Nevrland

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Film
Titel Nevrland
Produktionsland Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2019
Länge 90 Minuten
Stab
Regie Gregor Schmidinger
Drehbuch Gregor Schmidinger
Produktion Ulrich Gehmacher
Kamera Jo Molitoris
Schnitt Gerd Berner
Besetzung

Nevrland ist ein österreichischer Spielfilm von Gregor Schmidinger aus dem Jahr 2019 mit Simon Frühwirth und Paul Forman in den Hauptrollen. Die Premiere erfolgte am 16. Jänner 2019 im Rahmen des Filmfestivals Max Ophüls Preis, wo der Film in den Wettbewerb eingeladen war und den Preis der Jugendjury gewann. Hauptdarsteller Simon Frühwirth wurde zudem als bester Schauspielnachwuchs ausgezeichnet.[1][2] Die Österreich-Premiere erfolgte im Rahmen der Diagonale in Graz im März 2019.[3] Der österreichische Kinostart war am 13. September 2019,[4] in Deutschland kam der Film am 17. Oktober 2019 in die Kinos. Im ORF wurde der Film erstmals am 21. Februar 2021 gezeigt.[5]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 17-jährige Jakob lebt mit seinem Großvater und seinem Vater in einer kleinen Wohnung in Wien. Um etwas Geld für das geplante Studium zu verdienen, arbeitet er als Aushilfskraft in jenem Schlachthof, in dem auch sein Vater tätig ist. Jakob kämpft mit einer Angststörung, die ihm das Leben zunehmend schwerer macht.

In einem Sex-Cam-Chat lernt er eines Nachts den 26-jährigen Künstler Kristjan kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich zunächst eine virtuelle Freundschaft, ohne dass es vorerst zu einem realen Treffen kommt. Erst nach einem schweren Schicksalsschlag nimmt Jakob seinen ganzen Mut zusammen und verabredet sich mit Kristjan in dessen Wohnung.[6]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dreharbeiten fanden im März und April 2018 in Wien und Oberösterreich statt. Unterstützt wurde der Film vom Österreichischen Filminstitut, vom Filmfonds Wien und vom Land Oberösterreich, beteiligt war der Österreichische Rundfunk. Produziert wurde der Film von der Orbrock Filmproduktion.[4]

Für Ton und Sounddesign zeichneten Gregor Kienel und Thomas Pötz verantwortlich, für das Kostümbild Christine Ludwig, für das Szenenbild Conrad Moritz Reinhardt und für die Maske Stefanie Lamm. Casting Director war Lisa Oláh.[4][7]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„In seinem starken Langfilmdebüt Nevrland [...] hat Gregor Schmidinger nach eigener Aussage viel Autobiografisches verarbeitet: Sein Vater ist ebenfalls Fleischhauer und er litt selbst viele Jahre unter massiven Angst- und Wahnvorstellungen. Und wer weiter zu seinem Namen im Netz recherchiert, erlebt einen ausgesprochen auskunftsfreudigen jungen Mann, der wie selbstverständlich über Potenz- oder Beziehungsprobleme, Dating-Apps oder Pornokonsum in und außerhalb der Schwulenszene spricht“, schreibt Filmkritiker Simon Hauck auf kino-zeit.de und spricht von einem „fulminanten Langfilmdebüt“.[8]

Jens Balzer bezeichnete den Film in der Zeit als symbolisch hoch aufgeladene, schön fotografierte und rhythmisierte Erzählung von der Sinn-, Selbst- und Sexsuche eines heranwachsenden Mannes. Er befand, dass sich die symbolische Überfrachtung der Story in gelegentlich etwas ungünstig wirkender Weise mit der mangelnden Originalität der Symbolik paare. „Wenn die Bilderrätsel derart simpel zu lösen sind wie in Nevrland, geht der Witz der Verrätselung irgendwie flöten.“[9]

Andrey Arnold schrieb in der Tageszeitung Die Presse, dass die lautstarke Ästhetik Schmidingers seine Zugehörigkeit zum heimischen Regienachwuchs verrate. Wie Monja Art (Siebzehn) und Katharina Mückstein (L’Animale) setze er lieber auf Affekt denn auf Distanz. Als filmische Inspirationsquelle erkennbar sei Gaspar Noé. Im Kontext der heimischen Filmlandschaft wirke die pulsierende Direktheit druckvoll und erfrischend. Dennoch überzeuge sie nur bedingt. Zu tief greife Schmidinger bei seiner Typen- und Milieuschilderung in die Klischeekiste, zu abgenutzt wirken sein Symbolkatalog und sein Effekt-Arsenal. Oft erscheine die surreale Künstlichkeit des Films arg angestrengt – oder nicht konsequent genug. „Doch einem Debüt kann man solche Dinge leicht verzeihen. Nevrland strotzt vor Ehrgeiz und Übermut. Allein das kann dem Ösi-Kino nicht schaden.“[10]

