Paul von Bojanowski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Paul von Bojanowski als leitender Bibliothekar in der großherzoglichen Bibliothek in Weimar, um 1904–1905

Paul von Bojanowski (* 24. Januar 1834 in Schwedt; † 19. Juni 1915 in Weimar) war ein deutscher Journalist, Bibliothekar und Schriftsteller.

Bojanowskis Eltern waren der preußische Generalmajor Xaver von Bojanowski (1787–1856) und Rosalie, geborene von Knobelsdorff, Schwester der Ida von Lüttichau. Sein Bruder Alfred Alfons war auf Seiten der Revolutionäre beteiligt an der Revolution 1848 und starb an Verletzungen, die er sich beim Kampf in Berlin zugezogen hatte.

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Halle, Heidelberg und Berlin legte Paul von Bojanowski 1856 das Auskultatorexamen ab. Von 1859 bis 1863 war er als Journalist in Paris tätig.

1863 kam er nach Weimar, wo er das seit 1817 bestehende „Oppositions-Blatt oder Weimarische Zeitung“ über 30 Jahre lang herausgab. Von 1893 an leitete er in der Nachfolge Reinhold Köhlers als Oberbibliothekar bis 1915 die Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) in Weimar. Ihm gelang 1904 der Erwerb von 17 Autographen Martin Luthers für die Bibliothek, und er veranstaltete unter anderem die erfolgreichen Bibliotheks-Ausstellungen zum 100. Todestag von Herzogin Anna Amalia mit einer Vielzahl von Gemälden, Handschriften und Büchern aus ihrem Besitz (1907) sowie zu Bucheinbänden (1913), bei der die Weimarer Buchbindergeschichte erstmals dokumentiert wurde.

Bojanowski war ab 1899 Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Die philosophische Fakultät der Universität Jena verlieh ihm anlässlich seines 80. Geburtstags 1914 die Ehrendoktorwürde.

Von 1868 bis 1871 war er Mitglied des Landtages des Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenachs und von 1874 bis 1877 Mitglied des Deutschen Reichstags für die Nationalliberale Partei. Er vertrat den Reichstagswahlkreis Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1 (Weimar – Apolda).[1]

  • Erstürmung der Bastille. Weimar 1865.
  • Geschehenes und Geschriebenes. Tagebuchblätter eines Journalisten aus den Kriegsmonaten der Jahre 1870 und 1871. Hermann Böhlau, Weimar 1871. (Digitalisat)
  • Herzog Carl August und der Pariser Buchhändler Pougens. Hermann Böhlau, Weimar 1903 (digitale Fassung der HAAB)
  • Das Weimar Johanns Sebastian Bachs. Zur Erinnerung an den 8. April 1703. Mit einem Bilde: Die Schlosskirche zur Zeit Bachs. Hermann Böhlau, Weimar 1903.
  • Weimar und die Kaiserin Augusta. Hermann Böhlau, Weimar 1911.
  • Karl Bader: Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten. Harrassowitz, Leipzig 1925 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft; 55), S. 23.
  • Annette Seemann: Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Frankfurt/Main und Leipzig, Insel Verlag 2007 (Insel-Bücherei; 1293), ISBN 978-3-458-19293-0.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage, Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 272.