Picknick am Valentinstag

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Film
Titel Picknick am Valentinstag
Originaltitel Picnic at Hanging Rock
Produktionsland Australien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1975
Länge 115 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Peter Weir
Drehbuch Cliff Green
Produktion
Musik
Kamera Russell Boyd
Schnitt Max Lemon
Besetzung

Picknick am Valentinstag (Originaltitel: Picnic at Hanging Rock) ist ein australischer Spielfilm von Peter Weir aus dem Jahre 1975, der auf dem gleichnamigen Roman von Joan Lindsay basiert. Als einer der ersten australischen Filme, die ein internationales Publikum fanden und dem australischen Film so zu seinem internationalen Durchbruch verhalfen, wurde er von Kritikern und Zuschauern gleichermaßen geschätzt, und gilt heute als einer der Meilensteine des australischen Kinos. Die Premiere fand am 8. August 1975 in Adelaide statt. In Deutschland kam der Film am 24. Juli 1977 in die Kinos.

1900, im australischen Bundesstaat Victoria: Die Witwe Mrs. Appleyard führt mit harter Hand das Mädcheninternat Appleyard College nahe der Kleinstadt Woodend. Am Valentinstag brechen die Schülerinnen gemeinsam mit der gebildeten Mathematiklehrerin Miss McCraw und der jungen, freundlichen Französischlehrerin Dianne de Poitiers zu einem Kutschausflug am Hanging Rock auf. Ebenfalls dort anwesend an diesem Tag ist der junge Engländer Michael Fitzhubert, der zusammen mit dem Familiendiener Albert beobachtet, wie sich die vier Mädchen Miranda, Marion, Irma und Edith vom Rest der Gruppe entfernen. Die vier Mädchen gelangen über verzweigte Wege auf die Spitze des Hanging Rock und legen sich dort in die Sonne. Auf einmal bewegen sich Miranda, Marion und Irma wie in einer Trance hinter einen Felsvorsprung. Die drei reagieren nicht auf die Rufe von Edith, die verzweifelt schreit und zu den anderen Schülerinnen zurückläuft. Doch nicht nur die drei Schülerinnen, auch Miss McCraw ist spurlos verschwunden – Edith erinnert sich, dass die Lehrerin ihr bei der Flucht von der Spitze des Hanging Rock entgegengekommen sei und dabei nur Unterkleidung getragen habe.

Mehrere Suchaktionen der örtlichen Polizei verlaufen ohne Ergebnis, auch der Grund ihres Verschwindens kann nicht ermittelt werden. Michael Fitzhubert entwickelt eine zunehmende Besessenheit für den Fall und insbesondere für die außergewöhnlich schöne Miranda, woraufhin er auf eigene Faust am Hanging Rock übernachtet und Untersuchungen anstellt. Am nächsten Morgen findet der Diener Albert Michael zusammengesackt und mit einer Wunde auf der Stirn am Felsen auf. Bevor er vom Arzt abtransportiert wird, übergibt Michael Albert einen Fetzen Stoff, der zu der Kleidung der Mädchen im Internat passt. Tatsächlich macht sich Albert danach am Hanging Rock auf die Suche und findet Irma bewusstlos, aber lebend auf. Trotz der einen Woche seit dem Verschwinden weist sie keine schweren Verletzungen auf, doch wie Michael hat sie eine Wunde auf der Stirn.

Das unerwartete Auftauchen Irmas elektrisiert die Bürger und die Presse. Die anderen drei Frauen bleiben aber trotz weiterer Suche unauffindbar, und es wird ein Trauergottesdienst für sie abgehalten. Michael und später die anderen Schülerinnen des Internats verlangen von Irma die Aufklärung des Falls, doch sie scheint sich an nichts mehr erinnern zu können. Die anderen Schülerinnen glauben Irma das nicht und greifen sie an. Irma wird schließlich zu ihren Verwandten nach England zurückgeschickt.

Die Vorfälle am Hanging Rock und die darauffolgenden Spekulationen sind der Ausgangspunkt für den Niedergang der Mädchenschule: Immer mehr Eltern melden ihre Mädchen ab, die Lehrerin Miss Lumley kündigt, und Mrs. Appleyard verfällt dem Alkohol. Die Schülerin und Waise Sara, die bei dem Ausflug nicht dabei sein durfte, hält Miranda für eine Prophetin und liebt sie abgöttisch. Sie glaubt an ein übernatürliches Verschwinden. Da Sara ihr ein Dorn im Auge ist und ihr Schulgeld sowieso schon seit langem überfällig ist, kündigt Mrs. Appleyard ihr an, dass sie ins Waisenhaus zurückgeschickt werden müsse. Am nächsten Tag findet der Gärtner Sara tot in einem kleinen Gewächshaus auf. Nach ihren Verletzungen zu urteilen hat sie sich aus einem Fenster in den Tod gestürzt. Zuvor hatte Mrs. Appleyard gegenüber Miss de Poitiers gelogen, dass Sara schon abgereist sei. Unterdessen erzählt Albert Michael, dass ihm seine Schwester Sara, mit der er einst im Waisenhaus aufwuchs und über deren Verbleib er nichts weiß, im Traum erschienen ist.