Auszeichnungen und Nominierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmfestival Max Ophüls Preis 2019[11]

  • Bester Schauspielnachwuchs (Simon Frühwirth)
  • Preis der Jugendjury

Diagonale 2019

Filmfestival Kitzbühel 2019

  • Auszeichnung als Bester Spielfilm[15]

Heimatfilmfestival 2019

  • Preis der Jugendjury[16]
Thomas Pötz, Gregor Kienel und Rudolf Gotts­berger (Öster­reichischer Film­preis 2020)

Österreichischer Filmpreis 2020

  • Auszeichnung in der Kategorie Beste männliche Nebenrolle (Josef Hader)[17]
  • Nominierung in der Kategorie Beste männliche Nebenrolle (Wolfgang Hübsch)
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Kamera (Jo Molitoris)
  • Nominierung in der Kategorie Bester Schnitt (Gerd Berner)
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Szenenbild (Conrad Moritz Reinhardt)
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Tongestaltung (Originalton: Gregor Kienel, Sounddesign: Thomas Pötz, Rudolf Gottsberger, Mischung: Thomas Pötz)

Romyverleihung 2020

  • Nominierung in der Kategorie Bester Nachwuchs männlich (Simon Frühwirth)[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kleine Zeitung: 69. BerlinaleMarie Kreutzers "Boden unter den Füßen" im Wettbewerb. Artikel vom 13. Dezember 2018, abgerufen am 13. Dezember 2018.
  2. Filmfestival Max-Ophüls-Preis: Nevrland. Abgerufen am 12. Jänner 2019.
  3. Gespräch mit Wettbewerbsregisseur Gregor Schmidinger: Ein heilsamer Akt kreativer Zerstörung (Memento vom 27. März 2019 im Internet Archive) In: Pfälzischer Merkur. Artikel vom 18. Jänner 2019
  4. a b c Österreichisches Filminstitut. Abgerufen am 13. Dezember 2018.
  5. Sinn- und Selbstfindung auf dem Weg nach „Nevrland“. In: ots.at. 18. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021.
  6. Österreichisches Filminstitut: Nevrland. Abgerufen am 13. Dezember 2018.
  7. Nevrland bei crew united, abgerufen am 13. Dezember 2018.
  8. Simon Hauck: Nevrland (2019). In: film-zeit.de. Abgerufen am 21. Januar 2019.
  9. Jens Balzer: "Nevrland": Sinn-, Selbst- und Sexsuche. In: ZEIT ONLINE. 15. Oktober 2019, abgerufen am 15. Oktober 2019.
  10. Andrey Arnold: Teenager in der Psycho-Hölle. In: Die Presse. 13. September 2019, abgerufen am 15. Oktober 2019.
  11. Filmfestival Max-Ophüls-Preis: Die Preisträger·innen 2019 (Memento vom 22. Januar 2019 im Internet Archive). Abgerufen am 19. Jänner 2019.
  12. Thomas Pluch Drehbuchpreise 2019. Abgerufen am 22. März 2019.
  13. Diagonale 2019: Schauspielpreise. Abgerufen am 23. März 2019.
  14. Julia Schafferhofer: Diagonale-Preis: Allererste Rolle in "Nevrland", zweiter Preis: Simon Frühwirth ist ein Naturtalent. 23. März 2019, abgerufen am 27. März 2019.
  15. Joachim Leitner: Otto Schenk und Helmut Berger: „Wir waren süchtig nach Natürlichkeit“. In: Tiroler Tageszeitung. 26. August 2019, abgerufen am 26. August 2019.
  16. Heimatfilmfestival: Spielfilmpreis für Französinne. In: Oberösterreichische Nachrichten. 26. August 2019, abgerufen am 26. August 2019.
  17. Nominierungen Österreichischer Filmpreis 2020. In: Akademie des Österreichischen Films. Abgerufen am 4. Dezember 2019.
  18. ROMY-Akademie-Preise: Das Spielfeld der Könner. In: Kurier.at. 11. März 2020, abgerufen am 11. März 2020.