Paul Pohle (Widerstandskämpfer)

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Stolperstein für Paul Pohle vor seiner letzten Wohnadresse, der heutigen Pohlestraße 12.

Paul Pohle (geboren am 4. November 1883 in Cöpenick; gestorben am 21. Juni 1933 in Berlin-Köpenick) war ein deutscher Former und Sozialdemokrat, der ein Opfer der Köpenicker Blutwoche wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Pohle erlernte den Beruf eines Formers. Einige Jahre war er als Schraubendreher in der Firma Thiele & Co. in Berlin-Kreuzberg tätig. Er war Mitglied der SPD, des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes und Funktionär des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold.[1] Seit ca. 1925 war er Hilfslaborant in der Apotheke des Krankenhauses Köpenick. Ende März 1933 wurden in Köpenick die Sozialdemokraten Paul Ufermann[2] und Maria Jankowski von der SA schwer misshandelt. Ihre Verletzungen wurden bei den Behandlungen im Krankenhaus Köpenick heimlich fotografiert und die Aufnahmen ins Ausland gebracht, wo sie als Beweis für das gewaltsame Vorgehen der Nationalsozialisten veröffentlicht wurden. Paul Pohle hatte einen wesentlichen Anteil an dem Schmuggel dieses politisch hochbrisanten Materials.[3]

Am 21. Juni 1933 wurde Pohle vor seiner Wohnung durch den SA-Sturm 2/15 von SA-Sturmführer Herbert Scharsich[4] in das gegenüberliegende SA-Heim „Demuth“ gebracht. Vermutlich gehörte er zu der Gruppe von Personen, die von der SA anschließend mit erhobenen Händen durch die Straßen Köpenicks getrieben und wieder zurück ins Lokal „Demuth“ geführt wurde. Sein 25-jähriger Sohn Kurt folgte dem Zug, um zu sehen wohin sein Vater gebracht werden sollte. Er wurde in der Altstadt von der SA erkannt, niedergeschlagen und gemeinsam mit seinem Vater in das SA-Lokal gebracht. Wie sein Vater musste auch er hier schwere Misshandlungen ertragen. Pohle wurde auf dem sog. „Heuboden“ gefoltert und ermordet. Seine Leiche wurde im Forst bei Schmöckwitz aufgehängt am 17. Juli 1933 aufgefunden.[5][6]

Am 12. Februar 1934 schlug die Zentralstaatsanwaltschaft das „Verfahren in der Todesermittlungssache Stelling, von Essen, Pokern und Pohle“ nieder.[7]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1948 „Pohlestraße“ (davor Elisabethstraße)
  • Am 4. November 2003 Gedenktafel Pohle-Straße 12 durch Bezirksbürgermeister Dr. Klaus Ulbricht enthüllt.
  • Am 2. Dezember 2003 Stolperstein in der Pohle-Straße 12 verlegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kurt Werner, Karl Heinz Biernat: Die Köpenicker Blutwoche Juni 1933. Dietz Verlag, Berlin 1958. (47 S.)
    • Kurt Werner, Karl Heinz Biernat: Die Köpenicker Blutwoche Juni 1933 mit einem Anhang der Opfer. Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 30, 35, 63, 65. (103 S.)
  • Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band I. Verstorbene Persönlichkeiten. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 303.
  • BdA Köpenick (Hrsg.): Gedenken und Mahnung – gegen das Vergessen, Zur Erinnerung an die vom Naziterror verfolgten Kinder, Frauen und Männer des Stadtbezirks Berlin-Köpenick in den Jahren 1933 bis 1945. Berlin 2001, S. 23.
  • Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Köpenick und Treptow. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 2010, S. 29, 31, 36, 302. (=Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945. Band 9) ISBN 3-926082-03-8. Digitalisat
  • Stefan Hördler (Hrsg.): SA-Terror als Herrschaftssicherung. „Köpenicker Blutwoche“ und öffentliche Gewalt im Nationalsozialismus. Metropol, Berlin 2013, ISBN 978-3863311339.
  • Gunther Geserick, Klaus Vendura, Ingo Wirth: Zeitzeuge Tod. Spektakuläre Fälle der Gerichtsmedizin. 6. Aufl. Militzke Verlag, 2011, Leipzig 2011, ISBN 978-3-86189-628-9 Digitalisat teilweise.
  • Pohle, Paul. In: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 6. Trafo-Verlag, Berlin 2003, S. 71. ISBN 3-89626-356-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paul Pohle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945.
  2. „Paul Ufermann, schon vor 1933 in der SPD und im Reichsbund der deutschen Presse aktiv, arbeitete nach 1945 für die in Ost-Berlin erschienene SPD-Zeitung ‚Das Volk‘; 1946 trat er der SED bei und wurde Chefredakteur des SED-Blattes ‚Vorwärts‘.“ (Bernd Sösemann: Emil Dovifat. Studien und Dokumente zu Leben und Werk. de Gruyter Berlin 1998, S. 329.)
  3. Marion Goers.
  4. Geboren am 12. Januar 1903 in Berlin.
  5. Kurt Werner, Karl Heinz Biernat, S. 35.
  6. Franz Osterroth.
  7. Stefan Hördler, S. 73.