Mrs. Appleyard wird wenig später vor dem Hanging Rock gefunden. Ob es sich dabei um einen Selbstmord oder einen Unfall handelte, bleibt ungeklärt. Ebenso ungeklärt bleibt, trotz sporadischer Suchen in den nächsten Jahren, für immer das Verschwinden von Miss McCraw und den zwei Schülerinnen.

Der Film behauptet, „auf einer wahren Begebenheit“ zu beruhen, was durch einen Zwischentitel mitgeteilt wird, was aber nicht der Wahrheit entspricht.

Mit der Australian Film Commission, McElroy & McElroy, British Empire Films, Picnic Productions Ltd und der South Australian Film Corporation waren am Ende insgesamt fünf Produktionsfirmen an Picknick am Valentinstag beteiligt[2], obwohl das Budget des Filmes bei nur 440.000 australischen Dollar lag.[3] Die Dreharbeiten fanden ab Februar 1975 in einem Zeitraum von sechs Wochen statt. Die Besetzung der Mädchenrollen erwies sich als anspruchsvoll, da Weir unbedingt Schauspielerinnen wollte, die ein viktorianisches Aussehen hatten. Letztlich fand er viele der Schauspielerinnen im ländlichen Südaustralien.[4]

Peter Weir erstellte zwei Jahrzehnte später einen Director’s Cut des Films, der 1998 erstmals auf DVD bei der Criterion Collection erschien und auch in den folgenden deutschen DVD- und Blu-Ray-Ausgaben des Films verwendet wird. Der Director’s Cut entfernt rund acht Minuten und fügt eine Minute neues Filmmaterial hinzu, wodurch die Laufzeit etwa sieben Minuten kürzer wird. Die entfallenen Szenen konzentrieren sich dabei insbesondere auf das Verhältnis zwischen Irma und Michael, der sie nach den Geschehnissen am Valentinstag ausfragt und zwischen denen kurz eine romantische Spannung entsteht, die aber handlungstechnisch am Ende in keine wichtige Richtung führen. Der Cut wurde damit begründet, dass die Szenen zu offensichtlich auf den Zuschauer gewirkt hätten, ohne diese Szenen wirke der Film nun im Director’s Cut stringenter.[5][6] Anne-Louise Lambert, die Darstellerin der Miranda, kritisierte dagegen, dass wenn der Film einmal vom Regisseur an die Öffentlichkeit gelassen worden sei, er der Öffentlichkeit gehören sollte, da einige der nunmehr entfernten Szenen vielgeliebt seien.[7] Die entfallenen Szenen des Director’s Cut sind in den meisten DVD- und Blu-Ray-Ausgaben des Films als Bonusmaterial enthalten.

Zu hören sind Beethovens 5. Klavierkonzert, Eine kleine Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart sowie der walisische Militärmarsch Men of Harlech.[8] Für den Film spielte Gheorghe Zamfir die Kompositionen Doina Lui Petru Unc und Doina: Sus Pe Culmea Dealului auf der Panflöte ein. Zusätzliche Originalmusik (die sogenannte „The Ascent Music“) für die Schlüsselszene des Aufstieges auf den Hanging Rock schrieb der australische Filmkomponist Bruce Smeaton.

William Fords Gemälde At the Hanging Rock von 1875 zeigt die Felsengegend mit einer Gruppe Frauen im Vordergrund
Martindale Hall in Mintaro (South Australia) diente als Appleyard Hall

„Trotz einiger Längen und melodramatischer Schnörkel fesselt der Film vor allem im ersten Teil durch eine starke Spannung.“

„Peter Weirs Picknick am Valentinstag bildet einen Film über ein fesselndes Mysterium, der von einer unterdrückten sexuellen Hysterie durchsetzt ist. Dabei verwendet er zwei Markenzeichen des modernen australischen Films: eine wunderschöne Kinematographie und Geschichten über die Kluft zwischen den europäischen Siedlern und Mysterien des alten Australien.“

Roger Ebert[10]

„Horror kommt nicht unbedingt in Form eines Herrn in Abendkleidung mit langen Eckzähnen, eines verstümmelten Leichnams oder eines Arztes, der ein Gehirn im Goldfischglas aufbewahrt. Er kann auch an einem sonnigen Tag geschehen, wenn sich kindliche Unschuld und Andeutungen einer unerforschten Sexualität verbinden und eine intensive euphorische Stimmung erzeugen, die einen in einen Zustand jenseits von Leben oder Tod versetzt. Solch ein Horror ist unaussprechlich, nicht etwa weil er so furchtbar ist, sondern weil er schwer fassbar bleibt und sich herkömmlichen Erklärungen und Definitionen entzieht.“

Picknick am Valentinstag bleibt der Film, mit dem der Name Peter Weir am engsten verbunden ist, und er stellt weiterhin einen der Meilensteine des australischen Kinos dar. Er machte Peter Weir international bekannt und leitete eine Renaissance des australischen Films ein.“

Jonathan Rayner[12]

Picknick am Valentinstag gewann zwischen 1975 und 1979 vier internationale Film- bzw. Festivalpreise und wurde für zwölf weitere nominiert.[13] Mehrfach preisgekrönt wurde u. a. die Kameraarbeit von Russell Boyd.

