiviert vom Original am 24. Januar 2018; abgerufen am 24. Januar 2018 (spanisch, Interview mit Marcelino Camacho).
  3. Verrücktes Abenteuer. In: Der Spiegel. Nr. 52, 23. Dezember 1968 (spiegel.de [abgerufen am 24. Januar 2018]).
  4. José Luis Ibáñez Salas: El proceso 1001: Sindicalistas en el segundo franquismo. In: Anatomia de la historia. 25. November 2016, abgerufen am 28. Januar 2018 (spanisch).
  5. a b Wolfgang Hamdorf: Vor 100 Jahren: Spanischer Gewerkschaftsführer Marcelino Camacho geboren. In: Deutschlandfunk. 21. Januar 2018, archiviert vom Original am 24. Januar 2018; abgerufen am 24. Januar 2018.