Pantelleria

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Vorlage:Infobox Ort in Italien

Pantelleria ist eine italienische Insel im Mittelmeer. Pantelleria ist auch der Name der größten Gemeinde auf der Insel, die die Phönizier Hiranin und die Punier Cossyra nannten. Der Name Pantelleria stammt aus dem Arabischen und bedeutet "Tochter der Winde" (بنت الأرياح, Bent el-ariah).

Lage und Daten

Lage Pantellerias

Insel Pantelleria

Pantelleria liegt ca. 85 km südwestlich von Sizilien und 84 km nordöstlich von Tunesien etwa mittig in der Straße von Sizilien. Die Insel hat eine Fläche von ca. 83 km², bei maximal 14 km Länge und 9 km Breite.

Sie liegt damit auch an der Schiffsroute von Gibraltar zum Suez-Kanal.

Für Vögel ist sie Station im Vogelflug Italien (Europa) - Afrika.

Gemeinde Pantelleria

In der Gemeinde wohnen 7627 Einwohner (Stand am 31. Januar 2006). Die Insel (und somit die Gemeinde Pantelleria) gehört zur Provinz Trapani. Die Haupteinnahmequelle der Einwohner ist die Landwirtschaft, es werden Wein und Kapern angebaut. Im Sommer ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle.

Geologie

Monte Gibelè von der Montagna Grande aus gesehen

Die Insel ist vulkanischen Ursprungs, was sich an zahlreichen Thermalquellen zeigt. Der höchste Berg Pantellerias ist der 836 m hohe Vulkan Montagna Grande, der mit seinen Auswürfen die Insel bildete. Der 700 m hohe Monte Gibelè hat heute noch die Form eines Kraters. Entlang des Gebirges gibt es zahlreiche gut ausgeschilderte und ausgebaute Wanderwege, die auch für ungeübte Wanderer geeignet sind.

Geschichte

Steinhütte (Dammuso)
Leuchtturm an der Nordküste

Pantelleria war schon früh besiedelt. Der heimische Obsidian war bereits im Neolithikum ein begehrter Rohstoff und gelangte ins nahe Sizilien und nach Tunesien, aber auch nach Süditalien, Malta und an den Golfe du Lion.

Man findet turmartige Strukturen, Sesi genannt, welche wahrscheinlich die Kult- und Beerdigungsstätten der Sesioten waren, einem Volk, das im 5. Jahrtausend v. Chr. die neolithische Kultur auf die Insel brachte. Die Ruinen einer bronzezeitlichen Siedlung wurden bei Mursia entdeckt.

Beim Ort Pantelleria befindet sich der Parco Archeologico delle antiche Capitali di Pantelleria. Die Insel war ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. einer der frühesten und wichtigsten Stützpunkte der Phönizier und Karthagos, ehe sie im Ersten Punischen Krieg 255 v. Chr. von Rom erstmalig und 217 v. Chr. endgültig erobert wurde. Im 5. Jahrhundert v. Chr. umfasste der Machtbereich Karthagos die Küsten Nordafrikas, das südliche Spanien, den Westteil Siziliens sowie weite Teile Sardiniens und Malta. Zisternen und Terrassen aus punischer Zeit finden sich auf der süsswasserarmen Insel. Unter dem Dammuso auf der höchsten Spitze des Berges S. Marco liegen drei komplett erhaltene, monumentale ovale Zisternen die punischen Ursprungs sind. Weitere Zisternen finden sich im gesamten Hügelbereich. Auffällig sind auch die Reste mehrerer monumentaler Terrassen- und Befestigungsmauern aus sorgfältig behauenen Trachytquadern, die den oberen Bereich des S. Marco- und S. Teresa-Hügels umziehen. In einer modernen Mauer fanden sich zahlreiche antike Bauglieder, die vermutlich von einem Monumentalbau auf der Akropolis stammen. Mosaikböden bezeugen die Anwesenheit der Römer auf der Insel, die Pantelleria Cossyra nannten. Nach den Römern kamen die Vandalen, Byzantiner, die Araber, und die Normannen. 1550 und 1553 eroberten und plünderten die Sarazenen bzw. die Türken die Insel.

Pantelleria wird auch als die historische Insel der Kalypso vermutet (wahrscheinlicher erscheint Gozo).

Im Zweiten Weltkrieg war Pantelleria das erste Ziel der alliierten Invasion Italiens. Mussolini hatte die Insel zur Festung ausbauen lassen. Zwischen dem 18. Mai und dem 11. Juni 1943 wurden 6200 Tonnen Bomben abgeworfen (mehr als bei den Angriffen auf Dresden mit 3900 Tonnen). Am 11. Juni 1943 mittags ergab sich die Garnison, die Alliierten landeten auf der Insel und 78 deutsche und 11621 italienische Soldaten gingen in Gefangenschaft.[1]

Etwa seit 1998 nimmt die Zahl der Boots-Flüchtlinge aus Tunesien nach Europa jährlich zu. Es kommt in dem Seegebiet um die Insel immer wieder zu Schiffsunglücken mit Todesfällen.[2]

Klima

Auf Pantelleria herrscht ein im Sommer sehr heißes, im Winter warmes trockenes Klima. Es gibt nur geringe Niederschläge. Es weht fast immer Wind, entweder der kalte Mistral aus dem Nordwesten oder der heiße Scirocco aus dem Süden.

Verkehr

Zwei Fährlinien verbinden die Insel täglich mit Trapani auf Sizilien, dorthin besteht auch eine Flugverbindung. Weitere Flugverbindungen gibt es nach Palermo und nach Rom.

Sehenswürdigkeiten

Folgende weitere Sehenswürdigkeiten gibt es auf Pantelleria:

  • Der Specchio di Venere (Spiegel der Venus) ist ein Binnensee vulkanischen Ursprungs, der vor 16.000 Jahren entstanden sein dürfte. Er ist die einzige größere natürliche Süßwasseransammlung auf der Insel. Der See wird durch heiße Quellen gespeist (34 - 56°C) und verliert sein Wasser ausschließlich durch Verdunstung. Am 12 m tiefen See kommen sechs Libellen-Arten (Odonata) und acht Wasserkäfer-Arten (Coleoptera) vor, Fische gibt es keine. Der See ist der einzige bekannte Fundort der afrikanischen Oasen-Pechlibelle (Ischnura fountaineae) in Europa.
  • Stadt und Akropolis auf dem Doppelhügel von San Marco e Santa Teresa
  • das Castello Barbacane, eine Festung, deren Ursprung unbekannt ist
  • die Meeresgrotten, die Grotta della Storto (nur mit dem Boot zu erreichen)

Literatur

  • Thomas Schäfer: Caesar in der Stadt. Die neuentdeckten Marmorbildnisse aus Pantelleria", Ausstellungskatalog Harburg, Tübingen 2004


Siehe auch

Die Insel Ferdinandea (Nerita), war eine 1831 durch einen vulkanischen Ausbruch entstandene, aber bald darauf wieder verschwundene Insel rund 60 km von der Südwestküste Siziliens entfernt, zwischen Pantelleria und der sizilischen Stadt Sciacca. Nach neuesten Untersuchungen war/ist sie Teil des Unterseevulkans Empedocle (Empedokles).

Quellen

  1. Gisela Graichen: Schliemanns Erben - Von den Römern im Orient zur Goldstraße der Inka, Hoffmann und Campe, Hamburg 2003, S. 55
  2. Europäisches Segel-Informationssystem - Seenotfälle (ESYS)

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