Nephropathie
Nephropathie (altgriechisch ὁ νεφρός o nephros = die Niere; τὸ πάθος to pathos = das Leiden, die chronische Krankheit) ist der medizinische Fachausdruck für Erkrankungen der Niere oder für Einschränkungen der filtrativen Nierenfunktion.
Der Begriff wird für Nierenerkrankungen degenerativer Natur (früher und mancherseits auch heute mit dem Wort Nephrosen bezeichnet[1]) eingesetzt und beschreibt nicht entzündliche, zum Beispiel toxische oder erbliche, Nierenschädigungen wie:
- Analgetikanephropathie: durch langjährigen Missbrauch bestimmter Analgetika (früher „Phenazetin-Niere“, heute zum Beispiel Diclofenac).
- Chronische Transplantatnephropathie: eine häufig durch bestimmte Immunsuppressiva verursachte Funktionseinbuße einer Spenderniere nach einer Nierentransplantation.
- Diabetische Nephropathie: Spätkomplikation nach jahrelangem Diabetes mellitus. Die diabetische Nephropathie ist kein klar definiertes Krankheitsbild, sondern die Summe unterschiedlichster Veränderungen, die im Gefolge der diabetischen Stoffwechsellage in den Nieren entstehen können: Papillennekrosen,[2] Entzündungen, Gefäßveränderungen, Erkrankungen des Filterapparates der Niere. − Oft wird die Diagnose einer diabetischen Nephropathie nicht histologisch gesichert. Diabetiker haben oft zahlreiche Organschäden mit der Folge eines reduzierten Herzzeitvolumens. Dadurch verkleinern sich die Nierendurchblutung und damit parallel auch die glomeruläre Filtration.
- Hypertensive Nephropathie: nicht selten führen Nierenerkrankungen zu Erhöhungen des Blutdrucks, die wiederum zu einer weiteren Nierenschädigung führen können.
- Balkan-Nephropathie: eine endemisch in einigen Regionen des Balkan auftretende chronisch-toxische Nierenerkrankung, die hauptsächlich durch Aristolochiasäuren verursacht ist.
- HIV-assoziierte Nephropathie: eine durch das HI-Virus synergetisch beförderte Nierenerkrankung
- Kontrastmittel-Nephropathie:[3] eine durch Gabe von Kontrastmitteln in der Radiologie und in der Nuklearmedizin verursachte chronische Nierenerkrankung
Allgemein wird unter einer Nephrose jede histologisch nachweisbare Nierenkrankheit (Nierenparenchymkrankheit, mit Entartung der Epithelien[4]) verstanden.[5] Klinisch werden dagegen die nephrotischen (Adjektiv von Nephrose) von den nephritischen (Adjektiv von Nephritis) Nierenerkrankungen abgegrenzt; Unterscheidungsmerkmale sind die Entzündungszeichen. Analog wird zwischen einem nephritischen Syndrom und einem nephrotischen Syndrom unterschieden.[6]
Nach Wilhelm Nonnenbruch werden die (seltenen) renalen von den (häufigen) extrarenalen Nierensyndromen unterschieden.[7] Unterscheidungskriterium ist hier die Nachweisbarkeit beziehungsweise das Nichtvorhandensein von histologischen, parenchymatösen oder epithelialen Veränderungen im Nierengewebe als hinreichende kausale Ursache einer Niereninsuffizienz. Man muss also an die Niereninsuffizienz ohne Nierenkrankheit denken. Carl-Erich Alken spricht diesbezüglich von einer Nierenbeteiligung bei nichtrenalen Nierenerkrankungen.[8] 70 bis 80 Prozent der Fälle von akutem Nierenversagen beruhen auf solchen Extrarenalsyndromen („zirkulatorisch-ischämisches Nierenversagen“).[9]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Markwart Michler, Jost Benedum: Einführung in die Medizinische Terminologie, Springer-Verlag, 2. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 1981, ISBN 3-540-10667-7, S. 324.
- ↑ Hanns Peter Wolff, T. R. Weihrauch (Hrsg.): Internistische Therapie 1984, 5. Auflage, Urban & Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore 1984, ISBN 3-541-07265-2, S. 664.
- ↑ Ulrich Lammers (Nierenzentrum Oldenburg): KMnephropathie. (PDF) In: KMNephropathie.pdf. Dr. med. Ulrich Lammers, abgerufen am 3. Mai 2016.
- ↑ Otto Dornblüth: Klinisches Wörterbuch, 9. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin, Leipzig 1919, S. 238 f.
- ↑ Günter Thiele (Hrsg.): Handlexikon der Medizin, Urban & Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore ohne Jahr, Band 3 (L−R), S. 1703 f.
- ↑ Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage, Urban & Fischer, München, Jena 2003, ISBN 978-3-437-15156-9, S. 1303–1305.
- ↑ Wilhelm Nonnenbruch: Die doppelseitigen Nierenkrankheiten, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1949, S. 173–192.
- ↑ Jürgen Sökeland: Urologie, 10. Auflage, Thieme-Verlag, Stuttgart, New York 1987, ISBN 3-13-300610-X, S. 52 f.
- ↑ Gerhard Rodeck, Dieter Klaus: Initialsymptome und Erstmaßnahmen, in: Gerhard Rodeck (Hrsg.): Urologische Erkrankungen; "Praxis der Allgemeinmedizin", Band 18, Urban & Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore 1987, ISBN 3-541-13121-7, S. 18.