Mongolisches Plateau

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Das mongolische Plateau (Mitte) auf einer Karte von 1903

Das Mongolische Plateau ist eine der größten Hochflächen in Zentralasien, welches die Wüste Gobi und die umliegenden Steppen umfasst. Auf dem Relief befindet sich der Staat Mongolei, die autonome Region Innere Mongolei (China) und die autonome Republik Tuwa (Russland). Es ist nach dem Hochland von Tibet das größte Hochplateau Zentral- und Ostasiens und hat eine mittlere Meereshöhe von 900 bis etwa 1.500 Meter. Die das Großplateau umrahmenden Gebirge sind 3.000 bis 5.000 Meter hoch.

Lage und Klima

Der nordöstliche Teil des Mongolischen Plateaus

Die Hochebene erstreckt sich über ein annähernd rechteckiges Gebiet von über 2.000 × 1.000 Kilometer vom Tianschan-Gebirge bis zu den Bergketten des Großen Hinggan-Gebirges im Nordosten der Inneren Mongolei. Südlich wird es vom Nan-Shan-Gebirge und dem Ordos-Plateau am Gelben Fluss begrenzt. Im Südosten reichen seine Ausläufer bis auf etwa 200 Kilometer an Peking heran und wurden in der Vergangenheit durch die Chinesische Mauer befestigt. Im Norden wird das Plateau durch die mongolischen Hochgebirge Altai und Changai sowie das Bergland südlich des Baikalsees begrenzt.

Die langgestreckte, wellige Hochfläche hat ein sehr trockenes Klima und den Charakter von Wüsten und Steppen. Die wenigen Gewässer sind fast ausnahmslos Binnenflüsse, die im Unterlauf versiegen. Vereinzelt geht das Plateau in Bergland über, wird aber in seiner geographischen Mitte von den Gebirgsketten des Gobi-Altai (Gipfel bis 2.800 Meter) durchzogen. In der östlichen Mongolei hat die Hochfläche zahlreiche Salzsümpfe ausgebildet, von denen einige über den Fluss Cherlen zum Amur entwässern. Der südöstliche Teil des Plateaus entwässert teilweise zum Gelben Meer.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für das Mongolische Plateau
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) −3,3 3,1 12,6 21,1 28,0 32,3 34,1 33,3 27,5 18,7 7,3 −1,8 17,8
Mittl. Tagesmin. (°C) −15,9 −11,3 −2,7 5,1 12,0 16,4 18,6 17,3 10,8 2,9 −5,4 −13,0 3
Niederschlag (mm) 1 1 1 2 3 6 7 5 3 3 2 1 Σ 35
Sonnenstunden (h/d) 6,9 8,1 8,8 9,7 10,9 11,2 11,0 10,6 10,1 9,0 7,4 6,5 9,2
Luftfeuchtigkeit (%) 63 50 34 27 27 33 34 34 36 46 51 62 41,4
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Bodenschätze

Das Mongolische Plateau gehört zu den rohstoffreichsten Gebieten der Erde. Zu nennen sind vor allem: Kupfer, Gold, Silber, Diamanten, Eisenerz, Flussspat, Steinkohle, Silicate, Dolomit, Phosphorit, Zinn, Zink, Wolfram, Molybdän, Uran, Seltene Erden und Erdöl. Im Süden der Wüste Gobi befinden sich die vermutlich weltgrößten Kupfervorkommen und eine Vielzahl noch nicht erschlossener Erzvorkommen. Sowohl die Äußere Mongolei als auch die Innere Mongolei sind derzeit (2017) nur zu einem Drittel geologisch voll exploriert. Nachgewiesen sind bisher 6.000 Vorkommen von 80 verschiedenen Mineralien. [1]

Durch den Aufschluss von kreidezeitlichen Erdöllagerstätten in der östlichen Gobi wurden bereits 1941 erste Bohrungen durch sowjetische Bergbauunternehmen niedergebracht. Ab 1956 begann die Förderung. Im Jahr 1970 betrug der Gewinn rund 8.000 Tonnen. Allerdings reichten die Vorräte nicht lange. Zudem hatte das Erdöl einen hohen Paraffingehalt, der eine Technologie erforderte, welche die Sowjetunion nicht besaß. Seit 1990 beteiligen sich internationale Ölgesellschaften an der Suche nach Lagerstätten.[2] Zwischenzeitlich sind allein auf dem Gebiet der Inneren Mongolei 13 große Erdöl- und Erdgasfelder ermittelt worden, die Schätzungen zufolge drei Milliarden Tonnen Erdöl und 1.000 Milliarden Kubikmeter Erdgas beherbergen. Der Vorrat an Seltenen Erden in der Inneren Mongolei beträgt 84,59 Millionen Tonnen; dies sind 80 Prozent des Gesamtvorrats der Welt.[3]

