Polynom vierten Grades

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Polynom 4. Grades)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Algebra ist ein Polynom vierten Grades ein Polynom der Form

mit ungleich Null. Eine quartische Funktion ist die diesem Polynom entsprechende Abbildung . Eine biquadratische Funktion ist eine quartische Funktion mit und .[1]

Eine quartische Gleichung oder Gleichung vierten Grades ist eine Gleichung der Form

mit . Entsprechend spricht man auch von biquadratischen Gleichungen.

Eigenschaften quartischer Funktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden sei eine durch mit definierte quartische Funktion.

Verhalten im Unendlichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bei allen ganzrationalen Funktionen von geradem Grad gilt

, ,

falls der führende Koeffizient positiv ist, und

, ,

falls negativ ist.

Nullstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Polynom vierten Grades hat höchstens vier Nullstellen, kann aber auch keine reellen Nullstellen haben. Es hat, wenn Nullstellen entsprechend ihrer Vielfachheit gezählt werden, genau vier komplexe Nullstellen. Falls alle Nullstellen reell sind, ist die Diskriminante nichtnegativ. Die Umkehrung gilt nicht, das Polynom hat positive Diskriminante, aber keine reellen Nullstellen.

Für die (komplexen) Nullstellen gibt es eine Lösungsformel, siehe Quartische Gleichung. Das numerische Auffinden reeller Nullstellen ist beispielsweise mit dem Newton-Verfahren möglich.

Lokale Extrema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Polynomfunktion ist beliebig oft differenzierbar; für ihre 1. Ableitung ergibt sich die kubische Funktion

.

Ist deren Diskriminante positiv, so besitzt genau drei lokale Extrema, nämlich für ein lokales Maximum und zwei lokale Minima oder für zwei lokale Maxima und ein lokales Minimum.

Wendepunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine quartische Funktion besitzt höchstens zwei Wendepunkte . Die Wendestellen sind die Nullstellen der 2. Ableitung .

Polynome vierten Grades[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei ein beliebiger Ring. Als Polynome vierten Grades über bezeichnet man Ausdrücke der Form

mit und . Formal handelt es sich um Elemente des Polynomringes vom Grad 4, sie definieren Abbildungen von nach . Für handelt es sich im obigen Sinne um quartische Funktionen.

Falls ein algebraisch abgeschlossener Körper ist, zerfällt jedes Polynom vierten Grades als Produkt vierer Linearfaktoren.

Allgemeiner sind quartische Polynome in Variablen Ausdrücke der Form

,

wobei nicht alle Null sein sollen. Diese Polynome definieren Abbildungen von nach . Ihre Nullstellenmengen im werden für als quartische Kurven und für als quartische Flächen bezeichnet.

Lösung der Gleichung vierten Grades durch Radikale (Wurzelausdrücke)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natur der Lösungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die quartische Gleichung

mit reellen Koeffizienten und ist die Natur der Wurzeln (der Lösungen) im Wesentlichen gegeben durch das Vorzeichen der sogenannten Diskriminante

Zusätzlich muss man noch vier weitere Polynome betrachten. Man erhält daraus die Information, wie viele Nullstellen reell und wie viele echt komplex sind.

Allgemeine Formeln für die Wurzeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volle Lösungsformel. Zu kompliziert, um wirklich nützlich zu sein.[2]

Die vier Wurzeln , , und der allgemeinen quartischen Gleichung

mit a ≠ 0 ergeben sich aus der folgenden Formel.

mit p und q wie folgt

wobei

(falls oder , siehe unter Spezialfälle der Formel unten)

hierbei ist

und

wobei die oben genannte Diskriminante ist. Für die in auftretende dritte Wurzel, kann jede beliebige der komplexen dritten Wurzeln genutzt werden.

Spezialfälle der Formel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Falls und muss das Vorzeichen von so gewählt werden, dass .
  • Falls muss die Wahl der dritten Wurzel in der Definition von so geändert werden, dass Dies ist immer möglich, außer wenn das Polynom vierten Grades als faktorisiert werden kann, wodurch die Lösungen gegeben sind.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Arnfried Kemnitz: Mathematik zum Studienbeginn - Grundlagenwissen für alle technischen, mathematisch-naturwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge. 12. Auflage. Springer, 2019, ISBN 978-3-658-26603-5, S. 97.
  2. Quartic formula as four single equations. In: PlanetMath. (englisch)