Michael von Wuntsch

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Michael von Wuntsch (geboren 1946 in Berlin) ist ein deutscher Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Professor für Betriebswirtschaft und Buchautor.

Biografisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er lehrte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (bis 2012), der Technischen Universität Berlin (2000–2005) und zwischen 2007 und 2009 sporadisch als Gastprofessor an der Universität für Außenwirtschaft und Handel in Peking. Er ist Mitglied und Unterstützer des Netzwerks Steuergerechtigkeit, der Bürgerbewegung Finanzwende und des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft.

Wissenschaftliche Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Transnationale Konzerne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine zuletzt veröffentlichten Schriften beziehen sich auf die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen transnationaler Konzerne. Er untersucht die Struktur globaler Unternehmensnetzwerke und die steuerlichen Strategien der Weltkonzerne.

In den beiden Büchern „Wertorientierte Steuerplanung und Unternehmensführung in der globalen Wirtschaft“[1] von 2012 (zusammen verfasst mit Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin) und „Wertmanagement und Steuerplanung in der globalen Wirtschaft“[2] von 2006 (u. a. verfasst mit Stefan Bach) stehen die methodischen Grenzen der Wertermittlung (Discounted Cash-Flow) und die Steuerstrategien der multinationalen Konzerne im Fokus.

Es wird gezeigt, in welcher Weise die steuerlichen Gestaltungen auf das Leitziel der betrieblichen Wertsteigerung ausgerichtet sind. Spektakuläre Pfade der Gewinnverlagerung und Steuervermeidung werden eingegrenzt: die seit den neunziger Jahren des letzten Jahrzehnts zu beobachtende Übertragung von Patenten auf Tochtergesellschaften in Steueroasen, der Export von Eigenkapital bei der Finanzierung von Auslandsinvestitionen und die Gestaltung der konzerninternen Verrechnungspreise im Intrakonzernhandel (Transfer Pricing).

Wirtschaftliche Integration von Wirtschaftsregionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wirtschaftliche Integration der Wirtschaftsregionen in Asien, Nordamerika sowie Europa stellte im Zeitraum 2007–2010 einen weiteren Forschungsschwerpunkt dar. In Kooperation mit Bernadette Andreosso-O’Callaghan von der University of Limerick (Irland) und William X. Wei von der MacEwan University in Edmonton (Kanada) befasste er sich mit dem Technologietransfer und den steuerrechtlichen Rahmenbedingungen von Forschung und Entwicklung in China.[3] Im Kontext der Debatte um die unterschiedlichen Formen des Kapitalismus (varieties of capitalism[4]) wurde der staatlich gelenkte Kapitalismus als eine Variante des Marktmodells beschrieben: „China's remaining elements of state regulation seem to suggest that China's development represents a unique variety of the coordinated market economy model“[5]. Die Untersuchung knüpft an vorangehende Studien (2007)[6] zu den Investitionsstrategien deutscher Konzerne in Irland und Osteuropa an.

Kapitalismuskritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Überlegungen zu den Spielarten der Marktwirtschaft und zum Wettbewerb um die weltweit günstigsten Standorte mündeten in einer Kritik des Finanzkapitalismus. In dem 2019 erschienenen Buch „Wohin treibt die kapitalistische Gesellschaft – Eine Lebensform in der Krise“[7] werden nicht nur die Schranken der Marktrationalität, sondern auch die Handlungsmacht der multinationalen Konzerne aufgezeigt. Im Zentrum seiner Analyse stehen die schillernden Steuergestaltungen der Multis und der Stellenwert der Steueroasen in der globalen Wirtschaft. „Das Problem ist, dass den globalen Aktivitäten der transnationalen Konzerne Nationalstaaten gegenüberstehen, deren demokratische Kontrolle auf das eigene Staatsterritorium begrenzt ist.“ (Vorwort, 8). Plädiert wird daher für die Stärkung multilateraler Institutionen und für einen gestaltenden Staat, der die Spielregeln des Marktes in demokratischer Perspektive festlegt.

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wohin treibt die kapitalistische Gesellschaft – Eine Lebensform in der Krise. UVK Verlag, München 2019, ISBN 978-3-86764-898-1.
  • Determinanten und Spielräume der Industriearbeit – Die industriesoziologische Diskussion des Verhältnisses von Technik, Ökonomie und Arbeitsorganisation seit 1945. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 978-3-593-33917-7. (Dissertation)

Mitautor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael von Wuntsch, Stefan Bach: Wertorientierte Steuerplanung und Unternehmensführung in der globalen Wirtschaft. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-59743-1.
  • Michael von Wuntsch, Stefan Bach, Harald Trabold: Wertmanagement und Steuerplanung in der globalen Wirtschaft. Vahlen, München 2006, ISBN 978-3-8006-3019-6.

Mitautor früherer Bücher im VSA-Verlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sozialistische Studiengruppe (SOST) (Hrsg.): Das BRD-Kapital: Von der Prosperität zu Stagnation und Krise – Eine Analyse von Akkumulation, Profitrate, Konjunkturzyklus 1950–1980. VSA-Verlag, Hamburg 1980, ISBN 978-3-8797-5193-8.
  • Sozialistische Studiengruppe (SOST) (Hrsg.): Gold, Preise, Inflation – Arbeitsmaterialien 2. VSA-Verlag, Hamburg 1979, ISBN 978-3-8797-5797-8.
  • Sozialistische Studiengruppe (SOST) (Hrsg.): Arbeitsmaterialien 4. Nationalkapital der Bundesrepublik auf dem Weltmarkt – Die Zahlungsbilanz der BRD 1950 – 1978 VSA-Verlag, Hamburg 1979, ISBN 978-3-8797-5799-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael v. Wuntsch, Stefan Bach, Harald Trabold: Wertorientierte Steuerplanung und Unternehmensführung in der globalen Wirtschaft. Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-59743-1.
  2. Michael v. Wuntsch, Stefan Bach, Harald Trabold: Wertmanagement und Steuerplanung in der globalen Wirtschaft : [mit Fallsammlung zum internationalen Steuerrecht und zur Unternehmensbewertung]. Vahlen, München 2006, ISBN 3-8006-3019-2.
  3. Michael v. Wuntsch: Value Management and Transfer Pricing in an Integrating World – a Trend towards Convergence and Diversity. In: Bernadette Andreosso-O´Callaghan, Bruna Zolin (Hrsg.): Asia and Europe: Connections and Contrasts. Libreria Ecitrice Cafoscarina, Venedig 2008, ISBN 978-88-7543-207-2, S. 239–257 (englisch).
  4. Peter A. Hall, David Soskice: Varieties of Capitalism: The Institutional Foundations of Comparative Advantage. In: The Academy of Management Review. Oxford 2001, doi:10.2307/30040740 (englisch).
  5. Michael v. Wuntsch, Xiaojun Wei: Transnational Companies, Shareholder Value and the Chinese Innovation Policy. In: Bernadette Andréosso-O'Callaghan, Maria Bruna Zolin (Hrsg.): Current Issues In Economic Integration : Can Asia Inspire The "West"? Ashgate Publishing Company, Farnham, England 2010, ISBN 978-0-7546-9896-8, S. 176 (englisch).
  6. Bernadette Andreosso-O'Callaghan, Xiaojun Wei, Michael von Wuntsch: German Investment in Ireland and in the Central and East European Countries. In: Intereconomics. Review of European Economic Policy. Band 42, Nr. 3, 2007.
  7. Michael v. Wuntsch: Wohin treibt die kapitalistische Gesellschaft? - Eine Lebensform in der Krise. UVK, München 2019, ISBN 978-3-86764-898-1.