Umweltschäden

Die Gobi erstreckt sich über weite Gebiete der Äußeren und Inneren Mongolei

Auf der Mongolischen Hochebene ist seit Ende des 20. Jahrhunderts eine rasant zunehmende Wüstenbildung feststellbar. Nach Angaben der Umweltagentur der Vereinten Nationen sind auf dem Plateau zwischen 1970 und 2015 rund 900 Flüsse ausgetrocknet, 2.000 Quellen versiegt sowie 1.200 Seen verschwunden. Im dünn besiedelten Staat Mongolei schwand die Anzahl der Seen seit Ende der 1980er Jahre um 18 Prozent. In der autonomen Inneren Mongolei, mit einer etwa zehnfach höheren Bevölkerungsdichte, dagegen fast doppelt so stark - um 34 Prozent.[4]

Wasserarmer Fluss im Südwesten des Plateaus

Als Ursachen werden aufgeführt, die Überweidung durch Viehherden, die Bewässerung für die Landwirtschaft, durch die der Grundwasserspiegel fällt, und vor allem der Bergbau. Die Minen benötigen große Mengen Wasser und verschlimmern daher die Austrocknung extrem, wie von Wissenschaftlern beispielsweise der Chinesischen Akademie der Wissenschaften oder der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe angegeben wird. Allein in der Inneren Mongolei hat sich die Anzahl der Kohleminen zwischen 2001 und 2015 versechsfacht.[5]

Zusammen zählt das Plateau zu den Hauptquellen von Sand- und Staubstürmen, die Chemikalien und andere Materialien über ganz Ostasien, mitunter bis nach Nordamerika transportieren. Vor allem die mit Quecksilber belasteten Goldabbaugebiete in der Äußeren Mongolei stellen eine hohe Belastung dar. Zum Beispiel wird in Bor-Öndör eine Goldmine betrieben, die in der Lage ist, eine Million Tonnen Sand pro Jahr zu waschen.[6] Dabei verwendet die Bergbauindustrie aufgrund einer höheren Ausbeute Quecksilber und Natriumzyanid, wodurch sich Gold einfacher und schneller von anderen Mineralien löst.[7] Laut Angaben von Amnesty International befinden sich große Mengen dieser Chemikalien in mehr als 20 Bezirken und neun Provinzen der Mongolei und verunreinigten so die örtlichen Trinkwasservorräte. Beispielsweise lag im Ömnö-Gobi-Aimag bereits 2006 der Quecksilberanteil 100- bis 125-mal und der Natriumzyanidanteil 900-mal über dem empfohlenen Grenzwert.[8]

Zunehmend investieren neben russischen und chinesischen besonders US-amerikanische, australische und kanadische Bergbauunternehmen sowohl im Staat Mongolei als auch in der Inneren Mongolei, teilweise sogar in grenzüberschreitenden Minen. Die extensive Nutzung und Erschließung von Bergwerken auf der Mongolischen Hochebene gilt als eine der Hauptursachen der Transnationalen Umweltverschmutzung in Ostasien.[9]

Einzelnachweise

  1. Germany Trade and Invest: Wirtschaftsentwicklung – Mongolei 2008/09, 18. August 2009. Abgerufen am 12. April 2012, S. 2
  2. Mongolei Bergbau Bodenschätze und Schwierigkeiten Interconnections-Verlag 2017, abgerufen am 21. Juli 2017.
  3. Geologie Innere Mongolei (Neimenggu) Mineralienatlas – Fossilienatlas online, abgerufen am 20. Juli 2017.
  4. Bergbau und Landwirtschaft. Das Mongolische Plateau trocknet aus. SPIEGELonline vom 3. Februar 2015, abgerufen am 20. Juli 2017.
  5. Christoph Behrens: Mongolei. Wo die Wüste die Nomaden schluckt. Süddeutsche Zeitung vom 21. Oktober 2015, abgerufen am 20. Juli 2017.
  6. 2012 Minerals Yearbook. Mongolia.US Geological Survey Minerals, abgerufen am 21. Juli 2017.
  7. Nicole Funck, Sarah Fischer: Mongolei. Wirtschaft. Verlag Peter Rump, 2015, S. 384.
  8. Amnesty International Jahresbericht Mongolei 2006. Amnesty International, abgerufen am 20. Juli 2017.
  9. Tserenbaltavyn Sarantuya: Projektland Mongolei. Bergbau in der Mongolei. Hanns-Seidel-Stiftung, 2014, S. 4 f.