Filmpreis
(Auswahl)
Kategorie Preisträger/
Nominierte
Resultat
Australian Film Institute Awards 1976 Bester Film Patricia Lovell,
Hal McElroy,
Jim McElroy
Nominiert
Beste Regie Peter Weir Nominiert
Beste Hauptdarstellerin Helen Morse Nominiert
Beste Nebendarstellerin Anne-Louise Lambert Nominiert
Bester Nebendarsteller Tony Llewellyn-Jones Nominiert
Bestes Drehbuch Cliff Green Nominiert
Beste Kamera Russell Boyd Nominiert
Australian Writers’ Guild 1976 Bestes Drehbuch – Spielfilm Cliff Green Gewonnen
British Academy Film Awards 1977 Beste Kamera Russell Boyd Gewonnen
Beste Kostüme Judith Dorsman Nominiert
Bester Ton Greg Bell,
Don Connolly
Nominiert
British Society of Cinematographers 1976 Beste Kamera Russell Boyd Nominiert
Saturn Awards 1979 Beste Kamera Russell Boyd Gewonnen
Bestes Drehbuch Cliff Green Nominiert
Taormina International Film Festival 1976 Bester Film Peter Weir Gewonnen

Dokumentationen

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  • Mark Hartley: A Dream Within a Dream: The making of 'Picnic at Hanging Rock' . Australien, 2004, 120 Min. (Teil 1, Teil 2)
  • Joan Lindsay: Picknick am Valentinstag. Roman (Originaltitel: Picnic at Hanging Rock). Deutsch von Werner Wolf. Mit einem Nachwort von Florian F. Marzin. Ungekürzte Ausgabe. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 2004, 284 S., ISBN 3-423-20687-X
  • Jonathan Rayner: Contemporary Australian Cinema: An Introduction. Manchester University Press 2000, ISBN 0-7190-5327-7, S. 63–70
  • Ed Roginski: Picnic at Hanging Rock by Peter Weir. Film Quarterly, Vol. 32, No. 4, Sommer 1979, S. 22–26 (JSTOR:1211956)
  • Anna Backman Rogers: Picnic at Hanging Rock. Bloomsbury (BFI Film Classics), 2022, ISBN 978-1-83902-336-1
  • J. A. Wainwright: Desolation Angels — World and Earth in "Picnic at Hanging Rock" . Antipodes, Band 10, Nr. 2 (Dezember 1996), S. 121–123 (JSTOR:41956759)
  • Richard James Leonard: The Mystical Gaze Of The Cinema. The films of Peter Weir. Melbourne University Publishing, ISBN 978-0-522-85994-2, Kapitel Picnic at Hanging Rock, S. 133–163 (Digitalisat)
  • Claire McCarthy: Adaptions Down Under. In: The Routledge Companion to Adaptation. Taylor & Francis, 2018, ISBN 978-1-317-42655-4

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Picknick am Valentinstag. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, April 2004 (PDF; Prüf­nummer: 73 530 V/DVD).
  2. Picnic at Hanging Rock (1975) – IMDb Company. Abgerufen am 3. April 2019.
  3. David Stratton: The Last New Wave: The Australian Film Revival, Angus & Robertson, 1980, S. 68–69.
  4. Serena Formica: Peter Weir: A Creative Journey from Australia to Hollywood. Intellect Books, 2012, ISBN 978-1-84150-477-3 (google.de [abgerufen am 3. April 2019]).
  5. David Harley: Picnic at Hanging Rock (R2). In: Bloody Disgusting! 24. Juni 2008, abgerufen am 3. April 2019 (amerikanisches Englisch).
  6. David Harley: Picnic at Hanging Rock (R2). In: Bloody Disgusting! 24. Juni 2008, abgerufen am 3. April 2019 (amerikanisches Englisch).
  7. MrUndersky: About the Director's cut of Picnic at Hanging Rock. 6. März 2014, abgerufen am 3. April 2019.
  8. Soundtrack. IMDb; abgerufen am 11. Februar 2009.
  9. Picknick am Valentinstag. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 11. Februar 2009.
  10. Roger Eberts Filmkritik zu Picknick am Valentinstag
  11. Vincent Canby in der New York Times vom 23. Februar 1979
  12. Jonathan Rayner: The Films of Peter Weir. Continuum International Publishing Group 2006, ISBN 0-8264-1908-9, S. 59 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
  13. Picknick am Valentinstag (1975) – Awards. In: imdb.com (abgerufen am 16. November 2021).