Michael Gromm

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Michael Gromm (* 27. September 1943 in London; † 31. Oktober 2015 in Berlin) war ein britischer Schriftsteller, der seit 1973 hauptsächlich in der Bundesrepublik tätig war und sich seit den 1990er Jahren aktiv am Kampf gegen die Räumung des Dorfes Horno beteiligte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Gromm war Steuerprüfer in London, bevor er sich 1973 mit einer Sprachschule in Heidelberg selbstständig machte.[1] Nach seinem Umzug nach Berlin war er als Übersetzer tätig und begann als Autor tätig zu werden.

Im Zuge von Recherchen zu einem seiner Romane kam Gromm 1992 nach Guben, um nach einem Namen für die Hauptfigur seines Buches zu suchen. Bei diesem Aufenthalt in der Lausitz wurde er durch einen Zeitungsartikel auf das Dorf Horno aufmerksam.[2] Der sorbische Ort sollte im Zuge des Braunkohlebergbaus in der Lausitz abgerissen und umgesiedelt werden. Die Bewohner des Dorfes protestierten bereits seit den 1970er Jahren gegen diese Umsiedlung. Gromm schloss sich diesem Protest an.[3] Er schrieb im Laufe dieser Jahre mehrere Bücher über das Lausitzdorf, lebte aber überwiegend in Berlin.

Gromm erwarb ein Mini-Grundstück im Dorf, das „Dreieck Horno“.[4] Außerdem bekannte er sich zu seinem Sorbentum, was nach § 2 (1) Sorben/Wenden-Gesetz jedem ohne weiteren Nachweis möglich ist.[5] Als Grundbesitzer und Sorbe war er in allen Klageverfahren und Verfassungsbeschwerden beteiligt und zog mit den Bewohnern des Dorfes bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und das schwedische Parlament. Der Kampf endete im Jahr 2004 nach einem fehlgeschlagenen Protestaufruf von Gromm erfolglos.[6] Gromm wurde als letzter Eigentümer im Ort 2005 enteignet.[7][8][9]

Michael Gromm wurde in Deutschland „als einer der engsten Verbündeten im Kampf um Horno“[10][11] und auch international bekannt.[12][13]

Am 31. Oktober 2015 erlag Gromm im Diakonie-Hospiz-Lichtenberg einer Krebserkrankung. Er wurde auf dem Französischen Friedhof II in Berlin begraben. Im Jahr 2023 stiftete die Stiftung Horno einen Gedenkstein auf dem Friedhof.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horno. Verkohlte Insel des Widerstands. Gromm, Michael. – Berlin : Edition Dreieck Horno, 2005 ISBN 978-3-00-017121-5
  • Im Schatten der schwarzen Steine oder wie der machtgewohnte Vertreter seine Geliebte hütete. Gromm, Michael. – Berlin : Edition Dreieck Horno, 1997
  • Horno – Ein Dorf will Leben. Gromm, Michael. – Berlin: Dietz, 1995[14][15] ISBN 978-3-320-01889-4

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wirtschaft als das Leben selbst. Michael Gromm (1943–2015). Abgerufen am 12. Oktober 2023.
  2. Wenn die Heimat zur Verschiebemasse wird. Abgerufen am 3. November 2023.
  3. Detlef Krell: Das Portrait: Der Brite von Horno. In: Die Tageszeitung: taz. 1. Juni 1995, ISSN 0931-9085, S. 11 (taz.de [abgerufen am 3. November 2023]).
  4. https://www.zeit.de/2015/49/ostkurve-michael-gromm-horno/
  5. https://bravors.brandenburg.de/gesetze/swg#2
  6. Letztes Gefecht vor dem Abriss von Horno. In: Sächsische.de. 1. Juni 2004, abgerufen am 3. November 2023.
  7. Braunkohle-Abbau: Gericht weist die Klage eines Mieters aus Horno ab. Abgerufen am 3. November 2023.
  8. Drei Meter Protest gegen Kohle-Bagger. 17. September 2000, abgerufen am 3. November 2023.
  9. Peter Jähnel: An Horno frisst schon der Bagger. 8. März 2004, abgerufen am 3. November 2023 (deutsch).
  10. BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA: Der bekennende Sorbe. In: Die Tageszeitung: taz. 26. September 2001, ISSN 0931-9085, S. 19 (taz.de [abgerufen am 12. Oktober 2023]).
  11. Christoph Dieckmann: Ostkurve: Michael Gromm, Horno. In: Die Zeit. 3. Dezember 2015, abgerufen am 12. Oktober 2023.
  12. Letztes Gefecht vor dem Abriss von Horno. Abgerufen am 3. November 2023.
  13. Maurice Frank: An unlikely hero. In: The Guardian. 6. März 2001, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 3. November 2023]).
  14. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 12. Oktober 2023.
  15. michael gromm - ZVAB. Abgerufen am 12. Oktober 2023.